Achtzehn, Zwanzig, Zwei, Null…

Einen wunderschönen guten Abend und frohe Ostern!

Zeit für eine neue Geschichte aus Chile. Obwohl es auch von diesem Wochenende einiges zu erzählen gibt, beginne ich mit dem Letzten.

Vor zwei Wochen war in der Schule jemand, der im Moment durch Chile zu den Deutschen Schulen reist, um die Idee der Skat-AGs zu verbreiten. Während ich mich mit ihm unterhielt erwähnte er, dass am kommenden Wochenende die Chilenische Skatmeisterschaft in Valdivia sei und ich doch hinfahren könnte.

Gesagt getan – am Samstag früh fuhr ich also nach Valdivia in den Deutsch Club zum Skatspielen. Wie erwartet senkte ich das Durschnittalter dort (das ungefähr bei 70 lag) erheblich. Neben mir waren nur noch ein paar jüngere aus einer Burschenschaft und einer der gerade bei seinem Onkel in Santiago ein Praktikum macht. Ansonsten ein paar im Alter von meinem Papa. Der Rest war zwischen 65 und 85. Viele der ungefähr 50 Leute dor waren ausgewanderte Deutsche teilweise auch schon in zweiter Generation. Außerdem war die gesammelte Skatprominenz Südamerikas vor Ort, was für ein ziemlich hohes Niveau gesorgt hat. Fehler durfte man sich da nicht erlauben. Auch, wenn sie meistens in großväterlicher oder -mütterlicher Güte schnell vergeben wurden – das Spiel hatte man trotzdem verloren. So kam es, dass ich nach vier Serien (eine Serie = 48 Spiele insgesamt wurden an zwei Tagen sechs Serien gespielt- ja das ist echt viel….) stolz wie Oskar auf dem 18. Platz war, die preisgekrönten 14 ersten Plätze im Blick. Allerdings stieg mir danach der Erfolg wohl etwas zu Kopf und die letzten Serien liefen eher schlecht und ich so landete ich am Ende auf dem 25 Platz.

Das ist natürlich eher nebensächlich, da das Skatspielen sehr viel Spaß gemacht habe und ich viele interessante Geschichten von Auswanderungen erzählt bekommen habe. Viele, haben ähnlich wie ich, sicher auch das Vorurteil, dass deutsche Auswanderer in Südamerika alte Nazis sind. Das hat sich insgesamt überhaupt nicht bestätigt, da viele schon viel früher (bzw, die Eltern) nach Chile gekommen sind. Allerdings hatte ich auch ein sehr merkwürdige Unterhaltung, bei der ein älterer Herr mich unbedingt davon überzeugen wollte, dass es Zeit sei die Nazizeit zu vergessen und Deutschland sich schlecht machen würde in dem immer wieder „solche Filme“ (was auch immer er genau meinte) gezeigt werden. Nebenbei würden seiner Meinung nach auch viele Details in der Schule in Deutschland weggelassen (z.B. das nicht Deutschland den Krieg angefangen hätte. AHA…).  Auch das berühmte „es war ja nicht alles schlecht“ Argument durfte ich mir anhören oder „das mit den Juden war natürlich ein Fehler, aber es wird ja auch aus einer Mücke ein Elefant gemacht“. Wirklich erschreckend, weil aus erster Hand erzählt und damit konfrontiert zu sein, waren dann seine Erzählungen aus seiner Siedlung in Paraguay, wo in den 60er Jahren Josef Mengele (http://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Mengele) untergetaucht war. Allerdings war er auch der einzige von dem ich mir solche Geschichten anhören musste.

Die Nacht von Samstag auf Sonntag – ja zwei Tage nur Skat spielen – habe ich dann bei einem Couchsurfingkontakt verbracht. Da ich etwas krank und sehr müde gerne schlafen gehen wollte er allerdings noch zu Freunden irgendwo außerhalb Valdivias fahren wollte, habe ich die Nacht dann dort verbracht. Ein bisschen merkwürdig und zwischendrin, wie der Beginn eines Horrorfilms aber okay hat ja alles geklappt.

Nach der Preisverleihung am Sonntagabend bin ich dann mit dem Bus zurück nach La Unión, bepackt mit ungefähr 15 fast neuen Kartenspielen, die ich, da bei jeder Serie ein neues aufgemacht wurde, dort abgegriffen habe (die Kinder aus der Skat AG haben sich sehr gefreut). Ich hatte leider nicht viel Zeit mir Valdivia anzuschauen, aber das bisschen, was ich gesehen habe, hat Lust auf mehr gemacht. Da muss ich auf jeden Fall mal hinfahren.

Beim nächsten Mal erzähle ich dann, was dieses Wochenende so los war.

Bis dann!

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