Die Jahresuhr steht niemals still!

Januar, Februar, März, April, die Jahresuhr steht niemals still. Mai, Juni, Juli, August weckt in uns allen die Lebenslust. September, Oktober, November, Dezember und dann, und dann, fängt das ganze schon wieder von vorne an…

Ja, so singt es Rolf Zuckowski. Auch ich habe das Lied vor einigen Wochen mit den Kindern in der Schule 1 gelernt. Während die Kinder das Lied vor sich her trällern und bald schon außer Atem sind, da das Lied, zumindest gefühlt, kein Ende nimmt, stelle ich fest, wie meine Gedanken an die vergangene Zeit abschweifen.

„Die Jahresuhr steht niemals still.“ Es geht immer weiter. Schade eigentlich, jetzt sind schon 3 Monate vorbei. Es passieren so viele schöne und interessante Dinge, dass ich teilweise gar nicht wahrnehme, wie schnell alles vergeht. Erst wenn ich einen Termin vereinbare und das Datum nenne, erschrecke ich häufig über die fortgeschrittene Zeit. Es ist sicherlich ein positives Zeichen. Mir geht es hier nämlich absolut gut, ich genieße mein Leben in vollsten Zügen und fühle mich hier schon richtig wohl. Damit ihr aber auch einen Eindruck davon erhaltet, was ich in den letzten Wochen alles erlebt habe möchte ich ein paar Highlights heraus nehmen und euch kurz berichten.   Zuerst einmal: Ist es nicht absurd, im Juni über Ostern zu berichten? Naja. Ich möchte es euch aber nicht vorenthalten 😉

Ostern 2014:

Am 20.4. feierten wir ein Osterfest mit unseren Schülern.

Also nichts wie los, dachten wir Anfang April. Die Kinder bemalten wunderschöne Ostereier in ihren kurzen Frühlingsferien, bastelten Osterhasenohren und  wir suchten nach unzähligen Osterliedern. Nach den Ferien habe ich mit meinen Zusatzstunden für die Deutschschüler begonnen und ihnen mit einem kleinen selbst erstellten Osterbuch, Ostern ein wenig näher gebracht. Da die Mongolei ein buddhistisch geprägtes Land ist, steht Ostern sicherlich nicht auf der Feiertagsliste und die Kinder waren sehr gespannt, etwas über das Osterfest in Deutschland zu erfahren. Wir lernten viele Oster- und Frühlingslieder, wie „Stupps, der kleine Osterhase“ und den „Frühlingskanon“, welchen wir mit 68 Kindern, auch wirklich als Kanon, einübten. Eine wirkliche Herausforderung, am Ende klang es aber wirklich super!

Was benötigt man noch für ein Osterfest? Ja, natürlich bunte Ostereier, Schokoladeneier und ein Osternest. Das haben sich wohl meine Eltern auch gedacht, die mir ein riesiges Packet mit Eierfarbe und leckeren Schokoostereiern und kleinen Osterhasen schickten. Daaaaaaaaaaaaaanke!!!

Bei einem richtigen Osterfest, darf natürlich der Osterzopf neben den Ostereiern nicht fehlen. Gesagt getan. Am Tag vorher habe ich ca. 9 Std in der Küche meiner Gastfamilie verbracht und 6 kg Mehl zu Hefezöpfen verbacken. Die Mongolen backen sehr selten selbst zu Hause, was aber daran liegt, dass die meisten keinen eigenen Backofen besitzen. Somit war das Staunen der Kinder noch größer, als verkündet wurde, dass „Frau Kathrin“ dieses Brot selbst gebacken habe.

Die Sonne lacht. Los geht unser Osterfest. Zunächst gab es einen Osterhasenwettstreit, bei dem alle 68 Deutschschüler der 4 Deutschgruppen, ihre Osterhasenhoppelfähigkeiten unter Beweis stellten. Sie suchten Eier, machten einen Eierlauf, Sackhüpfen und pusteten Ostereier um die Wette. Danach gingen Eltern und Schüler in den Kulturraum, in welchem die Kinder, ihren Eltern ihre Osterlieder präsentieren konnten. Natürlich erzählten wir auch einiges über das Osterfest in Deutschland und faszinierten die Kinder mit den bunten, vollgefüllten Osternestern.

Übrigens habe ich in meinem Leben noch nie so viele Osterlieder gesungen, Hefezöpfe gebacken, Ostereier gefärbt, Ostereier versteckt. Sonntags feierte ich nämlich auch noch mal mit meiner Gastfamilie. Da konnte ich dann schon fast als Osterhasenprofi auftreten, als ich die Ostereier für die drei Kinder versteckte.

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unser Osterstrauß
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Osterfest

 

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Ein Teil meiner Osterzöpfe
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„Hasenhoppelwettstreit“

 

   Bildungsmesse

Am ersten Wochenende im Mai, stand die deutsche Bildungsmesse in UB auf dem Programm. Die Bildungsmesse, die einmal jährlich stattfindet, gibt allen deutschen Bildungseinrichtungen, wie dem PAD (pädagogischer Austauschdienst), DAAD (Deutscher akademischer Austauschdienst), GI (Goethe Institut) etc… die Möglichkeit, ihre Arbeit und ihr Wirken in der Mongolei zu präsentieren.

Vor allem wird die Bildungsmesse von Studenten besucht, die gerne in Deutschland studieren möchten. Einige meiner mongolischen Freunde kamen auch und informierten sich. Vielleicht sehe ich sie ja bald in Deutschland wieder.

Auch die Schulen sind vertreten und werben für ihren Deutschunterricht. In der Woche vorher hatten wir also viel zu tun. Plakate drucken lassen, eine Präsentation der Schule zu erstellen und Flyer zu drucken.

Das Wochenende war wirklich toll. Ich habe viele neue, interessante Menschen kennen gelernt, neue Kontakte geknüpft und wir hatten einen netten Abschluss am Sonntagabend, zu dem wir in die deutsche Botschaft eingeladen wurden. Die Abendsonne konnten wir dann mit einem kleinen Snack vor der Dienstjurte des Botschafters im Innenhof der Botschaft genießen.

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Tuja, Oyu und ich an unserem Stand der Schule Nr. 1
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Vor der Dienstjurte des Botschafters

 

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Vor der Dienstjurte des Botschafters
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Blick aus einem echt „netten“ Restaurant in UB

 

Deutschcamp in Erdenet

– von Sommer, Sonne, Sonnenbrand bis hinzu Winter, Wodka, Wechselwetter war alles dabei-

Ja, das Deutschcamp in Erdenet. Mit Sicherheit einer meiner bisherigen Höhepunkte. Woran das liegt? Ich glaube das Wetter ist der Grund.

Es ist Donnerstag, 8.5.2014. Eine leichte Schneeschauer ist gemeldet. Ich mache  mich mit dem Fachberater der ZfA und einem Programmlehrer aus Deutschland auf den Weg nach Erdenet zum Deutschcamp. Erdenet liegt übrigens ca. 350 km nordwestlich von Ulaanbaatar und ist die zweitgrößte Stadt der Mongolei mit ca. 87000 Einwohnern. Aufgrund der schlechten / nichtvorhandenen Straßen benötigt man ca. 6 Std mit dem Auto.

Was uns erwartet ahnen wir zu dem Zeitpunkt nicht. Wir wissen nur, dass die Schule 14 in Erdenet mit ihren hochmotivierten Deutschlernen (ca. 100) in ein Camp fährt, um an dem Wochenende viiiiiiel Deutsch zu lernen. Okay, wir lassen uns ein wenig überraschen. Da wir schon vermuten, dass die Lehrerinnen, sich sehr auf uns verlassen, was die Gestaltung des „Deutschcamps“ angeht, da wir ja schließlich aus Deutschland kommen, suche ich am Tag zuvor einige Deutsche Lieder, wie „Meine Tante aus Marokko“, „Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad“ und das „Fliegerlied“ heraus.

Aufgrund der gemeldeten Schneeschauer starten wir schon etwas früher. Was ein Glück. In Ulaanbaatar regnet es zwar, aber dass es wirklich schneien soll, kann ich mir nicht vorstellen. Es kommt vielleicht eine Schneeschauer zu Boden, denke ich mir, mehr wird das schon nicht sein. Glücklicherweise schnappe ich mir noch schnell meine Winterjacke, bevor ich das Haus verlasse, aber auch nur, weil diese so wasserfest ist.

Pustekuchen. Als wir Erdenet erreichen, stecken wir schon mitten im Schnee. Gemeinsam mit den beiden Deutschlehrerinnen aus Erdenet fahren wir weiter in das Jurtencamp, wo wir das Wochenende verbringen werden. Inzwischen ist es Dunkel. Es schneit ununterbrochen. Es kommt mir vor, als hätten wir bereits die russische Grenze überquert und fahren mitten durch Sibirien. Wir erreichen das Jurtencamp. Es ist tatsächlich alles zugeschneit. Die Lehrerinnen überlegen das Camp abzusagen. „Was sollen wir in dem Schnee nur machen?“ Aber nein, die Schüler freuen sich so sehr und wir uns natürlich auch. Naja gut, dann machen wir uns eben einen gemütlichen ersten Abend in unserer Jurte.  Eine Jurte ist ein wirklich schöner Platz, wenn es draußen so kalt ist und man drinnen gemütlich um den Ofen sitzen kann. Die Ruhe vor dem Sturm. Die Kinder kommen am nächsten Morgen. Dann ist es vorbei mit der „Lagerfeuerromatik“ in der Jurte.

So ist es natürlich auch. Kaum sind die Kinder da beginnen die ersten Schneeballschlachten und Schneemannbauten. Wie gut, wir brauchen ja gar nichts sagen. Unser Plan war es eigentlich, die Kinder mit einem Schneemann- Contest zu beschäftigen. Es läuft ja schon von selbst. Den ersten Tag verbringen wir dann auch damit, jegliche Schnee- und Naturvokabeln zu lernen.

Am Abend startet dann die Disco. Die Musik ertönt und die Jugendlichen (zw. 12 und 16 Jahren) tanzen völlig hemmungslos auf der Tanzfläche. Sie haben absolut Spaß! Am Ende wird sogar noch „Reise nach Jerusalem gespielt“. Schon lustig, dass man in 6500 km Entfernung die gleichen „Partyspiele“ kennt. Ja, wir sollten uns mal eine Scheibe der mongolischen Jugendlichen abschneiden. Ich erinnere mich nur zu gut, an Discoabende von Jugendfreizeiten oder Klassenfahrten. Alle stehen beschämt in der Ecke, keiner traut sich auf die Tanzfläche, das wäre ja wirklich viel zu peinlich, und die Stimmung ist absolut bescheiden.

Trotz der „wilden Party“ und der langen „Jurtengesprächen“, die bis in den frühen Morgen zu hören sind (wie das eben so ist, auf Klassenfahrten), laufen die ersten um 6 Uhr morgens schon topfit durch die Gegend. Ich drehe mich aber lieber nochmal um und genieße den Schlaf. Gegen 8 Uhr verlasse ich die Jurte und siehe da, der Schnee taut. Frühsport machen wir noch im Schnee, was so manche Aerobicschritte, welche die mongolischen Jugendlichen alle bestens beherrschen, erschwert.

Danach beginne ich mit ein paar Schülerinnen und Schüler das Fliegerlied einzuüben, da wir ein kleines Video drehen wollen. Es klappt fabelhaft. Wir haben wirklich viel Spaß. In Deutschland kann ich das Lied beim besten Willen nicht mehr hören, wenn aber plötzlich die mongolischen Kinder das Lied lauthals mitsingen bekommt es einen ganz neuen Flair.

Die Sonne scheint auch immer stärker, gegen Mittag stehen wir alle in T-Shirts auf schönem grünem Gras. Von dem Schnee ist nur noch vereinzelnd eine Spur zu sehen. Ja, v.a. wir „weißen“ Deutschen bekommen sofort einen Sonnenbrand.

Auch die Schulleitung der Schule Nr. 14 hat sich wohl am Morgen gedacht, dass sie das super sonnige und warme Wetter ausnutzen müssen. Nachmittags kommen sie in unser Camp, um uns zu besuchen. Als Gast müssen sie natürlich etwas mitbringen. Ich hätte mich auch über Bonbons gefreut, ein ganzes Schaf hätte es nicht sein müssen. Von Gaskocher, Geschirr bis hin zu jeglichen Lebensmitteln haben sie alles dabei. Mehrere Kartons tragen sie in unsere Jurte und beginnen mit dem Kochen des Schafs. Natürlich müssen dann alle Lehrer zusammen sitzen und essen und trinken. Die Kinder können sich ruhig mal ein paar Stunden alleine beschäftigen. Okay. Das gäbe es in Deutschland im Leben nicht…Aufsichtspflicht und so, ihr wisst schon…;) Immer wieder kommt der „Koch“ aus der Jurte und bringt irgendwelche neuen gerade fertig gewordenen Schafsinnereien etc., was wir natürlich alles verzehren müssen. Ich weiß nicht, was ich alles gegessen habe. Meine Lieblingsspeisen werden Schafsinnereien aber sicherlich nicht … Natürlich fehlt auch der Wodka in der Runde nicht. Ja, das ist aber nett, wenn die Schulleitung persönlich den Wodka mitbringt, wir die Flasche leeren „müssen“ und die Kinder um uns herum spielen. Eine tolle Erfahrung, wie entspannt mongolische Lehrerinnen und Lehrer bei einer Klassenfahrt sind. Ob ich das später in Deutschland auch sein kann? Ich glaube nicht. Entweder werden binnen von Sekunden Fotos bei facebook gepostet, wie die Lehrer das Schaf essen und den Wodka trinken oder die ersten Eltern stehen auf der Matte, bzw. das Telefon steht nicht mehr still…:D

Am Nachmittag bauen die Kinder Deutschlandkarten aus Steinen, Ästen und sonstigen Naturmaterialien und die Kinder lernen Deutsche Städte, Flüsse und Himmelsrichtungen mitten in der Natur von Erdent kennen. Erlebnispädagogisches Vokabellernen ist sicherlich (hoffentlich!!!) sehr nachhaltig.

Sonntags ist es auch schon vorbei. Auf dem Weg nach Hause sehen wir dann nun auch die Strecke, die wir hingefahren sind, da bei der Hinfahrt außer Dunkelheit und Schnee nichts zu erkennen war.

Von Erdenet geht es für uns erst mal nach Darkhan, die 3. größte Stadt der Mongolei, mit ca. 74000 Einwohnern. Am Montag findet nämlich in der Schule Soyuz die A1 Prüfung statt, die wir gemeinsam „abnehmen“ werden.

Sonntags scheint die Sonne wirklich noch wunderschön und wir genießen das tolle Wetter und ich lerne Darkhan  ein bisschen kennen. In Darkhan ist übrigens ein weiterer kulturweit Freiwilliger beschäftigt;) Montags findet dann die Prüfung statt. Danach fahren wir sofort nach Hause, da es tatsächlich wieder begonnen hat zu schneien. Die Fahrt nach UB hat dann auch ca. die doppelte Zeit benötigt, als normal, da die Straßen sehr glatt, rutschig und kaum befahrbar waren. Nach einem echt spaßigen, interessanten und vor allem wechselhaften (Wetter) Wochenende sind wir dann Montagabend erschöpft in Ulaanbaatar angekommen.

Ich freue mich wirklich schon auf hoffentlich ein weiteres Camp der Schule 14 oder sogar unserer Schule. Mal sehen was die Zeit bringt. Von einem „Zwei Jahreszeiten“ Wochenende kann ich dann aber sicherlich nicht mehr berichten.   Nun einige Fotos…! Danke für die Bilder, Stephan und Matthias!

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das verschneite Jurtencamp
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Schneelandschaft Mitte Mai
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viel Spaß in der warmen Jurte bei frostigen Außentemperaturen
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Wir sind ZfA!
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Kaum angekommen werden die ersten Schneemänner gebaut!
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Erlebnispädagogische Spiele sind eben bei Wind und Wetter zu spielen!
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Kaum einer hatte Winterschuhe dabei! Also müssen die nassen Schuhe schnell trocknen!
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Es taut! Frühsport noch im Schnee!
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Ein paar Stunden später sieht das ganze schon wieder anders aus! Wo ist der Schnee wohl hin?
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Wanderung in den Abendsonne! Der Schnee ist weg!
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Finde den Fehler!
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Die Schneemänner sind der Sonne „leider“ auch zum Opfer gefallen!
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Jamjam! Schafsinnereien!
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Schafsinnereien Teil 2
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Wer weiß, was da gerade zubereitet wird?!
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Am Morgen in Darkhan ist die Sonne schon nicht mehr zu sehen…
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Einige Stunden später auf der Fahrt nach Hause! Von gestrigen sommerlichen Temperaturen rein ins Schneegestöber der Superlative!

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