Advent, Advent, ein Lichtlein brennt.
Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier,
dann steht das Christkind vor der Tür.
Jaja…und so schnell ist schon wieder alles vorbei…
Der ein oder andere hat sich sicherlich gefragt, was macht Kathrin wohl Weihnachten „so alleine“ in der Ferne?
Anfangs fragte ich mich auch noch, wie meine Weihnachtstage hier wohl werden, da hier kein Weihnachten gefeiert wird. Die Weihnachtstage sind ganz normale Arbeitstage.
Dennoch findet man an jeder Ecke Weihnachtsschmuck, Weihnachtsmusik und auch alle möglichen Weihnachtsleckereien, sowohl aus Deutschland als auch aus anderen Ländern. Zwischen Lebkuchen, Marzipan (-kartoffeln), weihnachtlich verpackten Haribo-, Merci- und Kinderprodukten fand ich tatsächlich auch Glühwein in den Regalen.
Naja ein wenig merkwürdig das Ganze.
Schließlich wird hier kein Weihnachten gefeiert, nur das Neujahr. Aber hier ist das „Шинэ жил“ (Neujahr) wohl ein Mix aus Weihnachten und Silvester. (Dies merkt man auch daran, wenn in den all zu großen Neujahrstorten überall ein Dekorationsschild mit „Merry Christmas“ drinsteckt, oder am Silvesterabend „Last Christmas“ läuft.
So wird Weihnachten auch meiner Meinung nach ständig falsch übersetzt. Weihnachten bedeutet nämlich „Зул сар“ und Neujahr „Шинэ жил“, jedoch spricht jeder von „Шинэ жил“, wenn er von Weihnachten spricht… Ihr seht schon alles ein wenig verwirrend.
Aber nun ja.
Langsam langsam. Der Reihe nach…
Wie alles Begann…
Bereits Mitte November, hatte ich den Entschluss gefasst, drei Adventskalender (zwei für die Schule, einen für meine Familie) und drei Adventskränze (zwei für die Schule und einen für meine Familie) zu basteln.
So machte ich mich bereits am 12.November auf die Suche nach weihnachtlicher Dekoration, Gewürzen etc. (Zu diesem Zeitpunkt denke ich in Deutschland noch nicht einmal an Weihnachten.) Leider ist das hier immer was kompliziert. Ich habe das Gefühl man bekommt alles irgendwo, irgendwie, aber nur niemand weiß wo, also muss man suchen.
So zog ich los und schlenderte über diverse Märkte, durch kleine Geschäfte etc. (Dabei entdeckte ich sogar einen deutschen Laden „Германы дэлгүүр“, wo es NUR Edekaprodukte gibt. Natürlich vertreten durch „Gut & Günstig“.)
Bei meiner Suche nach Weihnachten wurde ich schließlich auch fündig. Ich fand sogar diverse Gewürze. Nelken, Anissterne, Zimtstangen usw. womit ich im Vorhinein niemals gerechnet hätte. Nur woher bekomme ich wohl Tannen?
Eines morgens machte ich mich also auf zum Bogd Uul (dem nächst gelegenen „Wald“), um Tannen aufzuspühren. Ja, dabei handelt es sich wirklich um ein Aufspühren, da der Wald hier so vertrocknet ist, dass es kaum grüne Bäume gibt. Den ein oder anderen grünen Baum fand ich dann schließlich doch und entwendete einige der wenig vorhandenen Tannenzweigen zu meinen Gunsten. (Ja, liebe Naturschützer…es tut mir Leid…Aber was macht man nicht alles für eine heimische Dekoration???)
Die nächsten Wochenenden waren geprägt durch meine Bastelarbeiten.
Und das kam bei raus:
Natürlich begann ich auch schon in der Woche vorm ersten Advent fleißig zu backen, da ich für unsere Weihnachtsveranstaltungen in der Schule (später mehr dazu) Weihnachtsplätzchen versprochen hatte.
Ich habe wohl auch noch nie in Deutschland so viele Plätzchen wie hier gebacken, auch ist hier mein Konsum an Plätzchen um einiges größer als in Deutschland, was wohlmöglich daran liegt, dass es ein Stück Heimat in der Vorweihnachtszeit bringt und sie damit eine ganz besondere Note bekommen.
Auch der Glühwein schmeckt hier noch mal viel besser als in Deutschland, da man sich fast wie zu Hause fühlt.
Dies erst mal zu meiner „privaten“ Vorweihnachtszeit.
In der Schule herrschte in den letzten Tagen durchaus ein wenig Chaos, was sicherlich auch von den Weihnachtsvorbereitungen geprägt war, welche neben dem Unterricht organisiert und durchgeführt wurden.
Am 5.12.2014 begannen wir mit einer Lesenacht.
Die beiden 5. Klassen (insg. 32 Schüler und Schülerinnen) kamen am Abend ganz aufgeregt in die Schule, weil sie sich beim besten Willen nicht vorstellen konnten was passiert. „Wir schlafen wirklich in der Schule? Wirklich auf dem Boden unserer Klasse? Wir dürfen wirklich die ganze Nacht lesen? Wow! Cool! Super!“ Mit solchen Fragen und Ausdrücken wurden wir in den Tagen vorher von den Schülern überhäuft. Wirklich schön, die Vorfreude der Kinder zu sehen.
Nachdem alle Kinder eingetroffen waren, begannen wir den Abend mit einer Nikolausgeschichte, durch welche die Kinder den Brauch des Schuhe putzen in der Nikolausnacht kennen lernten.
So schruppten und schruppten die Kinder ihre Schuhe, wie sie es sicherlich nicht jeden Tag zu Hause machen.
Den Abend verbrachten sie dann natürlich nicht nur mit Lesen, sondern auch mit quatschen, lachen und rum albern, wie es eben dazugehört, wenn Kinder zusammen mit ihren Freunden in der Schule schlafen.
Gegen vier Uhr hörte ich immer noch vereinzelt leise Flüstergeräusche und bekam schon langsam Panik, da wir doch noch Nikolaus spielen mussten. Aber kurz darauf schliefen dann auch endgültig die Letzten.
Gegen fünf stand ich dann auf, schlich mich auf leisen Sohlen in den Flur und verteilte zusammen mit der Praktikantin die Geschenke.
Wow. Es war ein super Gefühl nun diese Rolle einzunehmen, wobei man sich auch plötzlich richtig alt fühlt, wenn man Aufgaben übernimmt, die bis dahin immer Mama und Papa gemacht haben.
Der Höhepunkt war, als das erste Mädchen gegen 6 Uhr wach wurde, aus der Türe lief, zurück kam und sagte: „Frau Kathrin, der Nikolaus war da!“ Ich schlief direkt an der Türe, so dass ich das ganze Spektakel super beobachten konnte und mich freute, dass die Überraschung geglückt war.
Am 13.12.2014 stand dann ein Weihnachtsmarkt auf dem Programm:
Bei einem Seminar in Darkhan, im September überlegten wir Freiwilligen Sarah, Svenja, Jakob und ich, dass wir gerne ein Projekt durchführen würden, um alle Schulen mit einander zu vernetzen.
So entstand die Idee, einen Weihnachtsmarkt für Schülerinnen und Schüler aller 6 durch die ZfA (Zentralstelle für das Auslandschulwesen) geförderten Schulen in der Mongolei zu organisieren. Wir luden von jeder Schule 15 Schüler und Schülerinnen ein, die an dem Weihnachtsmarkt teilnehmen durften.
Unser Weihnachtsmarkt sollte jedoch in einer etwas abgewandelten Form statt finden: Jede Schule überlegt sich einen Bastelstand, an welchem die Kinder kleine Dinge selber entwerfen können und mitnehmen dürfen.
Wir Freiwilligen waren schon Tage vorher damit beschäftigt die Dekoration zu basteln, zu backen und generell alles vorzubereiten, was so anstand.
Endlich war der Tag gekommen, auf welchen wir in den letzten Tagen wirklich hin fieberten, da schließlich danach jeglicher Stress wegfallen würde.
Alle Vorbereitungen standen und die Schüler kamen. Der Stress im Vorhinein hatte sich gelohnt. Es war ein wirklich toller Nachmittag und ich nehme an, dass alle Schüler den Tag genossen.
Wir begonnen mit einer kleinen Aufführung von Liedern, Gedichten und einem kleinen Theaterstück.
Danach hatten die Kinder Zeit sich an den Ständen umzuschauen.
Es gab Bastelstände an denen die Kinder Armbänder und jegliche Perlenstickereien machen konnten, außerdem konnten sie Lebkuchenhäuser verzieren, Origamitannenbäume basteln und weihnachtliche Windlichter gestalten. Eine Schulklasse verkaufte auch selbstgebackene Kekse.
Wir Freiwilligen verkauften außerdem auch selbstgebackene Kekse, Kuchen und einen sehr nach Weihnachten schmeckenden Kinderpunsch.
Doch was war das?
Plötzlich klopfte es laut. Und siehe da: Der Weihnachtsmann steht vor der Tür. Was er wohl will?
Na das ist doch klar…Er möchte Gedichte und Lieder von den Kindern hören. Puhhh, was ein Glück, dass wir damit bereits rechneten und die Kinder einiges auf Lager hatten und vorführten.
Davon war der Weihnachtsmann dann so gerührt, dass es abschließend noch ein kleines Geschenk für alle Kinder gab und sie glücklich und zufrieden nach Hause gingen.
Auch wir gingen glücklich und zufrieden nach Hause , weil wirklich alles so geklappt hatte, wie wir es uns vorgestellt hatten.
Als letzte Aktion war dann noch die Weihnachtsfeier mit den beiden vierten Klassen geplant (18.12.2014):
Dazu übten wir in den letzten Tagen ununterbrochen mit den Kindern Weihnachtslider und Gedichte für die Aufführung.
Viele kennen ja meine Gesangstalente…sie streben steil gegen Null, dennoch stand ich vor der Klasse und sang hochmotiviert mit einer Klasse jeden Tag: „Morgen, Kinder, wird’s was geben“, „Rudolf, das kleine Rentier“ und „Stille Nacht, heilige Nacht“.
In den kommenden Jahren wird mich wohl das alljährlich gesungene Lied „Stille Nacht, heilige Nacht“ in der Kirche, an mein Weihnachtsfest in der Mongolei erinnern.
Unser Weihnachtsfest war ein wirklich netter Abend, für den sich wiederum jeglicher Vorbereitungsstress gelohnt hat. Auch die Kinder freuten sich schon im vorhinein auf die Weihnachtsfeier. Wirklich süß war es, als sie mich fragten: „Frau Kathrin, anziehen? Kleid?“ Mir war klar, dass sie nun fragen wollten, ob sie Kleider anziehen dürften, also antwortete ich: „Ja, natürlich ihr dürft gaaaaaaaaaaaanz schöne Kleider anziehen.“ Die Mädchen kamen dann also, wie nicht anders zu erwarten in wirklich beeindruckenden Kleidern, die Kinder in Deutschland noch nicht einmal zur Kommunion oder zu Hochzeiten tragen würden. Die Jungs im schicken Anzug. (Das ist jedoch zu allen Weihnachts-/Neujahrsfeiern in der Mongolei bei jung und alt Gang und Gebe.)
Nun freute ich mich zwar auf die langersehnten Weihnachtsferien, aber andererseits ist es auch wirklich schade, dass nun die schönen letzten Wochen in der Schule vorbei sind.
Damit endeten nämlich auch meine letzten Wochen in der Schule. Ab dem 19.12. haben wir fünf Wochen Ferien. Wenn die Schule wieder beginnt, dann bleiben mir nur noch zwei in der Schule und dann geht es schon wieder nach Hause…
Soooo nun aber mal zu meinen Weihnachtstagen.
Charlotte, eine Freundin, und ich hatten ein paar andere Freunde zu einem Weihnachtsessen am 24.12. zu Charlotte in die WG eingeladen. Also überlegten wir schon Tage vorher, was für einen Weihnachtsschmaus wir wohl zubereiten könnten.
Nachdem wir uns endlich entschieden hatten, gingen wir am Dienstag einkaufen. Wir waren erstaunt über die Auswahl frischer Gewürze auf dem Mercurimarkt. Mit Rosmarin und Thymian hatten wir nun wirklich nicht gerechnet, aber wie bereits oben beschrieben, es gibt wirklich alles, man muss es nur suchen und finden.
Am nächsten Morgen trafen wir uns bereits am Vormittag, um den Schmaus herzurichten.
Naturlich, kurz nachdem wir alles angeschmissen hatten und bruzzeln wollten kam es zu einem Stromausfall…Daran müssten wir nach bereits 10 Monaten Mongolei doch eigentlich gewohnt sein, aber nein, wir waren es nicht und waren erst mal völlig aufgeschmissen. Hmm was machen wir nun jetzt? Ach, wir können doch Musik an machen, im Internet versteht sich, na wie denn, wenn es keinen Strom gibt? All solche Dinge passierten uns dann des Öfteren… Der Strom verlies uns auch tatsächlich für 3 Stunden. In der Zeit bereiteten wir alles vor. Es blieben noch 1,5 Std zum kochen und wir lagen damit dennoch perfekt in der Zeit.
Ab 6 Uhr kamen unsere „Gäste“ und nun konnte Weihnachten beginnen.
Den Abend verbrachten wir hauptsächlich mit essen und anschließendem „auf dem Sofa rum wälzen“, da wir, wie wohl jedes Jahr an Weihnachten, zu viel aßen, da konnte auch die Mongolei nichts dran ändern.
Aber es war wirklich lecker. & Wie gut, dass wir so gerne Vodka trinken, der sich als „Absacker“ wirklich gut machte.
Die nächsten Tage verbrachten wir auch meistens zusammen. Am 1. Weihnachtstag sahen wir den Hobbit im Kino und am 2. Tag gingen wir Ski fahren und am Abend hatte ich eine Weihnachtsfeier mit den Lehrern, welche äußerst amüsant war.
Als wir vom Ski fahren zurück kamen, kümmerte sich nun eine Freundin um mein Outfit. Ich musste mich nach einigen Diskussionen geschlagen geben und annehmen, dass es keinen Ausweg gab, äußerst schick zu der Weihnachtsfeier zu gehen. Schlussendlich war ich auch wirklich dankbar, dass sie meine Haare frisierte und mich schminkte, da alle in schicken Abendkleidern aufliefen.
Zunächst kam ich mir noch etwas unbeholfen vor, da ich von der Schule als vorzeitiges „Abschiedsgeschenk“ eingeladen wurde und nun am Tisch des Direktors und sonstiger „wichtiger“ Menschen sitzen musste/ durfte. Nach einigen „mongolischen Kurzen“ war das jedoch auch kein Problem mehr und wir hatten sichtlich Spaß.
Meine lieben Kolleginnen Tuya und Bayarmaa hatten sich eine Überraschung einfallen lassen und so wurde ich an dem Abend für meine Arbeit an der Schule 1 geehrt. Natürlich war ich zunächst sehr geührt und beschämt auf die Bühne marschieren zu müssen, aber dann doch sehr froh. Danke ihr beiden!
Damit überwund ich wahrscheinlich auch einiges an Scheu. Bald darauf musste jeder Tisch eine Aufgabe erledigen. Wir mussten Hip-Hop singen. Für meine Tischgenossen war sehr schnell klar, dass Kathrin ein „Германы дуу“ (deutsches Lied) singen würde. Na super, aber was solls, eigentlich lustig. So legte ich eine absolut perfekte Performence zu „Jein“ von „Fettes Brot“ hin.
Wie ihr merkt: die Stimmung stieg und stieg und so war ich am Ende traurig, dass die ganze Veranstaltung bereits um 12 endete.
Aber man soll schließlich dann aufhören, wenn es am schönsten ist, nicht wahr?
Ein paar Eindrücke der letzten Wochen:



































































































Ein Gedanke zu „Es weihnachtet sehr…“
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