Nein, in diesem Eintrag geht es weder um das Schmuckstück, das man sich an die Kleidung steckt (welches auch anders geschrieben wird), noch um irgendeine Form von Brot.
Ich möchte heute vielmehr von meiner ersten Woche im Kindergarten berichten und das sind die Worte, die ich mit Abstand am häufigsten gehört habe (in etwa „Entschuldigung, Fräulein“).
“ To jest pani Wiebke „, so wurde ich den Kleinen am Montag vorgestellt. Mit großen, runden Augen sahen sie mich an – es dauerte eine Weile, bis sich die ersten trauten, mich „anzusprechen“. Es wird wohl noch einige Tage brauchen bis alle verinnerlicht haben, dass ich wirklich kein Polnisch verstehe; auch dann nicht, wenn sie sich die größte Mühe geben.
Aber wir bekommen das auch so hin, jetzt werden mir die Hausschuhe und Jacken eben vor die Nase gehalten oder ich werde an die Hand genommen und dorthin geführt, wo sie mich grade brauchen.
Montags werden immer kleine „Ausflüge“ gemacht, wenn das Wetter nicht zu schlecht ist. Dieses Mal ging es ein Stückchen durch das Dorf und dann auf eine Wiese, die am Waldrand liegt. Hauptattraktion war ein zabka (Frosch, auf das „z“ gehört eigentlich noch ein Punkt, aber mein Laptop macht das nicht mit), den eines der Kinder gefangen hatte und stolz präsentierte.
Auf dem Weg wurden Obstgärten und ein Traktor bestaunt, Dorfbewohner auf Fahrrädern gegrüßt und fleißig Blumen gepflückt – Ich habe auch welche geschenkt bekommen .
Dabei wurde wirklich keine einzige Pfütze ausgelassen, es ging immer fröhlich mittendurch. Ich sollte mir so schnell wie möglich ein Paar Gummistiefel kaufen – aber bitte so richtig schöne, warme, britische. Ein lange gehegter Traum geht hiermit in Erfüllung, endlich lohnt sich diese Investition (Ja, das ist in der Tat mein Ernst, falls es sich anders anhören sollte)! Des Weiteren stehen auf meinem Einkaufszettel: ein Paar Hausschuhe/ viele, viele kuschelige Paar Wollsocken und dicke Pullover – mir wurden hierfür Secondhandläden empfohlen..
Falls das noch nicht eindeutig genug war: Hier ist es kalt, Temperaturen um -10°C sind im Winter dann Normalität. Aber bis dahin wird auch die Kohleheizung angeworfen. Außerdem habe ich bei meinem kurzen Besuch in der Schule (Montag) eine Wolldecke und einen kleinen Heizlüfter bekommen, man kümmert sich wirklich gut um mich! Jetzt weiß ich auch, wo das Klavier steht – die Schule ist bis gegen halb acht offen (weil geputzt wird), bis dann kann ich üben. Die Querflöte könnte ich nachmittags auch mal auspacken, um mir die Zeit nach der Arbeit zu vertreiben.. Nur am Laptop sitzen möchte ich nicht, außerdem funktioniert das Internet auch nicht immer so, wie ich es mir wünschen würde – ich wollte ja sowieso etwas Abstand davon gewinnen. Ich habe mir ein paar Hörbücher auf den Laptop gespielt – momentan läuft der Kleine Prinz. „Ich muss Freunde finden und viele Dinge kennen lernen“ – „Du musst geduldig sein!“ wie passend.
Aber zurück zur Arbeit: Ich esse mit den Kindern zu Mittag, Kindergarten und Schule haben eine eigene Köchin, die jeden Mittag kocht. Es schmeckt gut, perfekcja smaku!
Danach ist es Zeit, einige Kinder ins Bett zu bringen – das bedeutet Betten herrichten, Pyjamas anziehen, die Kleinen zudecken und sie irgendwie dazu zu bringen, ihre Äuglein zuzumachen.
Dabei muss ich höllisch aufpassen, nicht selbst einzuschlafen – Meditationsmusik und Igelballmassage verleiten sehr schnell dazu. Bisher halte ich mich noch tapfer, aber ich gehe hier ja auch ziemlich früh ins Bett (vor ein paar Monaten hätte ich noch über die Uhrzeit gelacht, aber jetzt… ).
Zusammenfassend kann ich nach einer Woche sagen, dass es zwar anstrengend ist, aber auch Spaß macht. Kleine „Blessuren“ trage ich trotzdem davon: Leichte Schwerhörigkeit, Rückenschmerzen (dank kleiner Tische/Stühle und dem ständigen Bücken), zerquetschte Finger und bunt angemalte Jeans. Aber: Die Kleinen sind es wert! Manche wissen mittlerweile sogar meinen Namen und ich bin Pani Wiebke
PS: Ich war diese Woche zum ersten Mal einkaufen – was glaubt ihr, wie sehr ich an der Kasse gezittert habe, ob das mit dem Geld hinhaut (ich muss mich wohl noch an den Zloty gewöhnen)! Apropos zittern: Habt ihr schon mal ein fünfjähriges Kind Karotten schneiden sehen und die Verantwortung getragen, dass die Finger dort bleiben, wo sie hingehören? Danke Maria Montessori.
PPS: Vielleicht fahre ich nächste Woche spontan mit den Schulkindern nach Prag, wenn ein Platz frei werden sollte. So oder so, am Montag lerne ich erstmal Opole/ Oppeln kennen. Juhu!! Bis bald.