Phase 3: Von melancholischen Momenten bis zu „Winterdepressionen“

Phase 3: Das erste große Heimweh.

Schon wieder ein so negativ klingender Text mit einer nicht ausschließlich als positiv zu bezeichnenden Attitude.

Aber mal ehrlich, wenn sogar Leute zu Hause, mit jeder Menge zu tun und ihren Liebsten um sich herum, zeitweise in eine kleine „Winterdepression“ verfallen, dann, finde ich, steht mir diese Empfindung aber mindestens genauso zu.

Schlechtes Wetter, so dass man nicht vor die Tür gehen möchte. Ein kleines Dorf und eine schlechte Bus- und Bahnverbindungen, so dass man nicht mal eben spontan hier raus kommen kann –jeden Falls nicht ohne Auto-. Ich, die irgendwas zwischen Schüler und Lehrer ist, damit aber weder viel lernen, noch viel vorbereiten muss und deshalb nichts zu tun hat und alleine in der Wohnung hängt –zum Glück mit Netflix-. Klar kann ich einfach runter in die Bar gehen und schauen, was so los ist und wer dort mit Freunden chillt und mich vielleicht dazu setzen. Aber, ich möchte mich nicht immer einfach irgendwem auf gut Glück anschließen oder fragen, ob jemand Zeit hat, dann aber wie die letzten Male zuvor ein „Nein, heute leider nicht, aber vielleicht dann und dann.“ zu hören bekommen.

Resultat: Milena alleine in der Wohnung. Das kann zwar nach einer anstrengenden Woche mal ganz entspannend sein, aber auf Dauer ist das nicht wirklich schön. Vor allem nicht, wenn man ein recht geselliger Mensch ist. Und auch wenn ich weiß, dass das alles nur eine Phase ist, hat mich dann gestern im Supermarkt das erste große Heimweh überfallen. Am Abend habe ich deshalb mit meinen Eltern geskypt und gefragt, ob ich über Silvester nach Hause kommen kann. Natürlich kann ich.

Eigentlich wollte ich das Jahr über, in dem ich hier bin, nicht nach Hause. Ich habe immer gesagt, dass ich ja ein Jahr ins Ausland möchte, mit allem was dann dazu gehört. Aber ich habe schon seit mehreren Wochen mit dieser Idee gespielt. Und ich meine, auch wenn ich nach dem FSJ von zu Hause ausziehe, werde ich ab und an zu Hause vorbei schauen, weder die Feiertage meistens mit der Familie verbringen. Es ist also nicht wirklich ein Zeichen der „Schwäche“, dass ich mein Wort diesbezüglich nicht halte und meine Pläne geändert habe.

Mein Alltag hier ist nur eben anders, als ich ihn mir vorher vorgestellt habe. Etwas schwieriger, weil einsamer. Dementsprechend passe ich meine Pläne an. Besser ich fahre zwischendurch nach Hause, um neue „Kraft zu tanken“, als dass ich das FSJ verkürze, oder gar abbreche. –Vor allem wenn es von der Entfernung möglich ist.– Ich habe zwar nicht wirklich über diese Optionen nachgedacht, aber wenn es andere Freiwillige gibt, die das tun: Ich kann es absolut nachvollziehen.

Es ist klar, dass nicht immer alles einfach sein kann und man mit nem fetten Grinsen im Gesicht durch die Gegen läuft, gerade in den Situationen, in denen wir uns jetzt befinden. Da muss jeder seinen eigene Weg finden um damit umzugehen. Meiner wird sein, mich aufs Zwischenseminar zu freuen und die Zeit dort zu genießen, mich danach auf Weihnachten bei meiner Tante in Maribor und auf Silvester zu Hause zu freuen. Im Anschluss daran werde ich etwas mehr von meiner Freizeit und meinem Geld in die Planung und Umsetzung von irgendwelchen Aktivitäten stecken. Nach Ljubljana fahren, vlt andere Freiwillige besuchen. Einfach etwas hier raus kommen.

Und ja, nachdem das erste Heimweh überwunden ist, geht es mir gut und ich weiß, wie ich meine zukünftige Zeit hier angehen möchte, damit ich weniger alleine bin und dafür etwas mehr erleben.