(den gleichen Text mit Bildern gibt es hier, die waren mal wieder zu groß, um sie hier hochzuladen)
Vor kurzem ist mir aufgegangen, wie wenig Zeit ich eigentlich noch in Shanghai und China überhaupt habe. Ich hatte noch ein paar Wochenendtrips auf meiner Liste (die ich schon erheblich gekürzt habe) und letzte Woche war ich dann an einem dieser Orte: Sanqingshan in der Provinz Jiangxi.
Hingefahren bin ich zum Wandern. Eigentlich hatten Annina und ich geplant, zusammen zu fahren, aber weil sie wegen eines umgeknickten Fußes nicht mehr richtig laufen konnte, machte ich mich dann letztendlich leider doch alleine auf den Weg. Auf eine sechsstündige Zugfahrt folgten noch zwei Stunden im Bus an dicht bewaldeten, grünen Berghängen entlang, während sich parallel zur Straße weiter unter ein Fluss durch die Berge schlängelte. Da merkte ich dann auch erst, wie gut es sich anfühlte, mal wieder richtig aus der Stadt herauszukommen. Im Hotel wurde ich dann quasi von einer Gruppe älterer Chinesen aus Shanghai adoptiert, die schon im Zug dem Baijiu (chinesischer Reisschnaps, schmeckt grauenhaft für die meisten Ausländer). Sie waren total begeistert von der Tatsache, dass sie mit mir Englisch reden konnten, ich Chinesisch lernte und noch jünger als ihre Kinder war, was sie dazu veranlasste, mich zu neuen Enkelin zu erklären. Als ich dann beim Abendessen sagte, dass ich kein Fleisch äße, verkündeten zwei der chinesischen Opas entschieden, dass sie dann heute auch keins essen würden
Eigentlich wollte ich am nächsten Tag mit ihnen auf den Sanqingshan steigen, weswegen ich ja überhaupt hergekommen war. Leider verpasste ich sie um zehn Minuten und holte sie auch nicht mehr ein (sie nahmen die Seilbahn), sodass ich letztendlich doch allein die zahllosen Stufen hochkletterte. Die ersten knapp 90 Minuten Weg hätte ich auch durch einen Seilbahntrip ersetzen können, aber so hatte ich das ganze Zeit über meine Ruhe und war in der Natur ziemlich allein – bis auf die Träger, die Wasser und Bier für die Läden weiter oben am Berg trugen. Die Aussicht war teilweise schon ganz nett, es war warm und trocken, alles in allem sehr angenehm. Je weiter hoch ich kam, desto nebliger wurde es jedoch und irgendwann fing es auch an zu regnen. Sobald ich die Stelle erreichte, an der die Seilbahn ihre Passagiere ausspuckte, wurde es auch voll. Und „voll“ in China bedeutet wirklich, richtig voll und gleichzeitig auch laut. Zugegeben, die Chinesenmassen in ihren bunten Regencapes sahen auch irgendwie witzig aus, aber mit zunehmendem Regen hatte ich dafür kein Auge mehr. Die Wolken wurden immer dichter und oft konnte man die Berge und die beeindruckende Landschaft dahinter nur grob erahnen wenn überhaupt.
Der Regen wurde auch immer schlimmer und zwischendurch setzte ich mich bei einem der Kioske für eine halbe Stunde hin, um zumindest wieder ein bisschen aufzuwärmen, was aber nicht wirklich klappte. Irgendwann schüttete es wirklich nur noch und ich war schon froh, wenn es mal etwas weniger wurde. Meine Kamera holte ich auch nicht mehr raus, alles andere als eine Unterwasserkamera hätte unter den Bedingungen wohl nicht überlebt. Man hätte dort oben wohl auch noch eine weile ganz gut rumlaufen können, ich bin z.B. nicht den Weg zu dem taoistischen Tempel gegangen, aber der Regen war einfach zu krass. Auf dem Rückweg wurde es dann echt verrückt, denn das kleine Flüsschen, an dem der Weg entlang führte und manchmal mit Brücken kreuzte, war so sehr angeschwollen, dass mir das Wasser bis über die Knöchel reichte und ich faktisch mehrmals durch kleine Wasserfälle durchlief. Nicht unbedingt die beste mögliche Behandlung für meine Schuhe…
Da ich das Gewandere oben auf dem Berg extrem abgekürzt hatte, war ich schon am frühen Nachmittag wieder zurück im Hotel, freute mich über eine heiße Nudelsuppe und verbrachte den Rets des Tages damit, mich wieder aufzuwärmen. Am nächsten Tag musste ich dann um 7 Uhr den ersten Bus über die holprigen Straßen durch die ganzen dörfer zurück nach Yushan nehmen, um meinen Zug zu erwischen.
Wenn das Wetter besser ist, ist der Sanqingshan bestimmt ziemlich beeindruckend. Das war er so zwar auch, aber es gibt einfach so einen Punkt, an dem einem so kalt ist, dass man dafür kein Auge mehr hat, so schade da auch ist. Trotzdem würde ich sagen, dass sich der Trip durchaus gelohnt hat, allein schon um einmal wieder etwas Natur zu sehen und wegen der Aussicht während des Bustrips von Yushan zum Sanqingshan.