kein Abschied für immer

In 18 Stunden bin ich zu Hause. Ich sitze hier in meinem fast leeren Zimmer und kann es nicht richtig fassen. Die letzten Wochen sind so schnell vergangen, aber auf der anderen Seite habe ich das Gefühl, dass es schon eine halbe Ewigkeit her ist, dass ich hier angekommen bin. Da mein letzter Eintrag schon wieder ein Weilchen her ist, muss ich aber ein bisschen was nacherzählen.

Ich kann endlich sagen, dass ich Skifahren war! Aleksey wurde von mir beauftragt etwas gutes für ihn, mich und Marie zu finden und wie immer wurde ich nicht enttäuscht. Was das Planen von Aktivitäten angeht macht ihm keiner was vor. Wir sind dann also mit dem Bus eine Stunde nach Shibrei gefahren, haben dort Skier ausgeliehen und sind ab auf den Berg. Für echte Profis wäre das vielleicht nicht so spannend geworden, aber da wir das alle nicht waren, hat es uns riesen Spaß gemacht. Während Marie und ich schon ein paar österreichische Skiurlaubkenntnisse hatten, konnte Aleksey lediglich auf Langlauferfahrung zurückgreifen. Dafür hat er sich aber sehr gut gemacht! Ich war zunächst ein bisschen übermütig und hatte zu schnell zu viel Fahrt drauf. Dann hab ich mich auch gleich schön hingelegt, aber nicht wehgetan -das sollte auch nicht das einzige Mal gewesen sein. Anschließend habe ich noch anerkennende Worte von Marie für einige spektakuläre Aktionen bekommen 😀 Insgesamt war das einer der schönsten Tage in Russland!

Ein paar Tage später ging es dann gleich wieder los! Diesmal allerdings nach Gubacha -dahin wo die „echten“ Skifahrer fahren (da hätte mir eigentlich schon auffallen müssen, dass ich nicht ganz richtig bin). Nach Gubacha fährt man knapp 4 Stunden mit dem Bus, weshalb wir schon um 7:00 los sind. DIe Pisten dort ähneln schon eher einem richtigen Skigebiet und sind vorallem sehr „wild“. Ich bin diesmal mit Nika gefahren, die schon sehr lange Snowboard fährt. Zunächst habe ich noch versucht ihr zu folgen, aber das war sehr schnell sehr aussichtslos. Zum Glück war der Organisator der Bustour ein ausgebildeter Skilehrer und hat mir dann einfach ein paar Stunden gegeben. Den Kurs hat er damals in Österreich gemacht und hatte deswegen noch ein paar deutsche Wörter drauf, das meiste war aber auf englisch- was fast genauso beeindruckend ist, wenn ich bedenke wie wenig englischsprachige Leute ich hier getroffen habe. Auch wenn ich skitechnisch vielleicht nicht ganz so viel Spaß wie in Gubacha hatte, war es trotzdem richtig gut, weil ich mich sehr gut mit Nika verstehe!

Das vorletzte Wochenende war ich dann endlich in Jekaterinburg! Nachdem ein Mitarbeiter des Generalkonsulates den Freiwilligen im Ural geschrieben hatte, dass wir sie gerne mal besuchen können, haben Ilva und ich das auch gemacht -besser spät als nie! Ich will nur ganz kurz sagen, dass die Stadt wirklich sehr schön ist und mir als Einsatzstelle auch äußerst gut gefallen hätte. Wir hatten viel Kontak zu den Deutschen, waren in dem Kloster, das für die Zarenfamilie Romanov erbaut wurde, nachdem sie dort bei der Oktoberrevolution ermordet wurden und an der eurasischen Grenze. Ich bin wirklich froh, dass wir die Einladung wahrgenommen haben!

Weil es langsam spät wird und mein Flug relativ früh geht, schreibe ich nicht noch mehr über meine Erlebnisse. Allerdings möchte ich noch kurz über meinen Abschied in der Schule schreiben, der wirklich herzlich war. Meine Gastmutter hat organisiert, dass sich alle Deutschlehrerinnen und auch ein paar Grundschullehrerinnen in einem ukrainischen Restaurant treffen. Wir haben zusammen gegessen und geredet -mal auf russisch, dann wieder auf deutsch. Ich glaube, dass diese Idee Allen gefallen hat und für mich war es auch richtig schön! An meinem letzten Tag in der Schule wurde es dann nochmal richtig schlimm. Als ich mich von meiner Ansprechpartnerin verabschiedet habe, konnte ich die Tränen nicht mehr zurückhalten. Ich habe mich in der Schule so unglaublich wohl gefühlt und solch eine Unterstützung bekommen, dass ich plötzlich nicht mehr weg wollte. Ich hatte so lange auf den Tag gewartet und jetzt ist er doch zu schnell gekommen. Das Einzige was mich tröstet ist, dass ich ganz sicher bin, dass ich nochmal wiederkommen kann und natürlich meine Lieben zu Hause, die auf mich warten. Ich habe so viele nette Menschen kennengelernt und werde viele sehr vermissen. Auch wenn ich es erst ein wenig bezweifelt habe, ist Perm doch ein bisschen zu meinem Zuhause geworden.

Winter, ich vermisse dich jetzt schon

Ich will jetzt mal versuchen meinen letzten, etwas zu kurz gekommenen Beitrag wieder gut zu machen. Allerdings hab ich so viel zu erzählen, dass es vielleicht etwas unübersichtlich werden könnte. Ihr könnt mir bestimmt folgen 😉

Erstmal muss ich sagen, dass es langsam echt nicht mehr so lange ist! 33 Tage -über diese Zahl kann ich zu jeder Zeit Auskunft geben. Das klingt jetzt so, als würde ich die Tage zählen (mach ich ja auch) und so richtig abwarten nach Hause zu fliegen kann ich auch nicht mehr, aaaber mir wird immer mehr klar, dass ich die Zeit hier bestimmt vermissen werde. Und ich will auch auf jeden Fall den letzten Monat nutzen! Der Winter wird mir richtig fehlen. Das Knirschen des Schnees unter den Stiefel, wenn man das Haus verlässt, die Tatsache, dass einfach alles glitzert, wenn man abends wieder nach Hause geht und das Gefühl, dass einem, dick eingepackt, gar nicht so kalt ist, wie man dachte -gut, letzteres hält meistens nur 1-2 Stunden. Ich musste mich schon so oft zurückhalten nicht einfach loszulaufen und in die nächste Schneewehe zu springen. Manchmal denke ich auch wehmütig an zu Hause, wenn ich eine schneebedeckte Straße sehe und mir vorstelle wie gut man da jetzt mit Trecker und Schlitten rüberfahren könnte! Da ist es irgendwie schade, dass ich in einer Großstadt wohne. Allerdings war ich auch schon außerhalb von Perm:

Nachdem ich schon Neujahr mit Alla und ihrer Familie gefeiert hatte, haben sie mich mitte der Ferien mit auf ihre Datschia (viele Russen, die in Städten wohnen, haben noch eine Art Landhaus. Die stehen nicht weit von der Stadt in kleinen Datschiasiedlungen) genommen. Das war ganz anders als erwartet, aber trotzdem total cool. Wie hab ich mir das ganze vorgestellt? Wir wohnen zu viert in einem kleinen Häuschen und fahren den ganzen Tag Ski -haha nicht ganz. Erstmal hat mich das Schneemobil überrascht, das wir hinterm Auto hatten, aber ich muss leider zugeben, dass wir damit nicht gefahren sind, weil es promt kapuut gegangen ist. Zu der Zeit hatte ich allerdings andere Sorgen: die Datschia wollte einfach nicht warm werden. Während alle anderen wohl darauf eingestellt waren, hatte ich dieses kleine Detail leider nicht bedacht. Das Haus hatte im Erdgeschoss einen Vorraum und eine Küche. Oben waren noch zwei Zimmer, eins mit Kamin. Das war auch das erste, was wir gemacht haben -Kamin an! Witzigerweise dauert das ganz schön lange, bis das Zimmer dann warm wird. Also man muss ich das so vorstellen: draußen sind -25 °C und drinnen mindestens genauso wenig -kein Witz, es war im Haus kälter als draußen. Deshalb hat natürlich auch niemand irgendwas ausgezogen und wir sind rein und raus in den gleichen Klamotten gegangen. Ich hab meinen Bewegungsradius dann aber relativ schnell auf bis zu 50cm weg vom Kamin reduziert -für die nächsten 2 Stunden. Als mir dann irgendwann aufgefallen war, dass es so auch nicht wirklich wärmer wird, habe ich mich für körperliche Betätigung entscheiden -Schnee schippen! Anton (Allas kleiner Bruder) und ich haben einen Weg vom Haus zur Sauna geschaufelt. Er war zum Glück schon fast fertig, sodass ich nicht mehr viel machen musste. Den Sinn hat es aber erfüllt, denn mir war warm. Sogar so warm, dass ich unten mit Alla und ihrer Tante sitzen und TV schauen konnte, natürlich noch komplett angeplünnt. Irgendwann abends war’s dann so warm, dass man es unten gut aushalten und oben in normalen Sachen sitzen konnte. Zu Essen gab es Plov. Das Gericht gefällt mir, nach anfänglichen Schwiergkeiten immer mehr. Später am Abend waren Alla und ich in der Sauna, eigentlich Banja, inklusive dem traditionelln Quästen. Das war wirklich interessant und schon dafür hat sich der Ausflug gelohnt. Geschlafen haben wir übrigens zu 10 (Allas Familie, ein Freund von Alla, ihre Tante und Onkel plus zwei Enkel und ich) in dem Kaminzimmer auf drei Ausziehsofas und zwei Matratzen. Für mich war das erst komisch, aber ich hab mich schon langsam daran gewöhnt, dass die Russen enige Dinge einfach nicht so kompliziert machen. Hoffentlich nehme ich davon ein wenig mit. Als es am nächsten morgen immernoch zu kalt zum Skifahren war, sind wir relativ früh nach Hause gefahren. Da war ich schon sehr enttäuscht. Ich hatte schon so oft mit Leuten geplant Skizulaufen, bzw. fahren, aber es war immer was dazwischen gekommen und jetzt war es tatsächlich zu kalt dafür! Ich war trotzdem sehr froh, dass ich mitgekommen bin.

Der Weg vom Haus zur Banja

Der Weg vom Haus zur Banja

Die Datschia

Die Datschia

Am selben Abend, dem 7.01, also Weihnachten, war ich bei meiner Sprachlehrerin zum Essen eingeladen. Diese Frau hab ich in den letzten Monaten total ins Herz geschlossen. Sie ist Mitte 60, Englischprofessorin und eine richtie Oma. Vor ein paar Wochen hatte sie mich schon auf ein Chorkonzert ihrer Söhne mitgenommen und ich habe ihre Enkel kennengelernt. An dem Abend haben wir uns sehr nett unterhalten, selbstgebackenen Kuchen gegessen, einen russichen Film geschaut und zum Abschied  habe ich noch eine handvoll Bonbons bekommen -eine richtige Oma eben.

Der nächste Tag begann schon sehr früh, weil mein Flug nach Moskau schon um 7.55 ging. Um 8.00 war ich dann da -Zeitverschiebung sei dank. Ilva (eine Kultuweitfrewillige aus Orenburg) und ich haben uns direkt am Flughafen getroffen, weil unsere Flüge fast gleichzeitig angekommen waren. Mit dem Zug sind wir dann eine halbe Stunde ins Zentrum der Stadt gefahren. Man konnte schon merken, dass Moskau keine kleine Stadt ist. Ich fasse die drei Tage mal kurz zusammen: Moskau ist rieeesig! Der rote Platz ist super schön, gerade wenn dort noch ein Weihnachtsmarkt vom größten Einkaufszentrum Europas -GUM- organisiert wird. Der Kreml ist von außen irgendwie schöner und die Vasilika sieht auch in echt aus wie gemalt. Fazit: Moskau ist beeindruckend, aber Sankt Petersburg gefällt mir besser. Achja und Stalin hatte ein paar richtig komische Ideen, was Architektur betrifft.

Sicht vom Kreml auf dei Christi Erlöser Kirche

Sicht vom Kreml auf dei Christi Erlöser Kirche

Der Weihnachtsmarkt vor GUM

Der Weihnachtsmarkt vor GUM

Vasilika

Vasilika

Meinen Rückweg nach Perm habe mit dem Zug angetreten. 24 Stunden. Meine größte Sorge: habe ich genug  Essen mit? Hatte ich. Und 24 Stunden vergehen deutlich schneller als ich dachte. So ein Wagon hat 54 Betten, die seehr nah aneinander liegen. Jeweils 6 Betten sind dann nochmal abgetrennt. Ich lag oben. Das hat einmal den Vorteil, dass man die Leute nicht bei sich sitzen lassen muss, aber auf der anderen Seite den Nachteil, dass man nicht aufrecht sitzen kann. Weil es bei 24 Stunden Fahrt aber auch irgendwann Nacht werden muss, konnte ich einen großen Teil der Zeit schlafen. Sonst habe ich gegessen, gelesen und aus dem Fenster geguckt. Manchmal hab ich auch neidisch das junge Paar gegenüber von mir beobachtet. Sowas versetzt mir dann doch immer einen kleinen Stich. Mit dem Heimweh an sich komme ich wirklich gut klar, aber so eine Fernbeziehung ist einfach kacke, das kann ich nicht anders sagen. Ich bin trotzdem dankbar, dass alles so ist, wie es ist und dass 4 Monate keinerlei negative Auswirkungen haben konnten.

Mein Zug nach Perm

Mein Zug nach Perm

Mein Wagon

Mein Wagon

Seit heute bin ich wieder in der Schule und bin schon fleißig am Pläne machen für die letzen 4 Wochen. Und ich kann versichern, dass Skifahren nicht nur einmal dabei sein wird! Russland gefällt mir und die Leute noch mehr. Was ich hier mache ist nicht das typische „nach der Schule raus“, es ist nicht das, wo man jeden Tag außergewöhliche, spannende Dinge sieht oder ständig feiern geht. Manchmal habe ich das Gefühl, ich verpasse was, aber eigentlich glaube ich, dass das hier für mich genau das richtige ist. Ich habe schon verhältnismäßig viele spannende, schöne, warme Orte gesehen, aber hier lerne ich ganz viel für mich selber. Ich mache mir nicht mehr so viele Gedaken darüber, was die Leute von mir denken und merke, was mir wirklich wichtig ist und was weniger. Ich weiß, dass mir sowas wahrscheinlich auch in jedem anderen Land passieren kann, aber irgendwie bin ich froh, dass es Russland ist.

kurzes Lebenszeichen vor 2016!

In den letzten Tagen ist so viel passiert, dass ich das mit dem Schreiben einfach immer aufgeschoben habe und das hab ich jetzt davon. Ich will mich kurz fassen, weil ich gerade gar nicht so viel Zeit habe, aber trotzdem nochmal von mir hören lassen wollte, bevor das Jahr 2015 zuende ist.

Ich hab’s tatsächlich geschafft. Ich hab die Adventszeit überlebt! Und es war gar nicht so schlimm wie ich befürchtet hatte. Für Einige mag das unverständlich sein, andere können es wahrscheinlich sehr gut nachvollziehen, dass ich ein bisschen Angst hatte. Bei mir kommt es noch hinzu, dass die Adventszeit von vielen Geburtstagen durchzogen ist (unter Anderem auch von meinem), die den Dezember zu einem Monat von vielen Feiern machen. Aber wie gesagt, ich hab’s überstanden- gut überstanden! Ich will jetzt nicht jeden einzelnen Tag beschreiben, aber ich kann sagen, dass ich mindestens genauso viele Weihnachtsfeiern hatte, wie letztes Jahr in Deutschland. Dieser Umstand ist schon komisch, wenn man bedenkt, dass Weihnachten hier erst am 07.01 gefeiert wird und nicht im Ansatz so wichtig ist wie Neujahr. Dass ich trotzdem so ein kleines Weihnachtsgefühl bekommen habe, liegt wohl erstmal am Schnee, aber auch an meiner Schule und dem Verein für Russsland-Deutsche (also Russen mit deutschen Vorfahren), die mich zu allen ihrer Veranstaltungen eingeladen haben -sogar einen protestantischen Gottestdienst konnte ich am 24. beschen! Mein persönliches Highlight war ein Weihnachtsnachmittag, den ich mit einer Deutschstudentin zusammen organisiert habe, inklusive Glühwein, Plätzchen und Basteln von Weihnachtskarten. Man kann sich also vorstellen, dass die Zeit hier in Perm in den letzten Tagen recht schnell vergangen ist.

Und heute ist schon Silvester! Für dieses Fest stellen die Russen sich übrigens den Weihnachtsbaum auf und heute kommt auch endlich Väterchen Frost! Also alles ein bisschen anders, aber im Endeffekt doch recht gleich. Ich werden den Abend bei der Familie einer Schülerin verbringen und bin schon sehr gespannt, ob ich jetzt vielleicht sogar einen verspäteten Heiligabend erleben kann. Davon werde ich dann berichten.

Einen kleinen Ausblick kann ich schon auf die Ferien geben: Ich will versuchen, so viel wie möglich Ski zu fahren und zu rodeln (Huskyschlitten bin ich übrigens schon gefahren)! Moskau besuche ich am Ende der Ferien auch noch und dann beginnt auch schon mein letzter Monat.

Es tut mir leid, dass der Eintrag ein bisschen wirr und kurz ist, aber ich muss jetzt wirklich los! Ich wünsche Allen einen guten Rutsch ins neue Jahr!

С новым годом!

Zurück in Perm

Jetzt bin ich schon seit zwei Tagen zurück in Perm. Das ist drei Tage später als ich geplant hatte. Warum das so gekommen ist, kommt später. Erstmal war ich in Sankt Petersburg und das hat mir unglaublich gut gefallen! Vorallem lag das wahrscheinlich an meinen Mitreisenden. Ich war so froh, mich wieder mit Deutschen unterhalten zu können, die auch noch ähnliche Erfahrungen gemacht haben wie ich, dass ich wahrscheinlich auch zufrieden gewesen wäre, wenn wir nur ein Dorf weiter gefahren wären. Sankt Petersburg war aber, wie gesagt, auch nicht schlecht. Den Samstag und Sonntag haben wir ausführlich genutzt, um uns die Stadt anzugucken und abends zusammen im Hostel zu kochen. Es war wirklich sehr angenehm, gerade weil Sankt Petersburg schon deutlich europäischer ist, als die Städte in denen wir zur Zeit wohnen. Wir sind in den Supermarkt gegangen und haben uns zunächst Brötchen (!!) gekauft -damit war das Frühstück schon eins der Highlights. Außerdem war ein bisschen Abwechslung von den Plattenbauten auch mal ganz nett und in dieser Stadt reiht sich echt ein schönes Gebäude an das nächste. Wir kamen gar nicht mehr raus aus dem Staunen. Allerdings ging uns der Regen dann doch relativ schnell auf die Nerven.

Am Montag sind wir dann morgens um sechs mit dem Bus nach Tallinn gefahren. Nach 6 Stunden und zwei ausführlichen Grenzkontrollen sind wir dann mit dem Luxusbus in Tallinn angekommen. Und Luxusbus ist hier nicht ironisch gemeint. Wir hatten wlan und jeder Platz hatte noch einen kleinen Bildschirm vor sich, auf dem man eine ungewöhlich große Auswahl an Filmen hatte -die ganze Busfahrt für 20€! Wir sind als erstes zur russischen Botschaft gegangen, um unser Visum zu verlängern, deswegen sind wir schließlich einen Tag früher nach Tallinn gekommen. Nachdem wir aber 2x woanders hingeschickt wurden, haben wir unsere Sachen erstmal ins Hostel gebracht und sind dann, um einiges leichter, ins Visazentrum gelaufen -die Stadt ist zum Glück klein genug, dass man so gut wie alles zu Fuß erreichen kann. Dort haben wir dann erfahren, dass ich mit meiner Amtseinladung erst ab dem 01.12 einreisen darf (unser Zug ging am 29.11) und Ilvas Schuleinladung falsch sei. Wir haben dann natürlich gleich Kontakt zu den Einsatzstellen aufgenommen und um neue Einladungen gebeten. Am nächsten Tag haben wir dort noch andere Russlandfreiwillige getroffen, die ähnliche Probleme hatten. Die nächsten Tage war es dann ein ständiges hin und her mit dem Visazentrum, weil scheinbar jedes Mal etwas anderes falsch war. Am Ende haben sie und dann, schon äußerst genervt von unseren ständigen Besuchen, offenbart, dass Einladungen von Schulen generell nicht angenommen würden und wir eine vom Amt bräuchten. Ich hatte meine ja zu Glück noch und musste dann eben die spätere Einreise und das Umbuchen der Flüge in Kauf nehmen. Andere hatten diese Art von Einladung leider gar nicht und hätten dann 20 Werktage auf diese warten müssen. Viele haben sich dann entschieden, nach Deutschland zu fahren und dort das Visum zu verlängern -da geht es nämlich mit einer Schuleinladung. Klingt jetzt wahrscheinlich alles sehr kompliziert. War es auch.

Leider wurde dann das Seminar, das schon am Dienstag begann, ein bisschen von den Visaproblemen überschattet. Trotzdem war es eine sehr schöne Zeit und der Austausch mit den anderen Freiwilligen war unglaublich bereichernd. Wir haben viel zurück geblickt und uns mit unseren Projekten beschäftigt. Aber auch die Stadt konnten wir uns anschauen. Wir waren auf dem Weihnachtsmarkt und am Freitag in einer Bar. Ich habe viele tolle Leute (besser) kennengelernt und bin wirklich froh, dass es sowas bei kulturweit gibt. Die Zeit bis zu meinem endgültigen Abflug musste ich zum Glück nicht alleine verbringen. Verena musste auch noch auf ihre Visum warten. Die Tage waren für uns eher anstrengend, weil wir eigentlich nur auf unsere Rückkehr gewartet haben. Außerdem hab man nach einer Woche wirklich alles sehenswerte von Tallinn gesehen. Aber ein Gutes hatte dieser Verlängerte Aufenthalt! Am Montag habe ich endlich mein Paket aus Deutschland bekommen! Nachdem ich es bei verschiedenen Poststellen suchen musste, durfte ich es endlich aufmachen. Das war wohl der glücklichste Moment in der Zeit! Es tut sehr gut zu wissen, dass zu Hause Menschen sind, die an dich denken und dich gut genug kennen, um zu wissen, was du jetzt gerade brauchst. Ich bin euch unendlich dankbar!

Zurück in Perm vermisse ich die Zeit jetzt schon sehr. Ich merke, dass ich erstmal wieder reinkommen muss und das fällt mir schwerer als gedacht. Das liegt allerdings auch an meiner Erkältung, die ich mir wahrscheinlich im Flugzeug geholt habe. 2,5 Monate Russland liegen schon hinter mir und erkälten tue ich mich dann im Flugzeug! Aber mir geht’s schon wieder ganz gut. Also gesundheitlich -heimwehtechnisch bin ich gefühlt auf dem Level der zweiten Woche. Aber die habe ich ja auch überlebt, auch wenn ich eigentlich nicht vor hatte, mich nochmal so zu fühlen. Naja, wird wohl auch nicht das letzte Mal sein. Ich versuche einfach so schnell wie möglich wieder richtig anzukommen und dann wird es schon. Mein Ziel ist es jetzt erstmal die Adventszeit zu überleben, die macht mich ohne Familie schon ein bisschen fertig.

Als Fazit kann ich sagen, dass mir die letzen zwei Wochen unglaublich gut gefallen haben. Zur Zeit bin ich allerdings nicht sicher, ob es sich gelohnt hat, deswegen wieder so weit zurück geworfen worden zu sein. Gerade den Russlandfreiwilligen wurde in den Tagen gezeigt, auf was wir alles verzichtet haben. Viel ist mir erst da bewusst geworden. Jetzt muss man sich wieder sehr stark umgewöhnen, die Zeitverschiebung nervt mich dabei besonders. In Tallinn hab ich mich zu Hause irgedwie näher gefühlt, es war ein bisschen wie ein zweiter Abschied. In ein paar Tagen kann ich hoffentlich schon wieder anders denken, bis dahin muss ich mich ein wenig zusammenreißen.

Die Gemeinschaftsküche im Hostel

Die Gemeinschaftsküche im Hostel

Unser Hostel in StP

Unser Hostel in StP

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Pause vom Sightseeing

Pause vom Sightseeing

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Isaaks Kathedrale in Sankt Petersburg

Isaaks Kathedrale in Sankt Petersburg

Weihnachtsmarkt in Tallinn

Weihnachtsmarkt in Tallinn

In der Bar in Tallinn

In der Bar in Tallinn

Zwischenbericht vorm Zwischenseminar

Irgendwie rennt die Zeit. Diesen Beitrag wollte ich schon vor fast zwei Wochen schreiben. Ich hatte ihn auch schon angefangen, aber jetzt musste ich doch wieder alles löschen. An dem Tag bin ich aus dem Sprachlager „Siegfried“ zurück gekommen, ich war allerdings so müde, dass sowieso nichts gescheites dabei heraus kam. Jetzt gerade habe ich zwar noch viel weniger geschlafen, aber egal. Also: die erste Woche im November sind Ferien. Das heißt jedoch nicht, dass sich alle Kinder erholen. Die, die ganz arm dran sind, müssen auch in dieser Zeit deutsch lernen. Gut, so schlimm war es dann auch nicht. Ich bin also am Samstagmorgen mit einer anderen Deutschlehrerin, einer Grundschullehrerin und 15 Grundschülern in den Bus nach Uskatschka gestiegen. Der Ort liegt ca 1 Stunde von Perm und ist ein Kuhrort -auf Russich heißt das übrigens auch Kuhrort. Unsere Unterkunft Teremok lag ein bisschen außerhalb und wir haben jeden Tag einen Spaziergang durch den Park gemacht oder sind ins Schwimmbad gegangen. In Teremok waren wir fast die einzigen Gäste und hatten eine Etage für uns. Dort haben wir dann den Deutschunterricht gemacht. Der bestand aus basteln und auswendig lernen. Auf das Auswendiglernen war ich nicht so neidisch, aber dafür auf das Basteln. Oxana (die Grundschullehrerin) hatte so viele gute Ideen und einmal durfte ich sogar mitmachen und habe einen sehr süßen Frosch genäht. Morgens habe ich mit den Kindern die „Morgengymnastik“ gemacht und abends haben wir verschiedene Spiele gespielt oder eine Disko veranstaltet. Ich hatte vorher ein bisschen Angst, weil ich dort kein WLAN haben würde und deswegen nur wenig Kontakt mit zu Hause. Mir hat es dann aber doch sehr gut gefallen und es war schön zu sehen, wie die Kinder jeden Tag öfter zu mir gekommen sind, um mich etwas zu fragen oder mir etwas zu erzählen. Außerdem hab ich festgestellt, dass es auch ohne Wlan sehr günstig ist bei Whatsapp zu telefonieren. Ich war wirklich froh, dass ich mitkommen durfte. Ein, zwei Schwierigkeiten mit dem Essen gab es, aber die habe ich ja immer. Eine Nacht mussten Mascha und ich uns auch in Eigenregie auf die Suche nach einem extrem lauten Tropfen machen. Ich hatte schon festgestellt, dass es durch die Decke in meine Dusche tropfte und hatte den Lärm (Mascha konnte deswegen nicht schlafen und ihr Zimmer lag über meinem) mit ein paar Handtüchern gedämpft. Nachdem wir die Zimmer von den Kindern abgehorcht hatten, haben wir die Ursache dann bei meinen Nachbarn gefunden und konnten sie dann beseitigen. Dass es bei ihnen durch die Decke tropfte, störte die Besitzer des Hauses eher weniger. Irgendwas ist ja immer. Achja und ich habe mein Hörverständnis in diesen 8 Tagen deutlich verbessern können. Langsam merke ich die Fortschritte. So viel zu Siegfried.

Morgengymnastik mit den Kiddies

Morgengymnastik mit den Kiddies

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Spaziergang im Kuhrort

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Unsere Projekte

Unsere Projekte

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Jetzt gerade sitze ich in unserem Hostel in Sankt Petersburg und warte, dass das Zimmer fertig ist. Heute morgen um 5:50 bin ich gelandet und hier warte ich jetzt seit 8:00. Mittlerweile ist es 10:30. Die anderen drei Freiwilligen aus Russland, mit denen ich das Wochenende hier verbringen werde, kommen erst ein bisschen  später. Die haben das irgendwie ein bisschen schlauer gemacht, aber so regelmäßig gehen die Flüge von Perm nach Sankt Petersburg nun auch nicht. So war ich wenigstens nicht unter Zeitdruck -eher im Gegenteil. Für den Abflug hab ich eindeutig zu viel Zeit eingeplant. Ich habe nicht bedacht, dass der Verkehr in der Nacht wohl etwas abnehmen würde und dass der Flughafen nicht so groß ist, dass man sich lange orientieren muss, aber wer konnte das wissen? Gut, ich vielleicht, schließlich bin ich da ja schonmal gelandet. Aber zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass mir gesagt wurde, dass der Flughafen groß ist. Er besteht dann aber doch nur aus einem Gate und einem Terminal. Ich war also um 2:45 da und um 5:20 ging der Flieger. In Sankt Petersburg habe ich mir dann besonders viel Zeit gelassen und noch einen Stunde gewartet, bis ich dann warm angezogen aus dem Flughafen ging. Das Erste, das mir auffiel: Ich war zu warm angezogen, hier ist es deutlich wärmer als in Perm -wobei man 5 Grad auch nicht als richtig warm bezeichnen kann. Der erste Bus den ich gesehen habe schien auch gleich meiner zu sein. Ich bin einfach mal eingestiegen, Zeitdruck hatte ich ja nun wirklich nicht. Nachdem ich dann auch tatsächlich an der richtigen Haltestelle ausgestiegen bin, habe ich gleich meine Metro gefunden und bin bis zum Zentrum gefahren. Von da aus waren es noch ca. 20 min zu Fuß und ich war da. Die Stadt gefällt mir jetzt schon. Vielleicht auch weil es regnet -das erinnert mich an zu Hause und ich habe dieses Wetter tatsächlich schon vermisst. Ich gehe allerdings nicht davon aus, dass diese Freunde über den Regen lange anhält. Seitdem sitze ich hier leicht übermüdet in der Gemeinschaftsküche und warte. Die Frau an der Rezeption ist sehr nett und hat mir gleich Tee gemacht und Pfannkuchen angeboten. Das Hostel sieht total gut aus. Eine Mischung aus den Katalogen von Schöner Wohnen und IKEA. Ich freue mich schon total darauf, morgenfrüh hier zu frühstücken. Jetzt gerade will ich aber einfach nur schlafen.

Am Montag  geht es dann mit dem Bus weiter nach Tallinn, wo das Zwischenseminar stattfindet. Und wenn ich dann wieder in Perm bin, ist die Hälfte auch schon rum! Ich muss sagen, es geht mir wirklich gut hier in Russland, aber zu Hause ist es eben immernoch am schönsten. Ich genieße die Zeit hier so gut es geht (und mehr als den ganzen Tag unterwegs sein kann ich nicht), aber ich zähle trotzdem die Tage bis ich wieder am Flughafen in Perm bin und diesmal in das Flugzeug nach Moskau,  in Richtung Hamburg steigen darf.

erster Monat: check!

Irgendwie ist die Zeit dann doch schnell vergangen und ich habe den ersten Monat hinter mir. Deswegen ist es jetzt auch höchste Zeit, etwas über meine Einsatzstelle zu erzählen. Wenn mich jemand fragt, was mir hier in Perm am besten gefällt, muss ich nicht lange überlegen. Ich fühle mich in der Schule Nr. 12 unglaublich wohl. Das hat mehere Gründe, zum einen sind das die Lehrer, vorallem die Deutschlehrerinnen (Lehrer gibt es in dem Fach nicht), und zum anderen sind es die Schüler, die mich jedes Mal, wenn ich ihnen auf dem Gang begegne mit einem freundlichen „Guten Tag“ begrüßen. Bei den Schülern sind es gerade die Grundschüler, die sich teilweise so sehr freuen und „Leeena!“ rufen, als wären wir alte Bekannte, die sich seit Jahren nicht gesehen hätten. Alle geben mir das Gefühl, dass ich überall willkommen bin und freuen sich, wenn ich ihren Unterricht besuche. Am Anfang habe ich mich gefragt, ob der Nutzen überhaupt den ganzen Aufwand wert ist. Schließlich ist die Schule sehr gut ausgestattet und macht regelmäßig Ausflüge nach Deutschland, außerdem haben sie sogar eine Deutschlehrerin aus Deutschland! Was bringt das also, wenn ich mich in den Unterricht setze und ein bisschen was auf deutsch erzähle? Mittlerweile wurde ich vom Gegenteil überzeugt. Ich habe das Gefühl, dass ich helfen kann. Manchmal sind das nur Dialoge, die ich für die Grundschüler schreibe, damit sie Material außerhalb des Lehrbuches haben, aber dann auch Diskussionen über einen Film, den wir zusammen geschaut haben. Am meisten freut mich, wenn die Lehrer nach der Stunde zu mir kommen und fragen, wann ich das nächste Mal vorbei komme, weil es den Schülern so gut gefallen hat. Natürlich läuft nicht jeder Tag so ab. Manchmal schaue ich auch viel zu und kann nur bei kurzen Fragen zur Formulierung helfen, aber so lange die Lehrer sich freuen, wenn ich da bin, mache ich das sehr gerne.

 

Das Wetter

Da die Website eine Zeit lang nicht verfügbar war, kommt die Nachricht vom Schnee etwas verspätet. Sogar so spät, dass er jetzt schon wieder weg ist. Der erste Schnee ist allerdings noch ein bisschen länger her, das war am 04.10. Der ist nur nicht liegen geblieben. Vor ca einer Woche war es dann schon so kalt, dass er sich halten konnte -und dann hat es auch erstmal nicht mehr aufgehört zu schneien. Ich habe mich gefühlt wie in Deutschland. Deutschland im Januar und nicht im Oktober! Und auch nicht der Januar vom letzten Jahr. Seit vorgestern schmilzt er aber, wie gesagt, schon wieder. Das hat dann allerdings zur Folge, dass man bei jedem Schritt darauf achten muss, dass man nicht in ein großes Matschloch tritt, oder beim Überqueren der Straße von den Sturzbächen aus dreckigem Wasser mitgerissen wird. Dann doch lieber Kälte und Schnee. Das lässt auch gar nicht lange auf sich warten- morgen soll es wieder schneien.

 

Heimweh

..hab ich ständig. Nur eben mal mehr und mal weniger. Ich habe das Gefühl, es kommt in Phasen, aber ich bin noch nicht lange genug hier um das richtig beurteilen zu können -werde das Ganze aber weiter beobachten. Oft ist es schwierig, wenn ich auf dem Weg zur Schule und zurück, oder alleine in der Wohnung bin. Für zu Hause habe ich schon eine gute Methode gefunden: Sport. Zum Joggen ist es mir zu kalt und ich muss auch ehrlich sagen, dass ich davon noch nie ein großer Fan war. Ich mache zu Hause einfach die Übungen, die ich sonst im Fitnesskurs mache, das hat bis jetzt ganz gut geholfen. Heute konnte ich das allerdings nicht machen, weil ich zu viel Muskelkater von den letzten Tage habe -man merkt schon, gerade ist eine etwas schwierigere Phase 😀 Im Bus ist das ganze natürlich etwas schwieriger, aber da gibt es auch ein paar Momente, die mich dann plötzlich doch zum lächeln bringen. Vor ein paar Tagen, zum Beispiel, lief im Bus Scooter. Die Busfahrer hören oft ihre eigene Musik. Zwar nicht so laut, aber wenn man vorne steht, kann man mithören. Heute habe ich dann den Klingelton von einer älteren Frau als „Ma Chérie“ von DJ Antoine ausmachen können und letztens hat ein Typ hinter mir plötzlich „scheiße“ gesagt, weil ihm irgendwas blödes passiert ist. Außerdem fahre ich oft mit Bussen, die aus Deutschland kommen. Heute war es einer vom Flughafen aus Frankfurt, oft erkennt man aber auch noch die Werbung für Unternehmen aus Berlin oder anderen Städten.

Schule Nr. 12 vor vier Wochen

Schule Nr. 12 vor vier Wochen

Hier saß ich noch vor drei Wochen im T-Shirt!

Hier saß ich noch vor drei Wochen im T-Shirt!

auf dem Weg zur Bushaltestelle

auf dem Weg zur Bushaltestelle

Ein bisschen Heimat in den Bussen

Ein bisschen Heimat in den Bussen

Oktoberfest und Tag der deutschen Einheit

Beim Vorbereitungsseminar wurden wir vor der „deutschen Blase“ gewarnt und dass wir versuchen sollen, uns komplett auf das Leben in unserem Einsatzland einzulassen. Wenn man jetzt die Überschrift von diesem Eintrag liest, könnte man auf die Idee kommen, dass es bei mir mit dem auf-das-Leben-hier-einlassen noch nicht ganz geklappt hat. Aber das würde ich so nicht sagen. Klar habe ich mich am Anfang an alles geklammert, das etwas mit zu Hause zu tun hat und war dementsprechend glücklich, als ich Marie aus Berlin kennengelernt habe. Wir waren beide sehr überrascht, dass es hier noch eine Freiwillige aus Deutschland gibt. Gerade weil wir jeweils nicht die erste Gerneration unseres Freiwilligendienstes in Perm waren, was aber vorher scheinbar niemandem aufgefallen war. Marie bleibt ein Jahr hier und so brauche ich nicht mehr ganz so neidisch auf die Kulturweitler sein, die nicht alleine in ihrer Stadt sind. Dass ich darauf neidisch sein werde, hätte ich vor nem Monat noch gar nicht gedacht. Ich dachte mir, je weniger Kontakt zu Deutschen, desto besser. Schließlich ist eins meiner großen Ziele die Sprache zu lernen. Dieser Wunsch ist in der ersten Woche allerdings so weit in den Hintergrund gerutscht, dass ich auch damit zufrieden gewesen wäre, wenn ich kein Wort Russisch gelernt, dafür die Sache hier aber halbwegs gut überstanden hätte. Dem ist jetzt nicht mehr so. Ich bemühe mich sehr mit meiner Gastmutter Russisch zu sprechen, wobei ein Blick zu meiner Gastschwester genügt, damit sie hilft, wenn es auch mit Händen und Füßen nicht mehr klappt. Zusätzlich beginnt bald mein Sprachkurs, den ich bei einer Professorin für Englisch belegen werde. Der Unterricht wird also auf Englisch/Russisch sein. Bei dem ersten Treffen war aber kaum Englisch von Nöten, denn ich habe so gut wie alles verstaden was sie gesagt hat, als wir die Lernziele festgelegt haben. Ich kann nicht genau sagen, warum ich sie plötzlich so gut verstanden habe, andere Leute dagegen fragend ansehe, wenn sie mich nur über das Wetter in Deutschland fragen. Vielleicht liegt es daran, dass es mich an den Russischunterricht in der Schule erinnert hat. Dort war das Hörverstehen für mich immer das kleinste Problem. Man könnte jetzt denken, dass ich darin gut war, aber das Wort „Problem“ habe ich hier schon ganz richtig verwendet. Das lag nicht an der Lehrerin, oder daran, dass ich kein Talent für Sprachen habe, sondern einfach daran, dass Russisch für mich die unlogischste Sprache ist, die ich je sprechen musste! (Hierzu muss ich sagen, dass ich noch nicht viele Sprachen ausprobiert habe zu sprechen, aber die Aussage lasse ich jetzt trotzdem mal so stehen.)

Zurück zur deutschen Blase. Ich würde schon sagen, dass ich bei meiner Ankunft einen kleinen Kulturschock erlitten habe. Auch wenn vieles hier den Umständen in Deutschland ähnelt, ist es nicht leicht sich einzugewöhnen. Unglaublich geholfen haben mir hier die Lehrer in meiner Einsatzstelle! Ich habe schon in den letzten Jahren in meiner Schule zu Hause gemerkt, dass Lehrer ja eigentlich ganz normale Leute sind, die nach der Schule auch ein anderes Leben haben. Und das ist in Russland nicht anders -obwohl die Zeit nach der Schule hier vielleicht ein bisschen kürzer ausfällt und teilweise nur ein paar Stunden am Abend ausmacht. Eine Lehrerin hat mich auch promt zu sich nach Hause eingeladen um mit ein paar anderen Lehrerinnen den Tag der deutschen Einheit zu feiern. Die Mischung macht’s: Am Tag davor haben wir in der Schule den Tags des Lehrers gefeiert. Im Grunde funktioniert das so: Die Lehrer gehen mit leeren Händen in die Schule und kommen mit unzähligen Blumensträußen, Pralinen, Tee und Torte wieder heraus. In der Schule übernehmen dann einige der älteren Schüler den Unterricht in den Grundschulklassen und es gibt eine Aufführung für die Lehrer. Ich kann mir gut vorstellen, dass das einigen von meinen ehemaligen Lehrern auch gefallen würde.

Abends hatte ich mich dann mit Marie und Alexej, einem ehemaligen Schüler meiner Schule, in einer Bar getroffen. Der Auftrag an Alexej: Wir würden gerne ein gutes Bier trinken. Das Ergebnis: Eine Bar mit dem Motto „Oktoberfest“. Hier muss es ja eigentlich irgendwas geben, das eine heimatliche Atmosphäre schaffen könnte. Das Bier war es allerdings nicht. Dafür waren es die drei Fernseher, die ein Spiel der Europa League zeigten. Das mag freilich nicht in Jedem ein heimisches Gefühl hervorrufen, für mich gehört es aber mittlerweile dazu. Die Namen für die Gerichte beim Aktionsmenu hätten allerdings bei den meisten wenigstens irgendein Gefühl ausgelöst. Während „1,2 Polizei“ oder „Schweinsteiger“ noch relativ nichtssagend sind, hatte „Merkel’s Sanktionen“ dann doch etwas Schockierendes an sich. Aber das möchte ich hier dann trotzdem unkommentiert lassen.

Wie es mit den heimatlichen Aspekten in meiner Gastfamilie aussieht kann ich in einem Wort beschreiben: Bauernfrühstück. Das gab es heute Abend zu essen. Und damit würde ich auch gerne diesen etwas strukturlosen Beitrag beenden.

пока́!

 

von Heimweh und anderen (zunächst) unüberwindbaren Dingen

Rückblickend hätte ich die erste Woche gerne übersprungen. Ich hatte echt gedacht, dass mir die ganze Sache etwas leichter fallen würde -falsch gedacht. Ich muss mich an dieser Stelle wohl erstmal bei den Leuten zu Hause entschuldigen, denen ich große Sorgen bereitet habe. Meine Mutter hat sich, denke ich, mental schon darauf vorbereitet, mein Bett wieder zu beziehen, damit ich in spätestens einer Woche wieder darin schlafen kann. Aber irgendwie hat sie es dann doch geschafft, mich aufzubauen. „Dein Leben kann noch früh genug so langweilig werden, wie du möchtest.“ Der Satz hatte komischerweise etwas beruhigendes an sich. Damit wollte sie nicht sagen, dass mein Leben bis dahin langweilig war oder dass alle, die nicht ins Ausland gehen, ein langweiliges Leben führen. Ich glaube, sie wollte mir nur klar machen, dass mir zu Hause alle Möglichkeiten offen stehen, mein Leben so zu führen, wie ich das möchte und ich jetzt erstmal aufgeschlossen sein soll, für alle Erfahrungen, die ich hier machen kann. Und eigentlich ist es auch egal, was damit gemeint war, es halt geholfen -danke dafür!

Was mich am Anfang ganz stark gestört hat, war die kleine Wohnung. Das liegt wohl daran, dass ich in der Hinsicht ein wenig verwöhnt bin. Vom großen Bauernhaus mit nem Bad, das ich mir lediglich mit meiner Schwester teilen muss, in eine 1,5 Zimmerwohnung mit Bad ohne Waschbecken. Die drei Katzen, mit denen meine Gastmutter, -schwester und ich uns die Wohnung teilen, konnten dann die Situation auch nicht gerade verbessern. In meiner Verfassung war das natürlich extrem praktisch. Ich konnte jedem über die schlechten Wohnbedingungen erzählen und mein starkes Heimweh damit ein bisscher besser rechtfertigen. Jetzt würde ich einen Großteil gerne wieder zurücknehmen. Nein, die Wohnung ist nicht größer geworden und die Katzen laufen auch immernoch überall herum. Was sich dafür stark geändert hat, ist meine Sicht auf die Dinge. Ich habe mich arrangiert und sehe mittlerweile alles ein bisschen positiver. Seine Hände kann man auch sehr gut in der Badewanne waschen und solange die Katzen nicht in mein (eigenes!) Zimmer laufen, kann ich auch ihre Haare ertragen. Meine Gastfamilie kümmert sich total lieb um mich und tut alles, damit ich mich nicht langweile. Und was für mich am wichtigsten ist: Das Essen schmeckt. In der Hinsicht wurde ich auf dem Vorbereitungsseminar perfekt vorbereitet: Viel Gemüse und viele Kekse. Meine Gastmutter ist sehr orthodox und isst deswegen selten Fleisch, was für mich überhaupt kein Problem darstellt -eher im Gegenteil. Dafür esse ich umso mehr Nachtisch! Der Backofen in unserer Küche funktionert zwar nicht, aber es werden regelmäßig alle möglichen Fertig“torten“ mitgebracht. Und bis jetzt haben alle geschmeckt! Auch im Speisesaal meiner Schule gibt es jeden Tag irgedwelche gefüllten Gebäcke. Allerdings muss man hier ein bisschen vorsichtig sein! Manchmal ist da nämlich keine Sahnecrème, sondern Kohl oder Hackfleisch drin. Schmeckt natürlich auch, aber wenn man nach dem Essen genüßlich in solch ein Gebäck beißt (wohlgemerkt in Erwartung eines süßen Nachtisches), muss man schon darauf achten, dass einem nicht die Gesichtszüge entgleiten. Und meinen Lehrerkollegen entgeht in der Hinsicht rein gar nichts! Zu meiner Einsatzstelle schreibe ich aber wann anders mehr. Jetzt sollte ich schlafen gehen, damit ich morgen genau da wieder fit auftauche.

споко́йной но́чи!

throwback

Ein bisschen verspätet fange ich jetzt auch mal an meinen Blog zu schreiben. Eigentlich ist sowas nicht wirklich mein Ding, aber auf das Drängen meiner Familie hin habe ich mich dann doch entschieden, es zu versuchen.

Jetzt bin ich schon zwei Wochen in Perm, aber ich weiß noch genau, wie ich mich gefühlt habe, als es ernst wurde. Das Vorbereitungsseminar war auf einmal schon vorbei und ich hatte noch drei Tage, die ich mit meiner Familie und meinen Freunden verbrigen konnte. Zu dem Zeitpunkt war mir das fast zu viel! Ich weiß nicht, was mit mir während der 10 Tage in Werbellin passiert ist, aber ich hatte auf einmal richtig Lust auf Russland! Dazu muss ich sagen, dass ich mich vorher ernsthaft gefragt habe, warum ich mir das überhaupt antue. Warum blieb ich nicht einfach zu Hause und ließ alles so wunderbar, wie es gerade war?  Und nach den drei Tagen zu Hause kam gerade diese Frage wieder auf, aber da gab es kein zurück mehr. Nach einem tränenreichen Abschied und einigen komplizierten Umpackaktionen (23kg ist halt nicht die Welt) am Flughafen in Hamburg war ich dann plötzlich alleine -und so habe ich mich auch gefühlt. Ich kann nicht sagen, dass ich keine Erfahrungen im Reisen habe -ganz im Gegenteil- aber in dem Augenblick war ich mir sicher, dass ich in Moskau in den falschen Flieger steige und in China landen werde! Wider Erwarten bin ich dann doch in Perm angekommen, wo meine Gastfamilie mich bereits erwartete.

Jetzt war ich in Perm. In Russland. In Europa -so gerade eben noch. Perm ist natürlich nicht die östlichste Stadt Europas, allerdings die östlichste Millionenstadt. Und das war auch das, was ich zu Hause gesagt habe, wenn ich gefragt wurde, wo Perm denn überhaupt liegt. Ich muss zugeben, dass ich mich erst relativ spät daran gemacht habe, Informationen über die Stadt zu finden, in der ich 5 Monate leben werde. Das hat dafür mein Opa umso intensiver gemacht. Bei jedem Treffen habe ich etwas neues erfahren. Perm war mal eine verbotene Stadt, sie ist fast 3500 km von zu Hause weg und liegt am Ural Gebirge. Das habe ich dann brav an Jeden, der es wissen wollte, weitergegeben. Was das für mich bedeuten würde, wusste ich da noch nicht. Und ehrlich gesagt weiß ich das jetzt auch noch nicht. Perm ist eine normale Großstadt und für mich als Dorfkind ist es genauso aufregend hier zu leben, wie in jeder andere Stadt mit mehr als 50.000 Einwohnern. Natürlich gibt es Unterschiede zu deutschen Städten, besonders was den Zustand der Straßen und der Busse und Straßenbahnen betrifft, aber es ist lange nicht so schlimm, wie mir von Einigen zu Hause prophezeit wurde. Was mir allerdings sofort aufgefallen ist, sind die vielen kleinen Blumenkiosks (so nenn ich sie), die es an jeder Straßenecke gibt. Die Russen schenken sich wohl gerne Blumen. Allerdings muss man hier vorsichtig sein! Ich habe mir sagen lassen, dass man sich nur eine ungerade Anzahl an Blumen schenkt, eine gerade Anzahl ist für die Toten gedacht. Könnte vielleicht noch ganz wichtig sein.

Das war’s erstmal für heute. 14 Tage lassen sich leider nicht so schnell zusammenfassen. Ich werde versuchen alles in den nächsten Tagen auf einen aktuellen Stand zu bringen.

 

покa!