Archiv für den Monat: März 2013

Bin ich erst seit 14 Tagen hier?

Mir kommt es so vor, als ist es schon eine Ewigkeitheit her, seit ich ins Flugzeug gestiegen bin. Und gerne versuche ich es zu vermeiden, an diesen Tag zu denken..Es war so wunderschön manche von euch nochmal in Berlin zu sehen, aber immer wenn ich mich daran erinnere, fallen mir auch die Abschiedsszenen ein. Und dann werde ich traurig. Aber nur ein bisschen.

Denn ich habe in den letzten Tagen wieder vieles erlebt und entdeckt, was mich wirklich kaum glauben lässt, dass ich erst seit zwei Wochen in der Mongolei bin.

Ich habe mich mit den anderen Freiwilligen getroffen und wurde von ihnen in die kulinarische Welt von Ulaanbaatar eingeführt. Ich war im Kino und bin immernoch total fasziniert von den Ticketpreisen. Für einen 3D-Film muss man noch nicht mal 4€ zahlen.

Ich hatte meine erste Taxifahrt zu später Stunde – Nach dem ich fast 45 Minuten auf einen Bus warten musste bis sich jemand erbarmte mir zu sagen, dass ab 22Uhr keine Busse mehr in mein Viertel fahren. Widerwillig stieg ich also in ein offizielles Taxi (wie schon erwähnt, kann hier jeder Taxi spielen) und konnte dem Fahrer nur mit Hand und Fuss verständlich machen, wo ich hin wollte. Natürlich brachte er mich sicher ans Ziel, aber komisch ist es schon in einem fremden Land, dessen Sprache man nicht beherrscht, Nachts allein Taxi zu fahren.

Ich wagte den ersten Spaziergang in die Innenstadt. Wie sich herausstellte, brauche ich nur zwei Straßen entlang laufen. Diese ziehen sich aber ein ganzes Stück, so dass ich erst nach einer geschlagenen Stunde am Ikh Delguur (berühmtes Kaufhaus) ankomme.

Außerdem begegnen mir immer wieder die gleichen mongolischen Eigentümlichkeiten. Zum Beispiel stehen im Bus sofort mehrere Leute auf, um Älteren einen Sitzplatz anzubieten, wenn diese einsteigen. Trotzdem drängeln sich die Mongolen gerne an jeden vorbei und machen im Gegenzug auch keinem Platz. Sie spucken immerzu auf die Straße, als sei es das Natürlichste der Welt und schauen dir dabei auch oft in die Augen. Sie fahren – mit ihrem gerade erstandenen Schwein – Bus und haben eine ganz eigene Art und Weise den Boden zu wischen. Einen Wischmopp, so wie ich ihn kenne, habe ich noch nicht finden können. Hier besteht er aus einem langen Besenstiel, an dessen Ende ein klitzekleiner Stock befestigt ist. Meine Gastfamilie hat mir diesen auch in die Hand gedrückt, als ich das Bad wischen wollte. Auf meine Frage nach einem Tuch oder Lappen für den besagten Stock, haben sie kurzerhand das Esprit-Badetuch, welches immer vor der Dusche liegt, durgeschnitten und zweckendfremdet.

Es ist wirklich total spannend, herauszufinden wie alltägliche Dinge in anderen Ländern ablaufen. Ich werde wohl nie aufhören, neue Kuriositäten zu entdecken..

Morgen gehts für mich auf Schulfahrt 🙂 Wir fahren mit der gesamten Goethe Schule aufs Land. Ich freue mich schon so sehr darauf. Langsam reicht mir die verstaubte und abgaslastige Luft der Stadt und ich will endlich die Landschaft der Mongolei kennenlernen. Außerdem bin ich gespannt, was mich an den Abenden erwartet. Ich habe von mehreren Seiten gehört, dass es nicht nur für die Schüler, sondern auch, wenn nicht sogar besonders für die Lehrer eine ausgelassene und feucht-fröhliche Woche ist..Ich lasse mich überraschen.

Ein Tageshighlight

Eine kurze Einführung in die mongolische Art des Feierns

Letzte Woche Freitag (15.03) bin ich das erste Mal mit den Lehrern der Schule in eine Kneipe gegangen um den mongolischen Männertag zu zelebrieren, der eigentlich erst am darauf folgenden Montag stattfand. Da es aber eher ungünstig ist, sich an einem Montag zu betrinken, wurde die Sache eben vorverlegt. Kein Problem. Die Räumlichkeiten erinnerten mich sehr an eine deutsche Gaststätte, nur die „Örtlichkeit(en)“ (für Männer und Frauen stand ein WC zur Verfügung) erinnerten mich wieder daran wo ich war. Im Radio lief Modern Talking und auf dem Tisch standen schon Bier und Vodka bereit. Um eine gute Grundlage fürs Trinken zu schaffen, wurde auch bald das Essen serviert. Zuerst Platten mit Wurst, Fleisch und Gemüse von der sich jeder mit einer Gabel bedienen konnte. Dazu gab es Milchtee, das mongolische Nationalgetränk, bestehend aus (grünem?) Tee, Salz und jetzt kommts: Milch. Das war nicht ganz so mein Fall und ich beließ es beim Kosten. Alle anderen tranken es aber in Massen und tunkten auch gerne ihr Stück Fleisch darin ein. Danach gab es für jeden ein Schälchen Reis und drei große Teller mit Huhn-, Rind- und Lammgeschnetzelten mit Soße und Gemüse. Da ich meinem Magen noch nicht zu viel zutraue, hab ich mich auch hier zurückgehalten.. Nach dem Essen ging man dann schnell zum Alkohol über. Der Vodka wurde in EINEM Glas serviert. Man musste einen Schluck trinken, das Glas ging zurück zum Nachschenken und der Nächste war an der Reihe. So ging das immer im Kreis. In der ersten Runde konnte ich mich noch rausreden. Danach war Schluss. Es handelte sich eben um eine Tradition und dagegen half keine Ausrede. Irgendwann wurden auch die Tische zur Seite geräumt und man begann zu tanzen. Ich verkroch mich in die hinterste Ecke des Raums und blieb eine Weile verschont. Denn die Art zu Tanzen war mir etwas neu.. Anscheinend ist es hier üblich, dass sich alle in einen Kreis stellen und immer jemand in der Mitte steht um den „Vortänzer“ zu mimen. Damit konnte ich mich nicht so recht anfreunden. Leider wurde ich irgendwann doch in meiner Ecke entdeckt und musste mitmachen. Zum Glück sollte ich nicht in die Mitte und bis ich mich tatsächlich dazu durchgerungen hatte, mich zu bewegen, war das Lied auch schon fast zu Ende.

Bevor die Party richtig los ging, wurde ich von meinem Gastvater abgeholt. Aber als Einführung in die Eigentümlichkeiten des mongolischen Feierns reichte mir das auch völlig aus.

Angekommen

So meine Lieben, es ist geschafft. Ich bin da.

Die ersten Schultage sind vorbei und in der Gastfamilie fühle ich mich schon ziemlich wohl. Mittlerweile gewöhne ich mich auch an die neue Umgebung. Denn einiges ist anders. Sei es der chaotische Verkehr, die fehlende Seife oder das fehlende Klopapier auf den Schultoiletten (und anscheinend auch an den meisten sonstigen öffentlichen Orten), die so fremd klingende Sprache, die mir noch unbekannten Schriftzeichen UND natürlich das Essen.

Nach einer kurzen Eingewöhungsphase (1 Tag) bin ich auch schon gut im Schulaltag eingebunden und „versuche“ zu Unterrichten. In den höheren Klassen klappt das mit der „Konversation“ auch, aber  z.B. in der ersten Klasse siehts schon schwieriger aus. Meist schauen die Kinder mich nur entgeistert an und drehen sich zu ihrer eigentlichen Lehrerin um, weil sie nicht verstehen, was ich mit ihnen machen möchte. Aber das wird schon. Morgen ist in der zweiten Klasse das „ABC-Fest“, weil die Kinder jetzt alle deutschen Buchstaben kennen und auch schreiben können. NUn beginnt für sie endlich der Deutschunterricht. Es ist so niedlich wie sie versuchen deutsche Lieder zu singen.

Insgesamt stehen auf meinem Stundenplan 8h Unterricht von der 1. bis zur 5. Klasse. Jeweils 4 in Deutsch und Englisch. Da ich aber in den letzten Tagen schon ausserplanmäßig für einige Lehrer eingesprungen bin, schätze ich mal, dass es nicht bei den 8h bleiben wird.

Frühs kann ich immer mit meiner Gastfamilie zur Schule fahren, da mein kleiner Gastbruder Zorigoo dort in die erste Klasse geht. Er kommt mit seinen Vokabelkärtchen auch täglich zu mir um deutsch zu üben.. Nachmittags muss ich dann den Bus nehmen, was für mich noch ein Abenteuer ist. An den Bushaltestellen gibt es nämlich keine Aushänge und auf den Bussen stehen für mich nur unverständliche Buchstaben und Zahlen. Heute habe ich es aber mit Hilfe einer Lehrerin geschafft in den richtigen Bus einzusteigen :). Da das auch das einzige öffentliche Verkehrsmittel in Ulan Bator ist, sind die auch immer entsprechend voll.

Gestern habe ich mich das erste Mal mit Svenja und Lena getroffen, die hier schon ein halbes Jahr als Kulturweitfreiwillige an anderen Schulen arbeiten. Natürlich konnte ich mir noch nichts von dem behalten, was sie mir gezeigt haben, außer dem großen Platz (Sukhbaatarplatz) im Zentrum der Stadt mit dem Parlamentsgebäude. Aber das ändert sich hoffentlich nach dem Wochenende. Denn bis jetzt hatte ich noch nicht so viel Zeit die Stadt zu erkunden. Mir erscheint sie noch riesig, obwohl alle sagen, sie sei sehr „überschaubar“.

Und so kalt, wie ich dachte ist es auch nicht. Meine Winterboots musste ich noch nicht einmal anziehen. Nur an einem Morgen war es etwas frisch, aber dafür scheint hier jeden Tag die Sonne und wenn ich vor der Wohnung meiner Gastfamilie stehe, kann ich sogar die ersten Berge sehen.

Achso, in der Cafeteria der Schule konnte ich schon die ersten mongolischen Gerichte probieren. Bis jetzt finde ich eigentlich alles sehr lecker. Aber überall ist eben Fleisch enthalten.

Und nein Nils. Ich habe noch kein Yak gegessen. Zumindest nicht soweit ich wüsste :). Dafür habe ich spannende Entdeckungen im Supermarkt gemacht:

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