Türen öffnen

“ Es kommt wie es kommt und es ist wie es ist“ –  Alan Karlson ( Der Hundertjährige)

Und das ist gut so. Einmal mehr habe ich erlebt, was Tolles passieren kann, wenn man sich ab und zu einfach treiben lässt, abwartet was als nächstes passiert und hoffentlich nichts erwartet. Noch bin ich kein Profi dieser Lebensphilosophie, aber ich möchte gerne lernen dem Zufall mehr Platz in meinem Leben einzuräumen. Vielleicht passiert dann öfter so etwas Tolles :

Eigentlich war ich auf dem Weg zu einem Stoffladen, um meine Sucht etwas zu stillen. Stoff kaufen, obwohl ich keine Nähmaschine hier auftreiben kann. Schon echt verzeifelt. Weil ich leider nur noch ein paar Rubel bei der Hand hatte, musste ich zunächst eine Bank auftreiben. Gemütlich streifte ich durch die Gassen. Eine Bank fand ich erstmal nicht. Dafür fiel mir eine Telefonzelle mit Büchern ins Auge in der zwei Jugendliche nach neuer Lektüre stöberten. Die beiden schienen keine Eile zu haben wieder hinaus zu kommen. Sehr verständlich.  Also schaute ich, was in den Fenstern hinter der Minibibliothek so los war. Noch mehr Bücher! Bis an die Wand. Die kleine Zelle hier war also die Werbung für eine richtige Bibliothek.

Kurzentschlossen ging ich hinein. Kaum hatte mein Fuß die Schwelle übertreten, da war ich schon von drei bis vier älteren Damen eingekreist , die mich auf russisch beraten wollten. Ich konnte ihenen nur mit meinen  Standardsätzen dienen: „Ich bin Lina. Ich bin aus Deutschland.“ Und lächelte.  Daraufhin wurde schleunigst eine jüngere Kollegin geholt, die des Englisch mächtig war. Stolz zeigte sie mir die kleine Bücherrei in der sich die Bücher bis an die Decke stapelten.

Als ich fragte wie es wäre wenn man etwas ausleihen wollte. Zeigte sie mir einen kleinen handschriftlichen Pass. Sehr süß. Wurde aber sofort darauf wieder enttäuscht, als ich eine englische Anfängervision von Alice im Wunderland ausleihen wollte. Denn, dies sei eine reine Kinderbibliothek. Ich mit meinen 19 Jahren sei leider schon zu alt. Schade, kein Kind mehr. Aber lesen dürfe ich hier, versuchte man mich zu trösten.  Zu erst wurde mir der Leseraum für die bis Zehnjährigen gezeigt. Alles niedlich bunt dekoriert, Tiere als Sitzkissen und ganz viele Kinderbücher. Dann ging es weiter in den zweiten kleinen Raum für die Älteren. Dort wurde mir Julia vorgestellt, die Bibliothekarin hier. Und eine niedliche Oma holte sofort allerlei  Neuerscheinungen aus einem Hinterstübchen. Mächtig stolz zeigte sie mir ein Mitmachbuch nach dem anderen. Astronauten, Menschen, Autos, Eisenbahnen, Ufos, Insekten und vieles mehr.  Am lustigtesten fand ich die Bücher in denen kleine Aufziehautos drin waren. Diese konnten auf Aussparung in der Pappe des Buches herumfahren. Auch die Oma fand die klasse. Währenddessen unterhielt ich mich munter mit Katja und Julia, wobei Katja immer den Übersetzer spielen musste. Neugierig waren sie, fragten und fragten und ich fragte zurück. So kam es das wir uns ganze zwei Stunden unterhielten, einfach weil ich spontan in diese Bibliothek gestolpert war. Was ein Glück.