Archiv für den Monat: April 2014

Abenteuer Puerto Montt

Buenas tardes liebe Leserinnen und Leser,

es Sonntag Abend um 6, bei euch jetzt schon Mitternacht, da letzte Nacht bei uns die Uhren auf Winterzeit umgestellt worden sind. Ich hatte ein sehr schönes Wochenende. Am Freitag war ich mit ein paar Studenten aus Osorno, die ich über den Mann meiner Betreuerin kennengelernt habe auf der Ersti-Party für das neue Semester. Ein Konzert mit einigen ganz coolen Band unter anderem ein chilenischer Eddi Vedder Imitator. Sehr lustig, sehr gut, aber allerdings nicht ganz so passend zum Anlass. Ich durfte auch den aktuell super angesagten Cocktail probieren. Ein Terremoto (bedeutet Erdbeben). Ein Mix aus Rum, Grenadine, Ananaseis und irgendein bitterer Schnaps – in der Mischung gar nicht mal so gut… Ich konnte zum Glück danach auch in Osorno bleiben. Nicht, dass ich es nach dem „Erdbeben“ nicht mehr zurück geschafft hätte, aber um diese Zeit fährt nichts mehr nach La Unión.

Aber eigentlich möchte ich gar nicht über dieses Wochenende schreiben, sondern vom letzten erzählen. Das war nämlich viel aufregender – haltet euch fest! 🙂

Bei der Suche nach einem Platz zum Schlafen in Valdivia vor ein paar Wochen wurde ich von jemandem nach Puerto Montt (eine statt ungefähr 2,5 Stunden mit dem Bus südlich von mir) eingeladen. Etwas überrascht aber durchaus interessiert, da die Referenzen auf der Seite sehr gut waren, merkte ich mir diese Einladung für ein freies Wochenende. Da ich über Ostern unbedingt das lange Wochenende ausnutzen wollte (Karfreitag ist hier frei, Ostermontag nicht) habe ich spontan Ohmar aus Puerto Montt (der mich in der Woche zuvor eingeladen hatte) angeschrieben und er hat mir sofort zugesagt. Donnerstag Nachmittag bin ich dann direkt nach Puerto Montt gefahren und wurde von Ohmar und einem anderen Couchsurfer aus Frankreich vom Bus abgeholt. Den Donnerstag Abend verbrachten wir unspektakulär aber nett bei Ohmar zu Hause mit einem Freund von ihm. Am Freitag planten wir nach Frutillar zu fahren, eine kleine, süße Stadt in der Nähe.

Bevor es am Freitag nach Frutillar fuhren, mussten wir allerdings noch auf einen weiteren Couchsurfing-Besuch aus Argentinien warten. Der Nachmittag in Frutillar war auch sehr schön vor allem auch weil das Wetter mitgespielt hat.

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(Man beachte den Vulkan im Hintergrund!)

Frutillar ist ein kleines turistisches Städtchen, mit sehr vielen Deutschen. Was man zum Beispiel daran sehen kann:

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Zufällig traf ich dort auch noch zwei andere Freiwillige und erzählte ihnen, dass ich mit Couchsurfing hier wäre und wie gut das klappen würde… (Julia, Ines falls ihr das lest – ich glaube Ausnahmen bestätigen die Regel. Klappt bestimmt sonst wirklich immer sehr gut.) Der Ausflug war ingesamt schön auch wenn Ohmar (unser Gastgeber) sich mehr mit seinem Handy beschäftigte als mit uns, seinen Gästen. Komisch…. Aber naja.

Am Abend war ich dann dran mit Kochen und deswegen waren wir noch einkaufen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon das Gefühl, dass Ohmar ein bisschen genervt war. Nachdem wir zusammen überlegten, was er mag und ich meinen Plan dafür noch spontan umwarf sagte er mit an der Kasse, dass es jetzt sowieso zu spät sei, da er um diese Zeit nichts mehr essen würde. Merkwürdig… Aber was solls.

Bei Ohmar zu Hause kochte ich dann und wieder war ein Freund zu Besuch. Wieder ein netter Abend. Nach dem Essen sind wir dann in eine Karaoke-Bar (sehr beliebt in Chile) gegangen, wo wir noch weitere Freunde von Ohmar trafen. Der Besuch aus Argentinien hat dann auch gesungen und war sehr sehr gut (danach hab ich mich nicht mehr getraut…). Er bat nach seinem zweiten Lied eine Frau mit ihm zu singen und wir warteten noch auf sein nächsten Auftritt. Ohmar sagte uns allerdings er wolle nach seinem Bier gerne gehen, was wir natürlich akzeptierten. Nach diesem Bier fragte er allerdings, ob ich auch noch eins trinken möchte und bestellte sich daraufhin noch ein weiteres. Hmmm… Aber okay.

Als er mit diesem Bier fertig war hatte er merklich schlechte Laune und wollte sofort gehen. Allerdings hat genau in diesem Moment der Argentinier sein Duett begonnen und wir baten Ohmar doch noch auf ihn zu warten, da wir ihn (keiner von uns kannte sich in Puerto Montt aus) ja nicht einfach alleine lassen konnten. Ohmar allerdings wollte nicht warten und ist einfach gegangen. Super merkwürdig und gar nicht cool…

Als das Lied dann zu Ende war sind wir dann Ohmar hinterher. Als wir ihn endlich wieder sahen und nach ihm riefen, fing er an immer wenn er um eine Ecke bog loszurennen, als ob er verfolgt werden würde. Naja wurde er ja im Prinzip auch. Trotzdem super super komisch…

An einer Kreuzung hatten wir ihn endlich eingeholt, da er gerade ein Taxi angehalten hatte. Wir fragten ihn natürlich was los sei und warum er das machen würde. Er gab uns allerdings nur die Antwort, dass er mit Couchsurfing aufhören müsste, stieg in sein Taxi und fuhr los. Ziemlich überrascht hielten wir das nächste Taxi an, Ohmar hatte bei sich ja zu Hause auch unsere ganzen Sachen und sind ihm hinterher. Langsam wurde es wirklich aufregend…

Bei ihm zu Hause angekommen stellten wir ihn zur Rede allerdings sagte er uns nur, dass wir sofort gehen sollen. Er rief sogar die Polizei an, die allerdings letztendlich erst zu spät oder gar nicht kam. Zu diesem Zeitpunkt war es übrigens schon halb vier in der Nacht…

Wir packten also unsere Sachen suchten noch nach Hostels. Da wir da niemand erreichten, suchten wir aus Ohmars Handy die Nummer einer Freundin, die wir in der Bar kennengelernt hatten. Leider konnten wir auch sie nicht erreichen. Wir standen dann also auf der Straße irgendwo am Rand von Puerto Montt mitten in der Nacht…

Letztendlich erreichten wir Paula (die Freundin doch noch) und verabredeten uns mit ihr in der Bar. Mit viel Glück war eines der zwei Autos, die dort um diese Zeit vorbei fuhren ein Taxi. In der Bar angekommen erklärte uns Paula, dass wir bei ihr schlafen könnten. Eine Freundin von ihr war sogar mit Auto dort konnte allerdings in ihrem Zustand definitiv nicht mehr fahren, was sie auch noch dadurch bestätigte, dass sie mehrere Versuche brauchte um ihr Auto überhaupt zu finden. Letztendlich fuhr uns Jean (der Franzose) zu Paula nach Hause. Er hatte nichts getrunken und hatte sogar einen Führerschein (was nicht bei allen chilenischen Autofahrern der Fall ist…). Bei Paula konnten wir uns dann ein Bett teilen (bedingt gemütlich aber besser als gar nichts). Am Samstag haben wir dann noch gemeinsam Mittag gegessen, da Juan (der Argentinier) geistesgegenwärtig seine Zutaten für das geplante Samstagabendessen mitgenommen hatte (er wäre dran gewesen). Danach sind wir Jean, Juan und ich zum Busbahnhof da Jean ein Bus nach Argentinien bekommen musste und auch Juan und ich wieder nach Hause wollten. Unsere Busse fuhren allerdings erst am Abend und so konnten wir noch ein bisschen durch Puerto Montt schlendern:

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Auf der Rückfahrt bin ich dann in einem der Übernachtbusse gefahren mit denen man hier günstig fast überall hinkommt. Ich hatte ein Ticket für die Semi-Cama (2. Klasse) und siehe da die Erzählungen, wie gemütlich das sei waren nicht übertrieben. Sogar ich hatte richtig viel Platz für meine Beine und die gemütlichen Sitze konnte man super weit nach hinten stellen. Außerdem gab es im Bus WLAN!!! Nicht schlecht oder? Freu mich schon auf die Fahrt nach Santiago nächste Woche.

Ohmar hat uns im Nachhinein übrigens vorgeworfen, dass wir betrunken waren und ihm gedroht hätten und er deshalb die Polizei gerufen hat. Außerdem hätte er uns geholfen die Nacht bei einer Freundin zu verbringen. Aha… Auf meinem Couchsurfing-Profil kann man diese Geschichte noch nachlesen. Leider habe ich jetzt eine negative Referenz. Im Nachhinein glaube ich das der gute Ohmar ein ziemliches Problem mit sich hat. Er hatte übrigens auch die anderen beiden Couchsurfer zu sich eingeladen, um sie dann rauszuschmeißen…

Soviel zu meinem Abenteuer in Puerto Montt. Letztendlich eine gute Geschichte zum erzählen und ich habe jetzt auf jeden Fall einen Platz zum Schlafen in Lyon und San Pedro – so ein Erlebnis schweißt dann doch auch sehr zusammen und wir waren alle froh nicht alleine gewesen zu sein.

Viele Grüße und bis zum nächsten Mal,
Leo

Achtzehn, Zwanzig, Zwei, Null…

Einen wunderschönen guten Abend und frohe Ostern!

Zeit für eine neue Geschichte aus Chile. Obwohl es auch von diesem Wochenende einiges zu erzählen gibt, beginne ich mit dem Letzten.

Vor zwei Wochen war in der Schule jemand, der im Moment durch Chile zu den Deutschen Schulen reist, um die Idee der Skat-AGs zu verbreiten. Während ich mich mit ihm unterhielt erwähnte er, dass am kommenden Wochenende die Chilenische Skatmeisterschaft in Valdivia sei und ich doch hinfahren könnte.

Gesagt getan – am Samstag früh fuhr ich also nach Valdivia in den Deutsch Club zum Skatspielen. Wie erwartet senkte ich das Durschnittalter dort (das ungefähr bei 70 lag) erheblich. Neben mir waren nur noch ein paar jüngere aus einer Burschenschaft und einer der gerade bei seinem Onkel in Santiago ein Praktikum macht. Ansonsten ein paar im Alter von meinem Papa. Der Rest war zwischen 65 und 85. Viele der ungefähr 50 Leute dor waren ausgewanderte Deutsche teilweise auch schon in zweiter Generation. Außerdem war die gesammelte Skatprominenz Südamerikas vor Ort, was für ein ziemlich hohes Niveau gesorgt hat. Fehler durfte man sich da nicht erlauben. Auch, wenn sie meistens in großväterlicher oder -mütterlicher Güte schnell vergeben wurden – das Spiel hatte man trotzdem verloren. So kam es, dass ich nach vier Serien (eine Serie = 48 Spiele insgesamt wurden an zwei Tagen sechs Serien gespielt- ja das ist echt viel….) stolz wie Oskar auf dem 18. Platz war, die preisgekrönten 14 ersten Plätze im Blick. Allerdings stieg mir danach der Erfolg wohl etwas zu Kopf und die letzten Serien liefen eher schlecht und ich so landete ich am Ende auf dem 25 Platz.

Das ist natürlich eher nebensächlich, da das Skatspielen sehr viel Spaß gemacht habe und ich viele interessante Geschichten von Auswanderungen erzählt bekommen habe. Viele, haben ähnlich wie ich, sicher auch das Vorurteil, dass deutsche Auswanderer in Südamerika alte Nazis sind. Das hat sich insgesamt überhaupt nicht bestätigt, da viele schon viel früher (bzw, die Eltern) nach Chile gekommen sind. Allerdings hatte ich auch ein sehr merkwürdige Unterhaltung, bei der ein älterer Herr mich unbedingt davon überzeugen wollte, dass es Zeit sei die Nazizeit zu vergessen und Deutschland sich schlecht machen würde in dem immer wieder „solche Filme“ (was auch immer er genau meinte) gezeigt werden. Nebenbei würden seiner Meinung nach auch viele Details in der Schule in Deutschland weggelassen (z.B. das nicht Deutschland den Krieg angefangen hätte. AHA…).  Auch das berühmte „es war ja nicht alles schlecht“ Argument durfte ich mir anhören oder „das mit den Juden war natürlich ein Fehler, aber es wird ja auch aus einer Mücke ein Elefant gemacht“. Wirklich erschreckend, weil aus erster Hand erzählt und damit konfrontiert zu sein, waren dann seine Erzählungen aus seiner Siedlung in Paraguay, wo in den 60er Jahren Josef Mengele (http://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Mengele) untergetaucht war. Allerdings war er auch der einzige von dem ich mir solche Geschichten anhören musste.

Die Nacht von Samstag auf Sonntag – ja zwei Tage nur Skat spielen – habe ich dann bei einem Couchsurfingkontakt verbracht. Da ich etwas krank und sehr müde gerne schlafen gehen wollte er allerdings noch zu Freunden irgendwo außerhalb Valdivias fahren wollte, habe ich die Nacht dann dort verbracht. Ein bisschen merkwürdig und zwischendrin, wie der Beginn eines Horrorfilms aber okay hat ja alles geklappt.

Nach der Preisverleihung am Sonntagabend bin ich dann mit dem Bus zurück nach La Unión, bepackt mit ungefähr 15 fast neuen Kartenspielen, die ich, da bei jeder Serie ein neues aufgemacht wurde, dort abgegriffen habe (die Kinder aus der Skat AG haben sich sehr gefreut). Ich hatte leider nicht viel Zeit mir Valdivia anzuschauen, aber das bisschen, was ich gesehen habe, hat Lust auf mehr gemacht. Da muss ich auf jeden Fall mal hinfahren.

Beim nächsten Mal erzähle ich dann, was dieses Wochenende so los war.

Bis dann!

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