Archive for Okt.. 2010

Couchsurfing und der Weltenbummler aus Pakistan

Einen vollkommen fremden Menschen bei sich zu Hause auf dem Sofa übernachten zu lassen, diese Idee hört sich zugegeben im ersten Moment etwas komisch an. Doch genau dies ist die Idee beim Couchsurfing. Man nimmt bei sich zu Hause eine oder mehrere Personen auf und lernt dadurch viele neue spannende Leute aus der ganzen Welt kennen. Natürlich kann man auch selbst auf Reisen gehen und bei anderen „Couchsurfern“ kostenlos eine Unterkunft finden. Insgesamt also eine wirklich tolle Sache!

Auch meinen Mitbewohnern, Magnus und Kai, hat diese Idee gut gefallen, sodass wir uns auf der Couchsurfing-Webseite (www.couchsurfing.org) als die „Tbilissi Sauerkrauts“ registriert haben. So kam es, dass uns schon diesen Montag der erste Couchsurfer besuchte. Umer aus Pakistan ist ein echter Reisefanatiker. Er war schon in 95 Ländern und möchte immer noch weitere „Länder sammeln“.  Die nächste große Reise nach Mittelamerika ist schon in Planung. Es war jedenfalls eine lustige Zeit, in der er hier war und besonders das pakistanische Essen mit einem frischen Hühn vom Markt, war wirklich lecker. Wir freuen uns also schon auf die nächsten Couchsurfer, ich war am Anfang ein bisschen skeptisch ob das wirklich alles so einfach ist, aber es hat wirklich gut klappt! Ich bin schon gespannt, wen wir als nächstes hier bei uns willkommen heißen können.

Fußball, Karl May und ein eher ruhiges Wochende

Schon wieder ist eine Woche vorbei. Schon wieder ist viel passiert. Und schon wieder hat Konrad irgendwo, jetzt sogar im Stadion, Fußball geschaut? Einige fleißige Leser meiner Berichte fragen sich, was denn mit mir los ist. Es stimmt auf jeden Fall, dass ich hier relativ oft und viel Fußball schaue. Aber ihr braucht euch keine Sorgen machen, ich komme bestimmt nicht als exzessiver Fußballfanatiker zurück nach Deutschland. Letzten Freitag stand jedenfalls das Qualifikationsspiel für die Europameisterschaft zwischen Georgien und Malta an und bei einem Ticketpreis von 10 Lari gab es nicht viel zu überlegen, ob wir zum Länderspiel ins städtische Boris-Paitschadse-Stadion gehen, oder nicht. Deshalb fanden wir uns dann eine Stunde vor Spielbeginn, also um 8 Uhr, auf unseren Sitzplätzen in der vordersten Reihe ein. Das Stadion war eher mittelmäßig gefüllt, aber wir konnten den Spielern, unter anderem auch Lewan Kobiashvili aus der Bundesliga, schon einmal beim Aufwärmen zuschauen. Nach dem verklingen der Nationalhymnen ging das Spiel los und auch ein leichter Nieselregen setzte ein. Das Spiel an sich war nicht so gut. Wenige gefährliche Torsituationen und auch kein besonders schnelles Spiel in dem unbedingt jemand gewinnen wollte. Wir waren jedenfalls alle schon auf ein langweiliges 0:0 gefasst, als die deutlich besseren Georgier in der Nachspielzeit noch das 1:0 erzielten. Somit war doch noch einmal für Stimmung im Stadion gesorgt und alle Georgier konnten glücklich nach Hause gehen. Da es in der Halbzeitpause nichts zu essen gab und wir alle sehr hungrig waren, besuchten wir nach dem Spiel noch McDonalds. Von dort aus war es dann auch nicht mehr weit zur schon bekannten Sportbar, in der wir noch die zweite Halbzeit des Länderspiels Deutschland-Türkei in Berlin verfolgen konnten.

Am gleichen Tag vormittags konnte ich ja, wie schon angekündigt, meine erste Unterrichtsstunde zum Thema Winnetou halten. Die Schüler haben mir zumindest interessiert zugehört. Ganz besonders viel Spaß hatten sie beim Personenrätzel zu Karl Mays Buch „Winnetou I“, bei dem verschiede Eigenschaften der Charaktere im Buch, den Namen der Personen zugeordnet werden mussten. Wer selbst einmal sein Wissen über Winnetou testen möchte, braucht nur >>HIER<< zu klicken. Ich habe das Arbeitsblatt als Worddokument hochgeladen. Wahrscheinlich wird das Quiz für die meisten von euch aber zu leicht sein. Trotzdem viel Spaß! Ich hatte jedenfalls eine gute erste Unterrichtseinheit, auch wenn ich mir nicht sicher bin ob alle Schüler alles verstanden haben. Ich werde sicherlich in den nächsten Wochen noch einiges über Karl May erzählen. Dann wird bei den meisten Schülern bestimmt wenigstens ein bisschen etwas hängen bleiben.

Das Wochenende war dann für die georgischen Verhältnisse hier eher ein ruhiges. Samstag waren wir auf dem Markt einkaufen. Dort konnte ich tatsächlich meine, nach einer Woche schon kaputte Stromverteilerdose umtauschen. Dass das funktioniert, daran habe ich selbst nicht geglaubt, aber ich wollte es wenigstens ausprobieren. Jetzt habe ich jedenfalls einen schönen, neuen Stromverteiler, wie lange der hält werde ich sehn. Einen Regenschirm habe ich auch gekauft, da es jetzt doch schon ab und zu regnet. Sonntags hab ich mir mit Sabrina und Christoph die Sameba-Kirche angeschaut. Das wahrscheinlich größte Bauwerk der Stadt, wurde erst vor 4 Jahren errichtet und sieht von außen echt beeindruckend aus. Innen allerdings fand ich die Kirche relativ leer und kalt ich hatte mir irgendwie mehr erwartet.

Gestern war ich bei Jessicas georgischer Gastfamilie zum Abendessen eingeladen. Nachmittags sind wir aber erst einmal Briefe wegschaffen gegangen. Da die Post hier aber nicht mit einem weithin sichtbaren Postschild gekennzeichnet ist, war es gar nicht so leicht das richtige Postamt zu finden und auch die Postbeamtin hatte wahrscheinlich nicht ihrem besten Tag erwischt. Ich hoffe die Briefe kommen trotzdem gut zuhause an, ich bin mal gespannt wie lange sie unterwegs sind. Danach ging es jedenfalls zu Jessy nach Hause. Es gab viel zu viele Chinkali, die aber wirklich lecker geschmeckt haben. Bloß leider wollte mein Magen wieder einmal nicht so wie ich wollte, deshalb habe ich dann doch so gut wie nur Brot gegessen und Tee getrunken. Direkt nach dem Essen mussten wir aber schon wieder los, denn ein Georgier wollte uns noch einen Park oberhalb des Talkessels von Tiflis zeigen. Leider regnete es wieder einmal, sodass wir nicht lange im Park blieben, sondern schnell noch zu Sabrina und Christoph fuhren, wo sich auch meine Mitbewohner Magnus und Kai befanden. So quatschten wir dann noch ein bisschen mit dem netten Georgier und der Abend neigte sich bald dem Ende entgegen.

Gerade eben hatte ich einen kleinen Verkehrsunfall im Bus, eigentlich den ersten Unfall den ich in Tiflis überhaupt gesehen und erlebt habe. Eine Mercedesfahrerin war der Meinung sie hätte mit ihrem Auto überall Vorfahrt und rammte den Bus. Es ist nicht viel passiert, ein kleiner Blechschaden am Mercedes. Den Busfahrer hat es auf jeden Fall nicht weiter interessiert, er ist nach einigen Beschimpfungen in Richtung der Frau, die sich inzwischen am Straßenrand aufregte, einfach weitergefahren. Ich denke, es wird nicht der letzte Unfall dieser Art gewesen sein, den ich hier erlebe.  Jetzt ist aber erst einmal wieder genug geschrieben. Schöne Grüße und bis bald!

Kaukasusabenteuer und Feier zum Tag der deutschen Einheit


Ich sitze gerade hier in unserer Wohnung auf der Couch und frage mich ob das Jahr wohl so weitergehen wird wie es angefangen hat. Ein Erlebnis jagt das Nächste und man kommt gar nicht mehr so richtig dazu, das Erlebte wirklich zu verarbeiten. Nach dem Wochenendausflug in Batumi letzte Woche ging es dieses Wochenende in die Berge. Es war ein wirklich tolles Abenteuer, mit einer kleinen Gipfelbesteigung (ok, es war eher ein Hügel), mit einer fast vierstündigen Busfahrt teilweise über zerfahrene Schotterwege  und unzählige Schlaglöcher, mit tollem Kaukasusblick, mit einem Besuch an der russischen Grenze und mit einem wirklich leckeren georgischen Picknick mitten im georgischen Kaukasus. Den über 5000 Meter hohen Berg „Kazbeg“, an dem laut griechischer Mythologie einst Prometheus festgekettet war, haben wir auch gesehen. Außer den riesigen Bergen, zwischen denen wir durchgefahren sind, konnten wir vor allem viele Kühe und Schafe beobachten, die ab und zu auch die Straße blockierten. Es war zwar relativ kalt, weil es sehr windig war. Aber mit einer etwas dickeren Jacke war es dank der strahlenden Sonne trotzdem sehr schön. Maximal war ich wahrscheinlich auf 2395 Meter. Dass stand zumindest auf einem Stein am Straßenrand. Nachdem wir dann zum Abschluss noch an der Grenze zu Russland waren, ging es bald wieder nachhause in die Hauptstadt. Zuhause angekommen war ich ganz schön müde. Aber erst einmal konnte ich endlich die Chinkali ausprobieren, auf die ich schon so lange warten musste. Mein erste Eindruck: Chinkali sind mindestens genauso lecker wie normale Maultaschen. Auch der Koriander, der hier wahrscheinlich als Grundgewürz an alle Speisen gehört, kann daran nichts ändern. Mir hat es geschmeckt. Zum Abschluss des Abends waren wir noch im Scarlett, einer kleinen Bar mit Livemusik und überraschend vielen internationalen Gästen. Mit meinem Hut, den wir beim Ausflug zuvor noch lustig geschmückt hatten, bin ich dort jedenfalls sehr schnell aufgefallen. Die dekorierte Kopfbedeckung war glaube ich die Attraktion des Abends. Den Vorschlag der anderen, den Hut doch am nächsten Abend gleich bei der Feier im Radisson-Hotel zu tragen, habe ich dann aber doch lieber ignoriert.

Es war trotzdem ein ganz schöner Abend. Überall waren Botschafter und andere Vertreter aus zahlreichen, verschiedenen Ländern zu sehn. Gleich zu Beginn wurden wir von einigen echt wichtigen Persönlichkeiten auf einem roten Teppich begrüßt. Nach den ausgedehnten Reden der Diplomaten aus Deutschland und Georgien wurde das leckere Buffet dann endlich eröffnet. Es gab viele deutsche Sachen, sogar Brezeln, aber auch unterschiedliche internationale Snacks. Nach dem Essen leerten sich die Räumlichkeiten relativ zügig und so gingen wir dann auch bald, so gegen halb 11 nach Hause. Am nächsten Tag war ja wieder Arbeiten angesagt und ich musste noch ein bisschen was vorbereiten. Spontan sind wir dann aber trotzdem, einmal im Hotel drin, noch schnell in den 19. Stock gefahren um von dort oben aus einen traumhaften Blick über Tiflis zu haben. Ich finde sowieso, Tiflis sieht nachts, überall beleuchtet, noch einmal viel schöner aus als am hellen Tag. So hatte der schon etwas außergewöhnliche Abend (so etwas erlebt man ja doch nicht so oft), jedenfalls einen würdigen Abschluss.

Nach dem wie immer zu kurzen Wochenende, ging dann ab gestern wieder normal an die Arbeit. Im Moment ist es in Tiflis nicht einmal mehr warm. Es gibt nur noch 17 Grad und Regenwetter. Hoffentlich wird es bald wieder schöner, mit dem Regen kann ich mich nicht so richtig anfreunden. Am Freitag beginne ich mit den ersten Unterrichtsstunden zu Karl-May. Hoffentlich gefällt es den Schülern. Freitags gehen wir (Magnus, Kai und ich) zum Fußball-Länderspiel Georgien gegen Malta. Ich werde jedenfalls bestimmt bald wieder etwas zu erzählen haben, aber jetzt soll es das erst einmal gewesen sein. Mir geht es hier weiterhin gut! Schöne Grüße an euch alle!

Neue Fotos auf der Homepage

Ich habe Fotos vom Kazbegi-Ausflug auf die Homepage geladen. In den nächsten Tagen folgt dann noch ein Bericht. Ersteinmal viel Spaß beim Fotos anschauen. Es war wirklich ein großes Erlebnis in den Bergen!

zu den Fotos

Eine ereignisreiche zweite Schulwoche

Heute geht eine weitere Schulwoche zu Ende. Ich habe wieder viel erlebt und neue Erfahrungen gesammelt. Gerade eben hab ich eher unfreiwillig eine große Stadtrundfahrt durch Tiflis unternommen. Ich bin zum ersten Mal in eine falsche Marschrutka eingestiegen, die mich dann Kreuz und quer durch die Stadt, nicht aber in meinen Bezirk Sololaki gefahren hat. Ein Problem war das aber nicht, ich bin einfach irgendwo bei einer Metrostation ausgestiegen und von da aus nach Hause gefahren. Ansonsten habe ich die Woche auch noch sinnvolles gemacht und mich zum Beispiel an der großen Humboldt-Bibliothek angemeldet. Das war, wegen des georgischen Anmeldungsformulars, nicht ganz einfach. Aber dank der Hilfe einer netten Deutschlehrerin aus meiner Schule, habe ich jetzt einen personalausweißgroßen Bibliotheksausweiß und bin angemeldet. Es ging sogar relativ schnell, aber leider gab es, endlich in der Bibliothek drinnen, kein einziges Buch von Karl May. Ich war etwas enttäuscht, weil ich unbedingt eins haben wollte. Es wäre einfach schöner, wenn ich ein Buch bei meinem Projekt über die Abenteuer Winnetous und Old Shatterhands zeigen könnte.
Am Mittwoch waren wir zum Schattentheater eingeladen. Das Theatergebäude an sich war schon wirklich sehenswert und das Schattenspiel, untermalt mit Musik, war auch schön. Dadurch, dass nur Schatten zu sehen waren, gab es viele Interpretationsmöglichkeiten in verschiedenen Szenen, was mir gut gefallen hat. Nach dem Theater sind wir alle noch zusammen essen gegangen. Ich habe leider wieder keine Chinkali (georgische Maultaschen) bekommen. Die will ich langsam irgendwo mal ausprobieren. Geschmeckt hat es dort aber trotzdem gut. Es war jedenfalls ein schöner Abend, an dem wir dann später noch gegenüber unserer Wohnung, bei irgendeiner privaten Kellerparty waren. Gestern war dann noch der „Deutsche Stammtisch“. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt dort hinzugehen, denn es gab gutes internationales Essen, sogar Schwäbische Maultaschen und Schnitzel mit Pommes. Ich habe mir dann aber trotzdem lieber eine Pizza bestellt. Lustig war, dass mir gegenüber ein Sachse aus Zwickau saß, der sich auch in Hohenstein-Ernstthal auskannte. Eine ähnliche Situation hatte ich im letzten Irlandurlaub, wo fast das gleiche passiert ist. So wurde also wieder einmal bestätigt, dass die Welt viel zu klein ist, oder aber wir Sachsen einfach oft und gerne verreisen. Gut fand ich auch, dass wir noch 2 weitere Freiwillige aus Deutschland kennengelernt haben. Diese sind aber nicht wie wir mit kulturweit, sondern mit weltwärts in Georgien. Weltwärts ist ein anderer deutscher Auslandsdienst, der aber offiziell Entwicklungshilfe leisten soll. Es war jedenfalls schön auch noch andere Freiwillige zu treffen.

In der Schule läuft alles sehr gut. Ab nächste Woche werde ich wahrscheinlich das „Karl May Projekt“ starten und den Schülern das Buch „Winnetou 1“ vorstellen. Ich habe mir schon verschiedene Möglichkeiten überlegt, wie ich die Abenteuer Old Shatterhands, vermitteln kann. Ich hoffe die Schüler verstehen den Inhalt der Geschichten und vielleicht kann ich ja den einen oder anderen für Karl May begeistern. Ansonsten fühle ich mich wohl in der Schule, ich kann mir jetzt sogar schon immer mehr Namen, zumindest von den Lehrern, merken. Heute habe ich mich sogar handwerklich betätigt und eine Tür, mithilfe von 2 Schrauben und einem Regalbrett, so umgebaut, dass sie sich jetzt zuschließen lässt. Es sind alle sehr nett zu mir und ich freue mich wenn ich etwas im Unterricht machen kann. Auch wenn es im Moment eher nur kleine Sachen sind, bei denen ich dem Lehrer helfe.

Jetzt am Wochenende bin ich für den 3. Oktober eingeladen wurden, ins große Radisson Hotel um dort den Tag der Deutschen Einheit zu feiern. Das wird auf jeden Fall eine tolle Sache, ich bin mal gespannt wer dort alles anwesend ist. Ich freu mich auf jeden Fall schon auf den Abend, die Einladungskarte sieht zumindest  schon sehr vielversprechend aus! Morgen früh geht es dann aber erst einmal in die Berge. Der Tagesausflug nach Kazbegi steht an und ich lass mich einfach überraschen was das für ein Erlebnis wird. Ich werde jedenfalls einen dicken Pulli mitnehmen müssen, im Kaukasus ist es wahrscheinlich nicht so warm, wie hier in Tiflis bei heißen Temperaturen um die 30 Grad.

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