Ich weiß, es ist mal wieder eine ganze Weile her, dass ich etwas von mir habe hören lassen, aber jetzt kommen deswegen gleich mehrere schöne Geschichten.
Vor 2 Wochen wurde ein Projekt an meiner Schule durchgeführt, an dem ich lange gearbeitet habe. Zunächst war geplant, dass ich die Organisation und die Durchführung des Projekts mit den Studenten und Studentinnen, die an unserer Schule hospitieren, teile. Schnell hat sich das aber geändert und ich war dafür nun allein verantwortlich. Das Projekt heißt „Sprachstadt Deutsch“ und dabei werden die Schülerinnen und Schüler mit möglichst realitätsnahen Situationen konfrontiert und sie bekommen die Möglichkeit einmal ihre Sprachkenntnisse in einer anderen Umgebung anzuwenden. So machte ich mich daran Redemittel für fünf verschiedene Stationen zu schreiben: Im Restaurant, An der Passkontrolle, Beim Arzt, In der Touristeninformation und Bei der Post und im Kiosk. So mussten die Jugendlichen also eine Konzertkarte kaufen, sich beim Arzt einen Termin holen und sagen was ihnen weh tut, im Restaurant nach einem Platz fragen und etwas zu essen bestellen, eine Postkarte kaufen und verschicken und zu Beginn mussten sie natürlich den strengen Augen der Passkontrolleure standhalten und ihren vielen Fragen antworten. Das Projekt hat in der Vorbereitung schon Spaß gemacht, obwohl unglaublich viele Materialien gesammelt oder selbst hergestellt werden mussten, damit die Stationen auch einigermaßen realistisch aussehen. Ich habe gefühlt schon seit einer halben Ewigkeit Verpackungen, Zeitungen und alles was man gebrauchen konnte, gesammelt und wurde dabei auch tatkräftigt von meinen lieben Kollegen und Kolleginnen unterstützt. Auch bei der Durchführung haben diese toll mitgemacht und auch die Schülerinnen und Schüler waren eifrig dabei. Nachdem das Projekt gut gelaufen ist, war das ein tolles Gefühl, aber gleichzeitig habe ich auch gesehen, dass viel Arbeit hinter einer Aktion, die in der Durchführung nur vier Stunden dauert, steckt.
Außerdem war ich auf meinem ersten Henna-Abend. Vor der Hochzeit gibt es einen Abend, an dem traditionell nur Frauen teilnehmen und die Braut in die neue Familie „entlassen“. Dabei wird vor allem viel getanzt. Dabei ist die Familie der Braut natürlich traurig, denn sie „verliert“ ein Familienmitglied und tanzt deswegen vielleicht weniger oder auch gar nicht. Das gleicht aber die Familie des Bräutigams aus, denn sie freut sich natürlich sehr, dass sie ein neues Familienmitglied „dazu bekommt“. Eine liebe Kollegin nahm meine Mitbewohnerin und mich mit und nachdem wir ankamen, schauten wir dem ganzen Treiben zunächst erst einmal zu. Kurz darauf kam es fast zu einem Eklat, denn die Familie der Braut wollte gern andere Musik hören, als die Familie des Bräutigams. Nachdem man schlichten konnte, trauten auch wir uns aufs Parket und wagten einige Schritte. Es wurde viel im Kreis getanzt und der Schritt ist eigentlich ganz simpel, mir fehlen nur ein paar Jahrzehnte Erfahrung, denn die Mädchen nehmen ja schon sobald sie laufen können an Henna-Abenden teil und haben dementsprechend auch genügend Zeit um zu üben. Nun gut, dieser Vorlauf fehlte mir, nichts destotrotzt machte das ganze viel Spaß. Henna-Abende sind Familienveranstaltungen und deswegen sind auch immer viele Kinder dabei.
Dann begann auch schon die Zeremonie, und das Henna wurde auf einem Tablett mit Kerzen hereingetragen. Begleitet wurde es von allen unverheirateten Frauen. Diese tragen traditionell alle etwas rotes. Bei uns war es ein kleiner roter Schleier. Es kann aber auch ein rotes Armband oder ähnliches sein. Die Braut saß in der Mitte, ebendfalls mit einem roten Schleier und das Henna wurde im Kreis um sie herum getragen, dabei wurde ein Lied gesungen. Das Henna wird auf die Handinnenfläche aufgetragen, die Braut öffnet die Hand aber erst, wenn die zukünftige Schwiegermutter ihr ein Stück Gold auf die Hand legt. Nachdem die Hand dann geöffnet war, wurde das Henna aufgetragen und gut verpackt. Die Hände wurden in verzierte Säckchen eingepackt und nun konnte die Braut eigentlich nichts mehr machen, nicht mal selber trinken.
Und danach wurde getanzt und getanzt und getanzt…
Das war eine sehr schöne Erfahrung, vor allem weil jede willkommen ist. Obwohl ich die Braut nicht kannte, durfte ich mitfeiern und habe so einen ganz neuen Einblick in die türkische Kultur bekommen.
Apropos neuer Einblick: Vor einigen Wochen unternahmen eine liebe Freundin, meine Mitbewohnerin und ich einen Ausflug nach Büyük Çamlıca. Dort konnten wir von unserer Wohnung bequem hinlaufen. Also ging es 40 Minuten bergauf. Aber der Weg hat sich gelohnt, denn von dort hatten wir einen spektakulären Blick über die Stadt und über die Dimensionen der Metropole. Mein nächstes Ziel ist, dort einmal die Stadt bei Nacht zu beobachten.





