Ein Wochenende am Schwarzen Meer
Ein wunderschönes Wochenende geht zu Ende. Ich sitze im Bus von Batumi zurück nach Tiflis. Es war ein wirklich einmaliges Wochenende, mit vielen Erlebnissen und auch einigen Überraschungen. Ich bin richtig glücklich, dass ich mitgefahren und nicht hier geblieben bin um erst einmal zu entspannen, wie ich es mir vorgenommen hatte. Es war ein wirklich tolles Erlebnis! Batumi ist eine echt tolle Stadt und das Wetter war zumindest am zweiten Tag auch optimal.
Aber fange ich von vorne an. Freitag ging das spontane Abenteuer ja los. Nachdem wir uns zum richtigen Bahnhof durchgefragt hatten und dann auch irgendwann die richtige Marschrutka (georgischer Kleinbus, der wie ein Linienbus funktioniert) gefunden hatten, fuhren wir gegen halb zehn los. Die Hinfahrt war ehrlich gesagt echt beschissen. Wegen einer Familie mit Kindern wurden wir vier, also Sabrina, Jessica, Kai und ich auseinandergesetzt. Ich durfte mich zwischen zwei etwas kräftigere Männer zwängen, die beide auch nicht sonderlich gut rochen. Später missbrauchte mich der eine von beiden auch noch als Kopfkissen und ließ sich auch nicht wecken. Die heiße Luft im vollständig gefüllten Bus war natürlich auch nicht die Beste. Aber ich hatte noch das Glück ganz hinten im Gang zu sitzen, sodass ich wenigstens meine Beine austrecken konnte. Deshalb will ich mich eigentlich nicht beschweren. Jetzt auf der Rückfahrt merke ich, was für ein Luxus Beinfreiheit bedeutet. Letztendlich sind wir jedenfalls, ich glaube ungefähr um drei gut in Batumi angekommen.
Von der Marschrutka-Ausstiegsstelle nahmen wir dann ein Taxi, welches uns zu unserem angeblichen Hotel führen sollte. Als das Taxi dann aber vor einem alten Segelschiff hielt, waren wir alle etwas verwirrt und befanden, dass sich der Taxifahrer nur verfahren haben konnte. Doch es stellte sich schnell heraus, dass wir tatsächlich auf dem Schiff übernachten würden. Zunächst skeptisch begutachteten wir die Kapitänskabine, die wir noch von 100 auf 80 Lari herunterhandeln konnten. Letztendlich fanden wir unsere zweitägige, schwimmende Unterkunft dann aber doch richtig gut. Am gleichen Abend bin ich dann noch mit Kai und zwei Georgiern vom Schiff einkaufen gefahren, weil es nichts zu trinken an Bord gab. In der Zwischenzeit hatten Jessy und Sabrina die erste Kakerlake entdeckt. Diese wurde dann aber umgehend mit dem von uns zuvor gekauften Insektenspray eliminiert. Da niemand von uns schon schlafen wollte, setzten wir uns noch zusammen und schliefen erst im frühen Morgengrauen ein.
Demzufolge standen wir Samstag etwas später auf. Trotz nicht so schönem, nebligen, aber immerhin warmen Wetter wollten wir zum Strand, uns wenigstens ans Wasser setzen. So sind wir dann einfach die Küste entlang in eine Richtung gelaufen. Leider stellte sich erst spät heraus, dass dies die Falsche war. Der Strand, an den wir wollten war in der anderen Richtung, sodass wir dann einfach ein Taxi genommen haben. Endlich angekommen frühstückten wir, am späten Nachmittag, dann an einem kleinen Strandimbiss. Nach kurzem Aufenthalt am Stand hatte Kai dann die Idee wieder in einer Sportbar Fußball zu schauen. Da hatte ich natürlich nichts dagegen. So ließen wir beide Mädchen allein am Strand zurück und wollten uns später dann bei uns auf dem Schiff treffen. Dass dies in Georgien keine gute Idee war, die Mädchen allein zu lassen, haben wir an diesem Abend mitbekommen. Doch diese Geschichte erzähle ich lieber nur auf Anfrage. Ich ging dann mit Kai also in eine Art Kasino, in dem auch das Spiel Bayern-Mainz übertragen wurde. Nach genauer Passkontrolle, bei der nur ich meinen Pass vorzeigen konnte, weil Kai seinen zuhause gelassen hatte, wurden wir dann trotzdem beide herein gelassen und konnten uns über die 1:2 Niederlage der Bayern freuen. Irgendwie fühlte ich mich dort trotzdem irgendwie fehl am Platz. Allen dort ging es eigentlich nur um ihre Wetten und nicht um das Fußballspiel an sich. Als das Spiel vorbei war gingen wir dann nichtsahnend nachhause… Ich habe mit Kai dann an dem Abend jedenfalls noch in einem erstklassigen Restaurant, in das wir uns erst gar nicht getraut haben, weil es so teuer aussah, gut gegessen und Bier getrunken. Insgesamt für 26 Lari, also 11 Euro für uns zwei. Wir hätte nie erwartet, dass man dort so billig essen konnte. Ich habe erst vermutet das die Preise in der Karte Euro gewesen waren, aber es waren tatsächlich Lari.
Heute Morgen herrschte dann bei vielen etwas Katerstimmung. Doch wir hatten Hunger und Durst, sodass wir uns aus dem Bett quälten und auf die Suche nach einem guten Ort für ein Frühstück machten. Leider hatte das Restaurant vom Vorabend nichts zu essen für uns, weshalb wir erst einmal nur kurz vor Ladenschluss etwas zu trinken kaufen konnten. Später haben wir dann noch ein bisschen gegessen. Da heute, am Sonntag, in Batumi echtes Sonntagswetter herrschte, gingen wir dann alle noch im Schwarzen Meer baden. Die Sonne schien und es war keine Wolke am blauen Himmel. Es wurde richtig heiß. Deshalb beschlossen wir, statt wie auf der Hin-Tour mit der Marschrutka, die wahrscheinlich zu einer Sauna werden würde, mit dem Zug zu fahren. Als wir die Sachen gepackt hatten und irgendwann am Bahnhof ankamen stellten wir aber fest, dass der nächste Zug erst um Mitternacht nach Tiflis aufbrechen würde. So bestand also doch wieder nur die Möglichkeit mit einer Marschrutka zu fahren. Doch dazu mussten wir erst einmal vom Bahnhof zum Startplatz des Kleinbusses kommen. Da unser Taxifahrer aber nicht wusste wo es lang ging, stieg ein weiterer Taxifahrer als sechste Person ins Auto und wir fuhren los. Auf halber Strecke sind wir dann tatsächlich von der Polizei angehalten wurden, die dem Taxifahrer wahrscheinlich seinen Führerschein wegnahm. Doch nach kurzer Diskussion ging es dann zu sechst weiter und wir kamen gut an der Maschrutka-Haltestelle an. Wir mussten auch nicht mehr lange warten, es ging gleich los zurück nach Tiflis.
Jetzt sitze ich hier wieder im vollbesetzen Kleinbus. Trotz Knieschmerzen, wegen der nicht vorhandenen Beinfreiheit, ist die Fahrt doch deutlich angenehmer als auf der Hinfahrt. Es laufen ab und zu ein paar Tiere auf der Straße, gerade eben kam wieder ein deutscher Schlager im Radio, aber sonst gibt es nicht viel Besonderes. Ich merke gerade, dass ich schon wieder zwei Seiten vollgeschrieben hab. Ich fasse mich also besser kurz, ihr müsst das ja auch noch alles lesen. Wobei, ihr lest das ja freiwillig. Es war auf jeden Fall ein tolles Wochenende! Ich bin richtig glücklich, dass ich nicht zuhause geblieben bin. Aber jetzt bin ich auch erst einmal müde und freue mich auf mein Bett, dass ich voraussichtlich nicht vor um 11 erreichen kann, weil der Bus noch bis halb 11 unterwegs ist. Ich versuche jetzt noch ein bisschen zu schlafen. Schöne Grüße aus Georgien! Ich denke ich werde dann spätestens nächstes Wochenende, wenn ich in Kazbegi im Kaukasus gewesen bin, wieder etwas zu berichten haben! Macht´s gut und schreibt mir ja weiter so viele E-Mails wie bis jetzt! Ich freu mich wirklich wenn ich Nachrichten aus der Heimat bekomme! Liebe Grüße und Tschüss erstmal!