Great international day

Eine kleine Laudatie an den wunderbaren gestrigen Tag.

Zunächst ging es vom Humboldzentrum aus zum Café “ Weißer Rabe“, was auf Russisch der Bedeutung des deutschen Ausdrucks  “ Schwarzes Schaaf“ gleich kommt. Das besondere an diesem Café? Es liegt versteckt im Keller eines alten Hauses und tarnt sich geschickt als Blumenladen, den man erst durchqueren muss bevor man ins Café kann. Trotzdem ist es ein sehr lebhafter Platz, weil es wohl schon lange kein Geheimnis ist, dass sich hier, hinter dem kleinen Blumenlädchen, noch ein lauschiges kleines Café befindet. Wenn so viel los ist wie gestern, kann man auch schon mal lange darauf warten, seine Bestellung endlich zu erhalten. Dafür sind Kuchen und Getränke so gut , das man glatt mal gelb vor Neid wird, wenn man sieht was für einen tollen Apfelkuchen sein Gegenüber bestellt hat. Es wurde ein toller deutsch-russischer Nachmittag, der vorallem geprägt war von Diskussionen über verschiede deutsche Dialekte oder von Versuchen nationalspezifische Sprichwörter in die jeweils andere Sprache zu übersetzen und dabei möglichst nah am Orginal zu bleiben. Mein Leipziger Freund Merlin kannte zum Beispiel unsere tolles Wort “ die Lange Elli “ nicht, obwohl die doch so wichtig ist im russischen Winter. Da wir beide nicht aus Bayern kommen war es aber auch schwer zu erklären, worin denn eigentlich der Unterschied zwischen “ Semmeln“ und “ Brötchen“ bestünde.

Nach ein paar wunderbaren Stunden ging es weiter in das nächste Café in dem eine Gruppe Couchsurfer wartete. Eine Couchsurferin mit der ich mich eigentlich zu zweit treffen wollte hatte mich spontan dazu eingeladen. Weil ich dachte Leute, die Menschen auf ihrem Sofa schlafen lassen, sind wohl tolerant genug um noch weitere Gäste herzlich zu empfangen, lud ich Merlin und Simon, den Russen mit den deutschen Wurzeln, kurzerhand auch ein. Wir waren ganz schön erstaunt als wir in dem Café eine große Runde von fast 20 Leute antrafen. Unsere internationale Truppe bestand schließlich aus: Zwei Deutschen, zwei Franzosen, einem Slowenen, zwei coolen russischen Ehepaaren und ein paar coolen Russischen Studentinnen.  Lina, stürzte sich natürlich sofort auf die beiden Franzosen, wie hätte es anders sein können. Zu meiner Verwunderung bin ich schon russischer als ich dachte. Jedesmal wenn ich Matthieu antworten wollte kam nur ein “ Da, … “ statt eines “ oui,… “  aus meinem Mund. Trotzdem war es wunderbar mal wieder etwas französisch zu sprechen und echt französisches Französisch zu hören. Matthieu war eigentlich nur zufällig in dem Café um auf seine Transib nach Ulan Bator zu warten, als sich unverhofft diese Menschenansammlung um ihn formierte. Er ist gerade auf den ersten 1000 Kilometern seiner für ein Jahr geplanten Weltreise. Pascal, der andere Franzose ist nun schon seit 7 Monaten hier, spricht fließend russisch und ist hier an einer Uni Dozent. Er war sehr verwundert, einen Deutschen zu treffen der Französisch dem Englischen vorzieht. Naja da bin ich warscheinlich auch fast alleine.

Die Zeit verstrich viel zu schnell. Jedoch wurde besprochen wieder  einen “ English Club“ auf zu machen. Einfach eine kleinen lockeren Kreis zum unterhalten, der sich regelmäßig trifft. Ich hoffe, dass das etwas wird 🙂

Türen öffnen

“ Es kommt wie es kommt und es ist wie es ist“ –  Alan Karlson ( Der Hundertjährige)

Und das ist gut so. Einmal mehr habe ich erlebt, was Tolles passieren kann, wenn man sich ab und zu einfach treiben lässt, abwartet was als nächstes passiert und hoffentlich nichts erwartet. Noch bin ich kein Profi dieser Lebensphilosophie, aber ich möchte gerne lernen dem Zufall mehr Platz in meinem Leben einzuräumen. Vielleicht passiert dann öfter so etwas Tolles :

Eigentlich war ich auf dem Weg zu einem Stoffladen, um meine Sucht etwas zu stillen. Stoff kaufen, obwohl ich keine Nähmaschine hier auftreiben kann. Schon echt verzeifelt. Weil ich leider nur noch ein paar Rubel bei der Hand hatte, musste ich zunächst eine Bank auftreiben. Gemütlich streifte ich durch die Gassen. Eine Bank fand ich erstmal nicht. Dafür fiel mir eine Telefonzelle mit Büchern ins Auge in der zwei Jugendliche nach neuer Lektüre stöberten. Die beiden schienen keine Eile zu haben wieder hinaus zu kommen. Sehr verständlich.  Also schaute ich, was in den Fenstern hinter der Minibibliothek so los war. Noch mehr Bücher! Bis an die Wand. Die kleine Zelle hier war also die Werbung für eine richtige Bibliothek.

Kurzentschlossen ging ich hinein. Kaum hatte mein Fuß die Schwelle übertreten, da war ich schon von drei bis vier älteren Damen eingekreist , die mich auf russisch beraten wollten. Ich konnte ihenen nur mit meinen  Standardsätzen dienen: „Ich bin Lina. Ich bin aus Deutschland.“ Und lächelte.  Daraufhin wurde schleunigst eine jüngere Kollegin geholt, die des Englisch mächtig war. Stolz zeigte sie mir die kleine Bücherrei in der sich die Bücher bis an die Decke stapelten.

Als ich fragte wie es wäre wenn man etwas ausleihen wollte. Zeigte sie mir einen kleinen handschriftlichen Pass. Sehr süß. Wurde aber sofort darauf wieder enttäuscht, als ich eine englische Anfängervision von Alice im Wunderland ausleihen wollte. Denn, dies sei eine reine Kinderbibliothek. Ich mit meinen 19 Jahren sei leider schon zu alt. Schade, kein Kind mehr. Aber lesen dürfe ich hier, versuchte man mich zu trösten.  Zu erst wurde mir der Leseraum für die bis Zehnjährigen gezeigt. Alles niedlich bunt dekoriert, Tiere als Sitzkissen und ganz viele Kinderbücher. Dann ging es weiter in den zweiten kleinen Raum für die Älteren. Dort wurde mir Julia vorgestellt, die Bibliothekarin hier. Und eine niedliche Oma holte sofort allerlei  Neuerscheinungen aus einem Hinterstübchen. Mächtig stolz zeigte sie mir ein Mitmachbuch nach dem anderen. Astronauten, Menschen, Autos, Eisenbahnen, Ufos, Insekten und vieles mehr.  Am lustigtesten fand ich die Bücher in denen kleine Aufziehautos drin waren. Diese konnten auf Aussparung in der Pappe des Buches herumfahren. Auch die Oma fand die klasse. Währenddessen unterhielt ich mich munter mit Katja und Julia, wobei Katja immer den Übersetzer spielen musste. Neugierig waren sie, fragten und fragten und ich fragte zurück. So kam es das wir uns ganze zwei Stunden unterhielten, einfach weil ich spontan in diese Bibliothek gestolpert war. Was ein Glück.

Arschan -(m)ein kleiner magischer Ort

Als ich letze Woche auf die kleine Insel Olchon auf dem Baikalsee fuhr, sagte man mir dort gäbe es eine magische Athmosphäre. Ja, auf Olchon gibt es kleine Dörfchen, keine befestigten Straßen, freilaufende Kühe und viele zutrauliche Streuner. (Welche von den Jungs aus Pforzheim alle liebevoll Namen bekamen. ) Auch ganz viel Sand und Steppe und einen tollen Blick auf den Baikalsee gibt es in Olchon. Trotzdem muss ich sagen, dass ich meinen Frieden eher mit Arschan gemacht habe. Ein kleines Dorf in der Republik Burjatien. Mit einem alten Schulbus, der wirklich sehr old-schooled war-Auch vom Geruch und Fahrgefühl, ging es in fünf Stunden in  Richtung “ sibirische Alpen“. Warum fünf Stunden, statt der von Google angegebenen drei ? Da der alte Bus ganz schön arbeiten musste, um uns das bergige Gelände hoch zu bringen.

Unser Abenteuerbus

Unser Abenteuerbus

 

Angekommen in Arschan mussten wir noch einige kleine improvisierte Brücken meistern, die den Übergang über  den Bach erlauben, der hier mitten durch das Dorf läuft.  Außerdem gab ging es über eine Drahtseilbrücke, die schön schaukelte. Olga, die Reiseleiterin und Deutschlehrin, verglich sie liebevoll mit der Golden Gate Brigde.

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Eine kleine Golden Gate Brigde?

Schon auf dem Weg zum Lager genoß ich die schöne Natur, den Wald, den kristallklaren Bach und auch die vielen tollen Holzhäuschen. Zu meiner Begeisterung  blieben wir die Nacht in einem kleinen Häuserdorf mit  vielen niedlichen Kätzchen und drei netten Hunden.

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Meine kleine Bude, kuschelig warm mit gemauertem Holzofen

Es war alles so friedlich. Durch den lichten Wald, in dem unsere Häuser lagen, blinzelte die Sonne. Es war mal wieder so eine perfekte Filmszene. Schade, dass wir nur eine Nacht blieben.

Ein kleines Kätzchen für Marvin

Ein kleines Kätzchen für Marvin

Nach dem Mittagessen ging es dann zu Fuß auf zum kleinen Wasserfall. Der Quelle dem der schöne Bach entsprang, welcher später auch dem Baikalsee zuläuft. Das Wasser hier war klar und eiskalt, trotzdem trauten sich zwei der Pforzheimer Austauschschüler hinein. Respekt!

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Die Quelle des besten Trinkwassers

Am Abend ging es noch in eine typisch russische Banja für alle die wollten. Die Banja ist eine russische Sauna. Im Gegensatz zu Deutschen, ist hier der Ofen direkt im Saunaraum und der Aufguss wird auf heiße Steine gemacht. Das besondere an der Banja, ist das Abklopfen des Körpers durch einen Wedel aus Birkenästen. Diese werden zuvor in heißes Wasser aus dem Tank des Ofens getaucht.  Ich fand es sehr schön. Für andere war es etwas zu heiß. Ich hoffe ich werde bald wieder in den Genuss einer Banja kommen.

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