Als wären drei Stunden Zeitunterschied nicht schon anstrengend genug, um mit zu Hause zu kommunizieren. Vor ein paar Tagen habe ich dann festgestellt, dass Russland letztes Jahr das Projekt „Sommerzeit“ abgeschlossen hat und wieder zur ewigen Winterzeit gewechselt hat. Deswegen wurde aus drei plötzlich vier. Eigentlich will ich mich gar nicht beschweren, schließlich stehe ich noch nicht auf, wenn meine Familie ins Bett geht, aber man hatte sich gerade an den 3 Stunden Rhythmus gewöhnt. Außerdem habe ich sowieso schon kaum Zeit zum Skypen. Einige schauen mich hier zwar jetzt schon komisch an, wenn ich erzähle wie viel Kontakt ich zu Deutschland habe, aber für mich ich das halt zwingend notwendig. Genug genörgelt. Obwohl! Eine Sache habe ich noch, die mir eindeutig fehlt: Schlaf. Es fällt mir schwer, mich an den Rhythmus meiner Gastfamilie anzupassen. Dann einfach den eigenen Rhythmus weiter durchziehen? Klappt nicht. Meine Tür ist halb aus undurchsichtigem Glas und die Wände sind aus Papier. Das bedeutet abends scheint bis um 1:00 das Licht aus dem Nebenzimmer herein und morgens klingelt zwischen 5:30 und 6:30 ununterbrochen der Wecker. Gut, das mit dem Wecker ist nur im schlimmsten Fall so. Manchmal fängt es auch erst um 6:00 und geht nur ne halbe Stunde. Trotzdem ist danach für mich an Schlaf nicht mehr zu denken. Deswegen schreibe ich jetzt zum Beispiel auch den Eintrag. Es ist 6:47 und seit 6:15 bin ich wach und warte, dass meine Gastmutter es auch wird. Zum Glück muss ich heute erst um 10:00 aufstehen. Vielleicht kann ich gleich noch ein bisschen dösen. Bis dahin sollte ich noch ein bisschen über die letzten Tage berichten:
Ich war in russichen Pubs! Und die sahen gar nicht so russisch aus wie ich dachte. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie ich mir eine russiche Bar vorgestellt habe, aber auf jeden Fall nicht so. Ich gehe nicht davon aus, dass das jetzt die große Ausnahme war, denn ich war an einem Abend in gleich fünf. Zwei habe ich nur kurz gesehen, denn dort waren alle Plätze belegt. Aber der Reihe nach. Ich war bei Marie in der Wohnung und wir haben Dialoge für meine Arbeit in der Schule aufgenommen. Dann haben ihre Mitbewohnerin und deren Freund vorgeschlagen, dass wir ja noch ein Bier trinken gehen könnten. Wir waren einverstanden, er hat das Taxi gerufen und wir sind los. Ich hatte enormen hunger und deswegen habe ich mich mehr über die Pizza gefreut, als über das Bier (obwohl das echt gut geschmeckt hat). Die haben wir uns aber nur geteilt, damit wir mehr von der Speicherkarte probieren konnten. Dafür war dann aber keine Zeit mehr, weil Marie’s Mitbewohnerin noch zu einem Konzert gehen wollte. Wir gingen mit -in der Bar wird es wohl auch etwas zu essen geben. Also wieder ab ins Taxi. Dort angekommen haben wir gleich gesehen, dass das Konzert schon vorbei ist, also weiter. So lief es dann auch den Abend über. Mit dem Taxi von Pub zu Pub und gucken, ob dort noch Platz für uns ist und wenn ja rein und was trinken. Das hört sich jetzt an, als wären wir einmal durch Perm gekurvt -im Endeffekt waren es dann ja nur drei. Der Abend war trotzdem total entspannt. Ich habe sogar Schöfferhofer grapefruit getrunken! Ich hätte nicht gedacht, dass sich hier so viele gemütliche Orte befinden. Klar hab ich schon einige gesehen, aber gerade bei Pubs war ich skeptisch. Alle waren schön eingerichtet mit dunklen Holzmöbeln, gemütlichem Licht..-ich bin ganz schlecht im beschreiben, deswegen lade ich einfach ein paar Bilder hoch.
So, es ist 7:10 und der Wecker hat aufgehört. Ich versuche jetzt mal, die letzten drei Stunden zu nutzen.



