Der folgende Text fängt einen kleinen Teil meiner Gefühle ein. Für mich ist Zuhause vor allem ein Ort der viele Erinnerungen in sich trägt und aus Menschen besteht. Ich möchte die große weite Welt sehen und kann dabei leider nicht immer alle meine liebsten Menschen auf dieser Reise mitnehmen. Deshalb wird ein Stück von meinem Herzen immer etwas vermissen, aber es ist auch ein riesen Privileg, dass ich überhaupt einen Ort oder Menschen habe, die ich vermissen darf. Momentan beschäftige ich mich viel mit der Frage nach Zugehörigkeit, weil ich das Gefühl habe irgendwo irgendwie zwischendrin zu hängen. Deshalb viel Spaß bei dem kleinen(oder großen) Einblick in meine Gefühlswelt.
In Liebe eure Lilly Jo
Die Frage nach Zugehörigkeit.
Wenn du dich nirgends und überall Zuhause fühlst. Kein Puzzleteil im ganzen Bild ergibst. Dich immer wieder in neue Orte und Menschen verliebst. Aber du am Ende mehr von deiner als sie von ihrer Liebe gibst.
Und trotzdem sind es Erinnerungen, die mich halten. Die den Wunsch erwecken, meine Arme nicht so sehr in die große weite Welt zu strecken. Es sind die kleinsten Momente, Düfte, Geräusche und Farben, die mich daran erinnern, wie weit weg ich eigentlich bin. Faschismus und rechtsorientierte Bemerkungen, Angst, Fliehen, leise sein, heimlich wein’, verstecken spielen, aber auch Mut und Gegenwut, die in uns glüht, die Liebe und Wärme versprüht. Ich wollte immer weg, dem Ort von Zuhause entkommen. Und jetzt sitze ich hier, es ist kurz vor halb vier, das Meer liegt vor und viele Kilometer hinter mir. Ich merke, was ich vermisse, spüre die Risse, die zwischen uns wachsen. Nicht, weil ich für immer an dir hängen möchte, sondern weil du sie in dir trägst, die süßen, schmerzlichen, intensiven, herzlichen, bunten, und lehrreichen Momente.
Wie ich den Regen tanzend auf meiner Haut verspüre, wie ich seinen Körper sanft und behutsam berühre, wie wir zusammen laut und ungehemmt lachen, wie wir gemeinsam die Nacht durchmachen, wie ich weinend am Flussufer sitze und Liebeskummer empfinde, wie ich mich mit hasserfüllten Kommentaren abfinde, während ich älter werde, jünger bin, selbstbewusst wirke, aber unsicher bin, wie ich den Duft von Weihnachten wahrnehme, wie ich deine Hand ganz vorsichtig in meine nehme, wie ich auf der Bühne stehe und meine Kunst mit anderen teile oder wie meine tiefen Wunden ganz langsam heilen.
Die Momente, die ein Teil von mir sind, ein Teil von dir sind, obwohl ich nicht weiß ob ich ein Teil von ihnen bin. Du bist kein Mensch, du bist ein Ort, ein Ort der verbindet. Und auch wenn wir augenscheinlich getrennte Wege gehen, trennen uns doch nur die Kilometer. Und bis wir uns wiedersehen, bleiben all die Bilder in meinem Herzen bestehen.
Oh nein, so toll geschrieben. Ganz emotional und berührend ♥️
fühl dich gedrückt!!! <3