Der Alltag beginnt…

So langsam neigt sich meine erste Arbeitswoche an der 52. Schule in Tiflis dem Ende entgegen. In den letzten Tagen konnte ich mich schon ein bisschen eingewöhnen, in das Leben hier. Trotzdem ist es immer noch spannend, denn es gibt jeden Tag etwas Neues. Heute zum Beispiel war ich auf dem größten Markt in Tiflis. Der ist einfach riesig und hat echt das Potential, dass man sich völlig verirrt, weil man nie genau weiß, wo man gerade ist. Es gibt dort wirklich alles! Und mit „Alles“ meine ich auch „Alles“! Es gibt tausende kleine Stände, wo man Lebensmittel, Kleidung, alle möglichen Werkzeuge, Baumaterialien, Elektronikartikel und wirklich alles was man sonst noch braucht kaufen kann. Sie haben dort sogar lebende Mini-Schildkröten und Vögel verkauft. Jedenfalls war ich heute den ganzen Nachmittag dort einkaufen. Wir haben jetzt endlich einen Duschvorhang (Bis jetzt haben wir jedes Mal beim Duschen das Bad unterwassergesetzt.) und ich habe eine Verteilersteckdose gekauft, weil wir in der Wohnung nur eine Steckdose pro Zimmer haben. Ansonsten hab ich noch eine gute Salami, Brot und ne Zahnpastatube geholt. Jedenfalls bin ich jetzt erst einmal mit alle wichtigen Sachen eingedeckt.

Die Schule wo ich arbeite ist ungefähr 20 Minuten mit der Metro von meiner Wohnung entfernt. Das ist ganz angenehm, weil ich so morgens noch ein bisschen Zeit zum ausschlafen in der Metro hab. Abends fahre ich dann meistens mit dem Bus zurück, weil der einfach schneller ist und ich so auch mehr von der Stadt sehe. Die Deutschlehrerinnen (es gibt nur einen Deutschlehrer und das ist Wolle) sind alle wahnsinnig freundlich. Sie freuen sich immer wenn ich mit im Unterricht sitze und kurz etwas über mich erzähle oder sie mich in den Unterricht einbauen können. Im Moment mache ich noch nicht viel mehr. Auch so ist die Schule ganz schön, auch wenn sie auf den ersten Blick nicht so wirkt. Es herrscht noch (ein wenig) Chaos, aber der soll sich im Verlaufe des Schuljahres noch legen. Vor allem ist es in der Schule aber laut! Die viele Klassen sind schon nicht gerade leise, einige Lehrer reden trotzdem nochmal um einiges lauter. Da kommt selbst ein gewisser Informatiklehrer aus meinem früheren Gymnasium (ich denke wer ihn kennt, weiß wer gemeint ist) nicht heran. Die Klassenräume sind teilweise richtig klein. Manchmal ist es extrem schwer alle Schüler in ein Zimmer zu bekommen. Der Unterricht funktioniert trotzdem sehr gut. Teilweise war ich echt beeindruckt von den Deutschkenntnissen der Schüler. Auf jeden Fall ist es spannend den Arbeitsplatz Schule mal aus einem anderen Blickwinkel zu erleben. Morgen setze ich mich mal für eine Stunde mit in den Georgischen Matheunterricht, das wird bestimmt auch lustig. Ich freue mich schon darauf, wenn ich vor der Klasse bald meine eigenen Ideen verwirklichen kann. Im Moment sitze ich ja meisten nur passiv im Unterricht. Ich bin jedenfalls wirklich glücklich mit meiner Schule. Ich wurde richtig herzlich aufgenommen und im Prinzip hätte es wirklich nicht besser laufen können.

Gestern Abend wollten wir dann noch in einer Sportbar Fußball schauen gehen. Leider stellte sich, dann im richtigen Ortsteil angekommen heraus, dass es die Sportbar die wir suchten nichtmehr gab. So mussten wir dann noch lange mit dem Taxi durch die Stadt fahren, um schließlich kurz vor Ende der ersten Halbzeit ein Sportcafé zu finden, welches unseren Ansprüchen genügte und in welches wir auch mit kurzen Hosen hereingelassen wurden. So konnten wir dann schließlich doch noch in Ruhe das Spiel der Dortmunder gegen Kaiserlautern, bei einem gemütlichen Bier genießen. Nach Spielende, welches hier in Georgien ja 2 Stunden später stattfand, ging es dann mit dem Taxi wieder zurück nach Hause. Insgesamt haben wir an diesem Abend für die Taxifahrten 18 Lari bezahlt. Das sind umgerechnet ungefähr 7 Euro. Für georgische Verhältnisse für ein Taxi extrem teuer. Aber auch solche Erfahrungen muss man machen, und da wir den Preis ja durch 3 teilen konnten war es gar nicht schlimm. Jedenfalls werde ich jetzt beim nächsten Mal vorher den Preis aushandeln, bevor ich in ein Taxi steige. Die Hilfsbereitschaft der Georgier ist mir an diesem Abend aber besonders bewusst geworden. Den Mann zum Beispiel, den wir im Bezirk der nichtvorhanden Sportbar nach dem Weg zu dieser fragten, sagte uns zwar dass er keine Ahnung hatte wo diese sich befinden könnte. Er nahm uns aber spontan mit und fragte ein paar andere Leute ob sie denn wüssten wo unsere Bar sein könnte. Als diese logischerweise auch nicht wusste wo sich in der Umgebung eine Sportbar befinden könnte, begleitete der Mann uns sogar noch zum Taxi. Auch später der Türsteher, welcher uns mit kurzen Hosen nicht in das Restaurant lassen wollte, zeigte uns dafür auf der anderen Straßenseite das Sportcafé in der wir uns schließlich niederließen. Ich weiß nicht ob uns in Deutschland genauso geholfen worden wäre. Jedenfalls war es ein schöner Abend und wir konnten uns natürlich auch über den 5:0 Sieg des BVB freuen.

Insgesamt geht es mir gut hier, auch wenn mein Magen gestern früh wahrscheinlich doch Probleme mit der Essensumstellung hatte. Jetzt geht es mir schonwieder besser. Das georgische Essen finde ich echt lecker! Besonders das Schaschlik schmeckt super! Nur die Chatschapuri, das sind Teigtaschen mit Käse, schmecken mir nicht so gut. Bei der Hitze hier in Tiflis esse ich auch gerne mal ein Eis. Das ist wahrscheinlich nicht allzu typisch georgisch, schmeckt aber trotzdem =)

So, jetzt ist wieder erst mal genug geschrieben. Ich muss heute noch sehr viel für morgen Vorbereiten. Ich möchte ein kleines Projekt über Karl May machen, den hier niemand kennt. Da werde ich noch ein bisschen Zeit brauchen alles Vorzubereiten. Ich berichte dann später wie das Projekt angekommen ist. Jetzt erst einmal ganz liebe Grüße nach Deutschland! Ich hoffe es geht euch allen gut!

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