Da ich im Wesentlichen keine Ahnung hatte, wo mein Wohnheim auf einer Karte gesehen liegt, habe ich mir am Freitag nach der Schule erstmal eine zur Hand genommen, um herauszufinden, wo zur Hölle ich eigentlich wohne. Ich bin den Chinesen gerade sehr dankbar für ihr effektives Bussystem, bei dem die Haltestellen nicht nach irgendwelchen Straßen oder Gebäuden benannt sind, die sich eventuell (entfernt) in der Nähe befinden, sondern nach der nächsten Straßenkreuzung, z.B. Shangnanlu Dezhoulu. So konnte ich dann ungefähr herausfinden, wo ich bin, und hatte nach eine halben Stunde auch eine Metrostation gefunden. Mit der Metro konnte ich bis zum Century Park fahren, einem riesigen Park in Pudong, wo ich mich dann einfach etwas entspannt und von der Woche erholt habe. Es wird zwar ziemlich früh dunkel (so gegen sechs), aber bis dahin ist es mit ca. 25 Grad noch ziemlich warm, sodass man sich gut ins Gras setzen und ein gutes Buch genießen oder einfach Leute beobachten kann J
Am Samstag traf ich mich morgens mit ein paar Schülerinnen zum „Sightseeing“ wie sie gesagt hatten. Nach einer knappen Stunde Busfahrt waren wir am People’s Square (in Shanghai anscheinend obligatorisch für aus- und inländische Touristen). Auf der einen Seite steht das Shanghaier Regierungsgebäude, auf der anderen das Shanghai History Museum, das als nächster Programmpunkt vorgesehen war. Es war auch echt interessant und wir hatten unseren Spaß^^ Es gab auf mehreren Stockwerken (ich glaube vier) Ausstellungen zu verschiedenen Themen: chinesische Kalligraphie, Bronzearbeiten, Jade oder Kunst von Minderheiten in China, dazu dann auch noch temporäre Ausstellungen (z.B. zu dem Maori). Natürlich haben wir nicht alles gesehen, aber besonders die Jade- und die Kalligraphie-Bereiche fand ich sehr interessant. Huahua, eine von den Schülerinnen, hat mir dann auch gleich erzählt, dass sie selber Kalligraphie macht, und mir ein Bild von einem ihrer Werke gezeigt. So was würde ich nie hinkriegen…
In der Nähe des People’s Square gibt es recht versteckt die „D-Mall“, ein unterirdisches Einkaufszentrum. Während es im Museum nur so wimmelte vor Ausländern, waren hier nur Chinesen unterwegs (ob da auch Touristen dabei waren kann ich nicht beurteilen). Es gibt so viel Kram zu kaufen, sowohl in Geschäften als auch an ein paar kleineren Ständen. Ich hatte irgendwann vollkommen die Orientierung verloren, aber es gibt auch einen Bereich, der wie eine Straße im früheren Shanghai gestaltet ist. Da gab’s für uns dann Bubble Tea (oh ja :D), Taiyaki (japanisch), koreanische Neujahrsreiskuchen (???) und Pommes zum Mittag.
Als Letztes ging es noch zu einem weiteren typischen Touristenziel: Yuyuan-Garden. Ich hab mir jetzt im Nachhinein mal auf Wikipedia angeschaut, was das genau ist und siehe da: http://en.wikipedia.org/wiki/Yuyuan_Garden
Davon hab’ ich aber vor lauter Menschen ehrlich gesagt nicht besonders viel gesehen, es war einfach nur so unglaublich voll… Es kann auch gut sein, dass man Eintritt zahlen muss, um in den eigentlichen Garten zu kommen. Abgesehen von dem Garten an sich gibt es da auch noch einen riesigen Markt, der etwas an den Portobello Street-Market erinnert, nur gefühlte zehn-, zwanzigmal so groß. Man kriegt vermutlich alles hier und die Sachen sind v.a. in den Seitenstraßen richtig billig – solange man Chinese ist. Als Europäer braucht man hier glaube ich gar nicht erst versuchen, zu handeln, aber mit tatkräftiger chinesischer Unterstützung kriegt man manche Sachen leicht für die Hälfte des erstgenannten Preises.
Am Sonntag war ich alleine etwas in der Französischen Konzession unterwegs. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, eine Route aus einem meiner Reiseführer grob abzulaufen, aber dann gab es immer wieder so interessante Nebenstraßen, dass ich letztendlich ganz woanders langgelaufen bin. Losgegangen bin ich von der Metrostation Shaanxinanlu (ich weiß nicht, ob das die richtige Umschrift ist) aus, wo man erstmal an einer Art Boulevard mit mindestens zwei Starbucks-Filialen und lauter teuren Modegeschäften landet. Die Häuser wurden aber nach einer Weile bedeutend kleiner und irgendwie chinesischer (sprich: viele kleine Läden nebeneinander und immer mal wieder Leute beim Kartenspielen). Trotzdem war alles immer noch sehr touristisch. Besonders nervig sind die Leute, die mit Bildern von teuren Taschen und Uhren herumlaufen und jede ausländischaussehende Person anquatschen…
Mein grober Weg führte mich irgendwie durch die Französische Konzession immer weiter Richtung Jing’An-Tempel, den ich mir als Letztes noch anschauen wollte. Zwischendurch war ich auch im „Garden Books“, einem Laden für importierte Bücher mit integriertem Café. Natürlich sind sowohl Bücher als auch Tee für chinesische Verhältnisse recht teuer (soweit ich das bisher beurteilen kann). Ich habe mir auch kurz die Moller-Villa angeschaut, der ziemlich protzige ehemalige Wohnsitz eines Reeders (glaube ich), angeblich nach einer Zeichnung seiner Tochter gebaut. So sieht sie auch aus mit den ganzen Türmchen…
Nach Gemüsebaozi zum Mittag war ich dann noch im Jing’An-Tempel. Der Eintritt kostet 30 Yuan, aber ich finde, das lohnt sich durchaus. Der Tempel ist schon ziemlich beeindruckend, ich lasse an dieser Stelle einfach mal ein paar Bilder sprechen.
Auf dem Rückweg bin ich, weil ich noch Zeit und Lust hatte, mal eine Metrostation weitergefahren als sonst, sodass ich wesentlich länger zu Fuß unterwegs war. Ich kenn mich so jetzt aber auch etwas besser in meiner Gegend aus und weiß, dass man in einer Straße in der Nähe auf einer Art Sraßenmarkt sehr gut Klamotten kaufen kann 😀
Ah Straßenmärkte sind toll :D. Hast du noch irgendwas zu essen gefunden? Als ich fertig war, war tatsächlich schon das meiste zu, sodass ich mich mit Fertignudeln zufriedengeben musste. Warst du schonmal auf einem Tiermarkt? :-S