Rückblickend hätte ich die erste Woche gerne übersprungen. Ich hatte echt gedacht, dass mir die ganze Sache etwas leichter fallen würde -falsch gedacht. Ich muss mich an dieser Stelle wohl erstmal bei den Leuten zu Hause entschuldigen, denen ich große Sorgen bereitet habe. Meine Mutter hat sich, denke ich, mental schon darauf vorbereitet, mein Bett wieder zu beziehen, damit ich in spätestens einer Woche wieder darin schlafen kann. Aber irgendwie hat sie es dann doch geschafft, mich aufzubauen. „Dein Leben kann noch früh genug so langweilig werden, wie du möchtest.“ Der Satz hatte komischerweise etwas beruhigendes an sich. Damit wollte sie nicht sagen, dass mein Leben bis dahin langweilig war oder dass alle, die nicht ins Ausland gehen, ein langweiliges Leben führen. Ich glaube, sie wollte mir nur klar machen, dass mir zu Hause alle Möglichkeiten offen stehen, mein Leben so zu führen, wie ich das möchte und ich jetzt erstmal aufgeschlossen sein soll, für alle Erfahrungen, die ich hier machen kann. Und eigentlich ist es auch egal, was damit gemeint war, es halt geholfen -danke dafür!
Was mich am Anfang ganz stark gestört hat, war die kleine Wohnung. Das liegt wohl daran, dass ich in der Hinsicht ein wenig verwöhnt bin. Vom großen Bauernhaus mit nem Bad, das ich mir lediglich mit meiner Schwester teilen muss, in eine 1,5 Zimmerwohnung mit Bad ohne Waschbecken. Die drei Katzen, mit denen meine Gastmutter, -schwester und ich uns die Wohnung teilen, konnten dann die Situation auch nicht gerade verbessern. In meiner Verfassung war das natürlich extrem praktisch. Ich konnte jedem über die schlechten Wohnbedingungen erzählen und mein starkes Heimweh damit ein bisscher besser rechtfertigen. Jetzt würde ich einen Großteil gerne wieder zurücknehmen. Nein, die Wohnung ist nicht größer geworden und die Katzen laufen auch immernoch überall herum. Was sich dafür stark geändert hat, ist meine Sicht auf die Dinge. Ich habe mich arrangiert und sehe mittlerweile alles ein bisschen positiver. Seine Hände kann man auch sehr gut in der Badewanne waschen und solange die Katzen nicht in mein (eigenes!) Zimmer laufen, kann ich auch ihre Haare ertragen. Meine Gastfamilie kümmert sich total lieb um mich und tut alles, damit ich mich nicht langweile. Und was für mich am wichtigsten ist: Das Essen schmeckt. In der Hinsicht wurde ich auf dem Vorbereitungsseminar perfekt vorbereitet: Viel Gemüse und viele Kekse. Meine Gastmutter ist sehr orthodox und isst deswegen selten Fleisch, was für mich überhaupt kein Problem darstellt -eher im Gegenteil. Dafür esse ich umso mehr Nachtisch! Der Backofen in unserer Küche funktionert zwar nicht, aber es werden regelmäßig alle möglichen Fertig“torten“ mitgebracht. Und bis jetzt haben alle geschmeckt! Auch im Speisesaal meiner Schule gibt es jeden Tag irgedwelche gefüllten Gebäcke. Allerdings muss man hier ein bisschen vorsichtig sein! Manchmal ist da nämlich keine Sahnecrème, sondern Kohl oder Hackfleisch drin. Schmeckt natürlich auch, aber wenn man nach dem Essen genüßlich in solch ein Gebäck beißt (wohlgemerkt in Erwartung eines süßen Nachtisches), muss man schon darauf achten, dass einem nicht die Gesichtszüge entgleiten. Und meinen Lehrerkollegen entgeht in der Hinsicht rein gar nichts! Zu meiner Einsatzstelle schreibe ich aber wann anders mehr. Jetzt sollte ich schlafen gehen, damit ich morgen genau da wieder fit auftauche.
споко́йной но́чи!
