Okay, okay. Ich höre ja schon auf. Es klingt wirklich sehr pessimistisch zu behaupten: „Der Sommer neigt sich dem Ende zu“, aber bereits heute hat die Schule nach einer dreimonatigen Sommerpause doch tatsächlich wieder begonnen und ich möchte gar nicht darüber nachdenken, wie schnell jetzt die Zeit verrinnt, bis ich wieder in Deutschland bin.
Naja, was habe ich wohl in meiner „Sommerpause“ alles gemacht und erlebt bzw. was kann ich hier alles machen und erleben?
Neben einigen Reisen nach Russland und aufs Land der Mongolei, habe ich auch Ulaanbaatar noch einmal ganz anders kennen gelernt/ erkundet und in ihrer „Sommerpracht“ zu schätzen gelernt.
Neben meinen Reisen (dazu mehr unter der Rubrik Ri- Ra- Reisen!!!) waren sicherlich das Naadamfest und das Playtimefestival ein absolutes Highlight.
Was ist eigentlich dieses Naadamfest?
Der Du Mont Reiseführer beschreibt es so:
„Bei der bloßen Erwähnung des Ereignisses zieht ein Leuchten über das Gesicht jedes Mongolen. Naadam muss man miterlebt haben, beschwören einem die Einheimischen. Hier messen sich die Besten im Ringen, im Bogenschießen und beim Pferderennen. Chingghis Khaan scheint wieder lebendig zu werden.“
Da kann ich mich nur anschließen. Schon Wochen vorher wurde in meiner Familie von nichts anderem außer dem Naadamfest gesprochen.
In der Mongolei wird schon seit Jahrhunderten in den drei Sportarten ein Wettkampf veranstaltet. Heute wird das Naadamfest immer vom 11.-13.7. in Ulaanbaatar gefeiert.
Die Ringkämpfe finden im Stadion statt. Die traditionelle Kleidung, wie sie überall in dem gesamten Land zu finden ist, darf natürlich nicht fehlen. Es ist spannend anzusehen, da alle Ringer für uns wirklich befremdliche Bewegungen vor dem Wettkampf treiben. Mit ausgestreckten Armen und wiegenden Schritten, umkreisen sie ein Podest, auf welchem ein Banner des Chinggis Khaan hängt. Dabei stellt die Bewegung angeblich den Flug des Adlers dar- der Kämpfer sei so unbezwingbar wie der Adler. Für die Männer und Familien ist es eine große Ehre an dem Naadamfest teilnehmen zu dürfen. Wenn ich da so an die Deutschen Männer denke, kann ich mir kaum vorstellen, dass sie so stolz sein könnten, wenn sie in kurzen engen Höschen durch die Gegend laufen würden…:D
Neben dem Ringstadion gibt es noch ein kleines Stadion für die Bogenschießer. Eine für mich absolut langweilige Sportart. Das Einzige, was mich wirklich faszinierte, waren die hübschen traditionellen Gewänder, die sowohl Männer als auch Frauen trugen.
Auf dem gesamten Gelände läuft es sonst ab wie auf einem riesigen Jahrmarkt. Überall „Fressbuden und Ramschstände“ Also nicht wirklich spannend.
Spannender hingegen war es auf der Pferderennbahn. Meine Gastfamilie lud mich ein, gemeinsam mit ihnen zur Pferderennbahn zu fahren. Das war ein wirklicher Volltreffer, da mein Gastopa von seiner Firma Karten für die beste Tribüne direkt am Ziel bekam und wir konnten alles genau verfolgen.
Bevor es losging wurden wir zum Essen in die „Dienstjurte“ des Unternehmens meines Gastopas eingeladen. Dort gab es ohne Ende Khusuur zu essen, frittierte Fleischtaschen, ein mongolisches traditionelles Gericht, welches besonders zum Naadam gegessen wird und es gab Airag zu trinken. Airag ist gegorene Stutenmilch, die im Sommer liebend gerne von den Mongolen getrunken wird. Mein Geschmack ist es nicht wirklich, aber naja man muss ja auch nicht alles mögen. Airag schmeckt nämlich wirklich sehr gegoren und sehr säuerlich. Leider wird Airag immer in einer riesigen Schale serviert, die ich im Leben nicht komplett leer trinken kann. Natürlich durften die einen oder anderen Wodkarunden auch nicht fehlen. (Sonst wäre es sicherlich kein mongolisches Volksfest). Dies sorgte dann zu einer feucht fröhlichen Stimmung und wir konnten das Pferderennen belustigt ansehen.
Bei dem Pferderennen reiten Kinder mit ihren Pferden eine Distanz zw. 15 und 30 km (je nach Alter der Pferde). Diese Strecke wird ausschließlich im Galopp zurück gelegt und die jungen Jockeys prügeln Wort wörtlich auf ihre Pferde ein, dass sie schneller laufen. Insgesamt hatte das Pferderennen eine sehr schöne Atmosphäre mit vielen Sportbegeisterten Zuschauern. Auch ich fand es sehr schön und war beeindruckt von der Stimmung. Doch plötzlich geschah etwas, was meine ganze Euphorie des Sportereignisses vernichtete. Ein Pferd kam bereits sehr schwach in der Nähe des Ziels an. Der Reiter prügelte es jedoch immer weiterauf die Ziellinie, wo er dann abstieg und das Pferd tot zusammen brach. Ich war geschockt über das Verhalten des Jungen. Aber auch über das der Zuschauer. Es erschien mir, als wäre es etwas ganz normales für sie. Ich jedoch fand es schrecklich zu sehen, wie ein ca. 8 jähriger Junge sein Pferd bis in den Tod trieb und nicht bereits vorher abstieg, bzw. Bedienstete ihn nicht von der Rennbahn nahmen.
An dieser Stelle wurde mir wieder klar, wie fürchterlich es ist, dass Sport bzw. die Aussicht nach Erfolg und Ruhm jeglichen Verstand vertreiben kann. Natürlich sieht man das immer wieder in der Welt. Da muss ich nur an die zeitgleich stattfindende WM in Brasilien denken. Wenn Menschen aus ihren Siedlungen vertrieben werden, um große, prächtige Stadien zu bauen, relativiert dies zwar wieder meine vorgefundene Situation, aber was ist dagegen zu machen?
Glücklicherweise versicherten mir im Nachhinein einige Mongolen, dass dies für sie natürlich sehr schlimm sei, denn sie verehren ihre Natur und ihre Tiere und sie können es selbst nicht verstehen. Dennoch bin ich nun etwas unentschlossen, was ich wirklich von diesem Ereignis halten soll.
Trotz alledem muss man das Spektakel rund um das Naadamfest miterlebt haben.
Leider, liebe Mongolen, wurde euer großes Sportereignis dann ja doch von einem weiteren Sportereignis übertrumpft. Schließlich stand in der Sonntagnacht ja noch das WM- Finale an.
Im Leben hätte ich nicht gedacht, dass so viele Mongolen nach ihrem Naadamfest noch in der Nacht auf die Straßen ziehen, um sich das Highlight anzusehen. Für mich war es natürlich Spitze und feierte dann auch die Nacht mit ein paar Freunden durch!!! Der Anpfiff war ja erst um 3 Uhr nachts. Ich muss schon sagen, eine solche Begeisterung gegenüber Deutschland habe ich selten erlebt.
Als ich am Mittag aufstand, begrüßte mich meine Gastfamilie schon mit einem großen Strahlen, Taxifahrer oder auch Kellner gratulierten mir und erzählten mir, dass ich doch stolz auf mein Land sein solle. Wirklich spannend zu beobachten, wie Deutschland hier in der Ferne gesehen wird.
Nach einer Woche ausruhen stand auch schon wieder das nächste Highlight auf dem Programm. Am Stadtrand sollte ein Rockfestival stattfinden. Nichts wie hin, dachte ich mir. Wer braucht schon Rock am Ring, Hurricane oder Wacken, wenn er Playtime haben kann. Ein super schönes kleines Festival mit guten mongolischen Rockbands! Besonders der Regen am ersten Tag trug zu einer ausgelassenen und unvergesslichen Stimmung bei. Aber auch der Sonntag war einfach fabelhaft! Super Leute, super Wetter, super Musik!
Sollte sich jemand meiner Blogleser im Sommer mal in der Mongolei aufhalten, kann ich das Playtime wirklich nur empfehlen! Klaaaasse!!!
Tadadada.Trommelwirbel und dreifache Rakete. Da sind sie ja schon! Juhuu.
Ende Juli kamen dann auch schon meine Schwester Lisa und meine Freundin Evelyn mich aus Deutschland besuchen. Als wir uns am Flughafen im Februar verabschiedeten war ich mir ja sicher, dass es noch eeeeeeeewig dauern würde, bis wir uns wieder sehen. Doch jetzt sind sie sogar schon wieder einen Monat weg. Wahnsinn. Schon Tage vorher überlegte ich was ich wohl mongolisches für sie zur Begrüßung kochen wollte. Ich entschied mich für Tsuivan. Montags bereitete ich alles vor kochte, backte und putzte, um meinen hohen Besuch in Empfang zu nehmen.
Endlich saßen wir also zu dritt im Taxi Richtung Zaisan. (Meinem Wohnviertel) Irgendwie aufregend. Das war ja fast wie bei meiner Ankunft. Nachdem ich die Beiden dann gut durchgefüttert hatte (so machen das schließlich mongolische Gastgeber; bloß keine Pause lassen) zogen wir gemütlich los und erkundeten die Stadt. Auch der nächste Tag stand im Zeichen des Sightseeings. Schnell merkten die beiden aber auch, dass Ulaanbaatar wirklich nicht die schönste bzw. die interessanteste Stadt für Touristen ist. (Wobei ich ja wirklich sagen muss, dass ich UB mittlerweile wirklich sehr mag. Das liegt sicherlich an dem guten Wetter, den Blumen, die plötzlich überall gepflanzt wurden und den endlich vorhandenen Mülleimern. Aber auch die Aktivitäten sind toll! Ist man eine längere Zeit hier, gibt es wirklich viel zu entdecken!!!) Der Verkehr machte den Beiden auch schon nach einigen Stunden zu schaffen, wie er mich zu Beginn auch fertig machte.
Abends besuchten wir ein mongolisches Theater, mit mongolischen Tänzen, Gesängen und Schauspielen. Danach lehrte uns mein Gastopa noch die große Kunst der Herstellung von Buuz. Gar nicht mal so einfach. Die Mongolen sind einfach unschlagbar, was ihre Fingerfertigkeit des Buuz „falten“ angeht, da sie zu dem mongolischen Neujahrsfest (Tsagaan Tsaar) ca. 3000 Buuz zubereiten.
Typisch mongolisch. Geplant war es das wir am nächsten Tag zu unserer Tour aufs Land aufbrechen. Ich hätte mir auch vorher denken können, dass daraus nichts wird. Irgendwie war es mir auch bereits klar, als am Mittwochabend mein Handy klingelte und mein Guide mir berichtete, dass sie und unser Fahrer erst morgen zurück kommen würden und wir dann auch erst am Freitag aufbrechen können. Naja, da ist jetzt wohl nicht zu ändern und wir organisierten ganz schnell einen Tagesausflug in einen Nationalpark (Terelj). Der Tag dort war wunderschön und im Endeffekt waren wir der mongolischen Spontanität dankbar, dort noch hingekommen zu sein.
Auch am Abend änderten sich unsere Pläne, da unser geplanter Guide uns mitteilte, nicht mit uns fahren zu können, jedoch einen neuen Guide organisiert zu haben. Auch der Fahrer sollte wer anderes sein. Okay, wie bereits oben gesagt, ändern konnten wir es nicht und da sie uns versicherte, dass sowohl Fahrer als auch Guide erfahren wären, nahmen wir dann alle Änderungen so an und waren gespannt auf unsere Tour. Übernacht wechselte dann erneut unser Fahrer, was sich jedoch als völlige Niete entpuppte. Hmm. Naja, wie gesagt ändern konnten wir es nicht und jetzt hieß es erst mal entspannen. Zurücklegen, aus dem Fenster schauen, Natur genießen. Wieder einmal merkte ich, in welch eine andere Welt ich tauchte, sobald die Stadtgrenze passé war. F R E I H E I T.
(Einen ausführlichen Reisebericht gibt es wieder unter der Rubrik Ri- Ra- Reisen)
Erschöpft aber voller Freude kamen wir 10 Tage später nach Ulaanbaatar zurück und wollten den Moment des Abschieds gar nicht kommen lassen. Für Lisa und Evy ging es dann noch weiter nach Peking, aber ich „musste“ in Ulaanbaatar „zurückbleiben“. Wirklich schade.
Es war wunderschön ein Stück Heimat 2 Wochenlang um mich herum zu haben. Die Zeit habe ich sehr genossen und danke euch beiden so sehr für euren Besuch!!!
Nun standen also noch drei Augustwochen (endlich einmal!!!) ohne jegliche Planung an. Zwar wusste ich, dass ich wieder mit meiner Arbeit anfangen würde, aber besonders an den Wochenenden konnte ich nun endlich einmal „in den Tag hineinleben“ und mal sehen, was der Tag so bringt.
In der Woche habe ich also wieder gearbeitet und freute mich tatsächlich nochmal über einen geregelten Tagesablauf. 😀 Am Wochenende nutze ich die Zeit, um Ulaanbaatars letzen Sommertage zu genießen. Ich traf mich viel mit Freunden, ging in den einen oder anderen Park und Ulaanbaatars Nachtleben durfte natürlich auch nicht fehlen. Vor allem in diesen Wochen hatte ich Zeit Ulaanbaatar im Detail und mit kleinen tollen Geheimtipps kennenzulernen.
Einige gesammelte Eindrücke der letzten Wochen/ Monate aus Ulaanbaatar:
Der Sommer war eine super tolle, aufregende Zeit mit vielen Erlebnissen, die ich nicht vergessen werde. Nun freue ich mich sehr, dass die Schule wieder begonnen hat. Ich habe schon viele Ideen, was ich in den kommenden fünf Monaten mit den Kindern machen kann. Die Vorbereitungen für den Schulbeginn liefen in der letzten Woche auf Hochtouren und wir ließen unserer Kreativität freien Lauf.
Nicht nur in der Schule liefen sie auf Hochtouren, sondern die gesamte Stadt bewegt sich im Ausnahmezustand. Überall findet man Stände und kleine Märkte, an denen man Schulsachen, Schuluniformen etc. kaufen kann. Auch der Verkehr wird seit einer Woche bis zum Schulbeginn anderes geregelt, da nun alle vom Land zurückkehren und dies wahrscheinlich einen Superstau verursachen würde, gibt es eine Regelung, dass die Autos abwechselnd nur alle 2 Tage fahren dürfen. Das führt auch zu einer Busplanveränderung, die mich das ein oder andere mal bereits in den Wahnsinn getrieben hat. ^^









































































































Liebe Kathrin,
dein Papa hat uns heute deinen Link von dir gesendet.
Wir haben deine Berichte mit großem Interesse gelesen und die Bilder angeguckt. Hut ab vor deinen Schreibkünsten. Kannst Buchautorin werden !!!! Liest sich sehr amüsant.
Wir wünschen dir nach der Sommerzeit auch noch eine schöne Winterzeit in der Mongolei !!!!
Habe noch viel Spaß !
Liebe Grüße aus Berlin von Rainer und Birgit
Liebe Birgit, lieber Rainer,
danke für eure netten Grüße aus Berlin!
Es ist wirklich spannend zu sehen, wer alles meinen Blog verfolgt!
Ganz liebe Grüße aus dem mittlerweile schon recht kalten Ulaanbataar.
Kathrin