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Hallo Alltag!

„Und hast du neue Abenteuer erlebt?“ – Innehalten – „Abenteuer? Wie meinst du das? So richtig große?- Nein!“ Nach kurzem Nachdenken bemerke ich: „Aber doch, jeder Tag bringt mir aufs neue ein Abenteuer!“

Fast vier Wochen sind vergangen, seit dem ich mich von meinen Liebsten verabschiedet habe. Mir kommt es vor wie eine Ewigkeit, aber sicherlich nicht, weil die Zeit so langsam vergeht, sondern weil ich mich bereits so gut eingelebt habe, dass alles schon zur Normalität geworden ist und ich mich fühle, als sei ich schon ewig hier.

Alltag! Lass ich mir dieses Wort auf der Zunge zergehen, so assoziiere ich damit eher negativ belastete Dinge: Arbeit, Stress, Hektik, Eintönigkeit, Gewohnheit. Wie geht es euch dabei?

Trotz der negativ aufkommenden Assoziationen habe ich bereits nach wenigen Wochen meinen Alltag gefunden. Ich kann mich diesen negativen Assoziationen, die dieses Wort bei mir auslöst jedoch nicht anschließen. In meinem Alltag entdecke ich immer wieder neue, spannende, faszinierende, wunderbare Dinge, die mir den Tag verschönern. Auch entdecke ich verwunderliche, komische, unverständliche Dinge, die mich zum Schmunzeln, Nachdenken oder zur  Unverständnis bringen.

Die Entdeckung des Wunderbaren im Alltäglichen bedarf der Fähigkeit, mit den Augen des Herzens sehen zu können. -Ernst Ferst-

Nun möchte ich euch aber nicht vorenthalten, aus welchen Dingen sich mein Alltag zusammensetzt.

 

Meine Arbeit:

Meinen Freiwilligendienst absolviere ich an der Schule 1 in Ulaanbaatar und arbeite dort im Deutschunterricht mit.

Die Schule ist die älteste und auch eine sehr gute Schule in UB. Das Grundschulgebäude, ist sehr neu und wird dementsprechend auch noch sehr gut gepflegt. Ständig wird geputzt, beim Betreten muss man sogar die Schuhe wechseln etc. Die Treppen sind teilweise mit Teppich überzogen. Insgesamt bietet dieses Gebäude eine sehr angenehme Lernatmosphäre, in welcher ich mich sicherlich auch sehr wohlgefühlt hätte.

Der Deutschunterricht an der Schule 1 wurde erst im letzten Schuljahr (Sept. 2013) für die Klassen 3 und 4 eingeführt. So gibt es zur Zeit jeweils zwei 3. und zwei 4. Deutschkurse, die montags- freitags jeweils 40 Minuten Deutschunterricht haben.

Meine Aufgabe ist es vor allem, Unterrichtsmaterialien vorzubereiten, Korrekturen von Hausaufgaben oder Tests zu erledigen und die Schüler und Schülerinnen (SuS) bei Unterrichtsaufgaben zu unterstützen.

In meiner zweiten Woche habe ich bereits bei einem Probeunterricht für die 2. Klasse (es wird ausgewählt, wer sich für den neuen Deutschkurs eignet, da nur 32 Plätze vorhanden sind.) mitgeholfen. Ich habe meine eigene Unterrichtsstunde zum Thema:“ Begrüßung und Farben“ vorbereitet. Eine tolle Erfahrung, mit Kindern eine neue Sprache zu lernen, dessen Sprache ich absolut nicht spreche bzw. verstehe. Nachdem mich  anfangs die Kinder noch sehr fragend anschauten lief es dann doch erstaunlich gut. Mit einer Gruppe lernte ich sogar das Kinderlied „Grün, grün, grün sind alle meine Kleider…“

Die Grundschulmanagerin, welcher das Fach Deutsch sehr wichtig ist, so glaube ich, hat uns nun noch einen zweiten Raum zur Verfügung gestellt, in welchem ich in zwei Wochen mit meiner eigenen „Deutsch-AG“ beginnen werde. Die SuS haben die Möglichkeit freiwillig zweimal pro Woche zu meinen zusätzlichen Deutschstunden zu kommen. Das Schöne ist, dass ich sehr frei in der Gestaltung der Stunden bin. Der Schwerpunkt wird vor allem beim Lesen liegen. Für den Anfang werde ich sehr wahrscheinlich ein kleines Osterbuch mit den Kindern erstellen und Osterlieder singen. So kann ich sie schon mal auf das Osterfest vorbereiten, welches wir an Ostersamstag in der Schule feiern werden.

Neben dem Osterfest, werde ich auch bei der Planung eines Lesewettbewerbs/ Lesenacht mithelfen. Immer wieder werden kleine Aktionen/ Feste für die motivierten Kinder angeboten, bei denen den Kindern die deutsche Kultur näher gebracht werden kann. Dies ist u.a. einer meiner Aufgaben, diese Aktionen zu planen.

Neben meinen Aufgaben in der Schule helfe ich auch immer wieder bei anstehenden Terminen mit.  So habe ich bei der Vor- und Nachbereitung der DSD 1 (Deutsches- Sprachdiplom) Prüfungen mitgeholfen. Ein Highlight war sicherlich auch letzte Woche, als ich als „kulturweit- Freiwillige“ in einer Jury eines Schülerreisewettbewerbs sitzen durfte und darüber mitentscheiden durfte, wer eine einmonatige Reise durch Deutschland gewinnt.

Zum 40jährigen Jubiläum der diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und der Mongolei hatten Schüler und Schülerinnen die Möglichkeit die Spuren der Deutschen in der Mongolei zu erforschen und ein kleines Projekt dazu zu erstellen. Ich fand es sehr spannend, was sie alles zusammengetragen haben.

 

Verkehr:

Ein tolles Erlebnis.

Ich bin mir nicht sicher, ob es lediglich an der (mangelnden) Infrastruktur der Stadt oder an dem Fahrverhalten der Mongolen liegt- wahrscheinlich an der Kombination beider Aspekte-, dass hier ständig Chaos auf den Straßen herrscht. Die Straßen sind voller Autos, so dass bereits dies, das zügige Vorwärtskommen erschwert. Hinzu kommt dann noch, dass Straßenverkehrsregeln hier keine große Bedeutung haben. So biegt man ab, indem man sich einfach lebensmüde in den Gegenverkehr schmeißt, parkt, dort wo Platz ist, egal ob das die anderen Autofahrer hindert vorbei zu kommen oder sich mit drei Autos nebeneinander auf eine Straße quetscht, die höchstens für zwei Autos gemacht ist. Als Fußgänger schaue ich mir dieses Spektakel manchmal ganz gerne an, aber sobald ich selbst die Straße überqueren muss, heißt es: „Augen zu und durch!“ Oder: „No risk, no fun!“

Da ich täglich selbst von Bus oder Taxi abhängig bin, nervt es nach einiger Zeit dann doch, dass man teilweise eine halbe Std. für einen 10 minütigen  Weg benötigt. Aber glücklicherweise wird der Bus von wundervoller Musik beschallt, was die Nerven der Insassen eventuell entspannen soll. Spätestens ab dem Nachmittag hört man diese Musik dann auch nicht mehr, da der Bus dann so voll gestopft ist, dass man nicht einmal eine Möglichkeit zum Festhalten benötigt, da dies schon von der Masse erledigt wird.

Der einzige Trost bleibt dann wohl doch das Geld, da man für ca. 20 Cent beliebig weite Strecken durch die gesamte Stadt zurücklegen kann.

Neben dem Bus ist das Taxi vor allem am Abend eine Alternative. Aufgrund der mangelnden Sprachkenntnisse wird jede Fahrt zu einem kleinen Abenteuer, so hatte ich zuletzt bereits Angst entführt zu werden, da der Fahrer eine andere Route einschlug, mir etwas auf mongolisch erzählte und auf mein Bitten anzuhalten, dies einfach nicht machte. Im Endeffekt stellte sich heraus, dass er einfach nur eine Kiste Bier in einer Bar abliefern musste und er mich dann nach Hause fahren wollte.

 

Wo wir auch schon bei den Sprachkenntnissen wären:

Naja, drei Wochen Mongolei- 3 Wörter mongolisch! Hallo- Danke- Ja!

Mit meiner Gastfamilie unterhalte ich mich auf Englisch und in der Schule spreche ich nur Deutsch. Am Wochenende komme ich dann auch mit Deutsch oder Englisch bestens klar. Eigentlich schade, da meine Motivation mongolisch zu lernen etwas verschwunden ist. Aber ab nächster Woche beginnt der Sprachkurs und ich hoffe, dass es von da an zu einem kleinen Selbstläufer wird!!!

 

Eine Fortsetzung und vor allem Fotos folgen hoffentlich bald;)

 

 

 

Willkommen in der kältesten Hauptstadt der Welt!

 

Das Flugzeug setzte zur Landung an. Beim rausschauen aus dem Fenster sah man eine verschneite Hügellandschaft. Mehr nicht. Irgendwie war ich mir sicher, so langsam müsste man doch mal etwas von der Stadt sehen. Aber es kam tatsächlich nichts.
So stand ich nun plötzlich auf mongolischem Boden. Tief durch atmen, dachte ich und plötzlich ging alles wie von selbst.

Am Flughafen wurde ich gleich sehr herzlich von Herrn Bückert (meinem Betreuer) und seiner Frau empfangen, welche mich dann zu meiner Gastfamilie brachten, die ebenfalls einen sehr herzlichen Empfang vorbereitet hatten.

Ahh. Es gab also doch eine große Stadt, die mich erwartete. So bekam ich ja dann doch noch die erwarteten Häuser, Fabriken etc. zu sehen. Rückblickend bemerke ich, dass ich während der Fahrt zu meinem neuen zu Hause wohl völlig in Trance versetzt sein musste. (Wenn ich mich so daran erinnere erscheint in meinem Kopf eine Art der Fahrstuhlmusik wie sie wohl beim Kulturabend am Werbellinsee auf der Fahrt zum Mond verwendet wurde…:D)

Naja, jedenfalls jetzt zu meinem Empfang bei meiner Gastfamilie:
So standen wir (H.Bückert, seine Frau und ich) nun vor der Türe. Die Türe öffnete sich und gleich wurde ich mit strahlenden Blicken von Otgonbayr (Oma), Gantumur (Opa) und Arlungua (Enkelin 9 J.) empfangen. Ich glaube ich habe es ziemlich gut angetroffen. Mongolische Verhältnisse sind in der Regel sehr einfach gehalten und vor allem auf sehr wenig Raum. Ich hingegen wohne jedoch in einem sehr guten Viertel. Mein Zimmer ist riesig und ich habe sogar ein eigenes Bad mit einer Badewanne mit Whirpoolfunktion. Aber ich glaube egal, wo ich gelandet wäre ich hätte mich sehr wohl gefühlt, denn schließlich gehört das Anpassen an eine neue Kultur zu einer Aufgabe, die es zu meistern gilt.

Juhuu! Mein erstes mongolisches Essen & vor allem der mongolische Milchtee stand für uns auf dem Tisch bereit.
Nachdem ich bereits vom Essen so satt war gab es zum krönenden Abschluss noch eine fette Torte! (Ich glaube übrigens, die Mongolen kaufen zu jeder besonderen Gelegenheit eine solch dicke Torte und backen kaum etwas selbst. Ich glaube ich muss ihnen mal zeigen, wie das geht..;))

Ausruhen war nicht drin. Nach einer Stunde Zeit, die ich mit dem Auspacken etc. verbrachte traf ich mich in der Stadt mit H. Bückert, welcher mir einen privaten Stadtrundgang gab. Mein erster Eindruck von Ulaanbaatar: Der Verkehr ist gewöhnungsbedürftig, der ”Stadtkern” ist sehr übersichtlich, es gibt einen sehr schönen großen Platz (Sukhbaatar Platz), ein paar schöne Gebäude (z.B. Theater, Oper) ansonsten ist es leider recht dreckig/staubig, was vor allem an dem Smog liegt. (Aber dies hat mich noch gar nicht gestört, allerdings wird es im Winter um vieles schlimmer. Ich bin gespannt.) Alles in allem ist die Stadt sicherlich nicht die schönste, aber ich glaube hier kann ich es recht gut aushalten.

Das Programm geht weiter. Bloß nicht schwächeln, dachte ich.
Zu Hause erwarteten mich die zwei kleinen Schwestern von Arlungua, welche bei den Eltern leben. (In der Mongolei ist dies normal, dass teilweise schon mal ein Kind bei den Großeltern lebt, da die Familienverhältnisse viel enger sind als z.B. in Deutschland.) Ständig versuchten sie heimlich ein Foto von mir zu ergattern, so dass ich mich bei diesen süßen Kindern wirklich geschlagen geben musste und Fotomodel spielte…:D

Zur Krönung gab es zum Abendessen in meiner Familie Buuz. Ich freute mich riesig, da ich schon viel davon gehört hatte und ich glaube, mit diesen kann ich mich sehr gut anfreunden…
(Def. Wikipedia: Buuz ist eine mongolische Teigtasche, die mit gehacktem Schaf- Yak- oder Rindfleisch gefüllt ist. Das Fleisch wird mit Zwiebeln oder Knoblauch, manchmal auch mit Fenchel und anderen Kräutern gewürzt und gesalzen.)

Auch am nächsten Tag, machte das Programm keinen Halt.
Mit der Familie von H. Bückert und Tuya (Deutschlehrerin der Schule 1) fuhren wir ca. 1 Std. raus aus der Stadt zur Chingiss Khaan Statue. Bereits der Weg raus aus der Stadt faszinierte mich. Neben zahlreichen Jurten bekam ich gleich am zweiten Tag Kamele, (Kühe?!) und jegliche Wildpferde zu sehen. Die Aussicht auf die Berge war großartig. An der Statue angekommen konnte man in den Kopf des Pferdes von Chingiss Khaan aufsteigen. Die Aussicht in die ”Weite” der Mongolei war fürs Erste fabelhaft! (Fotos folgen!)

Abends besuchten wir dann gemeinsam eine Theateraufführung, welche mich sehr bewegte. Gestaltet mit fast ausschließlich Tanz und Musik und ein paar historischen Hintergründen, welche mir Tuya erklärte, konnte ich der Aufführung
folgen. Es war ein sehr schöner und ereignisreicher Tag!

Ich glaube gerade dieser tolle Einstieg hat es mir ermöglicht mit vollster Freude mein Jahr in der Mongolei zu gestalten. Ich fühle mich jetzt schon sehr wohl. Danke!!!

Ankunft
Ankunft
An der Chinghiss Khaan Statue mit Tuya (Deutschlehrerin der Schule 1)
An der Chinghiss Khaan Statue mit Tuya (Deutschlehrerin der Schule 1)
Die Deutschlehrer der Schule 1 und ich ;)
Die Deutschlehrer der Schule 1 und ich 😉