Nach einigen Internet-Problemen und allgemeinem Stress folgt hier nun endlich die Fortsetzung meines Reiseberichts:

Sommer-Reise: 2. Teil (01.-06.07. 12) Polen – Litauen – Lettland

9.Tag
„Warschau ist für mich immer ein Ausflug in den Westen“, höre ich ein paar Tage später von anderen Osteuropa/ GUS Frewiwilligen. Es geht also nicht nur mir so. McDonald´s, endlich wieder H&M ;), „normale“ Einkaufszentren, Fußgängerzonen, Bushaltestellen mit Leuchtanzeigen, Metrotickets aus dem Automaten, Straßenkunst, internationale Restaurants, Menschen die Englisch verstehen… ich bin wieder ganz in Europa!
Ich lasse mich einfach ein bisschen treiben, in dem westlich modernen Großstadtflair, genieße es mich ein bisschen wie zuhause zu fühlen, nicht ständig etwas Fremdes zu entdecken.
Nachmittags entschließe ich mich doch noch, wenigstens eine Warschau-Attraktion mitzunehmen, und mache mich auf den Weg zum Chopin-Denkmal. Nach einem heftigen Sommergewitter erlebe ich eines der dort jeden Sonntag im Sommer stattffindenden OpenAir umsonst-Konzerte. Spätestens jetzt, da ich bei immernoch tropischem Klima zwischen alten Herren mit Spazierstöcken, jungen Liebespaaren, deutschen Rentnerreisegruppen und polnischen Familien auf einer Parkbank inmitten von Grün und Blumen sitze und den live-Klavierklängen lausche, steht für mich fest: Warschau ist mehr als einen Tagesstopp wert! Ich werde wiederkommen…

Das EM-Finale am Abend sehe ich mir noch auf der Fanmeile an (nein, ich interessiere mich nicht für Fußball). Noch eine letzte Nacht im sehr hohen Holzhochbett im Ökohostel mit veganerfreundlichem Frühstück – dann ist mein Warschau-kurz-Aufenthalt schon wieder vorbei.

10. Tag
Es geht weiter! Die dritte (und voraussichtlich) letzte lange Busfahrt meiner Reise: Warszawa (Polen) – Marijampolė (Litauen ) – Liepāja (Lettland). 16 Stunden. Abfahrt morgens um sechs…
Da ich ja dismal innerhalb der EU-Grenzen bleibe, muss ich an der Grenze zu Litauen nur meine Uhr umstellen – und meinen Coffe-to-go am Bushaltestellen-Kiosk mangels Wechelstube mit Kreditkarte bezahlen.
Abends komme ich ziemlich erschöpft, aber glücklich in Liepāja an, wo ich von meiner lettischen Familie in Empfang genommen werde.
Die zwei Eimer lettische Riesenerdbeeren (Eimer, keine Eimerchen), die mit dem Kommentar „Lena, iss!“  neben mir im Auto abgestellt werden, trösten mich darüber hinweg, dass es meinem vom südkaukasischem Sommer geprägten Temperatur-Empfinden nach unglaublich kalt hier ist…

11.-13. Tag
Die nächsten Tage nutze ich, um, wenn ich schon mal hier in der Gegend bin, vor dem Beginn der Fahrradkarawane in Klaipėda, mal wieder meine lettische Gastfamilie zu beuschen. Hier, in Liepāja, hatte ich während der 11. Klasse ein Austauschjahr verbracht. Die paar Tage „zuhause“ kommen gut gelegen, um ein bisschen Ruhe zu finden, bevor die große Fahrradtour ansteht. Außer Pirts-Besuch (lettische Sauna), Liepājas Sandstrand, Kārums sieriņi (wer mal in Lettland war weiß wovon ich spreche), ķīseles, Rupjmaize, pienu zupa, kartupeļu pankūkas und anderen lettischen Köstlichkkeiten  und natürlich meiner Familie ist daher Schlafen – ohne dabei durch schnarchende Schlafsaalgenossen gestört zu werden – eins der Highlights meines Liepāja-Besuches.

14. Tag
Freitag, 6. Juli 2012 – das bedeutet „Auf nach Klaipėda!!!“. Hier beginnt heute eine der beiden diesjährigen kulturweit-Fahrradkarawanen! Nicht umsonst schleppe ich schon die ganze Zeit Schlafsack, Lenkertasche und Fitnessriegel mit mir herum…
Voller Spannung und Vorfreude (und zugegeben, auch etwas Angst) erwarte ich die nächsten 10 Tage und 730 km (davon 570 mit dem Fahrrad!!!) der Reise.