Archive for 27. Sep.. 2010

Ein Wochenende am Schwarzen Meer

Ein wunderschönes Wochenende geht zu Ende. Ich sitze im Bus von Batumi zurück nach Tiflis. Es war ein wirklich einmaliges Wochenende, mit vielen Erlebnissen und auch einigen Überraschungen. Ich bin richtig glücklich, dass ich mitgefahren und nicht hier geblieben bin um erst einmal zu entspannen, wie ich es mir vorgenommen hatte. Es war ein wirklich tolles Erlebnis! Batumi ist eine echt tolle Stadt und das Wetter war zumindest am zweiten Tag auch optimal.

Aber fange ich von vorne an. Freitag ging das spontane Abenteuer ja los. Nachdem wir uns zum richtigen Bahnhof durchgefragt hatten und dann auch irgendwann die richtige Marschrutka (georgischer Kleinbus, der wie ein Linienbus funktioniert) gefunden hatten, fuhren wir gegen halb zehn los. Die Hinfahrt war ehrlich gesagt echt beschissen. Wegen einer Familie mit Kindern wurden wir vier, also Sabrina, Jessica, Kai und ich auseinandergesetzt. Ich durfte mich zwischen zwei etwas kräftigere Männer zwängen, die beide auch nicht sonderlich gut rochen. Später missbrauchte mich der eine von beiden auch noch als Kopfkissen und ließ sich auch nicht wecken. Die heiße Luft im vollständig gefüllten Bus war natürlich auch nicht die Beste. Aber ich hatte noch das Glück ganz hinten im Gang zu sitzen, sodass ich wenigstens meine Beine austrecken konnte. Deshalb will ich mich eigentlich nicht beschweren. Jetzt auf der Rückfahrt merke ich, was für ein Luxus Beinfreiheit bedeutet. Letztendlich sind wir jedenfalls, ich glaube ungefähr um drei gut in Batumi angekommen.

Von der Marschrutka-Ausstiegsstelle nahmen wir dann ein Taxi, welches uns zu unserem angeblichen Hotel führen sollte. Als das Taxi dann aber vor einem alten Segelschiff hielt, waren wir alle etwas verwirrt und befanden, dass sich der Taxifahrer nur verfahren haben konnte. Doch es stellte sich schnell heraus, dass wir tatsächlich auf dem Schiff übernachten würden. Zunächst skeptisch begutachteten wir die Kapitänskabine, die wir noch von 100 auf 80 Lari herunterhandeln konnten. Letztendlich fanden wir unsere zweitägige, schwimmende Unterkunft dann aber doch richtig gut. Am gleichen Abend bin ich dann noch mit Kai und zwei Georgiern vom Schiff einkaufen gefahren, weil es nichts zu trinken an Bord gab. In der Zwischenzeit hatten Jessy und Sabrina die erste Kakerlake entdeckt. Diese wurde dann aber umgehend mit dem von uns zuvor gekauften Insektenspray eliminiert. Da niemand von uns schon schlafen wollte, setzten wir uns noch zusammen und schliefen erst im frühen Morgengrauen ein.

Demzufolge standen wir Samstag etwas später auf. Trotz nicht so schönem, nebligen, aber immerhin warmen Wetter wollten wir zum Strand, uns wenigstens ans Wasser setzen. So sind wir dann einfach die Küste entlang in eine Richtung gelaufen. Leider stellte sich erst spät heraus, dass dies die Falsche war. Der Strand, an den wir wollten war in der anderen Richtung, sodass wir dann einfach ein Taxi genommen haben. Endlich angekommen frühstückten wir, am späten Nachmittag, dann an einem kleinen Strandimbiss. Nach kurzem Aufenthalt am Stand hatte Kai dann die Idee wieder in einer Sportbar Fußball zu schauen. Da hatte ich natürlich nichts dagegen. So ließen wir beide Mädchen allein am Strand zurück und wollten uns später dann bei uns auf dem Schiff treffen. Dass dies in Georgien keine gute Idee war, die Mädchen allein zu lassen, haben wir an diesem Abend mitbekommen. Doch diese Geschichte erzähle ich lieber nur auf Anfrage. Ich ging dann mit Kai also in eine Art Kasino, in dem auch das Spiel Bayern-Mainz übertragen wurde. Nach genauer Passkontrolle, bei der nur ich meinen Pass vorzeigen konnte, weil Kai seinen zuhause gelassen hatte, wurden wir dann trotzdem beide herein gelassen und konnten uns über die 1:2 Niederlage der Bayern freuen. Irgendwie fühlte ich mich dort trotzdem irgendwie fehl am Platz. Allen dort ging es eigentlich nur um ihre Wetten und nicht um das Fußballspiel an sich. Als das Spiel vorbei war gingen wir dann nichtsahnend nachhause… Ich habe mit Kai dann an dem Abend jedenfalls noch in einem erstklassigen Restaurant, in das wir uns erst gar nicht getraut haben, weil es so teuer aussah, gut gegessen und Bier getrunken. Insgesamt für 26 Lari, also 11 Euro für uns zwei. Wir hätte nie erwartet, dass man dort so billig essen konnte. Ich habe erst vermutet das die Preise in der Karte Euro gewesen waren, aber es waren tatsächlich Lari.

Heute Morgen herrschte dann bei vielen etwas Katerstimmung. Doch wir hatten Hunger und Durst, sodass wir uns aus dem Bett quälten und auf die Suche nach einem guten Ort für ein Frühstück machten. Leider hatte das Restaurant vom Vorabend nichts zu essen für uns, weshalb wir erst einmal nur kurz vor Ladenschluss etwas zu trinken kaufen konnten. Später haben wir dann noch ein bisschen gegessen. Da heute, am Sonntag, in Batumi echtes Sonntagswetter herrschte, gingen wir dann alle noch im Schwarzen Meer baden. Die Sonne schien und es war keine Wolke am blauen Himmel. Es wurde richtig heiß. Deshalb beschlossen wir, statt wie auf der Hin-Tour mit der Marschrutka, die wahrscheinlich zu einer Sauna werden würde, mit dem Zug zu fahren. Als wir die Sachen gepackt hatten und irgendwann am Bahnhof ankamen stellten wir  aber fest, dass der nächste Zug erst um Mitternacht nach Tiflis aufbrechen würde. So bestand also doch wieder nur die Möglichkeit mit einer Marschrutka zu fahren. Doch dazu mussten wir erst einmal vom Bahnhof zum Startplatz des Kleinbusses kommen. Da unser Taxifahrer aber nicht wusste wo es lang ging, stieg ein weiterer Taxifahrer als sechste Person ins Auto und wir fuhren los. Auf halber Strecke sind wir dann tatsächlich von der Polizei angehalten wurden, die dem Taxifahrer wahrscheinlich seinen Führerschein wegnahm. Doch nach kurzer Diskussion ging es dann zu sechst weiter und wir kamen gut an der Maschrutka-Haltestelle an. Wir mussten auch nicht mehr lange warten, es ging gleich los zurück nach Tiflis.

Jetzt sitze ich hier wieder im vollbesetzen Kleinbus. Trotz Knieschmerzen, wegen der nicht vorhandenen Beinfreiheit, ist die Fahrt doch deutlich angenehmer als auf der Hinfahrt. Es laufen ab und zu ein paar Tiere auf der Straße, gerade eben kam wieder ein deutscher Schlager im Radio, aber sonst gibt es nicht viel Besonderes. Ich merke gerade, dass ich schon wieder zwei Seiten vollgeschrieben hab. Ich fasse mich also besser kurz, ihr müsst das ja auch noch alles lesen. Wobei, ihr lest das ja freiwillig. Es war auf jeden Fall ein tolles Wochenende! Ich bin richtig glücklich, dass ich nicht zuhause geblieben bin. Aber jetzt bin ich auch erst einmal müde und freue mich auf mein Bett, dass ich voraussichtlich nicht vor um 11 erreichen kann, weil der Bus noch bis halb 11 unterwegs ist. Ich versuche jetzt noch ein bisschen zu schlafen. Schöne Grüße aus Georgien! Ich denke ich werde dann spätestens nächstes Wochenende, wenn ich in Kazbegi im Kaukasus gewesen bin, wieder etwas zu berichten haben! Macht´s gut und schreibt mir ja weiter so viele E-Mails wie bis jetzt! Ich freu mich wirklich wenn ich Nachrichten aus der Heimat bekomme! Liebe Grüße und Tschüss erstmal!

Der Alltag beginnt…

So langsam neigt sich meine erste Arbeitswoche an der 52. Schule in Tiflis dem Ende entgegen. In den letzten Tagen konnte ich mich schon ein bisschen eingewöhnen, in das Leben hier. Trotzdem ist es immer noch spannend, denn es gibt jeden Tag etwas Neues. Heute zum Beispiel war ich auf dem größten Markt in Tiflis. Der ist einfach riesig und hat echt das Potential, dass man sich völlig verirrt, weil man nie genau weiß, wo man gerade ist. Es gibt dort wirklich alles! Und mit „Alles“ meine ich auch „Alles“! Es gibt tausende kleine Stände, wo man Lebensmittel, Kleidung, alle möglichen Werkzeuge, Baumaterialien, Elektronikartikel und wirklich alles was man sonst noch braucht kaufen kann. Sie haben dort sogar lebende Mini-Schildkröten und Vögel verkauft. Jedenfalls war ich heute den ganzen Nachmittag dort einkaufen. Wir haben jetzt endlich einen Duschvorhang (Bis jetzt haben wir jedes Mal beim Duschen das Bad unterwassergesetzt.) und ich habe eine Verteilersteckdose gekauft, weil wir in der Wohnung nur eine Steckdose pro Zimmer haben. Ansonsten hab ich noch eine gute Salami, Brot und ne Zahnpastatube geholt. Jedenfalls bin ich jetzt erst einmal mit alle wichtigen Sachen eingedeckt.

Die Schule wo ich arbeite ist ungefähr 20 Minuten mit der Metro von meiner Wohnung entfernt. Das ist ganz angenehm, weil ich so morgens noch ein bisschen Zeit zum ausschlafen in der Metro hab. Abends fahre ich dann meistens mit dem Bus zurück, weil der einfach schneller ist und ich so auch mehr von der Stadt sehe. Die Deutschlehrerinnen (es gibt nur einen Deutschlehrer und das ist Wolle) sind alle wahnsinnig freundlich. Sie freuen sich immer wenn ich mit im Unterricht sitze und kurz etwas über mich erzähle oder sie mich in den Unterricht einbauen können. Im Moment mache ich noch nicht viel mehr. Auch so ist die Schule ganz schön, auch wenn sie auf den ersten Blick nicht so wirkt. Es herrscht noch (ein wenig) Chaos, aber der soll sich im Verlaufe des Schuljahres noch legen. Vor allem ist es in der Schule aber laut! Die viele Klassen sind schon nicht gerade leise, einige Lehrer reden trotzdem nochmal um einiges lauter. Da kommt selbst ein gewisser Informatiklehrer aus meinem früheren Gymnasium (ich denke wer ihn kennt, weiß wer gemeint ist) nicht heran. Die Klassenräume sind teilweise richtig klein. Manchmal ist es extrem schwer alle Schüler in ein Zimmer zu bekommen. Der Unterricht funktioniert trotzdem sehr gut. Teilweise war ich echt beeindruckt von den Deutschkenntnissen der Schüler. Auf jeden Fall ist es spannend den Arbeitsplatz Schule mal aus einem anderen Blickwinkel zu erleben. Morgen setze ich mich mal für eine Stunde mit in den Georgischen Matheunterricht, das wird bestimmt auch lustig. Ich freue mich schon darauf, wenn ich vor der Klasse bald meine eigenen Ideen verwirklichen kann. Im Moment sitze ich ja meisten nur passiv im Unterricht. Ich bin jedenfalls wirklich glücklich mit meiner Schule. Ich wurde richtig herzlich aufgenommen und im Prinzip hätte es wirklich nicht besser laufen können.

Gestern Abend wollten wir dann noch in einer Sportbar Fußball schauen gehen. Leider stellte sich, dann im richtigen Ortsteil angekommen heraus, dass es die Sportbar die wir suchten nichtmehr gab. So mussten wir dann noch lange mit dem Taxi durch die Stadt fahren, um schließlich kurz vor Ende der ersten Halbzeit ein Sportcafé zu finden, welches unseren Ansprüchen genügte und in welches wir auch mit kurzen Hosen hereingelassen wurden. So konnten wir dann schließlich doch noch in Ruhe das Spiel der Dortmunder gegen Kaiserlautern, bei einem gemütlichen Bier genießen. Nach Spielende, welches hier in Georgien ja 2 Stunden später stattfand, ging es dann mit dem Taxi wieder zurück nach Hause. Insgesamt haben wir an diesem Abend für die Taxifahrten 18 Lari bezahlt. Das sind umgerechnet ungefähr 7 Euro. Für georgische Verhältnisse für ein Taxi extrem teuer. Aber auch solche Erfahrungen muss man machen, und da wir den Preis ja durch 3 teilen konnten war es gar nicht schlimm. Jedenfalls werde ich jetzt beim nächsten Mal vorher den Preis aushandeln, bevor ich in ein Taxi steige. Die Hilfsbereitschaft der Georgier ist mir an diesem Abend aber besonders bewusst geworden. Den Mann zum Beispiel, den wir im Bezirk der nichtvorhanden Sportbar nach dem Weg zu dieser fragten, sagte uns zwar dass er keine Ahnung hatte wo diese sich befinden könnte. Er nahm uns aber spontan mit und fragte ein paar andere Leute ob sie denn wüssten wo unsere Bar sein könnte. Als diese logischerweise auch nicht wusste wo sich in der Umgebung eine Sportbar befinden könnte, begleitete der Mann uns sogar noch zum Taxi. Auch später der Türsteher, welcher uns mit kurzen Hosen nicht in das Restaurant lassen wollte, zeigte uns dafür auf der anderen Straßenseite das Sportcafé in der wir uns schließlich niederließen. Ich weiß nicht ob uns in Deutschland genauso geholfen worden wäre. Jedenfalls war es ein schöner Abend und wir konnten uns natürlich auch über den 5:0 Sieg des BVB freuen.

Insgesamt geht es mir gut hier, auch wenn mein Magen gestern früh wahrscheinlich doch Probleme mit der Essensumstellung hatte. Jetzt geht es mir schonwieder besser. Das georgische Essen finde ich echt lecker! Besonders das Schaschlik schmeckt super! Nur die Chatschapuri, das sind Teigtaschen mit Käse, schmecken mir nicht so gut. Bei der Hitze hier in Tiflis esse ich auch gerne mal ein Eis. Das ist wahrscheinlich nicht allzu typisch georgisch, schmeckt aber trotzdem =)

So, jetzt ist wieder erst mal genug geschrieben. Ich muss heute noch sehr viel für morgen Vorbereiten. Ich möchte ein kleines Projekt über Karl May machen, den hier niemand kennt. Da werde ich noch ein bisschen Zeit brauchen alles Vorzubereiten. Ich berichte dann später wie das Projekt angekommen ist. Jetzt erst einmal ganz liebe Grüße nach Deutschland! Ich hoffe es geht euch allen gut!

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