Auf der Suche nach meiner inneren Mitte!
Reisebericht von meiner 8-tägigen Reise in die Gobi
ACHTUNG: Dieser Bericht ist sehr lang! Ich bin euch keineswegs böse, wenn ihr ihn nicht komplett lesen werdet!
In Hetzte beende ich meinen letzten Arbeitstag, eile nach Hause, packe meine 7 Sachen, eile in die Stadt zu Charlotte, einer weiteren Freiwilligen und wir beginnen unseren Urlaub mit einer netten Abendrunde im Tse.
Da wir wissen, dass wir den ersten Tag unseres Abenteuers auf einer sehr guten Straße verbringen werden, dauert es nicht lange und wir haben entschieden: der Abend wird genossen! Schlafen können wir im Auto. Also wird die Nacht durchgetanzt und unser Proviant zum Mitternachtssnack umgewandelt.
Schlaftrunken werden wir am nächsten Morgen von Fahrer, Guide(Tseegi) und den beiden anderen Mitreisenden Sarah und Svenja (beides Kulturweitfreiwillige) vor der Haustüre abgeholt.
Das Auto ist voll. Mehr passt nun wirklich nicht und los geht unsere Reise gen Süden.
Nach einem Nickerchen erwache ich und bin erstaunt über den Wandel der Landschaften. Die Umgebung von Ulaanbaatar ist durch viele Berge und und Hügel geprägt. Plötzlich sehe ich jedoch bis zum Horizont keine einzige Erhebung an der Erdoberfläche. Bald schon erscheint die erste Kamelherde am Horizont, die gemächlich in der Sonne spaziert. Das Bild einer Wüste zeigt sich somit bereits nach wenigen Stunden.
Die Wüste Gobi ist ein sich weiterstreckendes Gebiet, welches in der Mongolei im Süden vorzufinden ist, sich aber auch bis über die Grenzen der Mongolei erstreckt. Wer nun jedoch erwarten mag: In der Wüste gibt es nur Sand und es ist heiß- liegt an dieser Stelle falsch. Die Wüste Gobi ist eine Steppenwüste: geringe Vegetation gibt es v.a. noch in der Trockensteppe, je weniger diese wird und je steiniger der Boden, so spricht man von der Halbwüste. Das Klima ist kontinental: somit ist es im Sommer sehr heiß und im Winter sehr kalt.
Das bekamen wir auch gleich an unserem ersten Stopp zu spüren: Wir erreichten die Tsagaan Suvarga (Weiße Stupas). Natürlich rissen wir voller Neugierde die Autotüre auf und wollten gleich- so ganz tourimäßig- drauf los fotografieren. Ein kalter Windsturm erinnerte uns jedoch daran, dass wir uns wohl zuerst mit warmer Kleidung ausrüsten sollten und wir uns dann erst aus dem Auto wagen sollten. Ein eisiger Wind blies uns um die Nase, hinderte uns aber nicht daran unzählige Fotos der beeindruckenden Landschaft zu schießen.
Die Tsagaan Suvarga sind Sedimentgesteine, welche sich in Schichtstufen durch Regen und abfließendem Wasser formen.
Eingefroren aber voller Energie machten wir uns durch die steinige, karge Landschaft auf zu unserer ersten Lagerstelle.
Nach der Ankunft bei der Familie, wo wir übernachten würden, wurden wir natürlich- wie üblich- zu einem Milchtee in die Familienjurte eingeladen. Diesmal war es jedoch kein gewöhnlicher Milchtee (schwarzer Tee, Salz, (Kuh-)Milch), es war Milchtee mit Kamelmilch. Nie zuvor hatte ich Kamelmilch getrunken. Warum auch? Aber bisher der leckerste Milchtee den ich in meinen 8 Monaten Mongolei trinken durfte. Auch gab es Kamelmilch- Airag (gegorene Stutenmilch- gewöhnlich von Pferden), auch sehr lecker. Aufgrund eines süßlichen Geschmacks nicht ganz so ungewöhnlich wie die gegorene Pferdemilch.
Die Nacht verbrachten wir in einer eigenen Jurte mit 6 Schlafplätzen. Leider stellten wir fest, dass die Nächte wohl doch kälter werden als wir ahnten. Fortan kümmerte sich unser Fahrer bestens um uns und war stets besorgt, wir könnten ja erfrieren. Besonders besorgt war er um eine tsagaan –hool- Esserin (weißen Esserin- Vegetarierin), da er glaube das Fleisch und somit das Fett fehle ihr für die kommenden Wintermonate. Seine väterliche Besorgnis lies unser Wohlbefinden aufblühen und in jeder neuen Jurte fühlten wir uns gleich heimisch.
Nach einem ausgewogenen Frühstück machten wir uns auf den Weg nach Dalangazad, dort suchten wir ein Hotel, da wir auf dem Weg zur nächsten Attraktion keine Familie finden werden, wie uns unsere Fahrer mitteilte.
Auf ging es zur Yolyn Am (Lämmergeierschlucht). Auf dem Weg in die Schlucht fühlten wir uns, als seien wir wohl Darsteller im Herr der Ringe, die Umgebung lies unser Fantasyherz aufblühen. (Auch wenn mein Fantasyherz nicht groß ist- ihr kennt mich ja ;)) Eine Landschaft wie sie im Film zu finden ist. Tief in der Schlucht wurde es auch immer kälter. Nachdem wir außerhalb der Schlucht versuchten unsere innere Mitte zu finden ging es zurück in die Stadt Dalangazad.
Da wir schließlich nun einmal in „Zivilisation“ übernachten würden, beschlossen wir den Abend im Karaoke ausklingen zu lassen. Zwar stellten wir wieder fest, wie schlecht unsere Gesangskünste im Vergleich zu den beiden Mitreisenden Mongolen sind, aber hey, was solls! Spaß hatten wir dennoch.
Den darauffolgenden Morgen starten Charlotte und ich mit einem kurzen Spaziergang im Sonnenaufgang und später ging es weiter zur Khongoryn Els. Wir waren alle schon sehr gespannt.
Khongoryn Els ist eine 180 km lange Wanderdüne. Diese Düne ist vermutlich durch trockengefallene Seen und Flussläufe entstanden. Ein einzigartiges Bild. Stunden über Stunden fährt man durch fast karge Landschaften und plötzlich erscheint eine riesige Düne am Horizont. Endlich haben wir also unseren Sand, den wir in unseren Wüstenvorstellungen immer vor dem inneren Auge tragen.
Der Elan packt uns. Nichts wie hoch. Von unten sieht’s doch easy aus. Pustekuchen! Puh. Schon nach einigen Metern ist das Stönen in unsere Gruppe groß! Dennoch hält uns nichts davon ab, bis zum Kamm zu gelangen. In dem Moment, in welchem ich einen Schritt nach vorne mache aber gefühlt Zwei zurück, kratze ich an meiner Frustrationsgrenze. Zum Glück ist Meine meistens recht hoch und mein Kopf sagt mir: „Du schaffst das schon!“ So ist es auch! Na also! Geschafft!!!
Der Anblick, sobald man über den Kamm der Düne hinwegschauen kann, ist phänomenal! Er macht jegliches Erschöpfungsgefühl wet. Die Sonne scheint uns ins Gesicht, die Sandlandschaft wird angestrahlt und schimmert in einem satten gold/gelb. WOW! Bisher das Beeindruckenste was ich sehen durfte. Nicht nur der Anblick, sondern die Kombination aus Weite, faszinierenden Anblicken und Ruhe macht den Aufstieg auf die Düne zu einem unvergessenen Erlebnis.
Runter geht’s wie immer schneller als hoch! Der Spaßfaktor ist jedoch kaum zu toppen! Wir tollen in dem tiefen Sand wie verrückte Hühner zurück zum Auto. Kommentar des Fahrers an einem nächsten Tag war dann: „Heute seid ihr bitte nicht so laut wie gestern, als ihr die Düne herunter gekommen seid!“ Uuuups! Was solls. Wir hatten Spaß!
Wenn man als Touri in einer Wüste ist, was steht dann ganz oben auf der Checkliste??? Nach Wasser suchen? Sich nicht verlaufen? Sandkörner zählen? Nein- falsch!!!
Natürlich: Kamelreiten, was auch sonst!
Also werden wir am nächsten Morgen von einem Kamelhirten (ob man das so nennt, weiß ich nicht) abgeholt, der uns zu seinen Kamelen bringt. Dort sattelt er sie für uns und wir nehmen auf diesen vornehmen, eleganten Tieren, wie sie zumindest auf mich wirken, Platz. Los geht nun unser einstündiger Ritt. Die gemächliche Fortbewegungsart bringt mich nun endlich zur Ruhe. Das ist sehr schön! Ich lasse meine Gedanken in der Ferne schweifen…
… und bin auf der Suche nach meiner inneren Mitte.
Zurück am Ziel, erwachen wir alle aus einer Art Trance und nehmen den Rückweg zum Anlass einer kleinen Wanderung.
Glücklicherweise war der Anblick auf dem Kamm der Düne am Vortag wirklich so beeindruckend, dass wir es gleich zum Sonnenuntergang am nächsten Tag nochmal wagen, die Düne heraufzuklettern.
Den Abend/ die Nacht verbringen wir immer noch in der gleichen Jurte wie am Vortag und lassen ihn gemütlich ausklingen. Haben wir nun unsere innere Mitte gefunden? Sicherlich haben mich diese bedien Tage auf der Suche meiner inneren Mitte weitergebracht 😉
Weiter geht die Reise nach Bayanzag. Einem Gebiet, welches durch Sedimentgestein geprägt ist. Nach der Ankunft verbringen wir ein wenig Zeit in dem sogenannten Saxaulwald. Einem Trockenwald, welcher nur in Zentralasien vorkommt. Die Bäume sind sehr interessant geformt und außer uns und einigen Mausarten wahrscheinlich kaum ein Lebewesen vorzufinden. In dieser Stille sind wir wieder auf der Suche nach unserer inneren Mitte.
Nach einer leckeren Stärkung- Tseegi und unser Fahrer haben eine däftige Suppe für uns zubereitet, machen wir uns auf den Weg zum Ulaan Ereg. (Rote Klippen). Der Anblick des Sedimentgesteins, welches durch die Sonnenanstrahlung sehr rot erscheint, fühlt sich für mich an, als laufe ich über den Mars. Natürlich, ich war noch nicht da, und wer weiß wie es dort aussieht. Aber wer kennt das nicht. In jedem unserer Köpfe liegt ein Bild, vielleicht ein völlig falsches oder verzerrtes, wenn wir an verschiedenen Orte denken.
Bayanzag ist übrigens ein Gebiet für viele Dinosauerierfunde und immer wieder werden neue Fossilien freigelegt.
Unser Fahrer warnt uns bereits am Vorabend, dass es morgen wohl eine anstrengend Fahrt geben wird. Das hält uns dennoch nicht davon ab das ein oder andere Bier in der Jurte gemütlich mit einem Nachbarstourist zu trinken. Wir starten sehr früh. Die Fahrt verläuft sehr gut. Nach einer Weile müssen wir dringend tanken. Eigentlich auch kein Problem, jedoch erreichen wir dann ein Sum(kleines Dorf), in welchem es zwar eine Zapfsäule aber keinen Diesel gibt. Hmm. Weiter geht es zum nächsten Sum. Dieses liegt glücklicherweise nicht so weit entfernt. Hier gibt es auch eine Zapfsäule, sogar diesmal Diesel, aber keinen Tankwart. Wir warten ca. 1,5 Std. auf einen Menschen, der uns beim Tanken behilflich ist. Wie nett, dass die Menschen hier alle mit einer enormen Ruhe ausgestattet sind. Sollte ich mir wohl mal eine Scheibe von abschneiden. Weiter geht nun unsere Fahrt. Wir haben leider viel Zeit verloren. Es liegt noch ein recht langer Weg vor uns. Die Pisten werden zudem immer schlechter. Oh nein! Jetzt auch noch das! „Was ist los?“, fragen wir uns! Unser Fahrer wird plötzlich von einem Jagdfieber gepackt und heizt hinter einem Fuchs her. Vergebens. Wir erwischen ihn leider nicht. Als das Auto zum Stehen kommt fragen wir, was das denn sollte? Naja, wenn man einem Fuchs während der Fahrt begegnet, dann muss man ihn umbringen. Andernfalls bringe dies Unglück! War es wohl der Fuchs, oder doch der nichteintreffende Tankwart, oder doch einfach nur Zufall? Denn es wird bereits dunkel und den Weg, welchen wir wählen, wird durch einen zugefrorenen Fluss durchkreuzt. Unser Fahrer beschließt nicht durch diesen Fluss zu fahren. Wir drehen um und fahren nun durch hohe Grasfelder. Fast wie im Film auf der Jagd nach…hmm vielleicht einem Fuchs? Jedenfalls erreichen wir nach einer Weile erneut ein eingefrorenes Flussbett. Diesmal fahren wir rein. War das so eine gute Idee? Wir liegen ziemlich schief im zerbrochenen Eis und kommen nur schwer wieder aus diesem heraus. Wir alle fürchten das Umkippen und kneifen die Augen zu. Sarahs Gedanke: „Was um Himmelswillen machen wir hier? Wir sind doch kein Boot!“
Nach kurzem Bangen drehen wir erneut um, nehmen einen dritten Weg. Und siehe da: Es gibt eine Straße! Warum nicht gleich so?
Wenig später erreichen wir Kharkorin, unser Ziel und fallen zu tiefst erschöpft in unser Bett. Das Highlight: Eine Jurte mit einem Ofen, welcher auch nachts die Wärme speichert! Wie genial!
Unseren letzten richtigen Tag verbringen wir in Kharakorin. Zunächst besuchen wir das Kloster Erden Zuu und das historische Museum, welches uns einen Einblick in die Geschichte der Mongolei verschafft. Plötzlich sind wir vom Geschichtsfieber gepackt und der Auffassung, die nächsten Wochenenden werden wir gemeinsam Geschichtsdokus sehen. ich bin ja mal gespannt, wie viel wir in die Tat umsetzten werden.:D
Glücklich mit vollen Taschen von Eindrücken und Erlebnissen machen wir uns am Samstagmorgen auf den Rückweg nach UB.
Eine wirklich tolle Reise durch den Süden der Mongolei, die mir nach vielen Wegen, die ich bereits durch die Mongolei gefahren bin, nochmal eine ganz andere spannende Seite eröffnet hat.
noch ein paar weitere Eindrücke:








































































