Ende Mai verließ ich das erste Mal seit langer Zeit meine neue Heimat um zum Zwischenseminar nach Hangzhou, China zu fliegen. Doch erst einmal landete ich in Shanghai um dort das Wochenende vor dem Seminar mit anderen Freiwilligen zu verbringen. Und ich muss sagen, ich bin total begeistert. Von Shanghai. Von Hangzhou. Von China. Ich weiß nicht, was ich genau über China dachte, bevor ich in dieses Land reiste, aber dass es so schön ist, hätte ich nicht gedacht. Ich glaube, das liegt vor allem an der kargen Umgebung, in der ich im Moment lebe. So lange schon hatte ich kein Grün mehr gesehen. Und in China ist es einfach überall grün oder zumindest in den Gebieten, die ich bereist habe. Es war für mich wie das Eintauchen in eine andere Welt. Kein Staub, kein Stau (obwohl die Städte bis zu 10x so groß sind wie Ulaanbaatar!!!), kein Lärm und so viele Bäume, Blumen und Grünflächen. Einfach nur wunderbar. Und was sich alles in diesen Parks und auf den Straßen abspielt. Herrlich. Die älteren Männer sitzen zusammen und spielen Karten, die Frauen singen oder tanzen gemeinsam und die Kinder laufen in Hosen rum, die zwischen den Beinen ein riesiges Loch haben. Das macht die Windel überflüssig..
In Shanghai verbrachten wir die Tage mit Sightseeing und Essen. Schon vor meiner Reise gaben mir die Lehrer an meiner Schule den Tipp viel Obst zu essen, da in China die Auswahl viel größer sei, als in der Mongolei. Und das stimmte wirklich. An jeder Ecke gab es Obst- und Gemüseläden. Viele Obstsorten hatte ich vorher noch nie gesehen und die Namen konnte ich mir auch nicht merken. Aber lecker wars.
Am Montag ging es dann mit dem Zug nach Hangzhou zum Zwischenseminar. Allein schon die Zugfahrt war ein Highlight. Alles ist hochmodern und so gut organisiert. Das bin ich gar nicht mehr gewöhnt. Unser Hostel lag in einer süßen Nebenstraße direkt in der Altstadt. Jeden Abend sind wir die Straßen entlang geschlendert und haben das Getummel der Einheimischen beobachtet. Das Seminar an sich war toll. Die einzelnen Einheiten fanden entweder auf der gemütlichen Dachterasse unseres Hostels oder im Park statt. Es tat gut, sich mit den anderen Freiwilligen auszutauschen. Auch wenn man an verschiedenen Einsatzstellen ist, sind es doch ähnliche Probleme mit denen man zu kämpfen hat.
Die Zeit verging viel zu schnell und am Freitag hieß es schon wieder Abschiednehmen. Zumindest von den Meisten. Denn fünf von uns sollten erst noch auf ein, so wie es sich später rausstellte, großes Abenteuer gehen.
Am Nachmittag fuhren wir mit dem Bus nach Tangkou, einem kleinen Örtchen nahe des Huangshan (gelbe Berge), einem sehr bekannten Gebirge, dass auch zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. Wir wollten nämlich am Samstag wandern gehen. Am nächsten Morgen machten wir uns also früh auf, um mit dem Bus zur Seilbahn zu fahren. Diese brachte uns hinauf ins Gebirge. Und schon auf dem Weg nach oben wurde klar, dass wir nicht so viel von der atemberaubenden Aussicht sehen werden. Die Wolken hingen tief und es begann zu regnen. Und das sollte auch so bleiben.
Bevor wir unsere Wanderung richtig beginnen konnten, stellte sich uns schon nach wenigen Minuten eine Gruppe agressiver Affen entgegen. Allein trauten wir uns nicht an ihnen vorbei und so mussten wir warten, bis eine chinesische Reisegruppe den Weg frei machte. Dieser Reisegruppe schlossen wir uns dann erstmal an, denn an der nächsten Ecke warteten schon wieder hungrige Affen. Auf dem restlichen Weg begegneten wir aber keinen mehr. Als wir dieses Hinderniss überwunden hatten, konnte es also endlich richtig losgehen. Dachten wir. Vorerst sollten wir damit auch recht behalten. Wir erklommen den höchsten Punkt des einen Berges, genossen die verregnete Aussicht so gut es eben ging und machten uns auf zum Abstieg. Alles lief super, bis wir irgendwann nicht mehr so genau wussten wo wir waren und uns auch schon seit einer Weile keine anderen Touristen mehr begegneten. Ein erneuter Blick auf die Karte bestätigte dann die Vermutung: Wir haben uns verlaufen. Nach kurzer Panik und ohne Handyempfang um jemandem nach dem Weg zu fragen, entschieden wir uns also wieder zurückzulaufen. Das bedeutete allerdings 2h Treppen bergauf steigen. Nach 10 Minuten wurde dieser Plan wieder über den Haufen geworfen. Wir hatten jetzt Empfang und es krampfhaft wurde versucht das Hostel zu erreichen oder eine gute Karte im Internet zu finden, die uns den Weg weist. Leider war auch dies vergebens. Also riefen wir die Polizei an und erklärten ihnen, dass wir verloren gegangen sind. Wir ist dabei eigentlich zu viel gesagt, schließlich kann ich kein Wort Chinesisch. Die anderen Freiwilligen meisterten das Gespräch mit den Polizisten aber klasse. Nachdem sich diese aber auch nicht so schlüssig waren, was wir machen sollen – erst hieß es weiterlaufen, dann warten, dann doch wieder weiterlaufen – machten wir uns auf den Weg nach unten. Mittlerweile hatte man sich entschieden, einen Suchtrupp für uns loszuschicken. Dieser erreichte uns dann auch irgendwann. Leider waren die Herren so schnell unterwegs, dass wir sie wieder verloren und erneut vor der Frage standen, wo es lang geht. Mit Hilfe von dort stationierter Feuerwehr- und Wachmänner gelang uns dann aber tatsächlich der Abstieg. Plötzlich gingen die nie endenden Treppen in eine geteerte Straße über. Und dort wartete auch schon der Suchtrupp auf uns. Prima!
Naja zumindest bestellten sie für uns ein Taxi und wir kamen wohlbehalten im Hostel an. Deren Mitarbeiter wunderte sich indessen auch über unsere Panikmail vom Nachmittag, die sie in diesem Moment lasen.
Mit einem schönen Muskelkater verbrachte ich den letzten Tag meiner Chinareise in den Straßen von Huangshan (so heißt nicht nur der Berg, sondern auch die nächst gelegene Stadt). In Minischritten bewegte ich mich durch die Altstadt. Das muss ein Anblick gewesen sein.. Schließlich traf ich nach einer Nacht auf dem Pekinger Flughafen, übermüdet wieder in Ulaanbaatar ein. Und schon nach wenigen Schritten wusste ich, dass ich angekommen war. Es war windig, sandig, laut und ich musste 20 Minuten zur Bushaltestelle des Flughafens laufen.
Welcome back!



































