Nairamdal (26. – 30.03.)

Zum ersten Mal sollte ich nun also einen Einblick in das echte Land bekommen. Endlich.

Ihr fragt euch vielleicht warum Ulaanbaatar nicht zur „echten“ Mongolei gehören sollte. Natürlich tut es das, aber die Mongolen sind ein Nomadenvolk, also nie für längere Zeit an einem Ort sesshaft. Außer in der Hauptstadt. Aber das noch nicht lange. Viele begründen damit auch das chaotische Leben hier. Die Mongolen seien nicht dafür geschaffen, lange an einem Ort zu bleiben und sich an diesem gemütlich einzurichten. Und vor allem seien sie es nicht gewohnt in einer Stadt mit vielen anderen Menschen zusammen zu wohnen. Deshalb spiegle Ulaanbaatar nicht das wirkliche Leben in diesem Land wieder..

Am Dienstagmorgen versammelte sich also die gesamte Goethe Schule, um mit Polizeibegleitung nach Nairamdal (mongolisch für Freundschaft) – einem Feriencamp für Kinder, zu fahren. Die Fahrt dauerte nur eine halbe Stunde und schon waren wir weit weg von dem Lärm und Smog der Hauptstadt.

Die erste Überraschung erwartete mich schon kurz nach der Ankunft. Ich war nicht, wie ursprünglich geplant nur mit den anderen Deutschlehrerinnen auf einem Zimmer, sondern mit 7 weiteren Lehrerinnen der Schule. Ich bezog ein 10-Man(n)-Zimmer. Nach anfänglicher Panik fand ich es aber dann doch recht schön. So lernte ich auch die anderen besser kennen, jedenfalls soweit es ohne Verständigung durch Sprache möglich war. Sofort richteten sich die Lehrerinnen häuslich ein und begannen sich zu unterhalten und zu kichern. Was sich in den nächsten Tagen auch nicht ändern sollte..Einige von ihnen verfielen der Kartenspielsucht und machten während der Zeit dort eigentlich nichts anderes. Denn die Kinder wurden von Trainern des Ferienlagers betreut. Die Lehrer fungierten nur als Aufsichtspersonen.

Die Deutschlehrer mussten an den Vormittagen noch einige Schüler auf eine anstehende Deutschprüfung vorbereiten. Und dabei konnte ich auch helfen. Ich besprach mit den Schülern Themen wie Miley Cyrus, Basketball und Twilight. Natürlich erschien die Hälfte der Schüler zu spät oder gar nicht, weil die anderen Beschäftigungsmöglichkeiten weit aus spannender für sie waren.

Nachmittags erkundete ich die Umgebung und wagte mich sogar an einem Tag auf einen Miniberg neben der Anlage. Der Ausblick war echt toll. Die Berge und Hügel um mich rum hatten eine sehr beruhigende Wirkung. Am meisten genoss ich während der Zeit aber die Geräuschkulisse. Stille. Endlich mal kein Gehupe der Autofaher oder Geschreie der Busticketverkäufer.

Abends fand im „Kinosaal“, einem Gebäude neben dem Haupthaus, immer so etwas wie ein Kulturprogramm statt. Am ersten Abend gab es dort einen feierlichen Empfang. Die mongolische Hymne wurde gespielt, wo ausnahmslos alle Kinder mitsangen und die Hand aufs Herz legten. Danach wurde die Fahne des Ferienlagers gehisst und es erklang die Hymne des Camps, die auch fast alle Kinder auswendig konnten. Am Donnerstagabend waren die Lehrer an der Reihe das Programm zu gestalten. Die Deutschsektion entschied sich für Tokio Hotel und mir wurde hinterher durch diverse Gratulanten bestätigt, dass ich meine Sache gut gemacht hatte. Leider, leider gibt es noch keine Bilder von dem Auftritt. Später hüpfte ich noch als eines der Spice Girls über die Bühne. Erinnerungen werden wach..:) Außerdem gab es am ersten und letzten Abend eine Disco für die Kinder, inklusive Gangnam-Style und Harlem Shake. Da die Kinder um 22Uhr im Bett liegen mussten, waren auch wir dann in unserem Mädchen-Zimmer. Aber das Schlafen ließ bei uns lange auf sich warten. Alle Lehrer hatten für die feucht-fröhlichen Nächte vorgesorgt. Und als die Vorräte aufgebraucht waren, wurden kurzerhand Freunde aus der Stadt animiert um die Reserven aufzufüllen. Ein Spaß für mich die Mongolen erneut in Feierlaune zu erleben. Nach dem dritten Abend in Gesellschaft von 15 ausgelassen feiernden Mongolen, wollte ich dann aber doch einfach nur noch meine Ruhe. Und vor allem kein lautes und unverständliches Gebrabbel um mich rum.

 

Abgesehen vom Essen (wirklich nicht gut, am letzen Abend gab es Pferdefleisch) und den kurzen Nächten, war es ein sehr schöner Aufenthalt auf dem Land. Obwohl es noch nicht das echte, echte Landleben war, haben mir die Weite und die klare Luft doch einen kleinen Eindruck davon vermittelt.

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