Die Tage, die Tage – sie vergehen wie im Flug.
Oder in Zeitlupe, je nachdem.
Ich bin krank und verlasse mein Bett seit Mittwoch nur, wenn es unbedingt notwendig ist.
Das Wetter draußen lädt auch nicht unbedingt zum Rausgehen ein, es ist sehr kalt. Aber darauf hat man hier in Polen schon seit einigen Wochen, wenn nicht sogar Monaten gewartet..
Also nichts Außergewöhnliches, außer vielleicht für mich.
cmentarz żydowski
– darüber wollte ich letztes Mal eigentlich berichten.
Am Samstag hatte ich mich mit Juliane aufgemacht, um per Auto ein wenig die Gegend zu erkunden und Fotos zu schießen. Auch dichteste Nebelschwaden hielten uns nicht von unserem Vorhaben ab. Ich finde sogar, sie bringen eine ganz gute Atmosphäre in die Bilder..
Unsere Stationen:
Toszek – eine Burg, der auch Joseph Freiherr von Eichendorff und Johann Wolfgang von Goethe einen Besuch abgestattet haben. Außerdem Teil des Jakobsweges. Und Standort eines Brunnens mit Soundinstallation inklusive böshaften Lachens und einer Ente. Seht selbst! Es stellte sich heraus: Es ist einfach, spontan nach Toszek hineinzufahren. Das Herausfahren gestaltet sich jedoch äußerst schwierig aufgrund vieler Durchfahrtsbeschränkungen und einem ignoranten Navigationssystems. Wir haben es trotzdem geschafft. Wohl wahr!
Wielowieś – soll der Standort einer alten, zerfallenen Synagoge sein. „Ein super Motiv!!“ Dachten wir und machten uns auf den Weg. Eine Karte in Toszek hatte uns auf einen jüdischen Friedhof in der Nähe aufmerksam gemacht und so besichtigten wir diesen zuerst.
Ich wusste vorher nicht, was mich erwartet und muss sagen, dass ich wirklich beeindruckt war. Das älteste Grab stammt von 1722 – und das merkt man dem Friedhof an.
Er liegt außerhalb des Ortes, mitten auf einem Feld, umgeben von einigen wenigen hohen Bäumen. Die Gräber sind es langsam müde, der Zeit zu trotzen.
Sie neigen sich der Erde zu und denen, die sie beherbergen, verstecken sich unter Wurzeln und Gestrüpp oder hinter rußgeschwärzten Fronten.
Ich habe schonmal über einen Friedhof berichtet in meinem Beitrag zu Allerheiligen. Und obwohl es hier keine einzige entzündete Grabkerze gab, keine Blumen oder Bilder, hatte auch dieser Friedhof etwas Verwunschenes an sich. Außerdem hat er den Wunsch in mir geweckt, jüdische/ hebräische Schriftzeichen zu lernen. Noch eine Sprache mehr.
Was die Synagoge betrifft – sie war eher weniger sehenswert. Geradezu so wenig sehenswert, dass wir sie beinahe übersehen hätten. Es war ein sehr altes, sehr heruntergekommenes und sehr nichtssagendes Gebäude. Aber sehen wir darüber einfach mal hinweg, allein wegen des Friedhofes hat sich der Weg nach Wielowieś gelohnt.
Eigentlich hatten wir an dieser Stelle den starken Wunsch, einen Kaffee trinken zu gehen.
Es war nämlich recht kalt, so ganz ohne Sonne. Aber leider ließ sich kein geöffnetes Café finden, weshalb wir uns so wieder auf den Weg machten..
Turawa – 2.0. An diesem See war ich schon einmal und ich war so begeistert, dass ich ihn Juliane auch zeigen wollte. Feststellung: Bei Sonnenschein wirkt er besser.
Weshalb wir uns auch recht schnell wieder auf den Heimweg nach Opole machten.
Vorher konnte ich (abgesehen von einigen Feuerwerkskörperüberresten) aber noch diesen verloren gegangenen Schuh ablichten. Hoffentlich vermisst den bei der Kälte niemand!
Ja, das war also unsere kleine Entdeckungstour hier in der Umgebung.
In ein paar Wochen folgt dann noch ein Wochenende in Poznań, bevor ich mich mit ein paar Mitfreiwilligen dann auf den Weg nach Berlin zum Nachbereitungsseminar mache.
Aber davor melde ich mich nochmal! Versprochen!
Jetzt mache ich mir aber eine Kleinigkeit zum Abendbrot, schaue noch einen Film und dann geht es heute ganz früh ins Bett (naja, streng genommen halte ich mich ja sowieso schon den ganzen Tag darin auf, wie jemand aus den 20ern).. Pa pa, ihr Lieben!
Ich bin hier ja nicht die Germanistik-Studentin, was weiß ich also? :pPPS: Ich habe meinen Laptop etwas verwunschen/verzaubert und er kann jetzt auch polnische Zeichen schreiben. Leider spricht er zu mir nun auch in Polnisch, was etwas schwierig ist.
Aber ich werde besser, dank meinen ersten Unterrichtstunden.