Jetzt bin ich schon seit zwei Tagen zurück in Perm. Das ist drei Tage später als ich geplant hatte. Warum das so gekommen ist, kommt später. Erstmal war ich in Sankt Petersburg und das hat mir unglaublich gut gefallen! Vorallem lag das wahrscheinlich an meinen Mitreisenden. Ich war so froh, mich wieder mit Deutschen unterhalten zu können, die auch noch ähnliche Erfahrungen gemacht haben wie ich, dass ich wahrscheinlich auch zufrieden gewesen wäre, wenn wir nur ein Dorf weiter gefahren wären. Sankt Petersburg war aber, wie gesagt, auch nicht schlecht. Den Samstag und Sonntag haben wir ausführlich genutzt, um uns die Stadt anzugucken und abends zusammen im Hostel zu kochen. Es war wirklich sehr angenehm, gerade weil Sankt Petersburg schon deutlich europäischer ist, als die Städte in denen wir zur Zeit wohnen. Wir sind in den Supermarkt gegangen und haben uns zunächst Brötchen (!!) gekauft -damit war das Frühstück schon eins der Highlights. Außerdem war ein bisschen Abwechslung von den Plattenbauten auch mal ganz nett und in dieser Stadt reiht sich echt ein schönes Gebäude an das nächste. Wir kamen gar nicht mehr raus aus dem Staunen. Allerdings ging uns der Regen dann doch relativ schnell auf die Nerven.
Am Montag sind wir dann morgens um sechs mit dem Bus nach Tallinn gefahren. Nach 6 Stunden und zwei ausführlichen Grenzkontrollen sind wir dann mit dem Luxusbus in Tallinn angekommen. Und Luxusbus ist hier nicht ironisch gemeint. Wir hatten wlan und jeder Platz hatte noch einen kleinen Bildschirm vor sich, auf dem man eine ungewöhlich große Auswahl an Filmen hatte -die ganze Busfahrt für 20€! Wir sind als erstes zur russischen Botschaft gegangen, um unser Visum zu verlängern, deswegen sind wir schließlich einen Tag früher nach Tallinn gekommen. Nachdem wir aber 2x woanders hingeschickt wurden, haben wir unsere Sachen erstmal ins Hostel gebracht und sind dann, um einiges leichter, ins Visazentrum gelaufen -die Stadt ist zum Glück klein genug, dass man so gut wie alles zu Fuß erreichen kann. Dort haben wir dann erfahren, dass ich mit meiner Amtseinladung erst ab dem 01.12 einreisen darf (unser Zug ging am 29.11) und Ilvas Schuleinladung falsch sei. Wir haben dann natürlich gleich Kontakt zu den Einsatzstellen aufgenommen und um neue Einladungen gebeten. Am nächsten Tag haben wir dort noch andere Russlandfreiwillige getroffen, die ähnliche Probleme hatten. Die nächsten Tage war es dann ein ständiges hin und her mit dem Visazentrum, weil scheinbar jedes Mal etwas anderes falsch war. Am Ende haben sie und dann, schon äußerst genervt von unseren ständigen Besuchen, offenbart, dass Einladungen von Schulen generell nicht angenommen würden und wir eine vom Amt bräuchten. Ich hatte meine ja zu Glück noch und musste dann eben die spätere Einreise und das Umbuchen der Flüge in Kauf nehmen. Andere hatten diese Art von Einladung leider gar nicht und hätten dann 20 Werktage auf diese warten müssen. Viele haben sich dann entschieden, nach Deutschland zu fahren und dort das Visum zu verlängern -da geht es nämlich mit einer Schuleinladung. Klingt jetzt wahrscheinlich alles sehr kompliziert. War es auch.
Leider wurde dann das Seminar, das schon am Dienstag begann, ein bisschen von den Visaproblemen überschattet. Trotzdem war es eine sehr schöne Zeit und der Austausch mit den anderen Freiwilligen war unglaublich bereichernd. Wir haben viel zurück geblickt und uns mit unseren Projekten beschäftigt. Aber auch die Stadt konnten wir uns anschauen. Wir waren auf dem Weihnachtsmarkt und am Freitag in einer Bar. Ich habe viele tolle Leute (besser) kennengelernt und bin wirklich froh, dass es sowas bei kulturweit gibt. Die Zeit bis zu meinem endgültigen Abflug musste ich zum Glück nicht alleine verbringen. Verena musste auch noch auf ihre Visum warten. Die Tage waren für uns eher anstrengend, weil wir eigentlich nur auf unsere Rückkehr gewartet haben. Außerdem hab man nach einer Woche wirklich alles sehenswerte von Tallinn gesehen. Aber ein Gutes hatte dieser Verlängerte Aufenthalt! Am Montag habe ich endlich mein Paket aus Deutschland bekommen! Nachdem ich es bei verschiedenen Poststellen suchen musste, durfte ich es endlich aufmachen. Das war wohl der glücklichste Moment in der Zeit! Es tut sehr gut zu wissen, dass zu Hause Menschen sind, die an dich denken und dich gut genug kennen, um zu wissen, was du jetzt gerade brauchst. Ich bin euch unendlich dankbar!
Zurück in Perm vermisse ich die Zeit jetzt schon sehr. Ich merke, dass ich erstmal wieder reinkommen muss und das fällt mir schwerer als gedacht. Das liegt allerdings auch an meiner Erkältung, die ich mir wahrscheinlich im Flugzeug geholt habe. 2,5 Monate Russland liegen schon hinter mir und erkälten tue ich mich dann im Flugzeug! Aber mir geht’s schon wieder ganz gut. Also gesundheitlich -heimwehtechnisch bin ich gefühlt auf dem Level der zweiten Woche. Aber die habe ich ja auch überlebt, auch wenn ich eigentlich nicht vor hatte, mich nochmal so zu fühlen. Naja, wird wohl auch nicht das letzte Mal sein. Ich versuche einfach so schnell wie möglich wieder richtig anzukommen und dann wird es schon. Mein Ziel ist es jetzt erstmal die Adventszeit zu überleben, die macht mich ohne Familie schon ein bisschen fertig.
Als Fazit kann ich sagen, dass mir die letzen zwei Wochen unglaublich gut gefallen haben. Zur Zeit bin ich allerdings nicht sicher, ob es sich gelohnt hat, deswegen wieder so weit zurück geworfen worden zu sein. Gerade den Russlandfreiwilligen wurde in den Tagen gezeigt, auf was wir alles verzichtet haben. Viel ist mir erst da bewusst geworden. Jetzt muss man sich wieder sehr stark umgewöhnen, die Zeitverschiebung nervt mich dabei besonders. In Tallinn hab ich mich zu Hause irgedwie näher gefühlt, es war ein bisschen wie ein zweiter Abschied. In ein paar Tagen kann ich hoffentlich schon wieder anders denken, bis dahin muss ich mich ein wenig zusammenreißen.

Die Gemeinschaftsküche im Hostel

Unser Hostel in StP


Pause vom Sightseeing


Isaaks Kathedrale in Sankt Petersburg

Weihnachtsmarkt in Tallinn

In der Bar in Tallinn