Die ГЁТЕ Schule ist eine private „Gemeinschaftsschule“ (Klasse 1-11) in Ulaanbaatar. In der Mongolei gibt es nämlich keine Unterteilung in Real-, Gesamt-, Haupt- oder Oberschulen bzw. Gymnasium. Ungefähr 200 Schüler besuchen die Schule, wovon fast alle Deutsch lernen. Dabei kann man in jeder Jahrgangsstufe mit dem Deutschunterricht beginnen.
Die Goethe Schule ist eine DSD II Schule. Das bedeutet, dass hier das Deutsche Sprachdiplom II erworben werden kann. Dies berechtigt dann zum Studieren in Deutschland.
Im Moment unterrichten 6 Lehrer das Fach Deutsch. Darunter ist auch eine deutsche Lehrerin. Alle anderen können aber auch sehr gut deutsch, da sie lange Deutschlandaufenthalte hatten.
Meine Aufgabe besteht im Großen und Ganzen wirklich darin, mit den Kindern „deutsch und englisch zu reden“, so wie es die Direktorin der Schule so schön zusammengefasst hat.
Ich habe einen eigenen Stundenplan, der so aussieht:
Montag: Englisch, 4. Klasse Dienstag: Deutsch, 3. Klasse Mittwoch: Deutsch, 3. Klasse / Englisch, 1. Klasse / Englisch, 4. Klasse Donnerstag: Englisch, 1. Klasse Freitag: Deutsch, 2. Klasse
In diesen Stunden bin ich „Lehrer Sarah / Teacher Sarah“ und versuche die Kleinen zum Sprechen zu bewegen, was gar nicht so einfach ist. Im Deutschunterricht in der dritten Klasse beschränkt sich das meist auf einen Satz pro Schüler, in der zweiten Klasse aber eher auf einzelne Wörter, da sie gerade noch die deutschen Buchstaben lernen.
In Englisch klappt das Sprechen schon etwas besser, zumindest in der vierten und fünften Klasse. Die Kinder sind zwar ziemlich schüchtern, aber sie können sich schon einigermaßen äußern. Leichte Unterhaltungen kann ich mit ihnen führen und das ist auch meine Hauptaufgabe in diesem Unterricht. Mit der ersten Klasse singe ich Lieder und übe Vokabeln. Das verlangt einem mitunter viel Geduld, da still sitzen und nach vorne schauen nicht zu ihren Lieblingsbeschäftigungen gehört.
Generell fällt es mir schwer, mit den Schülern fehlerfrei zu kommunizieren. In jeder Stunde gibt es Schüler, die mich fragend anschauen und überhaupt nicht wissen, was sie machen sollen. Zum Glück gibt es in den Deutschklassen ein paar Schüler, die schon eine Weile in Deutschland gelebt haben, oder deutsche Elternteile haben. Diese Schüler müssen dann die Übersetzung übernehmen, was ganz gut klappt.Im Englischunterricht sind die Lehrer mit dabei, die mir dann helfen können. Das ist vor allem in der ersten Klasse notwendig. Allein würde ich dort wahrscheinlich gar nichts erreichen.
Neben diesen 7 Stunden hospitiere ich fast jeden Tag im Unterricht der anderen Lehrer, vorwiegend in Klassen in denen ich auch selber unterrichte. Außerdem kommt auch mehrmals in der Woche die Frage, ob ich Zeit hätte in einer Klasse zum Konversationsunterricht zu kommen. Und leider kommt es nicht selten vor, dass ich kurz vor Stundenbeginn oder auch schon nach dem Klingeln vor eine Klasse gestellt werden, um Vertretungsunterricht zu machen. Da ist dann Kreativität gefragt. Wenn ich nicht im Unterricht bin, bereite ich meinen Unterricht vor, korrigiere Tests für die anderen Lehrer oder wie im Moment an Beispielaufgaben für die Vergleichsarbeit auf dem A1 Niveau.
Und dann kommt ja noch das „Kulturweit-Projekt“. Da bin ich auch schon fleißig am planen. Mal schauen, ob sich davon etwas realisieren lässt.
Nachtrag zum 17. Mai.
Heute war der letzte Schultag der 11. Klasse, die damit ihre Schulzeit beendet. An dem Tag fand kein regulärer Unterricht statt. Um 10 Uhr sollten wir uns alle draußen versammeln, weil eine kleine Feier für die Klasse veranstaltet wurde. Natürlich begann der Festakt erst um 10:45, aber was solls. Die Schüler der Abschlussklasse saßen an der einen Seite der Bühnen und bekamen ein Programm anlässlich ihres Ehrentages geboten. Jede Klasse sollte etwas aufführen. Schon Tage vorher waren alle Schüler nur noch mit den Proben für die Auftritte beschäftigt, wodurch der restliche Unterricht etwas leiden musste.
Nach dem Programm folgte das obligatorische Fotoshooting der Schulabgänger auf dem roten Tepich. Außerdem bekamen die Eltern der Abschlussschüler eine Schale Milch auf einem blauen Tuch überreicht. Dies soll wohl ein Zeichen der Dankbarkeit der Kinder den Eltern gegenüber symboliseren. Danach bedankten sich die Schüler auch noch mit kleinen Geschenken bei ihren Lehrern und zogen unter Glockenklang (die Einschulung wird auch Glockenfest genannt) ein letztes Mal in das Schulgebäude ein.
Nach diesem offiziellen Teil luden die Schüler ihre Lehrer zum Essen in ein edles Restaurant ein. Zu meiner großen Überraschung durfte ich auch mit. Das Essen war total lecker und die Stimmung war recht ausgelassen. Es wurde sogar getanzt und gesungen. Anschließend ist die Abschlussklasse für das Wochenende in ein Fereincamp gefahren um dort noch einmal zusammen zu feiern. Aber alles unter der Beobachtung der Klassenlehrerin. Alkohol war verboten. Ob sich an die Regelung gehalten wurden, kann ich aber nicht sagen 🙂
Sehr beliebte Geschenke waren übrigens Rosen und Riesenkuscheltiere.












