Halli Hallo 🙂
Der kommende Blogeintrag wird etwas anderer Art sein.
Bisher habe ich ziemlich viel über erlebte Ereignisse berichtet, so dass ihr alle ein kleines Stück an meinen Erfahrungen teilhaben könnt. Aber natürlich komme ich hier auch nicht um die ein oder andere nicht ausschließlich positive Erfahrung herum. Und weil ich fair und ehrlich berichten möchte, damit das Bild was ich euch vermittle möglichst vielseitig ist und nicht nur eine Seite meines Lebens hier ablichtet, wird es zwischendurch auch Artikel geben, in denen ich meine Bedenken äußere oder Sachen kritisch hinterfrage. Und auch wenn die einzelnen Berichte dann etwas negativ klingen, möchte ich euch bitte, diese im Zusammenhang mit der ganzen Situation und auch den anderen Einträgen zu sehen.
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So wohl ich mich hier auch fühle, es ist einfach nicht das Gleiche wie zu Hause. Und auch die netten Menschen, die ich hier gefunden habe, können nicht viel an der Tatsache ändern, dass es hier nicht immer einfach für mich ist.
Črnomelj ist mit seinen 5.000 Einwohnern doch um einiges kleiner als Bornheim, vor allem weil ich hier nicht die Möglichkeit habe mal eben nach Bonn oder Köln zu fahren. Geschweige denn mich mit Freunden zu treffe. Das fehlt mir wirklich. Einfach nur reden. Über belangloses Zeug. Reden und dabei TV gucken, einen Kaffee trinken oder auf dem Weg zu XY in der Bahn sitzen. Diese ganz nebensächlichen Konversationen, in denen man sich über alles und gleichzeitig über nichts unterhält. Dass ich Dinge wie diese vermissen werde, war mir nicht wirklich klar. Auf der anderen Seite ist es aber auch nicht sonderlich überraschend. Schwieriger wird es allerdings dadurch, dass ihn dem Dorf hier jeder jeden kennt. Und das meine ich wirklich ernst, ausnahmslos. Sogar mich „kennen“ die Leute, ob wohl ich ihnen noch nie im Leben begegnet bin, geschweige denn schon mal ein Wort mit ihnen gewechselt habe. Und damit kommen wir auch schon zum nächsten Problem. Hier wird viel geredet. Zu viel meiner Meinung nach. Selbst wenn es gar nichts Erwähnenswertes ist, weiß es am nächsten Tag die ganze Schule. Und das durfte ich auch schon am eigenen Leib erfahren: Vor zwei Wochen etwa war im Piccolo (eine Bar hier in Črnomelj) eine Party, zu der ich auch gegangen bin. Und weil Party gleich viele Leute bedeutet, und viele Leute, die alles zusammen sind und alle slowenisch reden für Milena bedeutet, dass sie ahnungslos daneben steht, bin ich immer froh, jemanden zu finden, der sich mit mir aus englisch unterhält. Ob dieser Jemand dabei weiblich oder männlich ist, ist nebensächlich. Scheinbar aber nur für mich. Denn kaum habe ich mich versehen, geht das Gerede los. Nicht gerade toll. Aber okay, ich habe aus der Situation gelernt und werde in der Zukunft darauf achten, dass ich „nicht mit jedem rede“. –Mal ehrlich, wie bescheuert ist das denn?!- Aber nun ja. Was soll ich machen *Kopfschütteln* Ich denke, dass sich das ganze vielleicht auch noch etwas einpendeln wird. Wenn ich die Leute etwas näher kenne und besser einschätzen kann. Aber auf der Halloween Party am Montag war es auch schon wieder ganz anders und besser. Denn ich hatte ein paar mir wirklich sympathische Mädels um mich herum, mit denen ich dann die Zeit verbracht habe. So war ich auch nicht auf irgendwelche „Fremden die mit mir sprechen“ angewiesen. Man sieht also, alles braucht seine Zeit. Auch wenn ich denke, dass das mit dem Gerede weiterhin ein Störfaktor für mich sein wird, habe ich die Möglichkeit damit umgehen zu lernen.
Naja auf jeden Fall bin ich jetzt schon seit mehr als sieben Wochen hier und habe mich in meinem Alltag zu Recht gefunden, und wirklich nette Menschen um mich herum. Trotzdem läuft nicht immer alles nach Plan und ohne Probleme ab. Aber das ist eigentlich auch gut so. Ich möchte ja schließlich etwas mitnehmen von dem Jahr und mehr über mich lernen. Das wird denke ich mal kein Problem werden.
Liebe Milena,
ich verstehe so gut, was du meinst. Auf einmal fängt man an, ganz banale Dinge zu vermissen. Gespräche mit deinen Freunden. Das Kino, in das du schon gegangen bist als du zehn warst. Himmel, ich vermisse sogar deutsche Busse! Mir war auch nicht klar, dass ich so etwas auch nur irgendwie vermissen werde.
Aber ich glaube, was uns allen fehlt ist einfach das Gefühl, etwas Vertrautes um uns zu haben. Zu wissen, wie Dinge laufen, weil wir sie schon seit zehn Jahren so machen. Nicht ständig auf die Hilfe von anderen angewiesen zu sein.
Ich bin froh, dass du diesen Eintrag geschrieben hast. Denn wenn man sich die ganzen anderen Einträge so durchliest, bekommt man den Eindruck, dass wir am laufenden Band aufregende und schöne Dinge erleben. Das tun wir auch, keine Frage, doch das ist nicht das Einzige. Ein Auslandsjahr ist nicht einfach. Es wird das schlimmste und zugleich das beste Jahr unseres Lebens sein. Alles auf einmal.
Na ja, ich will einfach nur, dass du weißt, dass du nicht die Einzige bist, der es so geht!
Keep your head up, Keep your heart strong!
Deine Zimmerpartnerin Laura
Damit hast du den Nagel mehr als nur auf den Kopf getroffen. Teilweise ist es finde ich wirklich schwierig, mit dieser Gefühlslage -AUFGEREGT; wegen all dem Neun. GLÜCKLIICH; weil man diesen Schritt gewagt hat und so viel schönes schon erlebt hat. UNSICHER; weil eben doch alles anders und unbekannt ist.- zurechtzukommen.
Danke dir für deinen Kommentar. Wirklich.
Ich hoffe dir geht es gut!
Keep your head up, Keep your heart strong!