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Alles was mit meinem Zuhause zu tun hat

Winter, ich vermisse dich jetzt schon

Ich will jetzt mal versuchen meinen letzten, etwas zu kurz gekommenen Beitrag wieder gut zu machen. Allerdings hab ich so viel zu erzählen, dass es vielleicht etwas unübersichtlich werden könnte. Ihr könnt mir bestimmt folgen 😉

Erstmal muss ich sagen, dass es langsam echt nicht mehr so lange ist! 33 Tage -über diese Zahl kann ich zu jeder Zeit Auskunft geben. Das klingt jetzt so, als würde ich die Tage zählen (mach ich ja auch) und so richtig abwarten nach Hause zu fliegen kann ich auch nicht mehr, aaaber mir wird immer mehr klar, dass ich die Zeit hier bestimmt vermissen werde. Und ich will auch auf jeden Fall den letzten Monat nutzen! Der Winter wird mir richtig fehlen. Das Knirschen des Schnees unter den Stiefel, wenn man das Haus verlässt, die Tatsache, dass einfach alles glitzert, wenn man abends wieder nach Hause geht und das Gefühl, dass einem, dick eingepackt, gar nicht so kalt ist, wie man dachte -gut, letzteres hält meistens nur 1-2 Stunden. Ich musste mich schon so oft zurückhalten nicht einfach loszulaufen und in die nächste Schneewehe zu springen. Manchmal denke ich auch wehmütig an zu Hause, wenn ich eine schneebedeckte Straße sehe und mir vorstelle wie gut man da jetzt mit Trecker und Schlitten rüberfahren könnte! Da ist es irgendwie schade, dass ich in einer Großstadt wohne. Allerdings war ich auch schon außerhalb von Perm:

Nachdem ich schon Neujahr mit Alla und ihrer Familie gefeiert hatte, haben sie mich mitte der Ferien mit auf ihre Datschia (viele Russen, die in Städten wohnen, haben noch eine Art Landhaus. Die stehen nicht weit von der Stadt in kleinen Datschiasiedlungen) genommen. Das war ganz anders als erwartet, aber trotzdem total cool. Wie hab ich mir das ganze vorgestellt? Wir wohnen zu viert in einem kleinen Häuschen und fahren den ganzen Tag Ski -haha nicht ganz. Erstmal hat mich das Schneemobil überrascht, das wir hinterm Auto hatten, aber ich muss leider zugeben, dass wir damit nicht gefahren sind, weil es promt kapuut gegangen ist. Zu der Zeit hatte ich allerdings andere Sorgen: die Datschia wollte einfach nicht warm werden. Während alle anderen wohl darauf eingestellt waren, hatte ich dieses kleine Detail leider nicht bedacht. Das Haus hatte im Erdgeschoss einen Vorraum und eine Küche. Oben waren noch zwei Zimmer, eins mit Kamin. Das war auch das erste, was wir gemacht haben -Kamin an! Witzigerweise dauert das ganz schön lange, bis das Zimmer dann warm wird. Also man muss ich das so vorstellen: draußen sind -25 °C und drinnen mindestens genauso wenig -kein Witz, es war im Haus kälter als draußen. Deshalb hat natürlich auch niemand irgendwas ausgezogen und wir sind rein und raus in den gleichen Klamotten gegangen. Ich hab meinen Bewegungsradius dann aber relativ schnell auf bis zu 50cm weg vom Kamin reduziert -für die nächsten 2 Stunden. Als mir dann irgendwann aufgefallen war, dass es so auch nicht wirklich wärmer wird, habe ich mich für körperliche Betätigung entscheiden -Schnee schippen! Anton (Allas kleiner Bruder) und ich haben einen Weg vom Haus zur Sauna geschaufelt. Er war zum Glück schon fast fertig, sodass ich nicht mehr viel machen musste. Den Sinn hat es aber erfüllt, denn mir war warm. Sogar so warm, dass ich unten mit Alla und ihrer Tante sitzen und TV schauen konnte, natürlich noch komplett angeplünnt. Irgendwann abends war’s dann so warm, dass man es unten gut aushalten und oben in normalen Sachen sitzen konnte. Zu Essen gab es Plov. Das Gericht gefällt mir, nach anfänglichen Schwiergkeiten immer mehr. Später am Abend waren Alla und ich in der Sauna, eigentlich Banja, inklusive dem traditionelln Quästen. Das war wirklich interessant und schon dafür hat sich der Ausflug gelohnt. Geschlafen haben wir übrigens zu 10 (Allas Familie, ein Freund von Alla, ihre Tante und Onkel plus zwei Enkel und ich) in dem Kaminzimmer auf drei Ausziehsofas und zwei Matratzen. Für mich war das erst komisch, aber ich hab mich schon langsam daran gewöhnt, dass die Russen enige Dinge einfach nicht so kompliziert machen. Hoffentlich nehme ich davon ein wenig mit. Als es am nächsten morgen immernoch zu kalt zum Skifahren war, sind wir relativ früh nach Hause gefahren. Da war ich schon sehr enttäuscht. Ich hatte schon so oft mit Leuten geplant Skizulaufen, bzw. fahren, aber es war immer was dazwischen gekommen und jetzt war es tatsächlich zu kalt dafür! Ich war trotzdem sehr froh, dass ich mitgekommen bin.

Der Weg vom Haus zur Banja

Der Weg vom Haus zur Banja

Die Datschia

Die Datschia

Am selben Abend, dem 7.01, also Weihnachten, war ich bei meiner Sprachlehrerin zum Essen eingeladen. Diese Frau hab ich in den letzten Monaten total ins Herz geschlossen. Sie ist Mitte 60, Englischprofessorin und eine richtie Oma. Vor ein paar Wochen hatte sie mich schon auf ein Chorkonzert ihrer Söhne mitgenommen und ich habe ihre Enkel kennengelernt. An dem Abend haben wir uns sehr nett unterhalten, selbstgebackenen Kuchen gegessen, einen russichen Film geschaut und zum Abschied  habe ich noch eine handvoll Bonbons bekommen -eine richtige Oma eben.

Der nächste Tag begann schon sehr früh, weil mein Flug nach Moskau schon um 7.55 ging. Um 8.00 war ich dann da -Zeitverschiebung sei dank. Ilva (eine Kultuweitfrewillige aus Orenburg) und ich haben uns direkt am Flughafen getroffen, weil unsere Flüge fast gleichzeitig angekommen waren. Mit dem Zug sind wir dann eine halbe Stunde ins Zentrum der Stadt gefahren. Man konnte schon merken, dass Moskau keine kleine Stadt ist. Ich fasse die drei Tage mal kurz zusammen: Moskau ist rieeesig! Der rote Platz ist super schön, gerade wenn dort noch ein Weihnachtsmarkt vom größten Einkaufszentrum Europas -GUM- organisiert wird. Der Kreml ist von außen irgendwie schöner und die Vasilika sieht auch in echt aus wie gemalt. Fazit: Moskau ist beeindruckend, aber Sankt Petersburg gefällt mir besser. Achja und Stalin hatte ein paar richtig komische Ideen, was Architektur betrifft.

Sicht vom Kreml auf dei Christi Erlöser Kirche

Sicht vom Kreml auf dei Christi Erlöser Kirche

Der Weihnachtsmarkt vor GUM

Der Weihnachtsmarkt vor GUM

Vasilika

Vasilika

Meinen Rückweg nach Perm habe mit dem Zug angetreten. 24 Stunden. Meine größte Sorge: habe ich genug  Essen mit? Hatte ich. Und 24 Stunden vergehen deutlich schneller als ich dachte. So ein Wagon hat 54 Betten, die seehr nah aneinander liegen. Jeweils 6 Betten sind dann nochmal abgetrennt. Ich lag oben. Das hat einmal den Vorteil, dass man die Leute nicht bei sich sitzen lassen muss, aber auf der anderen Seite den Nachteil, dass man nicht aufrecht sitzen kann. Weil es bei 24 Stunden Fahrt aber auch irgendwann Nacht werden muss, konnte ich einen großen Teil der Zeit schlafen. Sonst habe ich gegessen, gelesen und aus dem Fenster geguckt. Manchmal hab ich auch neidisch das junge Paar gegenüber von mir beobachtet. Sowas versetzt mir dann doch immer einen kleinen Stich. Mit dem Heimweh an sich komme ich wirklich gut klar, aber so eine Fernbeziehung ist einfach kacke, das kann ich nicht anders sagen. Ich bin trotzdem dankbar, dass alles so ist, wie es ist und dass 4 Monate keinerlei negative Auswirkungen haben konnten.

Mein Zug nach Perm

Mein Zug nach Perm

Mein Wagon

Mein Wagon

Seit heute bin ich wieder in der Schule und bin schon fleißig am Pläne machen für die letzen 4 Wochen. Und ich kann versichern, dass Skifahren nicht nur einmal dabei sein wird! Russland gefällt mir und die Leute noch mehr. Was ich hier mache ist nicht das typische „nach der Schule raus“, es ist nicht das, wo man jeden Tag außergewöhliche, spannende Dinge sieht oder ständig feiern geht. Manchmal habe ich das Gefühl, ich verpasse was, aber eigentlich glaube ich, dass das hier für mich genau das richtige ist. Ich habe schon verhältnismäßig viele spannende, schöne, warme Orte gesehen, aber hier lerne ich ganz viel für mich selber. Ich mache mir nicht mehr so viele Gedaken darüber, was die Leute von mir denken und merke, was mir wirklich wichtig ist und was weniger. Ich weiß, dass mir sowas wahrscheinlich auch in jedem anderen Land passieren kann, aber irgendwie bin ich froh, dass es Russland ist.