Ein paar letzte Dinge

Lange herrschte Stillschweigen

Statt euch am Anfang des Eintrages in zu kurzer Form zu erklären, wieso ich mich jetzt, nach über einem halben Jahr erst wieder, bzw. überhaupt noch melde, fange ich lieber an dem Punkt an, wo ich stehen geblieben bin. Meiner Rückkehr nach Črnomelj.

 

Ein letzter Monat. 31 letzte Tage. 744 letzte Stunden und 44.640 letzte Minuten.

 

LETZTE GESPRÄCHE

 

Wenn ich an den 9. Januar zurück denke, würde ich behaupten gestärkt und gefasst in den Flieger nach Zagreb gestiegen zu sein. Leider hat sich meine Hoffnung von einem positiven Abschluss des, für mich gescheiterten Projekts kulturweit, wieder ziemlich schnell verflüchtigt.

 

 Zu Hause hatte ich schon mit jemandem von kulturweit gesprochen, um zu erfahren, was denn eigentlich meine Möglichkeiten sind. Ein für mich sehr emotionales Gespräch, bei dem ich mich zu schnell abgewickelt gefühlt habe – kann man das so sagen? Ich glaube schon. Gemeint ist auf jeden Fall, dass ich das Gefühl hatte, meine Situation wurde nicht ganz so ernst genommen, wie sie es verdient hätte –. Meine Möglichkeiten bestanden dann also darin

  1. A) komplett abzubrechen und damit nicht nur keine Bescheinigung vom FSJ im Ausland zu bekommen sondern auch noch alle erhaltenen finanziellen Leistungen von Kulturweit zurückzahlen zu müssen. (Soweit ich mich erinnere spielen da auch Krankenkassenversicherung und Kindergeld mit rein.) Die zweite Variante
  2. B) war, dass ich das FSJ nicht abbreche sondern „nur“ verkürze, von zwölf auf sechs Monate. Die einzigen Bedingungen, die hieran geknüpft waren: das schriftliche Einverständnis von der Schule, so wie von A. und die Kostenübernahme der Rückreise. Hört sich erstmal gut und in den Ohren des ein oder anderen vielleicht sogar fair an.

ABER: Was wenn ich es nicht bis zum Ende ausgehalten hätte, gesundheitliche? Was wenn ich mein Einsatzland nicht mit dem Flixbus hätte verlassen können, sondern einen kurzfristigen Flug um die halbe Welt hätte buchen müssen?

Ich hatte Glück, bei mir war das nicht der Fall. Aber es kann mir keiner erzählen, dass nicht auch Freiwillige in Afrika, Südamerika oder Asien Probleme bekommen können und früher Ausreisen wollen oder müssen.

 

Mit dem Wissen und den aufbauenden Gesprächen mit meinen Eltern stand die Entscheidung  jedenfalls fest und musste A. nur noch mitgeteilt werden. Und dieses Gespräch war die Kirsche auf der Sahnehaube eines Eisbechers, den ich als Fassungslosigkeit schlechthin und dem Wunsch dass es nicht wahr sein darf, beschreiben würde.

Mit aufgeschriebenem Konzept, respektvoll formulierten Argumenten und der Hoffnung, das alles doch noch irgendwie gut wird – naiv, ich weiß – bin in das Gespräch mit A. gegangen.

Verlaufen ist das Gespräch, weniger zufriedenstellend, auch wenn das Ergebnis ein unterschriebener Antrag auf Verkürzung des Freiwilligendienstes war. Ohne alles wiederzugeben, was, meiner Meinung nach, falsch gelaufen ist in dieser Konversation, möchte ich nur die folgende Situation näher beschreiben:

 

Ich: Wieso hast du mich nicht gefragt, was los ist, wenn du doch gemerkt hast, dass es mir nicht gut geht?

A: Ja das habe ich gemerkt, da habe ich auch mit XY drüber gesprochen.

Ich: Ja. Aber wieso hast du mich nicht drauf angesprochen?

A: Das ist doch deine Sache.

Die Worte mögen zwar nicht exakt so gefallen sein, der Sinn war aber der gleiche.

 

 

Getoppt wurde mein Gespräch mit A. aber noch von dem sehr kurzen, aber dafür umso unglaubwürdigerem Gespräch mit dem Zuständigen von der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA).

In einer Mail von ihm, die den späteren Verlauf des Gespräches in keiner Weise erahnen ließ, wurde ich um ein telefonisches Gespräch gebeten, da er meine Blog-Einträge gelesen hatte und diese aus ernst nehmen wollte. Durch seine Worte „ Auf irgendeine Weise müssen wir das Problem klären, notfalls auch mit einem Abbruch des Einsatzes in Črnomelj. Bitte verlieren Sie nicht den Mut.“ habe ich erwartet, dass ich, vor allem aber auch meine Probleme die ich hier habe, endlich ernstgenommen werden. FAAAAAAAAAAAAAALSCH GEDACHT, schon wieder.

Denn letztendlich war das einzige, was er mir mitteilte, dass er mich nicht verstehen könne, ich mit meiner Einsatzstelle und ganz besonders mit meiner Ansprechpartnerin großes Glück hätte und ich immer mit ihr reden könnte wenn es Probleme gäbe. Da diese Aneinanderreihung von Wörtern direkt nach meiner Aussage, in welcher ich meine Probleme mit A. geschildert hatte, fielen, konnte ich sie erst nicht wirklich glauben, von ernst nehmen gar nicht zu sprechen.

 

Meine derzeitigen Gefühle in Kombination mit der Aussicht noch Wochen dableiben zu müssen, haben die Erleichterung der Bestätigung des Antrags auf eine Verkürzung der Dienstzeit um ein wesentliches geschmälert.

 

 

 

EINE LETZTE WUT

Die Wut über die allmorgendliche Frage von A., wie es mir denn gehe und was ich am Wochenende schönes gemacht hätte.

Die folgenden Worte mögen sich hart anhören, aber ich habe es genauso empfunden: verlogen. Ich dachte mir nur „Krass. Wie kann man so verlogen sein und ganz unscheinbar, als wäre alles in bester Ordnung fragen wie es mir geht und erwarten eine echte Antwort zu erhalten, wenn die Tatsache, dass es mir echt schlecht ging vor ein paar Tagen, noch komplett meine alleinige Sache war.“

 

Und weil im Kleinen Großes immer schnell die Runde macht, wussten auch bald einige der Kollegen im Lehrerzimmer über meine frühzeitige Abreise Bescheid. Einige haben mich darauf angesprochen, auch wenn sie vorher noch nie ein Wort mit mir gewechselt haben, und wollten wissen Wieso? Weshalb? Warum? Ich habe versucht so ehrlich wie möglich zu antworten, ohne irgendjemanden dabei den schwarzen Peter zuzuschieben. Als Antwort bekam ich meistens einen mitleidigen Blick und einen Kommentar der in die Richtung „ Ja. Wenn man aus einer großen Stadt kommt, dann kann es schon mal schwierig werden, hier auf dem Land.“  Und jedes Mal dachte ich mir „Danke. Es ist ja nicht so, als hättest du versucht es mir hier irgendwie zu erleichtern.“

 

 

 

EIN PAAR LETZTE SCHÖNE MOMENTE

Da waren zum Beispiel die wenigen Stunden, die ich zusammen mit den beiden Freiwilligen aus Ljubljana verbracht habe. Die über 15 € teuren und insgesamt  fünfstündigen Zugfahrten in die Hauptstadt haben sich schon alleine deshalb gelohnt, um einfach mal aus Črnomelj rauszukommen. Um nicht vollständig zu verzweifeln. – Es mag sich unheimlich melodramatisch anhören, an der ein oder anderen Stelle. Aber ich glaube zu dem Zeitpunkt habe ich viele Dinge extremer wahrgenommen und stärker empfunden. –  Danke an euch beiden, Frederike und Jakob. Ich glaube ihr habt mir mehr geholfen als euch, aber auch mir bewusst war.

 

Mit einem der Schüler, Miha, aus der zweiten Klasse (vgl. elfte Klasse des dt. Schulsystems) habe ich mich ziemlich gut verstanden und als ich ihm erzählt habe, dass ich früher gehe und warum, hat ihn das auch etwas wütend gemacht. Und so blöd es sich auch anhören mag, aber dieses kleine Stück Verständnis und Nachempfinden meiner Situation und Emotionen, hat mich in dem Moment glücklich gemacht.

Was wirklich toll war, zum Abschluss habe ich mit ein paar Schülern und Schülerinnen aus Mihas Klasse etwas zusammen gekocht. Das war ein wirklich schöner Nachmittag. Und an meinem vorletzten Tag sind wir alle zusammen nach der Schule noch eine heiße Schokolade trinken gegangen. Das war ein schöner Abschluss für mich.

Auch wenn dieser am nächsten Tag etwas dadurch geschmälert wurde, dass ich – mal wieder – von einer Schülerin, mit der ich mich etwas austauschen wollte, weil sie die Schule gewechselt hat, versetzt wurde.

 

 

DAS LETZTE WORT : DANKE

Obwohl sich die Tage davor alles in mir gegen einen „netten Abschied“ von A. gesträubt hat, waren meine letzten Worte an sie ein „ Dankeschön“.

Zum einen, weil ich glaube, dass mir selbst ein „nicht schöner“ Abschied nicht gut getan hätte, auch wenn ich lange lange das Bedürfnis in mir gespürt habe, ihr einmal richtig die Meinung zu geigen. Und zum anderen, weil ich mir nicht sicher war, dass das alles gewollt war. Weil irgendwo hat sie sich ja bemüht. Auch wenn das Ganze nicht wirklich gut ausgegangen ist, war es so wie es ausging bestimmt nicht geplant.

Und zeigt es nicht auch ein Stück weit Stärke in den letzten Worten das hervorzuheben, was positiv, oder wenigstens vermeintlich positiv war?

Von geliebten Menschen und ihrer heilenden Wirkung

Am 22.Dezember ging es für mich endlich auf den Weg nach Maribor zu meiner Tante und ihrer Familie. Und obwohl sich meine Mundwinkel im Zug immer noch eher unten befanden und meine Gedanken von nichts anderem, als meinem dahin vegetierendem Alltag in Črnomelj geprägt waren, hat sich alles Negative sofort verflüchtigt, als ich vom Bahnhof abgeholt wurde.

Die drei Tage bei meiner Familie in Maribor haben Wunder gewirkt. Ich konnte wieder richtig schlafen, habe normal gegessen und war deutlich unbeschwerter, wenn auch immer noch nicht unbeschwert.

 

Am 26. Dezember bin ich nach 16 stündiger Busfahrt endlich in Bonn angekommen. An dieser Stelle ein dickes Danke an dein überraschendes einfrau Willkommenskomitee, Paulina. Es hat so unendlich gut getan, wieder zu Hause zu sein. Wieder unter Familie und Freunden zu sein. Ich musste sogar weinen, weil ich es irgendwie doch nicht richtig fassen konnte, dass ich wieder geliebte und mich liebende Menschen um mich hatte. Was mich wirklich überrascht hat, im Nachhinein betrachte aber nicht wirklich überraschend war, dass eine Umarmung so gut tun kann. Eigentlich kein großes Ding, etwas ganz Alltägliches. Aber nach fast vier Monaten ohne, wie gesagt, eigentlich kein großes Wunder. Dass das Ganze nur für die nächsten 14 Tage sein sollte, habe ich zu dem Zeitpunkt dezent ausgeblendet.

Und obwohl mir die Zeit zu Hause so unheimlich gut getan hat und eine schon fast heilende Wirkung auf mich hatte, war es doch irgendwo immer wieder schwer mit dem Thema „FSJ“ konfrontiert zu werden. Nur war das etwas, was ich schlecht umgehen konnte. Teilweise hatten die Leute mitbekommen, dass es mir nicht so gut geht. Andere haben sich über meinen überraschenden Besuch zu Hause gefreut, aber auch etwas gewundert. So oder so, ich musste die Geschichten Mal für Mal wieder aufrollen. Und mit jeder weiterer Schilderung der Geschehnisse und meinen dabei empfundenen Gefühlen, bin ich wütender geworden. Wüten darüber, dass mir die Chancen auf eine Verbesserung der Lage verwehrt wurden. Darüber, dass ich mehr oder weniger egal und nicht wirklich „nötig“ und somit verzichtbar zu sein schien. Darüber dass man mir die Gelegenheit weggenommen hat, die Sprache und auch das Land von einer Seite kennen zu lernen, auf die ich stolz sein kann. Im Allgemeinen über alles, was sich ab dem Zeitpunkt, an dem ich beschlossen hatte, etwas mehr machen zu wollen, geändert hat.

Am schlimmsten waren allerdings die Situationen, in denen Freunde oder Familie mir aber mit Sprüchen wie „Warte mal ab wie es ist, wenn du wieder da bist.“ „Das wird bestimmt schon wieder alles.“ „Das schaffst du schon.“ „Versuch es doch mal so oder so zu sehen.“ oder „Du hast ja jetzt nicht mehr lange.“ Mut machen wollten. Ich weiß, dass keinerlei böse Gedanken dahinter gesteckt haben, aber mir sind trotzdem jedes einzelne Mal Tränen in die Augen gestiegen. Ich möchte nicht, dass das als Vorwurf verstanden wird, denn so ist es nicht von mir gemeint. Es ist ja auch irgendwie verständlich, dass mal als Außenstehender, der die ganzen Einzelheiten gar nicht richtig mitbekommen hat, versucht mir in meiner Lage gut zu zureden. Nur hat mich das in dieser Situation in ein erneutes Empfinden von Unverständnis versetzt.

Trotz alledem, hat es für mich in den vierzehn Tagen nichts schöneres gegeben, als mit meiner Schwester über drei Stunden beim Frisör zu sitzen, mit einer Freundin Tee trinken zu gehen, mich mit meinem Nachbarn vor der Haustür zu verquatschen (wie zu Schulzeiten), mit den Schulfreundinnen einen verspäteten Weihnachtsbruch zu haben und Frühstück für Papa und mich zu machen. Einfach nicht mehr alleine zu sein. Jeder Zeit die Möglichkeit haben, mit jemandem zu reden. Spontan nach Bonn in die Innenstadt fahren, um mir mit einem Kaffee in der Hand die Schaufenster anzusehen und eine Runde im Hofgarten zu drehen. Mit einem Lächeln im Gesicht aufzuwachen. – Okay, der letzte Satz ist etwas übertrieben. So ein Morgenmensch bin ich dann jetzt doch nicht. Aber das Prinzip ist klar.

Was mir aber wohl am meisten dabei geholfen hat, mit neuem Mut nach Slowenien und in die Schule zurück zu gehen, waren die vielen Gespräche mit meinen Eltern. Mein Papa meinte irgendwann, –ich saß gerade auf der Ecker der Küchenzeile, und mein Papa hasst es, wenn ich da sitze- dass ich die Dinge doch versuchen soll positiv zu sehen. Ich muss gestehen, dass ich im ersten Moment nur Gedanken der Art „Was gibt es da bitte Positives zu sehen? Ich will überhaupt nichts positiv sehen. Ich bin stinkwütend. Und das ja wohl auch zu Recht!“ hatte .Nachdem die Worte aber wenige Minuten später richtig zu mir durchgedrungen sind, konnte ich mich mit der Idee des Versuches anfreunden. Und je mehr ich darüber nachgedacht habe, desto begeisterter war ich davon. Ich bin nicht wirklich davon ausgegangen, dass ich ohne Probleme, mal eben locker nebenher all Das vergessen konnte, was schief gelaufen ist. In der Situation habe ich auch gar nicht an mich, als Protagonist in dem Theaterstück, in welchem man die ganze Wut durch eine positive Einstellung ersetzt, gedacht. Ich dachte mir viel mehr etwas wie „Ich würde denjenigen, der das ganze versucht und auch noch schafft, wenn auch nur stellenweise, sowas von bewundern.“ Denn das würde bedeuten, sich über den ganzen angestauten Ärger, all den, einen auffressenden, Frust und die ganze Wut zu stellen. Und das ist verdammt schwer. Aber schon alleine den ernsthaften Entschluss zu fassen, es aufrichtig zu probieren, habe ich als so charakterstark empfunden, dass ich unbedingt eine Person sein wollte, die eine solche Entscheidung trifft. Die über dem ganzen Mist steht. Die mit erhobenem Kinn auf die Leute zugehen kann, die nicht ganz unbeteiligt an ihrer bescheidenen Lage sind. Und das habe ich dann auch gemacht.

 

Mit neuer positiver Energie, der Entscheidung das FSJ nach sechs Monaten vorzeitig zu beenden und dem Plan eines Alles klärenden Gesprächs im Gepäck, bin ich am 9. Januar wieder zurück in mein EInsatzland geflogen.  

 

 

Das Nachempfinden der Ohnmacht Josef K.s

DEZEMBER 2016

 

Voller neuer Ideen und mit weitaus mehr Motivation als ich gegangen bin, bin nach Črnomelj wieder zurückgekommen.

 

Mit den Projekten ist das so eine Sache gewesen.

Ich wollte mir zum Beispiel ein Fahrrad kaufen oder leihen, damit ich die schweren Tüten vom Einkaufen nicht mehr nach Hause schleppen muss. Gescheitert. Denn der Sport/ Fahrrad- Laden hatte in der Zwischenzeit schon von Mountainbikes auf Skier umgestellt und nach A. hatte auch im Lehrerzimmer keiner ein Fahrrad für mich übrig.

Ich wollte mir ein Kochbuch, aus allen Gerichten zusammenstellen, die ich während meiner Zeit hier mache. Gescheitert. Weil ich nur zwei, nicht in die Küchenzeile integrierte, Herdplatten habe und ich mit den zum Verkauf stehenden Lebensmittelgrößen nichts anfangen kann, weil das Gefrierfach im Kühlschrank so zugefroren ist, das fast nichts rein passt.

 

Das aus-dem-Weg-gehen habe ich erstaunlich gut hinbekommen. Um ehrlich zu sein, war hier meine innere und manchmal durchkommende etwas zickige Persönlichkeit nicht ganz unschuldig an der Sache, aber wirklich gekümmert hat mich das bis heute auch nicht. In dem Sinne war wenigstens eins meiner Vorhaben erfolgreich.

 

Denn das von mir gewünschte Gespräch mit A. hat zwar stattgefunden und während des Gesprächs selbst, war ich auch wirklich überzeugt, dass ich demnächst nicht mehr gelangweilt und fast einschlafend im Unterricht sitzen werde. Ich habe den Vorschlag eines eigenen Stundenplanes für mich aufgebracht, damit ich nicht mehr nur zuarbeite, sondern auch selber etwas aktiver mit den Schülern arbeiten kann. An dieser Stelle kam von A. die Aussage, dass sie total nachvollziehen könne, dass das langweilig sei und ich mehr machen möchte. So, wenn ihr das doch ach so klar gewesen zu sein scheint, wieso bitte, hat sie mir nicht von selbst etwas mehr, etwas aktiveres Zutun gegeben? Oder mich wenigstens drauf angesprochen, ob das Bedienen des Smartboards für mich denn in Ordnung sei. Mein Vorschlag hat also volle Zustimmung gefunden und wir haben zusammen einen Stundenplan für mich erstellt. So weit so gut dachte ich mir. Als es dann allerdings an die Umsetzung von dem zuvor aufgestellten Stundenplan ging, war gar nichts mehr gut. Denn Stunde um Stunde konnte irgendetwas nicht stattfinden und statt vor Langeweile vor dem Computer im Klassenzimmer zu sterben, lag mein unterforderter Kopf auf einem Tisch im Lehrerzimmer.

Während sich die Frustration, gepaart mit Enttäuschung immer weiter in mir breit machte, je öfter wieder irgendetwas nicht wie geplant klappte, gab es einen kleinen Lichtblick am Ende meiner immer schlechter werdenden Laune: Das DSD Sprachlager (Eine Art Workshop für die SuS der dritten Klasse, das Gymnasiums, die das DeutscheSprachDiplom erwerben möchten.) Denn dieses Jahr haben sich über 26 SuS dazu angemeldet und A. hatte schon des Öfteren betont, wie froh sie sei, dabei meine Hilfe zu haben. Wir hatten sogar im Vorhinein schon überlegt, dass es ja sinnvoll wäre, die Gruppe aufzuteilen, weil so ein intensiveres Arbeiten möglich ist. Naiv wie ich war, dachte ich mir natürlich, dass das je mega super werden würde. Dass ich endlich die Möglichkeit bekäme, mit den SuS zu arbeiten.

Falsch gedacht. Meine Aufgabe während des Sprachcamps bestand darin, am Abend ein Spiel anzuleiten, was ich vorbereitet hatte. Dementsprechender Laune bin ich am darauf folgenden Tag wieder in mein Apartment gekommen. Ich war so sauer, dass ich über 30 Minuten bei 5°C Außentemperatur laufen war. Und das ist krank.

Naja, für mich war dann auf jeden Fall ganz schnell klar, dass ich um ein weiteres Gespräch bitten muss, in welchem ich meinen Wunsch nach mehr Einsatzmöglichkeiten noch etwas deutlicher formuliere.

Gesagt getan. Auch bei diesem Gespräch habe ich den Part übernommen, in dem geredet wird, man sein Problem beschreibt, auf mögliche Verbesserungsvorschläge hinweist und darauf wartet, dass ein konstruktiver Beitrag über das Gesagte von den Gesprächspartnern kommt. (Diese waren A. und der andere Deutschlehrer an dem Gymnasium.) Dass einzige was dann allerdings von A. kam, war die Aussage, dass ihr von Anfang an klar gewesen sei, dass das mit einem festen Stundenplan nicht funktioniere. Ich war in dem Moment total vor den Kopf gestoßen, fassungslos vor ihr sitzend und mich fragend: Wieso, wenn dir das schon beim letzten Gespräch klar war, wieso um Himmelswillen, hast du dann nichts gesagt??? Wir hätten gemeinsam nach einer Alternativ suchen können. Aber nein, man lässt mich lieber ins offene Messer rennen. Ganz frei nach dem Motto: Wenn sie das so will, bitte. Soll sie doch selber rausfinden, dass das nicht funktionieren wird.

Das aus dem Gespräch folgende Resultat war, dass ich, um mehr und eigenständiger zu arbeiten, ganze Unterrichtsstunden übernehmen sollte. Und das meinte nicht nur die SuS für 45 Minuten beliebig zu beschäftigen, sondern auch, die durch den Lehrplan vorgeschriebenen, Unterrichtsinhalte zu vermitteln. Schnell wurde so aus meiner anfänglichen Unterforderung eine nicht mehr länger zu tragende Überforderung. Das heißt, dass es für mich in der Schule nicht wirklich gut lief. Zwischen endlosem gelangweilt Sein und schierer Überforderung stehend, war ich dann mehr oder weniger auf mich alleine gestellt. Denn ich habe weder eine Vertrauensperson hier, noch habe ich es geschafft einen richtigen Freundeskreis aufzubauen.

Und was sollte da anderes folgen, als ein weiteres Gespräch. In dieses bin ich, allerdings mit einem noch unwohlführenderen Grummeln im Bauch herein gegangen, als in die vorherigen Gespräche. Ich hatte zwei Sachen die ganze Zeit über im Hinterkopf. Zum einen, dass es eigentlich doch gar nicht meine Aufgabe sein sollte, die ganze Zeit zu dirigieren, was ich mache und was nicht. Dafür sollte es doch eigentlich ein vorgefertigtes Konzept geben. Eine Aufstellung von allen Aufgaben und Einsatzbereichen, die es an der GESAMTEN Schule für mich gibt. –Nicht nur bei einer der zwei Deutschlehrern.- Die zweite Sache war die, dass ich, über die vergangenen Gespräche hinweg, den Glauben und das Vertrauen in die Worte von A. verloren habe. Weil das Blaue vom Himmel reden, das kann ich auch. Allerdings, bringt es mir rein gar nichts, wenn es nicht in die Tat umgesetzt wird. Und wenn ich sage „das Blaue vom Himmel reden“, dann meine ich auch genau das. Denn auf einmal war eine Theater AG, ein Deutsch Abend und noch andere, aber nicht weniger realistische Einsatzmöglichkeiten für mich im Gespräch. –Wer es glaubt wird selig. Ausgegangen ist das Gespräch jedenfalls damit, dass sich die beiden Lehrer, über die, nächste Woche anstehenden Weihnachtsferien, ein Konzept mit Aufgabenbereichen für mich überlegen sollten.

 

In den Wochen ging es mir wirklich nicht gut.

Ich konnte nicht gut schlafen.

Ich hatte keinen Appetit.

Ich hatte überhaupt keine Motivation zu irgendetwas.

Ich hatte unvorhersehbare Heulkrämpfe.

Und noch ein paar andere Sachen, die ich an dieser Stelle nicht erwähnen möchte. Aber um das ganze zusammen zufassen, kann man sagen, dass ich

Ermüdet,

Enttäuscht,

Frustriert

Und alleine war.

Ermüdet, weil ich das alles so satt hatte. Dass nichts gut läuft und es immer nur irgendwo irgendwelche Probleme gab.

Enttäuscht, frustriert und alleine, weil ich drei Mal versucht habe zu kommunizieren, dass die Sachen an der Schule besser laufen könnten. Und weil ich drei Mal mit meinen Kommunikationsversuchen, wie es sich, als es an die Umsetzung ging gezeigt hat, gescheitert bin.

Keine gute Kombination. Entsprechender Weise habe ich nicht nur dem nach Hause Fahren über die Weihnachtstage entgegen gefiebert, sondern auch mit dem Gedanken gespielt meinen Freiwilligendienst zu verkürzen. Ich wollte einfach nicht mehr, dass es mir so elend geht, wie in diesen Wochen.

 

Diese Entscheidung wurde mir allerdings ziemlich schnell abgenommen. Denn nach dem folgendes Geschehen eingetroffen ist, stand eine 12monatige Dienstzeit gar nicht mehr zur Debatte.

Ein paar Wochen zuvor wurde ich gebeten, einen Artikel für die Schülerzeitung, über meine bisherige Zeit hier zu verfassen. Als ich den Artikel dem zuständigen Lehrer (der zweite Deutschlehrer) abgegeben habe, teilte er mir mit, dass der Artikel dann mit einem Foto von mir veröffentlicht werde. Daraufhin habe ich ihm gesagt, dass ich das nicht möchte und mich damit unwohl fühlen würde. Das war dann auch so okay. Aber natürlich wurde ich mal wieder eines Besseren belehrt. Und zwar genau in dem Moment, als ich, zwei Tage bevor ich nach Hause gefahren bin, die Schülerzeitung öffne und meinen Text zusammen mit einem Foto von mir abgedruckt sehe. Schock. Wut. Enttäuschung. Ungläubigkeit. Entsetzen. Das waren nur einige der Gefühle, die ich in dem Moment durchlebte. Vom ersten Schock wieder beruhigt, spreche ich den zuständigen Lehrer darauf an und frage, immer noch ungläubig, wieso denn da ein Foto von mir abgebildet ist, obwohl ich ausdrücklich gesagt habe, dass ich das nicht möchte. Die Schuld hat er dann ganz schnell auf die Schüler und Autoren der Zeitung geschoben und ist mitten in unserem Gespräch weggegangen. Und das war das zweite Mal, dass ich hier in Črnomelj so wütend war, dass ich nicht wusste wohin mit all der angestauten Wut. Nach dem Unterricht habe ich den Lehrer nochmal darauf angesprochen, aber er hat mich nur gefragt was wir denn bitte machen sollen und was ich von ihm erwarte. Meine Antwort darauf war, dass ich erwarte, dass wir darüber vernünftig reden. Und zum zweiten Mal ist er einfach gegangen. Dieses Mal allerdings nicht, ohne dass ich ihn bitten konnte hier zu bleiben. Diese Bitte wurde allerdings mit dem Kommentar „Wieso, ich muss mich nicht mit dir streiten.“ abgespeist und er ist gegangen. Und in dem Moment habe ich so enorme Wut verspürt, wie selten zuvor. A., die daneben stand und außer „Ja die Zeitungen sind ja jetzt schon gedruckt, da kann man nicht mehr viel machen.“ zu sagen, nichts gemacht hat, hat auch nicht gerade zu einer Schlichtung des Konflikts beigetragen. Ich meine mir ist ja schon klar, dass die Zeitungen schon gedruckt sind und man den Druck nicht einfach wegwerfen kann. Aber ich kann doch zu mindestens ein aufrichtige Entschuldigung und die ehrlich Einsicht, dass das scheiße gelaufen ist, erwarten. Oder??? Aber von wegen! Nichts da! Meine die Wut erklärenden Worte an A. werden nicht weiter von ihr zur Kenntnis genommen und sie wendet sich wieder anderen Dingen zu. Das war einer der schlimmsten Situationen, die ich in meinem Leben erlebt habe. Noch nie habe ich mich so machtlos und ohnmächtig gefühlt.

Und plötzlich konnte ich genau jene Art der Verzweiflung spüren, die Kafka seine Romanfigur Josef K. in seinem Romanfragment „Der Prozess“ erleben lässt.

 

Hilflos und alleine.

Zeit nach Hause zu gehen.

„Das läuft hier FALSCH“

NOVEMBER 2016

Weil in der Zwischenzeit wirklich viel passiert ist, und ich aus verschiedenen Beweggründen nicht weiter schreiben wollte und auch konnte, kommt jetzt das Update meiner letzten Wochen. Angefangen bei November.

 

In der letzten Novemberwoche hat mich das, von Kulturweit angesetzte Zwischenseminar (ZS), nach Zagreb verschlagen. Nach dem Tief an den vorherigen Tagen, genau das Richtige, um etwas auf andere Gedanken zu kommen, mein Sozialleben wieder zu reaktivieren und die vergangenen Wochen mit ihren Geschehnissen zu evaluieren. Das ZS war wirklich hilfreich und hat mir so, die einen oder anderen Dinge vor Augen geführt:

Erstens: Zagreb ist eine wunderschöne Stadt. In der Größer von Bonn, mit etwas von dem Charme, den Köln mit seinen nicht ganz so akkuraten Straßen versprüht.

Zweitens: Das „Museum of broken relationships“ ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Vor allem, wenn man sich mehr für die Geschichten einzelner Menschen, als für die einzelne Geschichte aller Menschen interessiert.

Drittens: Es ist unheimlich schön mit Leuten, die man gerne hat und mit denen man auf einer Wellenlänge ist, durch die Innenstadt zu schlendern, in ein paar Läden rein zu schauen und einen Kaffee zu trinken. Ich weiß, dass klingt total banal und als Leser wundert man sich bestimmt „Hä, wie kann man so etwas denn vergessen oder nicht wissen, dass es schön ist. Natürlich ist das schön.“ Aber glaubt mir, wenn man über zwei Monate genau auf solche banalen Sachen verzichtet hat, dann ist einem zwar bewusst, dass man sie vermisst, aber erst wenn man es dann endlich wieder erlebt, wird einem klar, wie schön und gut solche alltäglichen Szenen –vor allem für die Seele- wirklich sind.

Viertens: Es ist sowas von nicht erfüllend und dazu zum Schlafen langweilig –und an dieser Stelle meine ich das wörtlichen-, fast meine gesamte Arbeitszeit damit zu verbringen, neben dem Pult am Computer zu sitzen und das Smatrboard zu bedienen.

Fünftens: Es gibt einen ganz klaren Unterschied zwischen „Das läuft hier anders“ und „Das läuft hier falsch.“ Und wenn meine persönlichen Grenzen im Sinne von: ich rede über dein Sexleben obwohl du gesagt hast, dass du das nicht willst & ich hacke mich im Schulflur bei dir ein, obwohl du deinen Arm mehrmals weggezogen hast & ich ziehe dich auf meinen Schoß, obwohl du NEIN gesagt hast & ich hebe dich hoch, obwohl du NEIN gesagt hast, überschritten werden, dann ist das ganz klar ein Fall von „Das läuft hier falsch.“ Und wenn der ganze Scheiß dann  auch noch von einem LehrER gemacht wird, während meine Ansprechperson (A.), die auch gleichzeitig die Deutschlehrerin ist UND meine Einsatzstelle darstellt, daneben steht und gar nichts macht, außer vor sich hin zu kichern, dann läuft hier etwas mehr als nur falsch.

 

So viel zu meinen Erkenntnissen. Und nach mehreren Gesprächen mit anderen KW Freiwilligen und unserer Trainerin, haben sich aus diesen lösungsorientiere Handlungsmöglichkeiten für die Zukunft ergeben. Die da waren:

Ich muss unbedingt mit A. über meine Aufgabenbereich und meine Einsatzmöglichkeiten sprechen.

DEM Lehrer gehe ich so gut aus dem Weg, wie ich noch niemals jemandem zuvor aus dem Weg gegangen bin.

Ich suche mir viele kleine Projekte um die öde Langeweile zu vertreiben.

Von einem kleinen Land mit großen Talenten

"OnePlan" eine der RockBands, die aufgetreten sind.
„OnePlan“ eine der RockBands, die aufgetreten sind.

Gestern Abend hat Alexandra mich mit zu einer Art „Songcontest“ hier in Črnomelj genommen. Im Kulturzentrum, welches als Kino und Theater dient, waren schon etliche Scheinwerfer auf der Bühne aufgebaut und die Kameraleute standen auch schon bereit als ir ankamen. Richtig, Kameras. Denn die ganze Veranstaltung wird in der nächsten Zeit in einem lokalen Fernsehsender der Region hier übertragen. Aufgetreten sind die Teilnehmer aufgeteilt in drei verschiedenen Kategorien. Sänger bis 14, Sänger von 15 bis 30 und Rock Bands. Jeder der Teilnehmer durfte einen Song performanten und das Publikum (zu 40 %) und die Juri, die aus lauter bekannten slowenischen Sängern bestand, (zu 60%)    haben dann durch das Verteilen einer Stimmer pro Gruppe den Sieger des Wettbewerbes ermittelt. Das war wirklich cool, weil nicht nur Sänger aus unserer Region hier da waren, sondern auch aus anderen Teilen Sloweniens. Und die Moderation war auch wirklich witzig.

Unter den Gewinnern war sogar eine Schülerin unserer Schule, die mit der Meganummer „Something’s Got a Hold On Me“ von Christina Aguilera überzeugen konnte. Und als krönender Abschluss gab es noch zwei Überraschungsacts. Die Gewinnerin des letzen Jahres, die im Halbfinale bei dem Slowenischen Supertalent steht und „The Plut Family“, die in der gleichen Fernsehshow im Finale ist durften noch zeigen was sie können. An sich fand ich es schon mega cool deren Auftritte live zu sehen, wenn sie ja auch groß im Fernsehen auftreten. Was ich, neben der fantastischem Musik –und mal ehrlich, wie kann eine einzige Familie so begabt sein? (zwei Schwestern, die singen, eine die dabei E-Gitarre? spielt und die andere am Keyboard und zwei Brüder, der eine am Schlagzeug und der andere am Bass?)– am meisten gefeiert habe ist, dass einer der Schwestern auch bei uns auf der Schule ist und ich mit ihr sogar schon einen Kaffee getrunken habe.

Was ich damit sagen will ist, dass es einfach etwas total Neues für mich war, „solche Leute“ wirklich zu kennen und live zu sehen. Das ist etwas, was mir in Deutschland nicht so schnell passieren wird. Und es war wirklich cool.

Phase 3: Von melancholischen Momenten bis zu „Winterdepressionen“

Phase 3: Das erste große Heimweh.

Schon wieder ein so negativ klingender Text mit einer nicht ausschließlich als positiv zu bezeichnenden Attitude.

Aber mal ehrlich, wenn sogar Leute zu Hause, mit jeder Menge zu tun und ihren Liebsten um sich herum, zeitweise in eine kleine „Winterdepression“ verfallen, dann, finde ich, steht mir diese Empfindung aber mindestens genauso zu.

Schlechtes Wetter, so dass man nicht vor die Tür gehen möchte. Ein kleines Dorf und eine schlechte Bus- und Bahnverbindungen, so dass man nicht mal eben spontan hier raus kommen kann –jeden Falls nicht ohne Auto-. Ich, die irgendwas zwischen Schüler und Lehrer ist, damit aber weder viel lernen, noch viel vorbereiten muss und deshalb nichts zu tun hat und alleine in der Wohnung hängt –zum Glück mit Netflix-. Klar kann ich einfach runter in die Bar gehen und schauen, was so los ist und wer dort mit Freunden chillt und mich vielleicht dazu setzen. Aber, ich möchte mich nicht immer einfach irgendwem auf gut Glück anschließen oder fragen, ob jemand Zeit hat, dann aber wie die letzten Male zuvor ein „Nein, heute leider nicht, aber vielleicht dann und dann.“ zu hören bekommen.

Resultat: Milena alleine in der Wohnung. Das kann zwar nach einer anstrengenden Woche mal ganz entspannend sein, aber auf Dauer ist das nicht wirklich schön. Vor allem nicht, wenn man ein recht geselliger Mensch ist. Und auch wenn ich weiß, dass das alles nur eine Phase ist, hat mich dann gestern im Supermarkt das erste große Heimweh überfallen. Am Abend habe ich deshalb mit meinen Eltern geskypt und gefragt, ob ich über Silvester nach Hause kommen kann. Natürlich kann ich.

Eigentlich wollte ich das Jahr über, in dem ich hier bin, nicht nach Hause. Ich habe immer gesagt, dass ich ja ein Jahr ins Ausland möchte, mit allem was dann dazu gehört. Aber ich habe schon seit mehreren Wochen mit dieser Idee gespielt. Und ich meine, auch wenn ich nach dem FSJ von zu Hause ausziehe, werde ich ab und an zu Hause vorbei schauen, weder die Feiertage meistens mit der Familie verbringen. Es ist also nicht wirklich ein Zeichen der „Schwäche“, dass ich mein Wort diesbezüglich nicht halte und meine Pläne geändert habe.

Mein Alltag hier ist nur eben anders, als ich ihn mir vorher vorgestellt habe. Etwas schwieriger, weil einsamer. Dementsprechend passe ich meine Pläne an. Besser ich fahre zwischendurch nach Hause, um neue „Kraft zu tanken“, als dass ich das FSJ verkürze, oder gar abbreche. –Vor allem wenn es von der Entfernung möglich ist.– Ich habe zwar nicht wirklich über diese Optionen nachgedacht, aber wenn es andere Freiwillige gibt, die das tun: Ich kann es absolut nachvollziehen.

Es ist klar, dass nicht immer alles einfach sein kann und man mit nem fetten Grinsen im Gesicht durch die Gegen läuft, gerade in den Situationen, in denen wir uns jetzt befinden. Da muss jeder seinen eigene Weg finden um damit umzugehen. Meiner wird sein, mich aufs Zwischenseminar zu freuen und die Zeit dort zu genießen, mich danach auf Weihnachten bei meiner Tante in Maribor und auf Silvester zu Hause zu freuen. Im Anschluss daran werde ich etwas mehr von meiner Freizeit und meinem Geld in die Planung und Umsetzung von irgendwelchen Aktivitäten stecken. Nach Ljubljana fahren, vlt andere Freiwillige besuchen. Einfach etwas hier raus kommen.

Und ja, nachdem das erste Heimweh überwunden ist, geht es mir gut und ich weiß, wie ich meine zukünftige Zeit hier angehen möchte, damit ich weniger alleine bin und dafür etwas mehr erleben.

 

Phase eins und zwei: Von „himmelhoch jauchzend“ zu „zum Tode betrübt“

Zur Erklärung:                                                                                         Ich weiß gar nicht in welchen Zusammenhängen ich schon alles „Die fünf Phasen …. „ gehört habe. Am wohl bekanntesten „Die fünf Phasen der Trauer“. Und wie war das da nochmal? Phase 1: Das Leugnen, Phase 2: Der Zorn, Phase 3: Das Verhandeln, Phase 4: Die Depression, Phase 5: Die Akzeptanz

Aber keine Sorge. Ich habe nicht vor meinen Auslandsaufenthalt mit einer Trauerbewältigung zu vergleichen. Also jeden Falls nicht direkt. Aber auch mir sind verschiedene Zustände meines Empfindens über meine Zeit hier im Einsatzland aufgefallen. Und ich glaube, auch wenn ich noch nicht alle „Zustände“ „überwunden“ habe, kann man es in verschiedene Phasen zusammenfassen. In jeder Phase stehen andere Empfindungen über ähnliche Ereignisse im Vordergrund.  

Phase 1: Die Euphorie des Unbekannten.                                           Am Anfang zum Beispiel war ich total begeistert. Von jeder Kleinigkeit. Davon, dass ich zum Einkaufen immer 15-30 Minuten zum Supermarkt laufen darf. Davon, dass hier bei jeder Gelegenheit Kaffee getrunken wird. Davon, dass mal das Leben hier genießt und alles so unendlich gelassen angeht. Davon, dass ich immer für mich selbst und alleine kochen kann. Davon, dass ich über einer Bar wohne und nur runter gehen brauche, wenn ich einen Kaffee trinken möchte. Davon, dass Črnomelj so dörflich und klein ist und ich den Kontrast zu einer Studentenstadt erleben kann.                                                                                                  Ich glaube, in den ersten drei bis vier Wochen, hat man mich nur euphorisch berichten gehört.

 

Phase 2: Die Melancholie der alltäglichen Realität                        Mittlerweile bin ich an einem Punkt angekommen, an dem ich es mehr als nur nervig finde, die ganzen Lebensmittel so lange nach Hause tragen zu müssen. Und das liegt nur teilweise, an den niedrigen Temperaturen oder dem viel zu lange andauernden Regen. Es nervt mich, dass man hier und da mal eben einen Kaffee trinken geht, anstatt mit der Arbeit weiter zu machen. Es ist anstrengend sich jeden Tag aufs Neue zu überlegen, was man zu Mittag essen möchte und die entsprechenden Sachen einzukaufen. Es ist laut über einer Bar zu wohnen, egal ob abends unter der Woche um 23 Uhr, oder am Sonntagmorgen um sieben Uhr. Es ist etwas einsam, weil Črnomelj so klein ist, die Schüler viel lernen müssen und die Bus- und Bahnverbindungen auch nicht wirklich gut ausgebaut sind.                                                               Als ich dann letztes Wochenende mit meiner Schwester geskypt habe, habe ich gut 30 Minuten gejammert, wie sehr mich die jeweiligen Sachen nerven oder stören. Da ist mir mehr als deutlich geworden, dass ich zu Hause vermisse. Und dass, ist man erstmal über die Euphorie am Anfang hinweg, der Umzug von zu Haus in ein fremdes Land gar nicht so einfach ist. Auch wenn zeitlich begrenz, ist es ein Auszug von zu Hause. Und das bringt sowohl all die Freiheiten, die man mit 19 unbedingt haben will mit sich, aber eben auch all die Verantwortungen und neuen Situationen, denen man mit 19 wahrscheinlich noch nicht genug gewachsen ist. Andererseits, wann bitte ist man diesen gewachsen? Ich glaube da muss man einfach ins kalte Wasser springen.

 

Gar nicht so einfach, die Neue zu sein

Halli Hallo 🙂

Der kommende Blogeintrag wird etwas anderer Art sein.

Bisher habe ich ziemlich viel über erlebte Ereignisse berichtet, so dass ihr alle ein kleines Stück an meinen Erfahrungen teilhaben könnt. Aber natürlich komme ich hier auch nicht um die ein oder andere nicht ausschließlich positive Erfahrung herum. Und weil ich fair und ehrlich berichten möchte, damit das Bild was ich euch vermittle möglichst vielseitig ist und nicht nur eine Seite meines Lebens hier ablichtet, wird es zwischendurch auch Artikel geben, in denen ich meine Bedenken äußere oder Sachen kritisch hinterfrage. Und auch wenn die einzelnen Berichte dann etwas negativ klingen, möchte ich euch bitte, diese im Zusammenhang mit der ganzen Situation und auch den anderen Einträgen zu sehen.

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So wohl ich mich hier auch fühle, es ist einfach nicht das Gleiche wie zu Hause. Und auch die netten Menschen, die ich hier gefunden habe, können nicht viel an der Tatsache ändern, dass es hier nicht immer einfach für mich ist.

Črnomelj ist mit seinen 5.000 Einwohnern doch um einiges kleiner als Bornheim, vor allem weil ich hier nicht die Möglichkeit habe mal eben nach Bonn oder Köln zu fahren. Geschweige denn mich mit Freunden zu treffe. Das fehlt mir wirklich. Einfach nur reden. Über belangloses Zeug. Reden und dabei TV gucken, einen Kaffee trinken oder auf dem Weg zu XY in der Bahn sitzen. Diese ganz nebensächlichen Konversationen, in denen man sich über alles und gleichzeitig über nichts unterhält. Dass ich Dinge wie diese vermissen werde, war mir nicht wirklich klar. Auf der anderen Seite ist es aber auch nicht sonderlich überraschend. Schwieriger wird es allerdings dadurch, dass ihn dem Dorf hier jeder jeden kennt. Und das meine ich wirklich ernst, ausnahmslos. Sogar mich „kennen“ die Leute, ob wohl ich ihnen noch nie im Leben begegnet bin, geschweige denn schon mal ein Wort mit ihnen gewechselt habe. Und damit kommen wir auch schon zum nächsten Problem. Hier wird viel geredet. Zu viel meiner Meinung nach. Selbst wenn es gar nichts Erwähnenswertes ist, weiß es am nächsten Tag die ganze Schule. Und das durfte ich auch schon am eigenen Leib erfahren: Vor zwei Wochen etwa war im Piccolo (eine Bar hier in Črnomelj) eine Party, zu der ich auch gegangen bin. Und weil Party gleich viele Leute bedeutet, und viele Leute, die alles zusammen sind und alle slowenisch reden für Milena bedeutet, dass sie ahnungslos daneben steht, bin ich immer froh, jemanden zu finden, der sich mit mir aus englisch unterhält. Ob dieser Jemand dabei weiblich oder männlich ist, ist nebensächlich. Scheinbar aber nur für mich. Denn kaum habe ich mich versehen, geht das Gerede los. Nicht gerade toll. Aber okay, ich habe aus der Situation gelernt und werde in der Zukunft darauf achten, dass ich „nicht mit jedem rede“. –Mal ehrlich, wie bescheuert ist das denn?!- Aber nun ja. Was soll ich machen *Kopfschütteln* Ich denke, dass sich das ganze vielleicht auch noch etwas einpendeln wird. Wenn ich die Leute etwas näher kenne und besser einschätzen kann. Aber auf der Halloween Party am Montag war es auch schon wieder ganz anders und besser. Denn ich hatte ein paar mir wirklich sympathische Mädels um mich herum, mit denen ich dann die Zeit verbracht habe. So war ich auch nicht auf irgendwelche „Fremden die mit mir sprechen“ angewiesen. Man sieht also, alles braucht seine Zeit. Auch wenn ich denke, dass das mit dem Gerede weiterhin ein Störfaktor für mich sein wird, habe ich die Möglichkeit damit umgehen zu lernen.

Naja auf jeden Fall bin ich jetzt schon seit mehr als sieben Wochen hier und habe mich in meinem Alltag zu Recht gefunden, und wirklich nette Menschen um mich herum. Trotzdem läuft nicht immer alles nach Plan und ohne Probleme ab. Aber das ist eigentlich auch gut so. Ich möchte ja schließlich etwas mitnehmen von dem Jahr und mehr über mich lernen. Das wird denke ich mal kein Problem werden.

Geschichte und Kultur erleben: Bosnien und Herzegowina, Kroatien – Teil 3

  1. September – Kroatien

 

Nach einer sehr kurzen Nacht, dafür aber umso besserem Frühstück ging es am nächsten Morgen pünktlich um 8:15 Uhr mit dem Bus nach Kroatien. Unser erster Punkt auf unserer Tagesordnung war eine Bootstour auf einem Fluss

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Ungefähr 20 Minuten sind wir, begleitet von kroatischer „Volksmusik“ bei Sonnenschein über den Fluss gefahren. Das Prickeln der Sonne auf dem Gesicht zu spüren, die Augen zu schließen und einfach nur die Fahrt genießen, ab und zu die Augen aufzumachen um die Natur um sich herum bestaunen zu können, war mein Motto. Ziel der Bootstour waren länglich angelegte Inseln im Fluss, auf denen nichts anderes als Mandarinenbäume zu sehen waren. Und dann hieß es: Hier deine Tüte, in 20 Minuten fahren wir weiter, pflück dir so viele Mandarinen wir du magst. Man kann sich vorstellen, dass der ein oder andere mehr in seinem Beutel hatte, als eigentlich reingepasst hätte. Und auch wenn die Mandarinen zu dem Zeitpunkt noch etwas grünlich waren, eine Woche später waren sie unglaublich lecker. 😀

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Die „Mandarineninseln“

Mit dem Boot wieder zurück. In den Bus rein. nach Split. Aus dem Bus raus. Das waren unsere nächsten Schritte. In Split gab es, extra für uns, eine kleine Stadtführung (durch die Altstadt –was auch sonst?-) Danach hatten wir gut eineinhalb Stunden Freizeit. Die habe ich natürlich optimal ausgenutzt und bin mit einer der Schülerinnen zu der „besten Eisdiele“ in Split gegangen. Und das Eis war wirklich unfassbar lecker! –Ich liebe liebe liebe Eis– Nach ein bisschen durch die Gegend laufen, haben wir uns an der Promenade in ein Cafè gesetzt und ich habe einen Espresso mit HONIG getrunken. –Mal ehrlich, wie geil ist das denn bitte? Milena kommt irgendwann zu Hause mal auf die Idee sich statt Zucker Honig in den Kaffee zu kippen, es schmeckt ihr, sie ist begeistert von ihrer Idee und trinkt es öfter, und dann kommt sie in ein fremdes Land und das Erste was sie auf der Getränkekarte sieht ist Kaffee mit Honig. Hammer.– Aber nun ja. Bei dem schönen Wetter, dem Espresso mit Honig und sehr netter Gesellschaft, gingen dann auch die 1,5 Stunden viel zu schnell vorbei und wir saßen schon wieder im Bus zurück nach Črnomelj.

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Insgesamt war es eine sehr schöne, interessante und auch anstrengende Klassenfahrt. Und ich bin wirklich froh, dass ich mich dann letzten Endes doch an den Eintrag gewagt und ihn jetzt fertig geschrieben habe. Denn der nächste ist auch schon in Arbeit.

 

Adio 🙂

Geschichte und Kultur erleben: Bosnien und Herzegowina, Kroatien – Teil 2

 

29.September – Sarajevo – Konjic – Mostar

1992.

Deutschland ist wiedervereint. Helmut Kohl ist Bundeskanzler. Die Medien sind voll von Nachrichten über den jugoslawischen Bürgerkrieg in Bosnien- Herzegowina. Währen das sozialistisch geprägte Jugoslawien auseinander zu brechen drohte, wuchsen die Spannungen zwischen den verschiedenen Ethnien innerhalb Bosnien- Herzegowina. Der serbische Bevölkerungsteil fühlte sich eher Serbien zugehörig und war gegen eine Unabhängigkeit Bosnien- Herzegowinas von Jugoslawien. Das war aber genau das, was von Bosniaken und Kroaten, aus verschiedenen Beweggründen, gefordert wurde. Nachdem Bosnien und Herzegowina, durch ein Referendum, was Kroaten und Muslime für sich entscheiden werden konnten, für unabhängig erklärt wurden, kam es zu einer militärischen Eskalation. Bosnische Serben wurden von Jugoslawien, sowohl mit Waffen, als auch mit dem Militär unterstützt. Auch Kroatien unterstützte seine Leute mit militärischen Gruppen. Zwar erhielten auch die Bosniaken internationale militärische Unterstützung, vor allem von muslimischen Staaten, diese beschränkte sich jedoch nur auf Lieferungen von Kleinwaffen.  

Was die meisten also nur durch die Zeitung und das Fernsehen mitverfolgen konnten, habe ich, fast 25 Jahre später live gesehen. Zumindest ein paar der Folgen des Krieges sowie einen der Orte, die eine ganz entscheidende Rolle gespielt haben.

Der Tunnel von Sarajevo9, 10.

Die Berge rund um die Hauptstadt wurden von 1992 an von serbischen Kämpfern besetzt11. Nur durch einen 800 Meter langen Tunnel ist es den Bewohnern gelungen der Belagerung standzuhalten.

Notwendig war dieser Tunnel, da es keinen anderen Weg in die Stadt rein oder aus ihr raus gegeben hat. Es gab nur einen kleinen Landstreifen, eine Flugbahn der UN, der nicht von den Serben kontrolliert wurde. Beziehungsweise dessen Kontrolle sie, unter bestimmten Bedingungen, der UN übergaben. Zu diesen Bedingungen gehörten sowohl 50% der Lebensmittelversorgung, als auch die Sicherheit, dass keiner die Flugbahn überquert. Denn dahinter befand sich bosnisches Territorium. Unter unglaublichen Belastungen wurde der Tunnel mühsam und alleine durch Muskelkraft und die Hilfe ein paar weniger einfacher Werkzeuge gegraben. Dabei wurde so vorgegangen, dass gleichzeitig von beiden Seiten gegraben wurde. Und obwohl sich die beiden beteiligten Bauingenieure vorher nicht einmal gesehen haben, ist es ihnen gelungen den Tunnel zu bauen. Mit einer Höhe von etwa 1,50 Metern und einem Meter Breite ist seine Nutzung allerdings keine Spaziergang.

 

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9 Bild: Schild Tunnel

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10 Bild: Das Haus mit den vielen Schusslöchern von der Belagerung befindet sich nur wenige Meter vor dem Tunnel

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11 Bild: Besatzungszonen rund um Sarajevo

 

Zitate über die Belagerung Sarajevos aus dem Film „Der Tunnel von Sarajevo“12:

„Ich persönlich versuche diese Zeit zu vergessen. Aber wenn ich mich mit meinen Freunden treffe, dann werden die Erinnerungen wieder wach. Oft weinen wir.“ – Rašid Zorlak

„Wenn sie auf das Auto geschossen haben, dann habe ich das Radio lauter gemacht […]“ – Mirko Majdandšič

„Ich habe mit meinem Wagen auch Tote geborgen. Ich habe sie im Auto transportiert. „ – Mirko Majdandšič

 „Diese Szene, diese Hölle, kann man sich nicht vorstellen.“ – Rašid Zorlak

 12 Film „Der Tunnel von Sarajevo“: https://www.youtube.com/watch?v=GapZ15ZqT1k

 

 

Etwas weniger emotional, aber dafür genauso interessant, ging es weiter zu einer Besichtigung von einem Bunker. Und weil die gesamt Exkursion unter dem Motto ehemaliges Jugoslawien zusammengestellt wurde, haben wir uns nicht irgendeinen x-beliebigen Bunker angesehen, sondern den Geheimbunker von Tito.

Josip Broz Tito

Exponat: Photo: Tito, Josip Broz

wurde am 07. Mai 1892 in Kroatien geboren. Als er 1910 Gewerkschaftsmitglied der Sozialdemokratischen Partei Kroatiens wurde, beginnt sein politischer Werdegang. Auf der Suche nach Arbeit kam er nach Slowenien, fand aber nur wenig später kurzfristige Arbeiten in Deutschland und Österreich. 1913 wurde er in die österreich-ungarische Armee einberufen und in Zagreb stationiert. 1915 geriet er in russische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Entlassung 1917 trat er in St. Petersburg in die Rote Garde ein. Als er drei Jahre später nach Kroatien zurückkehrte, wurde er Mitglied der neu gegründeten Kommunistischen Partei Jugoslawiens. Nachdem er eine fünfjährige Haftstrafe, wegen illegaler kommunistischer Tätigkeiten als Provinzialkomitees der KPJ in Kroatien, abgesessen hatte, geht er in den Untergrund und beteiligt sich an Machenschaften des Zentralkomitees (ZK) der Exil-KPJ in Wien, in welches er dann auch aufgenommen wurde. 1934 nimmt er seinen Decknamen „Tito“ an. 1936 wurde er zum Organisationssekretär der KPJ gewählt. In dieser Position war er sowohl für den Wiederstand, als auch für Aufstand in Jugoslawien 1941 verantwortlich. In seiner 1943 erworbenen Position als Marschall von Jugoslawien trat Tito sowohl zu Gesprächen mit Winston Churchill, als auch zu Verhandlungen mit Josef W. Stalin an. Im März 1945 wurde eine neue Regierung Jugoslawiens gegründet, an dessen Spitze Tito steht. Am 29.November desselben Jahres wurde Jugoslawien zur Föderativen Republik und Tito zum Ministerpräsidenten erklärt. Obwohl er sich einst der Sowjetunion nahe gefühlt hat, versuchte er sich 1950 von Stalinismus zu entfernen und einen Weg zwischen Kapitalismus und sozialistischer Planwirtschaft zu finden. 1963 wurde er zum Staatspräsidenten auf Lebenszeit ernannt. Nach einem viermonatigem Krankenhausaufenthalt und dem ständigen Kampf ums Überleben wurde Tito am 04. Mail in Ljubljana für tot erklärt.

Informationsquelle: https://www.dhm.de/lemo/biografie/josip-broz-tito

 

 

Titos geheimer Bunker

wurde erst 1979 entdeckt. Mit über 6500m2 und einer Zentralheizung, die für eine konstante Temperatur von 21°C sorgt, hat Tito sich wohl einen der modernsten Bunker seiner Zeit bauen lassen. Vor einer Eskalation des kalten Krieges, die ihn und sein Machtimperium zerstört hätten, musste er sich also nicht sorgen.

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„Bruder du bist meine Schwester“

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Titos persönlicher Schreibtisch in seinem Büro

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Mostar.

Unser nächster Halt war Mostar in Herzegowina. Den Namen verdankt die Stadt ihren vielen Brücken und deren Brückenwächtern (= Mostar) aus ehemaligen Zeiten. Ich persönlich habe wirklich selten eine so schöne Stadt mit so viel Charme gesehen. Besonders geprägt wird die einzigartige Atmosphäre durch die verschiedensten kulturellen Einflüsse, die ihre Bewohner mitbringen. Kroaten, Bosniaken, Jugoslawen, Serben aber auch Türken und Albaner geben der Stadt einen außergewöhnlichen Touch. Die Altstadt ist geprägt von überzähligen kleinen Ständen mit Tüchern, Porzellan, Schmuck und Tabakwaren.  Und von den Cafés möchte ich erst gar nicht anfangen. Ich hatte wirklich Schwierigkeiten mich zu entscheiden, wo ich denn nun den türkischen Tee trinken möchte. Denn jedes der Geschäfte hatte etwas an sich. Eins zum Beispiel war unheimlich verzaubernd mit seiner Lage direkt am Fluss, mit Blick auf die Brücke und den schwarzen, verzierten Metalltischen und –Stühlen.

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Stari most – Brücke über die Neretva – Wahrzeichen der Stadt

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Inmitten der Altstadt

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Eines der Cafés