[Katha im Land der Nicas.]

Abenteuer im Land der Seen und Vulkane.

Quedan pocos días… 21. Februar 2011

Filed under: Allgemein — strawberryfee @ 06:08

Es bleiben nur wenige Tage. Der Koffer steht bereit. Die ersten „Das-bleibt-hier“ und „Das-kommt-mit“ Stapel häufen sich im ganzen Haus. Ein Abschied nach dem Anderen. Die Stimmung sinkt. Weiter und weiter. Selbst die an sich so schönen Momente sind kaum noch zu genießen, da ich mir der Tatsache, dass ich nicht weiß, wann Momente dieser Art in diesem Land mit diesen Menschen, wiederkommen, völlig bewusst sind. Vielleicht früher als erhofft. Vielleicht gar nicht.
Ich liege mit meinem Netbook, das mich in dem halben Jahr Nicaragua so einiges an Nerven gekostet hat, in meinem Bett und spüre diese unangenehme Leere in mir, spüre, wie sich mir der Magen umdreht, wenn ich an Donnerstag, den Tag der Abreise denke, spüre, das ich endlich so sehr zu Hause bin, das ich diesen besonderen Ort jetzt nicht verlassen möchte.

Doch bevor ich mich in meinem Selbstmitleid verliere, wechsel ich zu Schönerem. Die letzten Wochen Nicaragua.
Wie bereits in meinem letzten Blogartikel angekündigt bin ich mit meiner lieben Paola zum Río San Juan ( ob 100% Nica oder nicht, sei mal dahingestellt…Leute, die die internationalen Nachrichten verfolgen, werden wissen, wovon ich rede. An den Rest, zu kompliziert um das hier zu erklären.), Streitgebiet Nicaraguas und Costa Ricas gefahren. Eine erstaunlich schnelle Autofahrt von 4h über eine nicht allzu angenehme Straße, woran ich mich wohl nie gewöhnen werde, und das Ziel war erreicht: San Carlos, Städtchen am NicaraguaSee und Río San Juan. Wir steigen aus dem Auto aus und werden erst mal von einer erschlagenden Hitze begrüßt. Trockenzeit in Managua ist im Moment herrlich. Verdammt heiß in der Sonne, doch wenigstens ein Wind, der das Ganze für Sonnenliebhaber noch erträglich macht. Doch weiter im Süden, am Río San Juan, im Regenwaldgebiet, fehlte das Windchen und so war die Schwüle eine kleine Überraschung…Das ich mich darüber beschwerte sollte ich noch zu zahlen bekommen.
Von San Carlos aus ging es 3h mit dem Boot in die nächstgrößte Stadt am Río San Juan „El Castillo“ (Castillo = Burg, Ort umgrenzt die Ruinen einer auf einem hübschen Hügel gelegenen Festung, die der Abwehr von Piraten diente). Man muss wissen, das auf dem 3-stündigen Weg von San Carlos nach El Castillo fast ausschließlich die Natur zu sehen ist. Vereinzeilt ein paar „Häuser“ im Slum-Stil, ansonsten wirklich nix, was auch nur ein geringstes Indiz für Zivilisation wäre.
Vom, für hiesige Verhältnisse schon fast touristischem El Castillo, wurden wir von einem Arbeiter des Refugios (Refugio = Zuflucht), wo wir die 3 Tage(Fr bis So) wohnen würden, abgeholt.

Das Refugio selber liegt natürlich auch völlig verlassen am Río San Juan. In der Umgebung nichts als unberührte Natur. Kein Wunder, das man für Essen und Übernachtung 50 Dollar zahlen musste…Allein die Beschaffung von Essen und Trinken war geprägt von einer halbstündigen Bootsfahrt ins nächstbeste Dörfchen „El Castillo“. Nichts desto trotz, für jeden, der 3 Tage jede Art von Viehzeug ertragen kann und die Natur liebt, ist das Refugio ein Traum. Ein überdachtes Rondell, voll von Hängematten, war der ideale Ort um sich auszuruhen…Und das musste man auch. Denn die Natur kann ganz schön aufregend sein.
Nachdem wir Freitags erst am späten Nachmittag angekommen waren, und den Tag mit dem Bewundern des unbeschreiblich atemberaubenden Sternenhimmels (schließlich gibt es da kilometerweit kein Licht) und der ersten Glühwürmchen, die ich in meinem Leben gesehen habe, und gleich so viele, zu Ende gebracht hatten, begangen wir den Samstag gleich um 5 Uhr in der früh, um um 6 Uhr morgens mit Jonathan, einem 24-jährigen Guide, der dort aufgewachsen ist, eine Tour durch den Regenwald zu machen. Bei unserem Pech machte der Regenwald seinem Namen alle Ehre und bereits nach den 5 Minuten Bootsfahrt zu dem begehrten Teil des Regenwaldes waren wir völlig zernässt. Aber gut, gezetert wird nicht. Da wäre man in Nicaragua ganz falsch.
Dank der tollen Gummistiefel, die wir vom Refugio geliehen bekamen, konnten wir dann auch losmaschieren…Wege gibt es da nämlich nicht. Noch heute frage ich mich, wie Jonathan sich die 2h in diesem bewucherten Primärwald orientieren konnte. Leider waren auch die Gummistiefel nach einer guten Stunde nicht mehr wasserdicht, doch das Finden des berühmten Pfeilgiftfroschs machte einiges wieder gut (Und wieder bewunderndes Lob an Jonathan.

Der Typ ist vier Jahre älter als ich und findet Tiere, die sonst niemand sehen würde.) Natürlich war das nicht das einzige Getier, was wir fanden, allerdings sind mir, da auf spanisch, die ganzen Namen nicht sonderlich gut hängen geblieben. Spinnenaffen ja. 24/7 ebenfalls. Ja, 24/7 ist auch ein Tier, wobei allerdigns nur ihr Spitzname in meinem Kopf hängen geblieben ist. 24/7 ist nämlich eine gut 2 cm große Ameise, die die Bäume rauf und runter maschiert, um diesen zu beschützen (Memo an alle Regenwald-Besucher: Niemals an Bäumen abstützen oder festhalten)…das habe ich gemacht und, nachdem ich das Tier gesehen habe, völlig paranoid versucht sein zu lassen, was bei dem Schlamm allerdings leichter gesagt als getan war. Die 24/7 hat nämlich einen Stachel, mit dem sie jeden, der dem Baum auch nur zu Nahe kommt, sticht. Nun kommt der Name ins Spiel. Die bestialischen Schmerzen des Stichs dauern nämlich 24h an und die Entzündung ganze 7 Tage…Dios, hatte ich danach eine Angst, immerhin kam es öfter vor, das ich mich völlig im Reflex am nächsten Baum festgehalten oder abgestützt hatte. Aber es ist alles gut gegangen.
Am Abend ging das Abenteuer weiter…oder erst richtig los. Kalmanen-Jagd. Mit dem Boot, Jonathan, einem „Bootsfahrer“ und einer Taschenlampe machten wir uns auf den Weg. Mit der Taschenlampe suchten wir das Ufer ab, in der Hoffnung auf die rötliche Reflektion der Augen der Kalmanen (grüne Reflektion = besondere Spinnenart, gelbe Reflektion = Frosch). Zugegeben, Paola und ich waren schon ein wenig nervös. Diese völlige Dunkelheit, dieses wackelige Boot und die Vorstellung von den „bösen“ Kalmanen im Wasser hatten nicht unbedingt einen beruhigenden Effekt. Und früher als erwartet griff Jonathan (Lebensmüde?! Ja, vielleicht) ins Wasser und zog einen ca. 8 Monaten alten Kalmanen raus (ca. 50 cm)…den konnten Paola und ich dann mit viel Überwindung, auch weil uns das Tier ziemlich leid tat, mal selber halten.
Weiter ging es, wollten wir doch auch noch einen großen Kalmanen finden…zumindest war das Jonathans Anspruch. Und Jonathan wäre nicht Jonathan, wenn er den nicht auch finden würde. Kurz danach zog er dieses arme gut 130 cm große Tier aus dem Wasser. Das konnten wir dann nicht mehr halten…Nicht nur, weil der Respekt doch um einiges gestiegen war, sondern auch, weil das Gewicht um einiges gestiegen war…Bueno, wir gaben uns dann damit zufrieden den Schwanz, der schon einiges wog, zu halten.
Der nicht so schöne Teil der Tour war die Rückfahrt und Ankunft im Refugio. Jonathan und der „Bootsmann“ nahmen den riesigen Kalmanen nämlich mit, um ihn einer Gruppe von Biologie/Ökonomie etc. -Studenten aus Los Angeles zu zeigen, die die Umgebung des Refugios seit Tagen studierten. Da tat mir das arme Tier doch schon ziemlich leid. Jeder wollte mal halten, jeder wollte mal posen…und das zog sich ziemlich in die Länge. Ich hoffe, das Tier hat es ohne weiteren Schaden überstanden, nachdem es wieder ausgesetzt wurde.

Am nächsten Tag ging es schon wieder zurück. Einen Zwischenstop machten wir in „El Castillo“, um uns die Festung, die zur Verteidigung vor Piraten erbaut worden war, anzuschauen. Beeindruckend und spannend, und in gewisser Hinsicht auch ein wenig romantisch, denn die Tourismus-Informationen passten sich ziemlich den klischeehaften Vorstellungen von Piraten von vor 200/300 Jahren an.

Nur auf dem Rückweg hatten wir ein wenig Pech. Unser Auto hatte ein Platten. Die Stadt hatte keinen Strom. Den brauchte man aber, warum auch immer, um das zu reparieren. Ganze 3h warteten wir auf den Strom, der nicht kam, und schafften es dann am Ende doch auf andere Weise, den Reifen zu reparieren. Tragischerweise kam ich dann erst 3h später als geplant an, sprich halb 1 in der Nacht und hatte, da mein Akku leer war, nicht die Möglichkeit, meine Gastfamilie zu informieren, die vor Sorge beinahe gestorben war. Glücklicherweise verzeihten sie mir dann wenigstens das nächtliche Klingeln an der Haustür.

Ebenfalls erwähnenswert ist der 12.02. Tag unserer, sprich Annas, Paolas und meiner Abschiedsparty. Schon früh kauften wir alles ein, bereiteten Salate, Reis und Tortilla als Beilage für das Grillfleisch und Hühnchen (Hühnchen ist hier KEIN Fleisch) vor und begangen um 16 Uhr mit der wunderschönen Fiesta.

Es kamen Lehrer, unsere Kollegen, der Schulleiter, unser Mentor und ein Teil unserer nicaraguanischen Freunde. Die Party selber fand im Garten einer unserer nicaraguanischen Freundinnen statt. Que amable. Und dann hieß es auch schon Abschied nehmen. Zumindest von und für Anna, die bereits am Día del amor y de la Amistad (14.02.) nach Hause flog.

Paola und mir blieben noch einige Tage. An unserem letzten Arbeitstag wurden wir im Lehrerzimmer von unserem Mentor und Schulleiter auf die liebevollste Art verabschiedet und bekamen sogar Schul-tshirt, Schul-kappe und eine Carpeta (tut mir leid, ich weiß immer noch nicht, was das auf deutsch heißt) geschenkt. Ein schöner Moment, der uns bewusst machte, wie sehr wir die Schule, so anstrengend die Arbeit manchmal auch war, vermissen werden. Die Menschen, die Atmosphäre und die Lage machten die Arbeit dort zu etwas einzigartigem und völlig besonderem, was niemals zu ersetzen sein wird.

Das letzte Wochenende begangen wir dann mit dem Besuch des Vulkans Masayas.
BEEINDRUCKEND. Mein Reiseführer beschreibt den Vulkan als „Mordor“, „Schlund der Hölle“ usw. Und das ist es. Mit dem Taxi fuhren wir hoch, von dem Punkt aus kann man selber noch was rumlaufen, doch die Warnung „Zu ihrer eigenen Sicherheit bleiben Sie nicht länger als 15-20 Minuten auf dem höchsten Punkt!“ war schon ziemlich abschreckend.
Durch die Höhe mussten wir uns ziemlich abmühen die paar Treppenstufen, die zum höchsten Punkt fehlten, hochzusteigen. Doch es war nicht nur die Höhe. Der Geruch von Schwefel war schon sehr enorm und erschwerte mit jeder Minute mehr und mehr das freie Atmen. Und tatsächlich, man schaut in diesen Krater, der kein Ende zu nehmen schien, wir haben zumindest keines entdecken können, und sieht die Gase die der Erde entsteigen. Beeindruckend. Völlig surreal. Völlig unwirklich. Eine andere Welt. Auch sonst ist da oben alles trocken, sehr tot. Keine Bäume, kaum Pflanzen, unzählige Lavasteine und Staub. Mordor, im wahrsten Sinne des Wortes. Man kann es sich nicht vorstellen, wenn man es nicht gesehen und vor allem gespürt hat. Allein die Aussicht war der Ausflug wert, auch wenn wir Glück im Ungklück mit dem Wetter hatten. Ab und zu gibt es auch mal in der Trockenzeit Wolken am Himmel, die aber immer mittags verschwinden. Da wir relativ früh da waren, hatten wir natürlich eine gedämpfte Sicht durch die Wolken, die kein Sonnenlicht durchließen, dafür konnten wir allerdings ein wenig mehr umher wandern, denn wo da oben nicht die geringste Möglichkeit von Schatten besteht, muss der Ausflug ohne Wolken ziemlich beschwerlich sein.
Alles in allem ein Ausflug, der sich wirklich gelohnt hat.

Por la noche trafen wir uns dann nochmal mit Freunden in einem Restaurant, ehe wir den Abend in einer Bar ausklingen ließen. Wieder interessante, nette Leute kennen gelernt, die ich leider nur nicht weitergehend kennen lernen konnte, da ich schon relativ früh gegangen bin, um mich am SonntagMorgen von weiteren Freunden zu verabschieden.
Dennoch, ein Abend, der sich ebenfalls gelohnt hat.
Und ein Abend, der mich merken ließ, wie sehr ich alles und alle hier vermissen werde.

Wenn ich zurück schaue wirkt meine erste Zeit in Nicaragua sehr surreal auf mich. Alles war fremd, alles so beschwerlich, ich hatte ordentlich zu kämpfen mit dem Kulturschock. Es dauerte einige Zeit, bis ich endlich ankam. Doch das tat ich und von Woche zu Woche lief es besser. Ich fing an, alle Leute deutlich zu verstehen. Ich fing an Nicaragua zu schätzen. Ich fing an, ein Leben hier zu leben.
Endlich klappt alles, und jetzt, wo alles so gut läuft, werde ich aus diesem Leben rausgerissen. Ich denke mir oft, wieso hast du nicht verlängert, doch ich weiß genau so gut, das ich dann nie mit meinem Studium anfangen wüde.
Doch der Gedanke macht es nicht besser.
Seit mehr als 5 Monaten lebe ich in einem paradiesisch warmen Land, seit 3 Monaten gibt es fast keine einzige Wolke mehr. Wir haben uns alle so verändert (nein, nicht nur durch unsere Gewichtszunahme körperlich, sondern auch psychisch) und fürchten uns davor, nicht mehr in unser so anderes Leben zu passen (nicht nur, was die Klamotten angeht).
Natürlich, ich bin mir sicher, das wir uns irgendwo in uns auch freuen, doch mir fällt es schwer, diesen Teil zu finden. Die Trauer überschattet alles. Denn wie schon richtig erkannt wurde: Als ich Deutschland verließ wusste ich, dass ich in einem halben Jahr zurück kommen würde.
Wenn ich Nicaragua verlasse, weiß ich nicht, wann ich zurück komme und ob ich die ganzen lieb gewonnenen Menschen überhaupt wiedersehe.
Das tut weh. Das ist nicht schön. Das macht mir Herzschmerz.
Und damit mache ich mich Schluss, denn so steiger ich mich nur zu sehr in meine Traurigkeit rein.

Un beso enorme para todos.

 

Vier Wochen – Drei Länder – Ein Traum. 24. Januar 2011

Filed under: Allgemein — strawberryfee @ 23:50

Gut, zugegebenermaßen habe ich nicht innerhalb von 3/4 Wochen von mir hören lassen. Genauergenommen sind es 5 Wochen, die ich „badly connected“ war. Schuld war meine Reise nach Costa Rica und Panama, ungeplanten Geschehnissen und der Start der Arbeit.
Fünf Wochen in den so viel passiert ist in einen ansprechenden Bericht zu verfassen, grenzt wohl an Unmöglichkeit. Doch getreu dem Ikea-Motte „Entdecke die Möglichkeiten“ werde ich mich der schwierigen Aufgabe stellen.
Am 18. Dezember sollte es los gehen. Mit dem Reisebus ab nach Costa Rica. Sechs bis acht Stunden Fahrt. Gut…wäre da nicht die Grenze. Als verwöhnte EU-Bewohnerin habe ich natürlich völlig vergessen, dass man in Zentralamerika nicht so einfach von Land nach Land kommt. Nein, man muss, in meinem Fall, erst an der nicaraguanischen Seite aus dem Bus raus, um sich, nennen wir es mal „abzumelden“, und dann wieder auf der Costa Ricanischen Seite um sich „anzumelden“.
Schön und gut, wäre da nicht die Vorweihnachtszeit. Auf die Seite Costa Ricas‘ war es schon mal geschafft. Raus aus dem Bus traf mich erst mal der Schlag. Menschen. So viele Menschen. Ein Chaos an Menschen. Un moton an Menschen, die Weihnachten offensichtlich in Costa Rica verbringen wollen. Völlig überfordert stehe ich in der Menschenmenge und sehe mich verzweifelt nach dem Beginn der Menschenschlange um, voller Menschen, die alle darauf warteten den ersehnten Stempel in ihrem Reisepass zu bekommen. „Katharina“, höre ich auf einmal von weitem, nehme es jedoch kaum war. „Kathi“, höre ich schon wieder und drehe mich diesmal um. Völlig absurderweise steht meine Gastmutter auf einmal vor mir und nimmt mich, bevor ich überhaupt reagieren kann, in die Arme.
Da steht man an einer völlig überfüllten Grenze und trifft…seine Gastmutter. Die ist nämlich mit ihrer Familie auch nach Costa Rica um da Weihnachten mit den Eltern meines Gastpapas (Tico) zu verbringen. Mitnehmen konnten sie mich leider nicht, da ich vor dem Plan meiner Gastfamilie schon mein Busticket gekauft hatte.
Leider….denn wäre ich mit meiner Gastfamilie gefahren, hätte ich wohl nicht 4 Stunden (!), von der brennenden Sonne stets verfolgt, warten müssen, um meinen Stempel zu bekommen. Der Stempel-Vorgang selbst hat dann übrigens nur knapp 30 Sekunden gedauert.
Doch auch da war die Tortur noch nicht überstanden. Schließlich musste das Gepäck noch durchsucht werden. Mir graute es schon davor, denn ich hatte meinen ganzen Kram in einem Backpacker-Rucksack dabei, den man nur oben öffnen kann, sodass „durchsuchen“ wirklich eine Sache der Unmöglichkeit ist. Die Untersuchung selbt stellte sich dann als Witz raus. Unnötigerweise hatte ich schon ziemliche Panik, als der Grenzpolizist um das Öffnen des Gepäcks bat. So gut es ging öffnete ich also meinen Rucksack, doch bis auf das T-shirt, das ganz oben lag, sah man nichts. Auch gut, der Polizist ging mit einem Nicken an meinem Gepäck vorbei und „durchsuchte“ auf diese Art und Weise den Großteil der Gepäckstücke.
Gut, für mich. Sechs Stunden später kam ich dann mit 4/5 Stunden Verspätung gegen 22 Uhr(die Reise ging um 10 Uhr los) in San José an. So konnte mich die kulturweit-Freiwillige, die in San José wohnt, auch nicht abholen, sodass ich mit einem Taxi, das mich natürlich erstmal viel zu viel Geld zahlen ließ und mir auch noch das falsche Rückgeld zurück gab (Jaaaa, hier haben auch nicht fast alle Länder den Euro) zu Hannas wunderschöner Wohnung fuhr.
Da traf mich der nächste Schock. Nachdem ich sehr lieb von Hannalein und ihrem Mitbewohner begrüßt wurde, berichtete diese mir erstmal, das die Freiwillige aus Kolumbien, mit der ich die 3 Wochen Reisen wollte, in Panama nicht über die Grenze nach Costa Rica kommt. Zu dem Zeitpunkt wussten wir in San Jose auch noch nicht im Geringsten warum und machten uns dann einen Tag später auf an unserer erstes geplantes Reiseziel in der Hoffnung, Bea würde nachkommen. Unfassbarerweise schaffte sie es. Das Problem war, das sie aus Kolumbien nach Panama kam und alle Kolumbianer, die von Panama nach Costa Rica einreisen wollen, müssen eine Gelbfieber-Imfpung vorweisen. Bea hatte natürlich ihren Impfausweis nicht dabei. Folglich musste sie eine Nacht an dem Grenzort verbringen (wenigstens gab es da etwas zum verbringen, am Grenzübergang Nicaragua/Costa Rica war nämlich wirklich NICHTS) und sich am nächsten Morgen eine Kopie des Impfausweis per Email zuschicken lassen.

Vermutlich müssenwir dankbar sein, das dann alles noch so gut geklappt hat.

Zusammen mit der Freiwilligen aus Costa Rica ging es dann auf die Peninsula de Nicoya in einen Ort, der sich Montezumma nennt. Dort befand sich bereits eine weitere Costa-Rica Freiwillige, sodass schließlich die Bea-Hanna-Wencke-Katha-Konstellation entstand.

Bea, Hanna und ich am atemberaubenden, menschenleeren Playa Grande.

Bea, Hanna und ich am atemberaubenden, menschenleeren Playa Grande.

Eine tolle Konstellation, wie sich herausstellte.
Ganze 7 Tage haben wir an diesem wundervollen Ort, der aus 2 Straßen besteht, verbracht. Was soll toll an dem Ort war? Nun, der Ort wird unter anderem auch „Montefuma“ (fumar=rauchen) genannt. Tatsächlich fühlt man sich in Montezuma ein wenig wie in den 70er Jahren…viele Aussteiger verbringen in Montezuma ganz im Sinne der Hippies ihr Leben. Entsprechend war die Atmosphäre in dem Ort super entspannt. Und ich hätte noch länger Zeit in diesem wundervollen, kleinen Örtchen verbringen können, hätte ich nicht noch mehr von Costa Rica und Panama sehen wollen. Die Woche haben wir uns mit Strände entdecken, 4 Stunden wandern in einem Natur-Reservat mit anschließendem einsamen Traumstrand, Affen-Beobachtung, Batidos-Trinken usw. verbracht. Höhepunkt war allerdings Weihnachten. Ca. 3 Stunden reiteten wir 4 mit einem Guide die Peninsula entlang. Beeindruckend, wie die Tiere ihren Weg in der übelsten Wildnis finden und klettern können. Himmlisch, wie man an verlassenen Stränden die Aussicht auf sich wirken lassen kann. An einem Strand inkl. Wasserfall wurde eine Pause gemacht, ehe es zurück ging. Den Abend gingen wir dann zunächst noch ganz besinnlich essen, ehe wir den Tag in der einzigen Disko im Ort zu Ende brachten. Amüsanterweise waren wir auch die letzten weiblichen Personen in der Disko, blieben wir doch bis zur Schließung, was uns leider unerträglich viele „Quieres bailar?“ und Körperkontakt seitens der verliebenen Einheimischen einbrachte. Gott sei Dank hatten wir am selbigen Abend 2 super nette Bayer kennen gelernt, die sich dann netterweise als unsere Partner ausgaben.

Heiigabend: Horseriding an den Straenden der Peninsula de Nicoya.

Heiigabend: Horseriding an den Straenden der Peninsula de Nicoya.

Weniger schoen waren die Ratten, mit denen wir in unserem Hostel im Ort zu kaempfen hatten…bzw. mit denen ich zu kaempfen hatte, denn die anderen beiden, mit denen ich mir ein Zimmer teilte, schiefen bereits tief und fest und hatten, im Gegensatz zu mir, Oropax.

Weihnachtsessen.

Weihnachtsessen.

Nach 2h "hardcore-wandern\klettern" im Wald endlich am Ziel: Das Paradies.

Nach 2h "hardcore-wandernklettern" im Wald endlich am Ziel: Das Paradies.

Katha wacht also eines Nachts auf, weil sie das Rascheln von Plastik hört. Der Mondschein, der das Zimmer mit einem angenehmen Licht erhellt, lässt gerade noch zu, das sich irgendetwas, relativ großes über unsere Sachen rumlief – ausgerechnet auch noch über den Tisch, der nur wenige cm von meinem Bett entfernt stand. Eine böse Vorahnung erschlich mich…die ich als bestätigt entfand, als ich den langen Rattenschwanz im Licht sah. Ratten…Wie gelähmt blieb ich in meinem Bett und sah der Ratte panisch beim Rumlaufen zu. Ich wollte die anderen nicht wecken, aber ich konnte auch nicht in dem Bett bleiben, was so gefährlich nahe an besagtem Tisch war. Was sollte ich machen, wenn die in mein Bett springen würden?
Also aufspringen und raus aus dem Zimmer. Beim vorbei laufen erkannte ich auch noch, das es zwei Ratten waren. Verzweifelt saß ich draußen auf dem Gemeinschaftsbalkon. Zum einen war es kalt, zum anderen hatte ich keine Ahnung, wie viel Uhr es war. Glücklicherweise wachten die anderen beiden kurz nachher wegen des Lichtes durch die geöffnete Tür doch noch auf…und so grübelten wir zu dritt in der Kälte. Dank einem heldenhaften Amerikaner vom Zimmer nebenan, wagten wir uns, nachdem er das Zimmer bewaffnet mit einem Besen durchsucht hatte, zurück ins Bett – schlafen konnte ich nicht mehr.
Doch abgesehen von dieser Horror-Nacht, waren die ersten 7 Tage meiner Reise schlichtweg paradiesisch schön, was vor allem der Tatsache, das wir vier uns so gut verstanden haben, zuzuschieben ist.
Nach Weihnachten ging es also zurück nach San José, wo wir uns noch den Vulkan Poas anschauten (Man beachte: Ca. 8 Euro Eintritt). „Anschauten“, denn man sah nichts. Es war kalt, es regnete, und alles was man von Krater sah, war das reine „Nichts“. Durchgefroren nutzen, zurück in Hannas Wohnung, ihren Herd als Heizung, ehe wir uns am Abend mit der Motezuma-Clique, einer weiteren Freiwilligen aus Costa Rica, einer aus Panama und Wenckes Bruder, der extra zu Besuch kam, trafen, um in Wenckes Geburtstag reinzufeiern.

Kulturweit verbindet.

Kulturweit verbindet.

Man muss sich das mal vorstellen: Am 27.12. schaffen es eine Freiwillige aus Panama, eine aus Kolumbien, drei aus Costa Rica, und eine aus Nicaragua (meine Wenigkeit) sich in einer kleinen, unauffälligen Wohnung in San Jose zu treffen. Ohja, „kulturweit“ verbindet. Nachdem wir alle gut angetrunken waren, ging es dann mit dem Taxi in den nächstbesten „Club“. Taxis fahren in SanJoses leblosen Straßen übringens skrupellos über rote Ampeln – aus Angst vor Überfallen.
Nach einer Nacht mit zu viel Alkohol machten Bea, Freiwillige aus Kolumbien, und ich mich schließlich auf den Weg nach Tortuguero (Karibikküste)…Abends kamen wir an und mussten erstmal, um zu dem Ort zu kommen, einen Fluss, der den Amazonas in meiner Vorstellung enorm glich, mit nicht gerade verlockenden Booten überqueren. Doch auch das schafften wir. Leider verfolgte uns der Regen immer wieder, sodass wir angekommen, wieder pitschnass waren und zu allem Übel noch festellen mussten, das es keine richtigen Straßen in dem Ort, sondern nur erdige Wege gibt, die völlig überschwemmt waren (man konnte nur barfuß gehen).

Vom Regen verfolgt.

Vom Regen verfolgt.

Problem: Wir wollten am nächsten Tag eine Tour über besagtem Fluß machen. Die hatten nämlich auch schon andere CostaRica-Freiwillige gemacht und sehr von der Amazonas-Ähnlichkeit geschwärmt. Der Guide, der super nett war, meinte aber ehlicherweise, das bei dem Wetter kaum Tiere rauskommen würden. Also machten wir einen Deal: Würde sich das Wetter bessern, würde er am nächsten morgen superfrüh vorbeikommen, um uns zu wecken. Würde sich das Wetter nicht besser, dann nicht. Nun, da wir bis 8/9 Uhr schliefen, hatte sich das Wetter nicht verbessert und wir flüchteten von der Karibik an den Pazifik…wo wir schließlich auch das gute Wetter fanden.

Mein National-Geographic-Foto..nun gut, wir wollen es mal nicht uebertreiben.

Mein National-Geographic-Foto..nun gut, wir wollen es mal nicht uebertreiben.

Zunächst nahmen wir uns den National-Park Manuel Antonio vor. Tatsächlich sahen wir ein Faultier, unzählige Affen (das wurde schon langsam langweilig) und Waschbären, die den Touristen am Strand das Essen klauten. Wir waren also erfolgreich, vor allem was die Naturschönheit anging. Leider war der Park ziemlich tourisitisch, doch so kam man auch in den Genuss von komischen Menschen, die sich am Strand schreiend darüber beklagen, dass „dies der schlimmste Ort überhaupt sei und sie Affen sowieso hasse“…Die Frage, was sie dann in einem Nationalpark macht, stellt sich da gerechtfertigterweise. Noch fünf weitere Tage verbrachten wir an den verschiedensten Orten am Pazifik um Sonne zu tanken, wunderschöne Strände zu entdecken und Sonnenuntergänge zu genießen.
Silvester fiel dabei leider komplett ins Wasser, weil sich meine Mitreisende gut erkältet hatte und schon gegen 11 ins Bett musste.
Doch mein Highlight sollte noch kommen.
In Uvita, unserem letzten Pazifikort (wo es natürlich mal wieder regnete, wie sollte es auch anders sein…man sollte erwähnen, das es da sonst im Januar NIE regnet) habe ich die 4h gutes Wetter, die es vormittags gab, genutzt, und Whale-Watching gemacht. Zunächst ging es schnorcheln, ehe wir uns auf die gut zweistündige Suche nach den Walen machten. Und wir fanden sie.
Wir fanden eine Mutter und ihr Baby, was ziemliches Glück war, da das Kleine noch atmen lernen musste und so die beiden immer wieder an die Oberfläche kamen. Interessanterweise durften wir uns auch nicht mehr als 150m annähern, da die Mutter, beschützerisch wie Mütter sind, sich sonst gereizt fühlen und uns angreifen könnte. Glücklicherweise war das Baby aber ziemlich neugierig, sodass sich die beiden von alleine uns annäherten. Meine Kamera war natürlich die ganze Zeit schussbereit. Doch bis auf ein bisschen Körper, das beim Atmen immer herausschaute, sah man nicht viel. Das zu sehen und zu hören, war schon beeindruckend genug, doch fototechnisch nicht gerade von Vorteil…Der Guide sagte gerade noch, das es fast unmöglich sei, ein gutes Foto zu bekommen, als das Baby aus dem Wasser hochspringt – und ich drück ab. Jaaa, ich könnte das Bild National Geographic verkaufen. Zumindest haben mich alle, die mit auf dem Boot waren, gleich mal darum gebeten, ihnen das Foto zu schicken. Und als wäre das nicht schon emotional genug gewesen, sprang kurz darauf die Mutter auch noch aus dem Wasser…leider hatte das meine Kamera nicht mehr aufnehmen können…aber wir wollen ja auch nicht übertreiben.
Auf jeden Fall fühlte ich mich danach völlig „high“. Whale-Watching ist verdammt teuer, aber jeder, der die Gelegenheit dazu hat, sollte das machen, denn es ist super beeindruckend, diese Tiere zu beobachten. Ein super berührender Moment, in dem man merkt, wie klein man in dieser großen, wunderbaren Welt eigentlich ist.
Ab da sollte aber auch der Pazifik ein Ende nehmen, sodass wir uns auf den Weg nach Panama machten – Zum Glück ohne Grenzprobleme. In Panama steuerten wir zuerst Bocas del Toro (Karibik) an. Zugegeben, wir hatten etwas Angst, in der Karibik nur Regen zu finden, doch wir hatten Glück. Mit unserer Ankunft zeigte sich auch ausnahmsweise mal die Sonne…vor allem in Form von einer Costa-Rica-Freiwilligen, die wir da trafen (Man muss sich das mal vorstellen, man reist in einen der touristischsten Orte Panamas, und trifft jemanden aus Costa Rica.). Die Zeit in Bocas war super. Karibik pur, Natur und Flair.

Endlich in der Karibik - ohne Regen.

Endlich in der Karibik - ohne Regen.

Highlight war der „Starfish-Beach“, ein Strand, an dem man im klaren Karibikwasser unzählig viele riesige Seesterne sehen konnte. Weiteres Highlight war das Hostel, in dem wir viele coole Leute aus ganzer Welt kennen lernten.

Starfish-beach.

Starfish-beach.

Doch auch in der Karibik gibt es Uhren und uns wurde schmerzlich bewusst, das wir uns so langsam auf den Weg nach PanamaCity machen mussten, von wo mein Bus auch zurück nach Managua gehen würde. Doch schlimm war das nicht, denn PanamaCity war auch eine klasse Erfahrung. Zuerst:Zivilisationsschock. PanamaCity hat vielerort eine ziemliche Ähnlichkeit mit großen amerikanischen Städten, sodass jemand, der gerade 4 Monate in Nicaragua verbracht hat, ziemlich schockiert von der Existenz einer richtigen Zivilisation ist…was es da alles gab…WOW.

Zivilisations-Schock in Panama-City.

Zivilisations-Schock in Panama-City.

Neben dem Panama-Kanal, Pflichtprogramm in Panamas Hauptstadt, liefen wir noch etwas umher. Vor allem hat es mir der Ortsteil „Casco Viejo“, wo auch unser Hostel war, angetan, da es als eine Art Altstadt super schön war…und es sowas in Nicaragua absolut nicht gibt. Unseren letzten Abend celebrierten wir mit Kino und ein paar Getränken, die mir leider ziemlich schnell zu Kopfe steiegen, im Hostel mit anderen netten, interessanten Leuten. Für mich hieß es dann am Morgen des 09.01. zurück nach Managua. Mit viel zu wenig Schlaf und verkartert machte ich mich also auf dem Weg zum Busbahnhof. Dort lernte ich einen Amerikaner kennen, der gerade aus dem Iran zurück kam und seine Familie besuchen wollte. Ihm wurde seine Tasche mit seinem ganzen Geld, Bankkarte und Ausweisen geklaut. Super traurige Geschichte, ich litt richtig mit ihm. Denn dummerweise hatte die Botschaft die nächsten zwei Tage nicht auf und so konnte er nicht weiterreisen. Was mich ärgerte war noch mehr meine Reaktion, als er mich nach 20/30 Doller fragte um sich zumindest eine Bleibe zu suchen. Sofort wurde ich misstrauisch, ob die Geschichte stimme. Vor Nicaragua wäre mir das nie passiert. Für das Misstrauen schelte ich mich heute noch, denn wäre ich in der Situation gewesen, hätte ich auch Hilfe gebraucht. Nun, ich selber hatte meine letzten Doller ausgegeben, wo es zuruück nach Nicaragua ging, und hatte, da mein Bus kam, auch keine Zeit mehr, für ihn noch was abzuheben, doch nichtsdestotrotz war da das Misstrauen, was mir auch heute noch Leid tut.
Nun, so oder so kam mein Bus und ich brauchte erst mal 14 Stunden, um überhaupt in San Jose anzukommen. Ein Uhr nachts kamen wir an. Problem: Der Bus nach Managua kam erst um 6 Uhr morgens. Ergo: Ich musste 5 Stunden im überklimatisierten Busterminal warten, wo man natürlich nicht schlafen konnte, und sich nciht al einen Cafe kaufen konnte. Das waren wohl mit die 5 härtesten Stunden seit langem. Auch die Weiterreise war nciht viel besser, denn im überklimatisierten Bus war ich vor lauter frieren überhaupt nicht in der Lage zu schlafen.
Völlig erfroren war ich erstmal unendlich froh, zurück im warmen Nicaragua zu sein. Dort ging noch eine Woche allein auf Reise.
Zunächst an den Surferspot „San Juan del Sur“, der auch für Nicht-Surfer sehr sehenswert ist. Abgesehen von wunderschönen Stränden mit den genialsten Sonnenuntergängen ist die entspannte Atmosphäre im Ort ein Traum. Perfekt, um sich zu erholen. Nach 2 Tagen in diesem Ort, ging es weiter auf die „Isla de Ometepe“, einer DER Orte Nicaraguas. Geprägt von 2 Vulkanen, kann man vor allem die wunderschöne Natur erkunden.

So konnte ich nach 4/5 Monaten endlich mal wieder Fahrrad fahren, mti dem ich Teile der Insel innerhalb der 3 Tage erkundete. Ebenso traf ich super coole Leute im Hostel, mit denen ich die Abende verbrachte und die mich vor einem liebeswütigen Nica retteten. Auf einen Vulkan traute ich mich jedoch nicht. Das wird allerdings nächstes Wochenende nachgeholt, denn ganz nah von Managua gibt es auch einen Vulkan, der mit am sehenswürdigsten sein soll.

Vulkan Concepción, der Groessere der beiden.

Vulkan Concepción, der Groessere der beiden.

Am Sonntag, den 16.01. kehrte ich dann zurück nach Managua, denn am 17. sollte für mich in Form des Seiteneinsteigerkurses ja auch schon wieder die Arbeit losgehen. Da meine Familie noch im Urlaub war, verbrachte ich die Woche bei Freunden der Familie, mit denen ich mich super gut verstand. Eine sehr, sehr schöne Zeit. Eine Zeit, die nur durch einen kleinen Zwischenfall am Freitag, dem 21. ins Wanken geriet – im wahrsten Sinne des Wortes.
Zwischen 11 und halb 12 sitzen Paola und ich auf der Bank neben unseren Klassenräumen. Es ist gerade Pause. Ich haue auf einmal unbewusst fest mit meiner Trinkflasche auf die Bank und wundere mich noch, warum diese daraufhin so stark vibrierte. Paola jedoch schaute mich nur ganz merkwürdig an und sagte nur „Hast du das gespürt?“…Ich setzte schon zu einem „Das war ich mit meiner Flasche“ an, als mir die Erkenntnis kam, das ich mit der Flasche niemals so eine Vibration auslösen könnte. Weitere Sekunden verstrichen, in denen Paola und ich uns in die Augen starrten und uns beiden gleichzeitig die Erkenntnis kam: Erdbeben.
Und gerade zu Ende gedacht, knallte es richtig. Wirklich, Schock meines Lebens, der dadurch noch verstärkt wurde, das die Signalhupe der Schule ging und sich alle Anwesenden für die nächste halbe Stunde auf der Wiese, einem offenen Platz, versammeln mussten, für den Fall, das wieder was passieren würde. Zum Glück passierte nichts mehr, doch der Schreck lag mir noch ordentlich in den Knochen. Vor allem, als die Lehrer uns erzählten, das alle etwas beunruhigt seien, weil es seid 3 Jahren kein so heftiges Beben mehr gegeben hatte. Auch ein guter Freund, der schon seid 3 Jahren in Nicaragua lebt, meinte, noch nie so ein heftiges Beben erlebt zu haben und davon sogar aufgewacht zu sein. Die letzte halbe Stunde Seiteneinsteigerkurs konnte ich dann natürlich vergessen.
Nun, da Zentralamerika ziemlich erdbebenzentriert ist, musste ich wohl in meiner Zeit hier auch einfach mal ein Beben erleben.
Jetzt, zurück in meiner Gastfamilie, gehe ich die letzten 4 Wochen an. 4 Wochen Verwaltung und Kindergarten. 4 Wochen Verabschiedung. Jedes Wochenende ist so gut wie verplant. Nächstes Wochenende geht es auf den Vulkan Masaya und mein Gastvater feiert Geburtstag. Darauf das Wochenede planen Paola und ich ein langes Wochenende am Rio San Juan, DER Fluss und DIE Naturschönheit Nicaraguas. Das Folgende Wochende steht auch schon unsere Abschiedsparty an, da Anna bereits am 15.02. zurück in die Heimat fliegt. Und dann das Wochenende ist auch schon mein letztes Wochenende, das ich hoffentlich nochmal mit meinen Besten vor Ort und der Familie verbringen kann, ehe es am 24.02 auch für mich „Adios, Nicaragua“ heißt.
Etwas, worüber ich momentan nicht sonderlich glücklich bin. Ich freue mich tierisch, in Deutschland wieder zum Training zu gehen und natürlich auch meine Leute wiederzusehen…doch merke ich jetzt schon, wie sehr ich mich verändert habe und wie sehr alles zu hause gleich geblieben ist.
Und ich habe Angst, das die neue Kathi nicht mehr in das alte Grevenbroich reinpasst.
Doch drum rum komme ich nicht, schauen wir, was die Zukunft bringt.
Was die Zukunft des Blogs angeht, wird vermutlich noch ein Artikel in den letzten Tagen in Nicaragua entstehen und dann ein letzter nach meinem Nachbereitungsseminar in Berlin, ehe mein wundervolles „kulturweit-Abenteuer“ beendet ist.
Und auch ich Ende jetzt hier.

Hasta luego, muchachos :-*

 

Luxus ist… 24. Januar 2011

Filed under: Allgemein — strawberryfee @ 04:04

(Anmerkung: Der Artikel war bereits am 17.12. fertig, allerdings fand ich nicht mehr die Zeit, ihn pünktlich hochzuladen.)

Luxus ist…

Luxus ist eine heiße Dusche.
Luxus sind Fenster im Schlafzimmer.
Luxus sind Straßen, die nicht alle 20m durch einen gefährlich hohen Hubbel geprägt sind
Luxus sind Straßen, die nicht überall von Löchern geprägt sind.
Luxus ist die Existenz von Straßen.
Luxus ist ein Fahrrad.
Luxus ist joggen gehen zu können.
Luxus ist ohne Probleme mal eben mit der Kreditkarte zur Bank Geld abholen.
Luxus ist Helligkeit länger als bis 17/18 Uhr.
Luxus ist bei Dunkelheit noch auf die Straße zu können.
Luxus ist ein Bus, der einem das Atmen erlaubt.
Luxus sind Busse, in denen meine Knie sich keine blaue Flecken am gegenüberliegenden Sitz holen.
Luxus ist ständig fließendes Wasser.
Luxus ist ständg fließender Strom.
Luxus ist das Postsystem.
Luxus sind offene Grenzen.
Luxus sind jahrelange Freundschaften.

Luxus ist die Erfahrung, die ich hier machen kann.

Lange habe ich nichts mehr von mir hören lassen, dabei habe ich mir doch so vorbildlich vorngenommen, so oft wie möglich hier zu schreiben. Doch schon an den Möglichkeiten scheiterte es. Meine Alltagskultur hat sich verändert.
Da ich nun weiter weg von der Schule wohne, brauche ich um einiges länger für meinen Schulweg…insbesondere, was den Nach-Hause-Weg angeht…da komme ich in den Genuss von den buses públicos…Wenn man einen unglaublich (wirklich, wer das nocht nicht erlebt hat, kann sich das als Deutscher nicht vorstellen!) vollgestopften, kleinen, engen Bus, in dem ich mich immer unpassend riesig fühle, als Genuss beschreiben kann.
Tatsächlich glaube ich, dass dieses Erlebnis für einige Menschen wirklich ein Genuss ist….,denn viel Körperkontakt ist garantiert.
Seit nun fast 2 Wochen haben meine Schüler Ferien…nun, nicht alle. Da gibt es ja noch die Seiteneinsteiger, die in den Ferien rasch Deutsch lernen müssen, um nach den Ferien auf dem Level der Klassen, die sie besuchen werden, zu sein.
Ich bereite also 3 Schüler auf die 3. Klasse vor….von Freudentränen bis zur puren Verzweiflung ist da alles bei.
Freudentränen, weil meine Schüler auf „Wie heißt du?“ endlich nicht mehr mit „Ich wohne in Managua“ antworten, Verzweiflung, weil schon wieder ein Schüler seine Hausaufgaben vergessen hat.
Doch nicht nur die Schüler müssen unter meiner Obhut „lernen, lernen, lernen“. Auch ich lerne mit jeder Einheit dazu (Ohja, ich kann mittlerweile richtig laut werden.) Ich muss mich unglaublich in Geduld üben…Naja…im Prinzip lehrt mich ganz Nicaragua das Prinzip der Geduld. Wenn mal wieder eine Verabredung 30-60 min zu spät aufkreuzt, wenn es mal wieder kein Wasser gibt, wenn der Strom ausfällt, wenn der Bus eine Panne hat, wenn der Kopier-Mensch nicht in die Schule zum arbeiten kommt, wenn man mir mal wieder sagt „Si, manana, manana…“
Jaa, manana, manana.
Dann gab es da noch meinen Geburtstag, der gar nicht so „manana, manana“ ablief. Die Schüler kreuzten pünktlich in der Schule auf, und auch ich bin ohne Buspanne angekommen. Tja, erst einmal Überraschung: Meine 3 Schützlinge haben Geschenke für mich. Offenbar ist es hier ziemlich üblich, Lehrern Geschenke zu machen (Auch am letzten Schultag haben viele Lehrer Geschenke erhalten). Unsere Seiteneinsteiger, Geschenke, Dounughts und ich.Kleinigkeiten, die mein Herz fast zum explodieren brachten vor Freude. Am schönsten war dabei das Geschenk von meinem fittesten Schüler, der mich ohnehin liebt, was er mir jeden Tag bekundet und am liebsten den ganzen Tag Deutsch lernen würde…mit mir, versteht sich. Sein Geschenk bestand aus einem selbstgebastelten Dinosaurier aus einer Masse, die Knete ähnelt, aber fest ist. Warum mich das so gefreut hat? Nun, selbiger Schüler hat auf die Frage „Was magst du gern?“ immer wieder mich „Ich mache gern Dinosaurier.“ geantwortet. Dinosaurier machen? „Das geht doch gar nicht“, war dann immer meine Antwort. Tja, an meinem Geburtstag wurde ich dann tatsächlich eines Besseren belehrt.
Auch meine lieben Mitfreiwilligen haben mir mit einem wundervollen Geschenk eine super Freunde gemacht und auch den Kindern mit bunt bemalten Dounughts den Tag, im wahrsten Sinne des Wortes, versüßt. Natürlich hat mich meine wundervolle Gastfamilie auch noch mit Geschenken verwöhnt. Die Feier selber war dann schön gemütlich im kleinen Kreis. Schließlich stand die Große Reise bevor und da ich ohnehin kein Fan von eigenen Geburtstagen bin, war das genau das Richtige. Abends kamen meine lieben Mitfreiwilligen und meine allerliebste Nica, meine Besten quasi, vorbei, und mit der ganzen Familien und den Lieben wurde gegrillt….im Garten versteht sich.

Meine wundervolle Gastfamilie.

Meine wundervolle Gastfamilie.

Schon super, an seinem Geburtstag 35°, blauen Himmel und Sonnenschein zu haben, wenn man sich sonst mit quälender Kälte und Regen herumquälen muss. Eine ganz neue Erfahrung.
Eine nicht so schöne Erfahrung war das plötzliche Geschrei meiner Gastschwestern, ausgelöst durch einen Skorpion, der gefährlich nah an meinem Fuß herumlief…Mein Gastpapa hat mich mit einem Tennisschläger zwar rasch vor ärgerlicherem gerettet, doch der Schock saß mir noch ein Weilchen in den Knochen. Bisher hatte ich mit Viehzeugs dieser Art relativ Glück. Ein toter Skorpion in meiner Gastfamilie, eine Vogelspinne im Kindergarten….aber ja, ausgerechnet an meinem Geburtstag muss mich ein lebendiger Skorpion besuchen…Sonderlich giftig sind die nicht, vergleichbar mit einem Wespenstich, doch die Größe und das Aussehen der Tiere ist dann doch eher abschreckend. Und auf eine taube Zunge kann ich an meinem Geburtstag auch verzichten.

Meine Mädels.

Meine Mädels.

Nun gut, schließlich ist alles gut zu Ende gegangen und endlich kann auch ich sagen „Ich hatte im Sommer Geburtstag“.
Ansonsten ist viel passiert, und doch gar nix. Viel ist für mich in den Alltag reingewachsen, viel bemerke ich nicht mehr. Vieles, das ich euch liebend gerne berichten würde, kann ich euch erst berichten, wenn ich zurück komme, weil es mir dann erst wieder auffallen wird.

Tag bei der Familie meines Spanisch-Lehrers.

Tag bei der Familie meines Spanisch-Lehrers.

Und darauf müsst ihr auch gar nicht mehr so lange warten, denn wundervoller, trauriger, erschreckender, verwirrender, merkwürdiger, tragischer, glücklicher, intensiver – WEISE bleiben mir nur noch 8/9 Wochen im schönen Nicaragua.
Von diesen 8 Wochen werde ich allerdings die nächsten 3 Wochen (18.12.-10.01.) in Costa Rica und Panama verbringen, sodass ihr in der Zeit wohl nichts von mir hören werdet.

Somit sage ich „Tschüss, geliebte Heimat, wir hören uns in 3/4 Wochen“.
Ich wünsche allen lieben Mensch, die sich die Zeit nehmen, das hier zu lesen, wundervolle Weihnachten und einen glücklichen Start in das Jahr 2011.

 

Vom Löwen, Durchhängern, nicaraguanischen Krankehäusern und Umzügen… 22. November 2010

Filed under: Allgemein — strawberryfee @ 05:03

Es war weg. Es war weg, und ich wusste nicht, wie ich es wiederfinden sollte. DAS Gefühl, dass mich hier ständig begleiten sollte. Weg. Irgendetwas stimmte nicht.

Ich muss gestehen, es ist schon eine Weile her, seitdem ich das letzte Mal geschrieben habe. Wir ihr am Titel erkennen könnt, hatte ich 2 aufregende Wochen..Zwei volle Wochen. Emotional. Schwierig. Anstrengend.
Es fing negativ an. Mit einer Email werde ich quasi aus meinem Alltag herausgerissen. Ein schwerer Krankheitsfall in der Familie. Schock. Unsicherheit. Mitleid. Hilfosigkeit. Clash of Cultures. Clash of Cultures?! Warum?
Ich habe aus Mexiko ein Poster mit dem Thema „Día de los muertos“ mitgenommen und es, damit ich mich was heimischer fühlen würde, an meine Zimmerwand gehangen…meine gläubige Gastmutter sieht das Foto mit dem Skelett und sagt mir, es wäre meine Schuld, was da mit meinem Cousin passiert wäre, denn als ich das Poster mit dem Skelett, was ja für tot steht, aufgehangen hatte, war schließlich das mit meinem Cousin passiert?
Für mich als unreligiöser Mensch ein Angriff. Auch wen ich wusste, das dem nicht so war, fühlte ich mich verletzt und empfand meine Gastmutter als sehr taktlos…war ich nicht schon fertig genug? Aber, Clash of Cultures…mein Spanisch Lehrer erklärte mir daraufhin nämlich, dass ihr Verhalten ein gut gemeinter Ratschlag war und mich keineswegs verletzten sollte. Tja, Clash of Cultures.
Das Wochenende nach der Horror-Nachricht habe ich dann in Leon verbracht. Leon = Löwe (siehe oben). Eine Universitätsstadt im Kolonialstil. Ganz hübsch, ähnlich wie Granada, wovon ich schon berichtet hatte.
Wie das mit den Bussen und bei den Straßen hier so ist, kamen wir erst gegen nachmittags an, hatten auch nicht mehr viel Zeit am ersten Tag in Leon. Wir (Anna, Paola und zwei Nica- ragua- nerinnen, 23/25 Jahre) haben uns dann noch ein wenig die Stadt angeschat und sind abends was trinken gegangen. Okay, das war noch nicht das Highlight.
Highlight kam Sonntag: Nach einer relativ ruhigen Nacht im Hostel (hach, wie ich das Hostel-Leben mittlerweile liebe), ging es ab zum Strand. Endlich. Zwei Monate Nicaragua und ich war noch nicht am Strand. Eine Schande. Doch endlich haben wir es hingekriegt.
Poneloya am Pazifik. Super ruhig, nur wenige Einheimische. Super Wetter. Alles super. Ein Hoch.

Doch auf ein Hoch folgt meistens auch ein Tief.
Wieder verfolgte mich die Frage „Gastfamilie wechseln, oder nicht?“. Denn ich fühlte mich die letzten Tage extremst ausgelaugt. Ich wusste mittlerweile auch warum. Die Tatsache, das es im Haus meiner Gastfamilie nur wenig Privatsphäre und Platz gab, und es bei, mit uns Freiwilligen 10 Familienmitgliedern, auch immer laut zugeht, umso lauter, weil die Wände unbeschreiblich dünn sind, führte dazu, das ich seit Tagen nicht mehr entspannen konnte und mich auch nicht gut fühlte.

Mir ging es schon nicht gut, doch natürlich war ich trotzdem noch beim Tanzen und Schwimmen…Da habe ich wieder eine Lektion lernen müssen. Niemals Sport, wenn man sich schon schlecht fühlt.
In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch konnte ich vor Schmerzen kaum schlafen. Irgendwie schien sich was am Steißbein entzündet zu haben. Ich konnte weder sitzen, noch liegen, noch stehen, noch mich bewegen und war nach der Horror-Nacht am nächsten Morgen so fertig, das ich mehrmals fast umgekippt war.
Aber der Familie was sagen? Niemals. Die hätten mich nur zu einem Scharlatan gebracht, war meine Sorge. Also in die Schule. Ich musste. Ich wollte mich doch mittags mit meiner potentiellen neuen Gastfamilie treffen. Ich musste einfach.
In der Schule angekommen, ein zweiter Fast-Zusammenbruch. Diesmal vor Schmerzen. Arbeit: Konnte ich vergessen. Ich arbeite ja jetzt in der Verwaltung, seit ich aus Mexiko zurück bin, mit der lieben Ulli, der super Sekretärin, die sich dann auch super um mich gekümmert hat.
Wie gesagt, Ärzte sind in Nicaragua so eine Sache. Hier kann quasi jeder Arzt werden. Also wurde die Nummer des Arztes der deutschen Botschaft rausgekramt und ich wurde von der Schule zu ihm ins Krankenhaus gefahren. Dank Ulli und Paola, die mich begleitete und mir mit dem Spanisch aushalf, lief alles super…ich hätte alleine nichts mehr auf die Reihe bekommen.
Diagnose: Spontane Infektion, vermutlich da mein Körper vom ganzen Stress so angegriffen war.
Problem: Der Arzt konnte nicht sagen, ob die Infektion innen oder außen war. Außen hätte man mit Antibiotika heilen können. Innen würde Überweisung zum Chirugen und eine lange Heilungszeit bedeuten…quasi meine gesamte Zeit in Nicaragua.
Meine Nerven waren also am Ende. Was sollte ich machen, wenn ich wirklich unters Messer müsste?
Also brav 2 verschiedene Antibiotika und Schmerzmittel genommen.
Absolut liebenswürdigerweise hatte meine potentielle Gastfamilie mich trotzdem mitgenommen, damit ich mich mal vernünftig ausruhen könnte. Gott, waren die lieb und fürsorglich.
Die nächsten Tage musste ich natürlich zu Hause bleiben und das Bett hüten. Wie langweilig…dank dem AntiBiotika konnte ich wenigstens viel schlafen.
Am Samstag Abend erhalte ich dann einen Anruf von meiner potentiellen Gastfamilie „Wir holen dich morgen um 10 Uhr ab“..völlig überrumpelt, aber glücklich, stand ich nun vor der schweren Aufgabe, das meiner Familia actual beizubringen. Mein Gott, habe ich mich feige gefühlt….ich hatte schon in Erwägung gezogen, wie so manch andere das meines Alters auch gerissen haben, einen Brief zu schreiben und ab zu hauen. Aber ich bin fast 20 Jahre und reiße hier mit meinem Freiwilligendienst eh die krassesten Sachen…da kann ich sowas nicht bringen.
Also Augen zu und durch.
Man, war ich stolz, das ich das geschafft hatte. Am nächsten Morgen traf ich mich mit gepackten Sachen (merkwürdig, mitten im Freiwiiligendienst seinen Koffer zu packen) mit der Familie am MetroCentro..dann ging es kurz in mein neues Zimmer (mit Fenster) und dann, perfekter ging es nicht, fuhren wir zum Strand „Gran Pacific“, wo wir uns mit 2 befreundeten Familien der Familie trafen, die sich mir gleich als „Tíos y Tías“ (Onkel und Tanten) vorgestellt haben.
Super aufgenommen.

Zurück im neuen zu Hause ging es erstmal in den Pool…ich muss schon sagen, ich habe ein schlechtes Gewissen, jetzt so relativ luxuriös zu leben. Aber lieber ein schlechtes Gewissen als wieder ein Zusammenbruch.

Löwe, Durchhänger, nicaraguanische Krankenhäuser und Umzug haben es also geschafft:

Und das Gefühl ist wieder da. Ich habe es wieder gefunden. Ich bin dankbar. Ich bin wieder so dankbar, hier zu sein. Ich sehe wieder all meine Möglichkeiten, mein Glück, von „kulturweit“ ausgewählt woden zu sein.
Endlich bin ich wieder dankbar.

 

Viva México…en serio. 10. November 2010

Filed under: Allgemein — strawberryfee @ 06:17

A single story creates stereotypes. And the problem about stereotypes is not that they are untrue, but that they are incomplete. They make one story become the whole story.“ (by Chimamanda Adichie)

Single Stories

Wie fasst man 10 Tage Mexico, ein Land, das vielseitiger nicht sein könnte, in einem Blogartikel zusammen, ohne auszuschweifen, ohne sich in seinen positiven, einmaligen Erinnerungen zu verlieren und vor allem ohne „Single Stories“ zu schreiben, aber dennoch einen ansprechenden Artikel über diese perfekten 10 Tage zu gestalten?
Wenn ihr die Antwort wisst, schreibt mir. Denn ich habe keine gefunden. Ergo: Ich werde einfach drauf los schreiben und hoffe, dass es nicht zu langweilig wird.

Donnerstag, der 28.10.2010: Abflug nach Mexico-City. Intelligenterweise über Costa Rica…war die preiswerteste Alternative, denn Flüge von Nicaragua aus sind unverschämt teuer. Grund: Es gibt keinen Wettbewerb innerhalb Nicaragua…schließlich können sich nur wenige Einwohner einen Flug leisten, und auch der Tourismus hat (zum Glück?) das „Land der Seen und Vulkane“ noch nicht in seiner brutalen Form erreicht.
Gegen Mitternacht sind wir in La ciudad de México angekommen…Ab ins Hostel (Oh ja, ich stehe mittlerweile richtig doll aufs Hostel-Leben…jemand der lust auf Work&Travel in Neuseeland hat 😛 ) und „Buenas Noches“.

Freitag, der 29.10.2010: Erster Tag in México-City. Da wir im Centro histórico übernachteten, lag unser Hostel direkt neben DER Kathedrale Mexikos. Vor der Kathedrale ein riesiger Platz. Plaza de la constitución. Krasse Sache. Schon Tage vorher konnte man die Spuren des „Diá de los muertos“ vernehmen…Skuril, verrückt, merkwürdig…und eindeutig faszinierend.
Überall verzierte Totenköpfe, verkleidete Skelette in den verschiedensten Rollen. Särge. Gräber. Überall Geruch von Weihrauch. Künstler die sich nur so austobten. Egal wo man hinsah, ständig war ein Skelett im Blickfeld….

Tim Burton lässt grüßen, ich habe Jack Skellington getroffen, yeah. Und so faszinierend das doch alles war, wollten wir die Zeit, die wir in Mexico-City hatten auch mit einer Stadtrundfahrt im Touri-Bus nutzen…Im Prinzip eine super Sache, um einen Überblick zu bekommen. Mexico-City ist richtig schön. Kein Moloch wie befürchtet. Und super weit entwickelt. Was für ein Schock. Sowas habe ih immerhin seit gut 2 Monaten nicht mehr erblicken dürfen. Hochhäuser? Was geht? Beeindruckend. Leider war es ziemlich kalt. Super, wenn man aus Nicaragua kommt und die einzigen „warmen“ Klamotten, die man hat, aus einer Sweatjacke, einer Jeans und einer Regenjacke bestand…bei 10° eindeutig zu wenig. Doch dank Nicaragua bin ich ja mittlerweile ziemlich gut im Nehmen und habe mich auch nachts noch, nachdem weitere Kulturweit-Freiwillige im Hostel angekommen waren, auf dem Plaza de Constitución rumgetrieben, auf dem man absolut skurile Vorführungen in Bezug auf den Día de los Muertos beobachten konnte.

Samstag + Sonntag, der 30.10.2010 + 31.10.2010.: Treffen mit allen Kulturweit-Freiwilligen aus Mexico, Nicaragua, Costa Rica, Panama, Kolumbien und Jamaika. Fahrt nach Agua Blanca, dem Seminarort im Staate Michoacán.

Angekommen. Wow. Das Seminargebäude, wohl eher ein luxuriöses Spa-Resort, liegt in einer wunderschönen Felsschlucht. Nichts als die beeindruckende Natur. Ruhe. Hängebrücken. Sonne und Wärme (da kamen meine Nicaragua-Anziehsachen doch noch zum Einsatz). Eine HEIßE Dusche. Das Rauschen des Flusses. Super luxuriöse Ausstattung. Und immer wieder der Gedanke „Wow“. Wie privilegiert wir doch sind.
Ganz kulturweit-mäßig stand wieder super viel Programm auf den Plan, Länderabend: Anna, Katha, Paola und Markus stellen Nicaragua vor. sodass man von den Thermalbädern nicht besonders viel hatte. Doch who cares…denn es war super interessant die anderen Freiwilligen wieder zu treffen, sich mit ihnen auszutauschen, zu reflektieren.

Montag, der 01.11.2010: Dieser Tag kriegt eine extra Erwähnung. Denn es war auch ein ganz besonderer Tag. Wie schon erwähnt ist am 02. November der Día de los Muertos (eigentlich der 1. und 2., denn am 1. Tag feiert man die verstorbenen Kinder, am 2. Tag die verstorbenen Erwachsenen) in Mexico. Gerade im Staate Michoacán wird das sehr traditionell gefeiert. Das konnten wir uns ja nicht entgehen lassen.
So kam abends die Präsidenten der Tourismus-Behöre zu Besuch, und baute mit uns allen gemeinsam einen Altar für die Toten auf. Ohja, auch ich durfte etwas auf den Altar legen. Ein Spielzeug, was dem fiktiven Toten in seiner Kindheit gefallen hat. Eine super emotionale Stimmung, die sich völlig entlud, als wir zum Schluss Briefe an uns geliebte, aber verstorbene Menschen auf den Altar legen konnten. Gänsehaut pur.
Zum Altar: Vor dem Altar werden Kerzen aufgestellt, um der Seele des Toten den Weg zu weisen. Auf den Altar kommt dann Brot, Wasser und Früchte, da die Seele natürlich einen weiten Weg vom Himmel auf die Erde hinter sich hat und sich folglich erst einmal verschnaufen muss. Ebenso kommt ein Totenkopf aus Schokolade und Marzipan auf den Tisch, um den Toten daran zu erinnern, dass er tot ist und nicht bleiben kann. Blumen, um ihm zu zeigen, dass er Willkommen ist und damit er es schön hat. Ebenso Weihrauch, um die bösen Geister zu vertreiben. Zu diesen Grundlagen werden dann persönliche Dinge des Toten auf den Altar gestellt. Ein Foto, ein Spielzeug aus der Kindheit, der Lieblings-Alkohol, das Skelett der Katharina (keine Ahnung, warum die meinen Namen tragen muss) um darauf zu verweisen, dass der Tote ein Casanova war. Ein Instrument, das er gespielt hat, etc. Die Möglichkeiten sind unendlich.

Dienstag+Mittwoch, der 02.11.2010 + 03.11.2010: Am Dienstag ging es, neben dem Seminar-Programm auch mit dem Día de los Muertos weiter. Schon morgens ging es los zu zwei Friedhöfen in der Nähe vom Seminarort. Tatsächlich konnten die Gräber nicht bunter sein.

Día de los Muertos.

Die Familien saßen an den Gräbern, aßen und tranken, ja, sie feierten mit den geliebten Verstorbenen. Anfangs empfand ich es als sehr unangenehm im totalen Touri-Aufzug über den Friedhof zu laufen und die Einheimischen bei ihren intimen Bräuchen zu beobachten. Doch wir wurden sehr freundlich aufgenommen, sogar darum gebeten, Fotos zu machen.
Eine unvergessliche Erfahrung und ein sehr schöner Brauch.
Am letzen Abend wurde dann noch am Lagerfeuer gewichtelt (jeder musste was aus seinem Gastland mitbringen), ehe sich das wundervolle Seminar dem Ende zuneigte.

Meiner erste Pinata.

Am Mittwochen wurden dann die letzen organisatorischen Sachen geklärt, ehe das Seminar mit einer Piñata (typisches lateinamerikanisches Spiel: Eine aus Papmaché gebastelte Figur gefüllt mit Süßigkeiten wird mit einem Baseballschläger zerstört. Auch ich durfte mit verbundenen Augen drauf einschlagen) beendet wurde. Back to Mexico-City.

Donnerstag, der 04.11.2010:
Nach der ersten Nacht, diesemal in einem anderen Hostel, auch an der Kathedrale, ging es früh morgens los zu den Pyramiden in Tenochtilán. Wieder der Gedanke: Sind wir privilegiert. Dank einer Mitfreiwilligen, die die Chefin der Ausstellung kennt, mussten wir nur die Fahrt mit dem Bus bezahlen. Dafür war der Eintritt frei, wir wurden den ganzen Tag umher geführt. Durch die Ausgrabungsstätte und die Museen. Beeindruckend. Normalerweise kostet die Tour zu den Pyramiden schon ohne Führung einen Haufen Geld.
Die Ausgrabungsstätte ist übrigens flachenmäßig die Größte. Vermutlich noch größer, leider konnte man aber nicht weiter graben, da die Stellen besidelt sind und das nicht so einfach geht. Wie auch immer: Beeindruckend. Krass.
Abends dann noch einen Rum-Cola auf der Dach-Terasse des Hostels getrunken, auch wenn es, wieder ziemlich kalt war ( in Mexico-City ist es mit Sonne möglich, im T-shirt rum zu laufen…sobald die Sonne weg ist, von einem Moment auf den anderen, wird es richtig kalt), von der man einen super Ausblick über

die ganze Stadt hat. Vor allem morgens beim Frühstück ein Traum, in der wärmenden Sonne über den Dächern von Mexico zu sitzen.

Frühstücken über den Dächern von Mexiko.

Freitag, der 05.11.2010: Der Tag stand ganz im Namen der Anthropologie. Mexico-City hat nämlich ein berühmtes Museum, welches sich ganz dem Thema widmet. Nur leider ist es viel zu groß. Wir haben ca. 3 Stunden dort verbracht, und sicherlich noch nciht mal die Hälfte gesehen. Der ganze Input an Informationen, die Überflutung an Eindrücken, hat dann auch irgendwann zu einer gewissen Demotivation geführt, sodass wir das Museum mit dem Atzeken-Kalender abgeschlossen haben und noch über Handwerksmärkte geschlendert sind.

Samstag, der 06.11.2010: Letzer Tag Mexico. Besuch des Torre Latinoamerica. Ein Turm, von dem man eine beeindruckende Aussicht über Mexiko-Stadt hat. Weitere Handwerksmärkte. Der Palacio Nacional, Sitz des Präsidenten. Da der Präsident zur Zeit nicht vor Ort war, hatte man die Gelegenheit, sich auch das Büro des Präsidenten, Konferenzsäle etc. anzuschauen…Bereiche, die sonst nicht zugänglich sind. Wieder mal super Timing. Das machte auch die heftigen Sicherheitsvorkehrungen wieder gut.
Der letzte Abend sollte natürlich schön angegangen werden. Irengdwie waren wir aber plötzlich nur noch drei Freiwillige im Hostel, die anderen hatten sich schon auf den Weg gemacht. Da sich eine von uns nicht so gut fühlte, sind wir also schließlich zu zweit los gegangen, mit der hirnrissigen Idee, die anderen zu suchen. In D-F…ja, wir sind schon lustig.
Das bestätigte uns dann auch ein Mexikaner, der nur wenig älter als wir war und uns einfach mal anquatschte (passiert ziemlich oft. Erstes Gesprächsthema: Unsere hellen Augen. Jedes Mal. Sehr merkwürdig. Und ständig die Frage: „Können wir ein Foto mit dir machen?“ Sehr skuril, sehr merkwürdig, sehr ungewohnt.). Also sind wir mit dem Mexikaner, Grüße an Hugo, mitgegangen. Als er uns in eine ziemlich dunkle Straße führte, machten Wencke und ich uns schon ein wenig Sorgen, als wir dann von Security in Empfang genommen, mit einem Pieper abgetastet und unsere Taschen durchleutet wurden. Wo sind wir hier gelandet? Dann ging es ganz viele Treppen hoch, immer noch die Frage im Hinterkopf „Wo sind wir?“ Oben angekommen bekamen wir die Antwort. Wir landeten in einer Bar/Club, natürlich wieder mal über den Dächern von Mexiko-City. Amüsanterweise teilte der Mexikaner nur für 15 Minuten seine Gegenwart mit uns. Nach der Frage, ob wir einen Freund hätten, die wir mittlerweie intelligenterweise immer mit „ja“ beantworten, musste er ganz dringend seine Bahn bekommen. Dafür hatten Wencke und ich dann aber noch einen wunderschönen Abend in einer super Location, die wir ohne Hugo wohl nie gefunden hätten.

Sonntag, der 07.11.2010:

Rückflug nach Managua, Nicaragua.

Zusammenfassung:

Ein unglaublich emotionaler, beeindruckender, intensiver Urlaub und Zwischenseminar.Eindeutig mit die beste Zeit meines Lebens. Meixko, ich komme wieder. Dank der Menschen, der vielseitigen Natur, der reichen Kultur bekommt Neuseeland hinsichtlich Lieblingsland Konkurenz…aber keine Sorge, vom Thron zu stoßen ist Neuseeland nicht.
Die Tankstelle, um neue Kraft für die nächsten 3 Monate zu tanken. Danke auch an unsere tollen Trainer. WOW.

 

Viva Nicaragua. 25. Oktober 2010

Filed under: Allgemein — strawberryfee @ 05:54

Die 5. Woche ist vorbei. Es ist unglaublich irreal, wie schnell die Zeit rast. Ich habe keine Zeit, Luft zu schnappen. Ich habe keine Zeit, runter zu kommen. Ich bin mehr oder weniger ständig auf Achse, ständig unter Strom. Das ist gar nicht mal negativ gemeint, momentan gefällt mir das ziemlich gut. Denn wenn es mal wieder schwer werden sollte, bin ich so beschäftigt, das ich mich damit gar nicht auseinandersetzen konnte.
Und somit zu dieser Woche.

Tja, da habe ich letzen Sonntag in meinem Blog noch großtönig von „Alltagskultur“ gesprochen…Schwupps, musste man mir meinen Alltag klauen. Da ab morgen in der Schule vom PAD („Pädagogischer Austauschdienst“, meiner Entsendeorganisation) eine Inspektion an unserer Schule durchgeführt wird, war gerade in der Verwaltung Stress angesagt. Ergo: Katharin (wie ich hier oft genannt werde) musste ihre kleinen Lieben im Kindergarten zurücklassen und die GAAAAANZE Woche in der Verwaltung helfen. Tja, eines weiß ich jetzt: Ich werde in Zukunft keinen Job machen, der sich in der Verwaltung abspielt. Es waren tierisch stupide und langweilige Aufgaben. Lediglich das Übersetzen von Spanisch ins Deutsch war noch ganz gut, so hatte auch der Kopf etwas zu tun.
Wenigstens war unsere Hilfe in der Verwaltung aber relativ effektiv, sodass dann doch noch am Ende der Woche alles fertig vorbereitet war.
Nachmittags habe ich schon mehr Action. Die TheaterAG, die jeden Montag stattfindet, nimmt hinsichtlich Zukunftsplänen Form an, und auch in der Hausaufgabenbetreuung mache ich Fortschritte.

Dienstag, 14:20 Uhr, Hausaufgabenbetreuung der 3. Klasse: Fernando, eines meiner Sorgenkinder, erzählt mir, das er eine Actividad Especial (AG) in der 2. Stunde der Hausaufgabenbetreuung hat. Ich lasse ihn gehen, wolhwissend, das sowas tatsächlich nötig ist. Dank einer anderen Lehrerin finde ich aber heraus, das Fernando mich angelogen hat und in der Bibiliothek spielte. Tja, als richtige „Profe“ (wie ich hier immer genannt werde, ich weiß, schon ein bisschen cool…), habe ich Fernando zurück geholt und richtig streng belehrt. Eigentlich wollte ich den Vorfall melden, denn wäre was passiert, wäre das meine Schuld gewesen, wo ich doch die Aufsichtspflicht habe. Womit ich nicht gerechnet hätte: Die ganzen 45 Minuten der 2. Stunde weit Fernando durch. „Por favor, por favor…“, immer wieder. Er verspricht, sowas nicht mehr zu tun. Ich sage ihm, dass er mich aufs übelste angelogen hat, das man das nicht macht. Das ich keine Wahl habe. Ich übe mit den Kinder schriftliches dividieren (Hey, ich kanns noch!). Fernando weint weiter. Die Stunde ist vorbei. Ich räume die Klasse auf. Fernando hilft mir. Und wieder „Por favor, por favor“….mein Herz wird weich. Vielleicht war es die falsche Entscheidung, aber ich habe mich dazu entschieden, noch nicht mit dem Schulleiter zu sprechen, auch wenn Fernando schon seit Beginn negativ aufgefallen ist. Natürlich kann es sein, dass Fernando ein kleiner Schauspieler ist….Doch selbst wenn. Ich habe jetzt etwas gegen ihn in der Hand und ich denke, da er es weiß, wird er sich bemühen, sowas erst recht nicht mehr zu machen, aber auch nicht mehr so sehr zu stören.

Donnerstag, 13:35-15:10, Hausaufgabenbetreuung der 3. Klasse: WOW! Mehr kann ich nicht sagen. Ich glaube, meine ernsten Worte am Dienstag haben tatsächlich Eindruck gemacht. Die Schüler arbeiten. Sind fleißig. Klar, ich muss sie immer noch ständig ermahnen, aber es hat schwer nachgelassen. Mir wurden sogar ein paar Bilder gemalt. Gegenseitiger Respekt. Coole Sache. Super bestätigendes Gefühl.
Hatte ich anfangs noch Angst, dass, auf Grund meines nicht perfekten Spanisch, meiner Autorität untergraben wird, mache ich mir darum keine Sorgen mehr. Jaaa, es läuft.

Auch der Sprachkurs ist weiterhin wunderbar. Weiterhin darf mein Spanischlehrer den von mir vergebenen Titel „Bester Lehrer ever“ tragen. Beeindruckend. Für Mittwoch Abend hat er uns Karten für ein Cubanisches Konzert im Nationaltheater geschenkt. War alles sehr schick.
Das Theater ist, im Kontrast zum Rest von Nicaragua, sehr elegant, sehr prunkvoll. Das Konzert war super. Die erste Hälfte war geprägt von klassischer Musik, die zweite Hälfte von Latin. Und wow, es standen ziemlich viele Menschen auf und fingen an zu tanzen. Und wieder einmal die Bestätigung: Die Menschen können hier, meiner bisherigen Ansicht nach, besser feiern als in Deutschland.
Viva Cuba. Viva Nicaragua.

Wochenende: Schon am Anfang meines FSJ habe ich beim Busfahren Cynthia, eine 17-jährige Oberstufenschülerin kennen gelernt. Da wir in der Oberstufe nicht unterrichten, gibt es auch keine Probleme mit dem Lehrer-Schüler-Verhältnis. Letztes Wochenende waren Anna und ich mit ihr und ihrer Mutter schon ein Kleid für ihre Promoción kaufen.
Dieses Wochenende bin ich mit Cynthia und ihrer Mum durch wundervolle Dörfer um Managua gefahren.
Also um 10 gings los. Cynthia und ihre Mum haben mich an meiner Bushaltestelle abgeholt. Natürlich 20 Minuten zu spät, wie das hier leider wirklich immer typisch ist. Ein Vorurteil, dass sich fast immer bestätigt. Zuerst ging es nach Masaya, einem Dörfchen hier in der Nähe, das besonders für seine Märkte bekannt ist. Und wow….die Märkte sind der Hammer. Wir waren auf einem Handwerks-Markt…alles Handarbeit…viel Holz, auch Leder und so. Und natürlich auch preiswert…überlegt mal, wie teuer Sachen aus Holz in Europa sind. Also da muss ich spätestens im Februar nochmal hin um gaaanz viele Souvenirs zu kaufen…Oh nein, mein armes Gepäck o.o
Ich hab da dann auch gleich was für mich und für Mexiko(da wird gewichtelt) gekauft. Zwei mal das gleiche in unterschiedl. Farben. Ist ein Konzentrationsspiel, sehr schwer zu beschreiben. Müsst ihr leider warten, bis ich zurück komm^^ Soll auch gegen Depressionen helfen, so hier die süße Theorie…ich vermute mal als Ablenkung =)
Dann gings nach Catarina…Jaaa, Katharina geht nach Catarina^^ Die haben da eine wunderschöne Lagune, sehr beeindruckend.
Leider war das Wetter nicht soooo optimal..Klimatisch zum Glück, so war das echt mal ausnahmsweise angenehm, nur hatte man so nicht die beste Sicht. Aber es war schon geil. Danach noch in weitere Dörfer, wo Familie von Cynthia lebt. Dann abends zu Cynthia, fertig machen fürs Oktoberfest und hin zur Schule…
Riesige aufgeblasene Bierflaschen die beleuchtet waren, zig Zelte, ein Großes zum Tanzen, andere zum Trinken/Essen…deutsches Essen und Trinken, auch mal europäische Musik (super!…kann die ganze latinomusik nicht mehr hören….ab und zu gerne, aber ständig ist böse 😀 ).
Da auf dem Fest haben wir dann 2 Freiwillige kennengelernt, die in einem Vorort von Managua einen Freiwilligendienst von „weltwärts“ aus machen und Herrn Bohé, meinen Mentor, irgendwie kennen und deswegen vorbei gekommen sind. War ganz interessant, sich mit denen zu unterhalten. Vor allem waren die ziemlich geschockt von unserer Schule. Da merkt man erst wieder, in was für einer luxus-Schule man arbeitet, wenn man sieht, wie beeindruckt die Anderen sind.
Man gewöhnt sich halt an alles. Alles wird Normalität.
Und die Atmosphäre war super. Hier wird halt sehr gut gefeiert. Alle sind gut drauf, es sind Kinder und Großeltern das..Alles. Es ist irgendwie immer eine super angenehme Atmosphäre.

Heute war ich mit meiner Gastschwester Eliuth und der Tochter im Metro Centro was essen, für die Kleine Sachen einkaufen und dann noch in einer „Kathedrale“, die eigentlich keine ist…einfach, weil die absolut nicht wie eine aussieht. Ist sehr, sehr simpel. Eine schwierige Erfahrung, denn auf den Grünflächen um die Kathedrale schlafen viele Obdachlose. Es war ein sehr unangenehmes Gefühl, mit der Digitalkamera an den Menschen, die nicht mal ein Haus aus Wellblech ihr eigen nennen können, vorbei zugehen.

Zurück zur Kirche: Obwohl es nicht viel her macht, finde ich es gut. Klar, hier haben die wohl auch nie viel Geld gehabt, eine prunkvolle Kathedrale zu bauen..vor allem ist die erst 12 Jahre alt…aber ich finde diese Schätze der Kirchen ohnehin immer etwas grenzwertig…Da sprechen die in der Bibel von teilen, bescheiden sein etc. und dann gibt es Kirchen und Kathedralen die prunkvoller nicht sein könnten…Klar, es ist schön und beeindruckend, sich das anzuschauen, aber idealistisch gesehen….Naja, Kirche. Ein Thema, mit dem ich ohnehin auf Kriegsfuß bin…was mich hier übrigens schon hin und wieder in Schwierigkeiten gebracht hat.

In der kommenden Woche werde ich nur von Montag – Mittwoch, dann aber wieder im Kindergarten, arbeiten. Denn am Donnerstag geht es los noch México. Genauer gesagt nach Agua Blanca, das etwa 3 Stunden von La ciudad de México entfernt liegt.
Das heißt der nächste Blogeintrag kommt mit Verspätung, dafür dann aber hoffentlich mit super Erlebnissen aus México.

Viva México.

 

Alltagskultur. 18. Oktober 2010

Filed under: Allgemein — strawberryfee @ 05:00

Wikipedia sagt über den „Alltag“ folgendes:

Unter Alltag versteht man routinemäßige Abläufe bei zivilisierten Menschen im Tages- und Wochenzyklus.
Der Alltag ist durch sich wiederholende Muster von Arbeit und Arbeitswegen, Konsum (Einkauf und Essen),
Freizeit, sozialer sowie kultureller Betätigung und Schlaf geprägt. Der Alltag wird unter anderem als Gegensatz zum Feiertag oder Festtag bzw. zum Urlaub gesehen.

Wenn man annimmt, dass auch ich ein zivilisierter Mensch bin, kann auch ich einen routinemäßigen Ablauf im Tages- und Wochenzyklus vorweisen.

Arbeit und Arbeitsweg:  Um viertel nach 6 fährt uns unser Gastvater zur Bushaltestelle. Der Bus kommt um viertel vor 7, gegen kurz nach 7 kommen wir in der Schule an. Da die Arbeit erst um halb 8 beginnt nutzen wir Freiwilligen die freie Zeit zum Plaudern. Um halb 8 mache ich mich auf den Weg in den Kindergarten, der ca. 125m von der Schule entfernt ist. Von halb 8 bis halb 1 spiele ich nun mit den „Leones“, helfe beim Frühstücken, leite Stuhlkreise, versuche für Ordnung zu sorgen, bringe etwas Ruhe in die Gruppe. Nach einer Pause von halb 1 bis halb 2, in der ich den Rest des Tages vorbereite und zu Mittag esse, arbeite ich von halb 2 bis 3 Montags in der TheaterAg, die wir Freiwilligen selber leiten, Di&Do in der Hausaufgabenbetreuung der 3. Klässler, Mi&Fr in der Hausaufgabenbetreuung der 5.Klässler. Die Hausaufgabenbetreuung ist hauptsächlich an Problemkinder gerichtet, sodass diese Betreuung auch als ziemlich anspruchsvoll anzusehen ist. Drei bzw. Zwei mal die Woche habe ich dann von 3 bis 5 Uhr noch Einzelunterricht im Spanischen bei dem wohl besten Lehrer der Schule. Der Spanischunterricht besteht hauptsächlich aus Konversation, wobei die Themen bei kulturellen Grenzen beginnen und bei Toleranz von Homosexualität enden. Immer sehr interessant. Ab und zu gibt es einige Gramatikübungen, da wieder aber immer wieder ins diskutieren verfallen, muss, darf ich die Übungen dann immer noch zu Hause machen.
Je nachdem, ob ich Sprachkurs habe, oder nicht, fahre ich entweder um 20 nach 3 mit dem Schulbus nach Hause oder werde nach Ende des Sprachkurs von meinem Spanischlehrer zu Hause abgesetzt. Zu Hause bereite ich dann noch Kleinigkeiten für den nächsten Tag vor.

Konsum (Einkauf und Essen):  Morgens frühstücke ich gegen 05:45 für gewöhnlich, zum Missempfinden meiner Gastfamilie, Cornflakes mit Milch. Die Gastfamilie tut sich schwer damit zu verstehen, dass ich als verwöhnte Deutsche morgens kein warmes Gallo Pinto (Reis mit Bohnen, auch Abendessen) essen mag. Um halb 1 gibt es in der Schule Mittagessen, was wir Praktikanten/Freiwilligen kostenlos erhalten. Abends, gegen 6/7 Uhr gibt es Abendessen in der Familie, meistens Gallo Pinto.
Zum Einkaufen komme ich aus Zeitgründen nicht.

Freizeit: Spielt sich zumeist am Wochenende ab und besteht aus a) reisen, b) Schwimmen, c) einkaufen, d) die Stadt erkunden, e) Party, f)Konversation. Ab nächster Woche wird (hoffentlich) abends von 7-8 Uhr ein Tanzkurs hinzukommen, den ich dann 2 Mal die Woche besuchen werde. Ich würde gerne von Mo-Do gehen, aus Sicherheits-und Kostengründen ist das aber nicht möglich. Denn um die Zeit, zu der der Tanzkurs stattfindet, ist es schon dunkel (hier dunkelt es um 6 Uhr), sodass ich immer mit einem Taxi fahren muss, was aber ziemlich gefährlich ist (Überfälle). Also muss ich mit einem „Taxi des Vertrauens“ fahren, was aber ziemlich teuer ist. Ergo: Mehr als zwei Mal die Woche Tanzen ist leider nicht drin.
a) Granada
b) Im Freibad, ausgerichtet für Ausdauerschwimmen. Das 25m-Becken ist komplett in Bahnen unterteilt. Man muss als Frau Badekappen tragen.
c) Im MetroCentro, in den Galerías, in Pulperías (kann man mit keinem Laden in DL vergleichen, sehr ärmlich, dafür gleich gegenüber), in Supermärkten
d) den Hafen Salvador Alende, Park, Kathedrale, Lagunen, etc.
e) Chamán (Disko in Form einer leuchtenden Pyramide…sehr geile Stimmung, da müsste sich Deutschland mal ein Beispiel dran nehmen), viele Bars und andere diverse Diskos, die ich noch nicht besucht habe.
f) Café mit der Gastfamilie, abends ein Bier/Rum mit Cola in einer Bar mit einheimischen Studenten, auf der „Veranda“ mit der Gastfamilie, im Bus mit Einheimischen, auf dem Nach-Hause-Weg mit Einheimischen, in der Schule mit den Schülern, in der Schule mit den Lehrern.

Soziale und kulturelle Betätigung: Im Auftrag der Deutschen UNESCO Kommission fördere ich durch meine Arbeit im Ausland den interkulturellen Austausch zwischen den Ländern (in dem Fall Nicaragua und Deutschland).

Schlaf: Liegt durchschnittlich bei 6 Stunden. Von 23/24 Uhr bis halb 6.

Feiertage/Festtage/Urlaub: noch nicht vorhanden. In Zukunft -> a) Zwischenseminar+Urlaub in Agua Blanca (in der Nähe von La ciudad de México) vom 28.10. bis zum 07.11.10; b) 28.11 – 06.12. „Celebración de La Purísima“, Höhepunkt am 08.12. mit „la fiesta de María Inmaculada“/ „la Purísima“; c) 20.12. – 16.01. Ferien für mich.

Alle Angaben sind in einem ständigen Änderungsprozess. Nach meinem México-Aufenthalt werden wir Freiwilligen in unseren Aufgabengebieten wahrscheinlich rotieren. Die „Sommerferien“ beginnen am 06.12., von da an werde ich wieder 2 Wochen einen Seiteneinsteiger-Kurs (siehe Artikel „Angekommen“) und auch nochmal in der letzen Ferienwoche vom 17.01. bis zum 21.01.

Tja….Alltagskultur.

 

Und dann sind da diese Momente… 11. Oktober 2010

Filed under: Allgemein — strawberryfee @ 05:21

Und dann sind da diese Momente, in denen ich mich glücklich fühle.

Und dann sind da diese Momente, die alle negativen Gedanken vernichten.

Und dann sind da diese Momente, die dich fliegen lassen.

Und dann sind da diese Momente, die du nicht in Worte fassen kannst.

Und dann sind da diese Momente, die so gewaltig und gleichzeitig so unscheinbar sind.

Und dann sind da diese Momente, in denen du anfängst, dein Leben zu schätzen.

Und dann sind da diese Momente, die dich völlig verändern.

Und dann sind da diese Momente…Momente, die man nicht oft im Leben erlebt. Momente, die für dich alles bedeuten, während Andere sie nicht einmal bemerken. Heute, pünktlich zum Ende der dritten Woche Nicaragua, gab es diesen Momente. Es ist Nachmittag. Katharin (so werde ich hier oft genannt) sitzt mit ihren Gasteltern am Tisch. Sie trinken Café und unterhalten sich. Sprechen über den Adoptivsohn der Familie. Sprechen über Religion. Sprechen über die Kommunikation con el Señor (Gott). Sprechen über das Beten. In diesem Rahmen gab es dann „diesen Moment“. ,, Renato betet viel. Betet dafür, dass er besser in der Schule wird. Betet dafür, dass er sich nicht streiten muss. Betet dafür, dass es seiner Familie gut geht. Betet dafür, dass es DIR gut geht.“

Ich bin kein religiöser Mensch. Ich gehe nicht in die Kirche. Ich glaube auch nicht direkt an Gott. Ich habe nur ganz wenig Bezug zu Religion. Doch dann sagt die Mutter deines Gastbruders, dass der 14-jährige für dich betet. Ich verstehe nicht, warum mich dieser Moment so rührte. Warum ich als unreligiöser Mensch nicht die Augen verdrehe oder peinlich berührt lache. Ich weiß nur, dass ich unglaublich gerührt war zu hören, dass es einen gläubigen Menschen gibt, der für mich betet. Dass ich es wert bin, in seinen Gebeten erwähnt zu werden. Dieser eine kleine Satz, dieser kaum erkennbare Moment, hat den ganzen Sonntag über ein angenehmes Glücksgefühl in mir verursacht. Und eines habe ich hier jetzt schon gelernt: Je glücklicher man durch die Welt geht, desto glücklicher sieht die Welt auch aus. War ich in der ersten Woche Nicaragua noch eher unzufrieden und traurig, sah auch alles irgendwie traurig aus. Managua machte einen unschönen Eindruck auf mich. Das Haus meiner Gastfamilie machte einen unschönen Eindruck auf mich. Die Menschen machten einen unschönen Eindruck auf mich. Zwei Wochen später gehe ich durch Managua und denke mir, dass es in ihrer Simplizität wunderschöne Ecken in Managua gibt. Ich denke mir, dass die Menschen durch ihre Freundlichkeit eine wunderschöne Austrahlung habe. Ich erkenne, wie wunderschön das Haus meiner Gastfamilie ist. Ich brauchte zwei Wochen um zu erkennen, wie schön es hier ist. Sah ich anfangs nur den tödlichen Verkehr, die Slums, die Wasser – und Stromausfälle, den Beton, die Insekten, den Stacheldrahtzaun, die hohen Mauern und die Armut, so sehe ich nun die Palmen, die Menschen, das Wasser und den Strom, die Farben, die Fröhlichkeit, die Leichtigkeit des Seins, die Schmetterlinge, die Herausforderung und die Glückseeligkeit. Schönes Nicaragua.Es ist beeindruckend zu realisieren, wie schnell sich die eigene Einstellung zum Leben ändern kann. Und ich bin glücklich, das schon so früh realisieren zu können. Denn eines meiner Ziele war es, durch den Aufenthalt in einem der ärmsten Länder der Welt eine andere Sicht auf das Leben zu bekommen und es mehr zu schätzen. Und es ist tatsächlich passiert.

Doch nun genug von der schweren Kost und zu den Berichten der Woche (04-11.10.). Nach wie vor arbeite ich von halb 8 bis halb 1 im Kindergarten. Ab halb 2 bieten wir Freiwilligen jetzt montags unsere TheaterAg für die 9. und 10. Klasse an. Und es lief ziemlich gut. Ganz nach dem Beispiel des genialen Vorbereitungsseminar haben wir viele Spiele und Aufgaben zur Förderung der Gruppendynamik und des Vertrauens durchgeführt. Auch wenn sich die Schüler hier und da etwas geziert haben – was für 15/16-jährige auch nicht untypisch ist – haben wir es doch schlussendlich geschafft, jeden ein wenig aus der Reserve zu locken. Leider haben wir nur noch 6 Mal die TheaterAG, da es in 3 Wochen schon nach Mexiko zum Zwischenseminar geht, somit einmal die AG ausfällt, und nach unserer Rückkehr nur noch 3 Wochen bis zu den großen Ferien sind. Da wir in dieser Zeit keine große Performance auf die Bühne stellen können, geht die Zielsetzung in Richtung Improvisationstheater und Sketche.

Getreu dem Motto „Mañana, mañana“ fand diese Woche die Hausaufgabenbetreuung immer noch nicht statt. Angeblich geht es die kommende Woche endgültig los…ich bin gespannt. Außerdem hat der Sprachkurs endlich angefangen. Ein einheimischer Spanischlehrer des ColegioAlemán wird sich in 30 Stunden in Privatstunden um unser Spanisch kümmern. Zwei bzw. Drei Mal 100-Minuten Spanisch in der Woche. Das heißt 2-3 Mal in der Woche von 7 bis 5 in der Schule verbringen. Und es ist genial. Denn der Spanischkurs ist genial. Selten habe ich einen so gutmütigen, differenzierten und motivierenden Lehrer getroffen. Ich hoffe auch seine Schüler wissen das zu schätzen. Die meiste Zeit sprechen wir im Untericht…Claro que sí, denn Sprechen ist die beste Methode eine Sprache zu lernen. Ab und zu werfen wir Gramatikübungen ein, von denen wir bald darauf wieder auf die Grenzen zwischen verschiedenen Kulturen zu sprechen kommen. Er betont immer wieder, wie gut man schon ist, wie bewundernd wir hier alle für unseren Mut angesehen werden und wie glücklich alle sind, wenn sie uns kennenlernen. Jedes Mal nach dem Sprachkurs strotze ich nur so vor Selbstbewusstsein. Der schönste Moment war beim Kennenlernen. Immer wieder fragte mich Herr XXX, ob ich schon mal in Spanien gelebt hätte oder dort studiert hätte etc…Ich war schon ziemlich verwirrt, weil ich nicht verstand, wie er darauf kam. Schließlich verriet er es mir: Ich habe einen spanischen Akzent. Also einen Akzent des Spanischen aus Spanien. Was für ein schönes Kompliment.

Ebenfalls haben wir einige einheimische Jugendliche kennengelernt. In Gruppengesprächen sinkt das Selbstbewusstsein dann aber ziemlich schnell, denn wenn die Jugendlichen mit ihrem „S-losen-Spanisch“ untereinander sprechen, kriege ich nichts mehr mit.

Außerdem habe ich diese Woche das erste Mal ein Unwetter direkt erlebt.Man achte auf die Palmen... Ich hab schon oft die heftigen Regenfälle, die typisch für die Regenzeit hier sind, miterlebt, doch ich war noch nie in einem drin gewesen. Von der Bushaltestelle aus muss ich ca. 10 Minuten bis zum Haus meiner Gastfamilie gehen. Gerade als ich den Weg antrat, fing es an zu regnen. Ich glaub ich war noch nie so nass. Die Straßen waren binnen wenigen Sekunden Flüsse. Ich konnte nicht weiter gehen. Also stellte ich mich unter einem Dach unter, als mich plötzlich einige Frauen ansprachen, die in einem Laden nebenan saßen und mich einluden, mich auch reinzusetzen, damit ich völlig im Trockenen sei. Gesagt, getan. Eine wudnerschöne Erfahrung. Wasser, wo keines sein sollte.Die Frauen waren unglaublich neugierig, wollten alles wissen. Angefangen mit der Frage, wie es mir gefällt bis zu der Frage, wie ich es ohne meinen Freund aushalte (irgendwie gehen hier alle automatisch davon aus, dass ich vergeben sei). Sie boten mir an, meine Gastfamilie anzurufen, damit diese sich keine Sorgen mache, klar, dass ich die Nummer nicht dabei hatte. Und als es etwas weniger regnete und ich mich auf wieder auf den Weg machen wollte, gaben sie mir noch eine Plastiktüte für meine Stofftasche mit. Sowas würde einem in Deutschland wohl nicht passieren…aber in Deutschland gibt es auch nicht solche Regenfälle.

Der Regen ist hier ohnehin – ohne Worte. In den letzen Wochen ist eine Lagune in der Nähe um 12m!!!!!!!!! gestiegen. Die Überschwemmungen am Lago Managua sind heftig…war ich vor 3 Wochen noch direkt am Ufer, komm ich heute nicht mal in die Nähe, weil alles abgesperrt ist. Viele Menschen verloren hier auch schon ihr Leben, einfach weil die Menschen, die in den Slums leben, alle nicht schwimmen können und das, obwohl es für sie am wichtigsten ist, um zu überleben. Trotz der Regenzeit schien die letzen 4 Tage durchgehend die Sonne, der Himmel war blau und es war tropisch heiß…Vielleicht erste Anzeichen der kommenden Trockenzeit?!

Außerdem erwähnenswert ist der Mercado Oriental, den wir am Samstag besuchten. Gefühlte Millionen Menschen auf einem Fleck. Enge, dunkle, verwinkelte Gassen. Keine Orientierung. Menschen, die dich berühren und wollen, dass du etwas kaufst. Ein lautes Stimmenwirrwarr. Kleider über Kleider(und was für welche), Essen über Essen, Taschen über Taschen, Tiere über Tiere…man kann es sich nicht vorstellen. Leider ist das Überfallrisiko vor Ort ziemlich hoch, sodass ich mich nicht traute Fotos zu machen und euch leider keine präsentieren kann. Generell ist es irgendwie unmöglich von den Dinge, die ich für euch wirklich interessant finde, die Dinge, die Nicaragua ausmachen und den Unterschied zu Deutschland herstellen, Fotos zu machen. Ich hoffe ich werde mich im Laufe der Zeit diesbezüglich sicherer fühlen.

Freitagabends haben wir ein Gitarrenkonzert eines Franzosen (genial !!!! ) besucht, wo wir ebenfalls eine sehr sympathischen Studentin kennen gelernt haben, mit der wir dann was trinken gegangen sind (by the way: Cocktails kosten hier más o menos 2/3 Euro). Auch Kino ist unglaublich Freitag. An einem Freitagabend haben wir gerade mal als Erwachsene 2,30 Euro umgerechnet bezahlt. Neidisch? 😛

Es passiert viel, ich nehme unglaublich viel wahr und versuche alles aufzusaugen, nur leider geht jetzt schon unglaublich viel verloren, weswegen ich euch auch immer nur Bruchstücke berichten kann. Und für heute ist es auch genug mit den Bruchstücken.

Ich vermisse euch, hoffe es geht euch gut, und freue mich immer auf Input aus Deutschland.

Cuidaos, muchachos y muchachas =)

Auszug aus dem Lied „Nicaragua Nicaraguita“ von Luis Enrique Mejía Godoy:

Ay Nicaragua, Nicaraguita,
la flor mas linda de mi querer,
abonada con la bendita,
Nicaraguita, sangre de Diriangé.

 

Angekommen. 4. Oktober 2010

Filed under: Allgemein — strawberryfee @ 06:20

Die 2. Woche neigt sich dem Ende zu. Es ist erstaunlich, dass einerseits die Zeit wie im Flug vergangen ist, aber andererseits ich gleichzeitig das Gefühl habe, schon ewig hier zu sein.
Ganz, ganz komisches Gefühl.
Da in der letzen Woche Ferien im Colegio alemán waren, sah auch mein Alltag der letzen Woche um einiges lockerer aus. Paola, Anna und ich mussten lediglich von 2-4 in der Schule sein, um 9 Seiteneinsteiger (6-11 Jahre alt) in Deutsch zu unterrichten.
Seiteneinsteiger heißt, dass diese Schüler ab dem nächsten Schuljahr (Ende Januar) auch das Colegio alemán besuchen werden, da sie aber noch kein Deutsch können, müssen sie auf das Level der jeweiligen Klassen gebracht werden.
Wie ich schon in meinem letzen Artikel gesagt hatte, etwas utopisch, aber ich muss auch zugeben, dass sie schnell gelernt haben.
Da einige von den Schülern Stipendiaten sind und das Alter auch noch ziemlich gering, waren alle 9 krass motiviert…Hatte ich mir zuvor noch Sorgen gemacht, dass die Kleinen nur rumzappeln oder sich langweilen würden, wurde ich im Nachhinein von einer wissensbegierigen Truppe überrascht, die wirklich gut drauf war, und das obwohl sie vor dem Deutsch-Kurs mit uns auf ihrer noch-jetzigen Schule noch Unterricht hatten.
Es ist unglaublich bestätigend, wenn man im Kreis steht, mit den Schülern ein Wissens-Spiel spielt und fast jeder Schüler sich springend mit einem „Yo, yo, yo“ (Ich, ich, ich) meldet.
So hat der Unterricht auch uns Freiwilligen allen Spaß gemacht. Im Dezember wird es nach Plan einen zweiten Seiteneinsteiger Kurs für die selben Schüler geben. Da freue ich mich jetzt schon drauf.
Auch ansonsten fühle ich mich wohler und wohler in Nicaragua. Zum einen habe ich jetzt endlich eine neue Kamera, die zwar für die Qualität viel zu teuer war, aber gut, besser als gar nix.
Ebenfalls habe ich nun eine neue Matratze, auf der es sich super schlafen lässt.
Auch die Freundlichkeit vieler Menschen hier ist himmlisch. Sei es, dass die Männer dir die Hand reichen, wenn du aus dem Bus aussteigst, oder dass man von Leuten, die man soweit nur einmal gesehen hat, mit dem Auto mitgenommen wird, fahren sie gerade an dir vorbei.
A propos Auto fahren…am vergangenen Dienstag hatte ich wohl die geilste Autofahrt der Welt. Da wir wg der Schulferien immer mit öffentlichen Bussen fahren müssen, und die Verbindung zur Schule nicht die Beste ist, hat uns der Chauffeur von Paolas Familie freundlicherweise mitgenommen.
Allerdings kam er mit dem Geländewagen, in dem es nur eine Sitzbank und hinten eine Ladefläche gab.
Doch kein Problem in Nicaragua. In Nicaragua quetschen Anna und ich mich neben den Fahrer auf die Bank und Paola kam auf meinen Schoß. Aber nach nur wenigen Metern Fahrt steht eine Gruppe von Polizisten vor uns, die wild diskutierte.
Scheiße…normalerweise kann man doch hier sonst fahren, wie man will. Betrunken, mit 10 Leuten in einem Auto, dass für 5 gebaut ist, übermaßig schnell, oder mit Pferdewagen auf einer „Autobahn“.
Doch die Polizisten machten nicht auf sich aufmerksam, um uns anzuhalten, sondern weil sie auf der Ladefläche mitgenommen werden wollten.
So fuhren wir, gequetscht auf der einen Sitzbank mit 10 Polizisten auf der Ladefläche durch Managua.
Ich mag den Fahrstil hier gar nicht, mir gefällt es nicht, dass die Autos, wenn man als Fußgänger die Straßen überquert, draufhalten, dass hier offenbar jede Art Auto zu fahren legitimiert ist…doch diese Autofahrt war trotzdem unglaublich amüsant.
Bus fahren ist dagegen nochmal eine andere Geschichte. Wie schon gesagt fahren hier ausschließlich schon ziemlich mitgenommene typisch amerikansiche Schulbusse oder so Minibusse (ähnlich wie ein Van). Die großen Busse bringen solche Abgase zustande, dass ist wirklich widerlich. Komplett schwarz. Außerdem steht auf jedem Bus vorne etwas à la „Dios es amor“ (Gott ist Liebe). Und die Musik in den Bussen fehlt natürlich auch nicht. Zum Leiden meiner Ohren immer abartig kitschige lateinamerikanische Musik.
Lateinamerikanische Musik..auch ein schwieriges Thema. Prinzipiell mag ich die Musik, doch nicht ständig. Es fängt tierisch an zu nerven, wenn auf Parties hier die ganze Zeit nur diese Musik läuft…Und da ich ja Zumba mache, bin ich die Musik eigentlich gewöhnt…dachte ich. Zum Glück bin ich nicht die Einzige, der das aufgefallen war.
Was das Spanisch angeht, bin ich gerade ziemlich fleißig. Zum einen lese ich grade „Harry Potter y la Orden del Fénix“, zum Anderen schauen Anna und ich fast jeden Abend mit unserem 14-jährigem Gastbruder Renato „los Simpsons“….wenn das nicht cool ist.
Davon abgesehen habe ich diese Woche auch meinen ersten Skorpion gesehen…Gott sei Dank war der schon tot. Da kommt man abends an nichts Böses denkend nach Hause, auf einmal ruft dich die Familie und zeigt dir einen toten Skorpion…Offenbar hatte der sich ins Schlafzimmer meiner Gasteltern geschlichen, was die allerdings mit einem tötenden Spray ganz schnell gelöst haben.
Jetzt habe ich nur ständig ein Skorpion-Trauma und schau immer unter meinem Bett und allen anderen Ecken nach, bevor ich schlafen gehe.

Auf Anfrage einiger Leute nochmal ein paar Worte zum Essen: Das Essen hier ist wirklich super. Das Nationalgericht ist „Gallo Pinto“: Dunkler Reis mit Bohnen und Beilagen jeder Art (Tortillas, Salat, Hühnchen etc.). Während viele Einheimische das morgens, mittags und abends essen, beschränkt sich das bei uns gott sei Dank aufs Abendessen, sodass man genießen kann. Doch auch ansonsten gibt es fast immer irgendwas in Kombinaton mit Reis und Bohnen. Auch Früchte, vor allem Ananas, Melonen, Bananen und Papya stehen immer beim Essen auf den Tisch, was mich ganz glücklich macht. Neben dem Wasser purificada gibt es auch häufig selbstgemachte Fruchtsäfte.
Ein anderes Nationalgericht ist die Yuca-Wurzel…schmeckt so ähnlich wie Kartoffel und wird meistens mit frittierter Schweinehaut oder sowas (klingt schlimmer als es ist, schmeckt wie Chips, Salzstangen, irgendwas in die Richtung) und Salat serviert.
Trotz des Regens, der hier, typisch für die Regenzeit, ab und zu immer wieder in Strömen einsetzt, ehe die Sonne wieder eine unerträgliche Hitze produzieren kann, haben Paola, Marcus und ich es gewagt, nach Granada, einer Kolonialstadt und einer der schönsten Städte Nicaraguas, zu fahren.
So musste ich auch das erste Mal alleine zu Fuß zur Bushaltestelle, habe mich doch erstaunlich sicher gefühlt…wobei ich nicht weiß wie ich das einschätzen soll, weil am Tag zuvor in den Nachrichten kam, dass ein Kubaner am hellichten Tage an einem ziemlich belebten Ort von 3 Einheimischen angequatscht wurde, er solle ihnen sein Handy geben. Daraufhin fragte der Kubaner lediglich „Warum“, was für die Kriminellen Grund genug war, dem Mann 3 Mal ins Bein zu schießen, sodass dieser vor Ort verblutete. Super, so eine Geschichte zu hören, bevor man das erste Mal alleine unterwegs ist.
So hab ich mich erstmal ein weiteres Mal über die Sicherheit in Nicaragua informiert und fand einen ziemlich fundierten Artikel eines Professors, der mich beruhigte.
Bei Interesse : http://www.tropicaldiscovery.com/country_info/nicaragua_safety/urlaub.php
Und tatsächlich schaffte ich es erfolgreich alleine zur Bushaltestelle und in den Bus zur Uni, wo ich mich den anderen traf. Man, war ich stolz und erleichtert 😛
So ging’s dann für 20 Cordoba (ca.70 cent !!!!) nach Granada (die Fahrt dauerte etwas weniger als 60 Minuten!
Angekommen: TRAUM.
Nachdem wir alle etwas Managua entnervt waren, war Granada der Himmel auf Erden. Es gab ein Zentrum. Im Zentrum keine Slums. Eine wunderschöne Kolonialstadt. Eine wunderschöne Kathedrale. Ein riesiger grüner Park. Keine Autos, die draufhalten.Sicheres Gefühl. Kein ständiges Gehupe. Mülleimer. Kein Dreck auf den Straßen.
Man merkte sofort, dass Granada im Gegensatz zu Managua ein touristischer Ort ist. Auch wenn das nicht immer gut ist, war es in dem Moment genau das, was wir brauchten.
Ab ging es auf die Kathedrale. Wunderschöner Ausblick zum Volcan Mombacho, der direkt an Granada grenzt.Katha glücklich in Granada.
Nachdem wir das Hostel, welches auch von meinem Reiseführer empfohlen wurde, gefunden hatten und die Sachen verschlossen hatten, erkundeten wir den ganzen Tag das schöne Granada, trafen andere Freiwillige, trafen auf die Freundlichkeit der Einheimischen.
Und zwar hatte ich mein Geld in den Hosentaschen, da das noch am unauffälligsten ist. Auf dem Weg durch den Park pfiff mir so ein Typ hinter her und meine Standard-Reaktion ist mittlerweile Augen verdrehen und ignorieren, denn das passiert hier ständig. Doch irgendwie war das ein anderes Pfeifen, meine weibliche Intuition hatte mich dazu gebracht, mich doch nach dem Typen umzudrehen. Der deutete dann nickend auf meine Hosentasche, aus dem mein Geld rausschaute. Ich war ihm so unendlich dankbar. Das hätte ganz schön schief gehen können.
Auch wenn ich mich in Granada sehr sicher gefühlt habe, so muss man es ja nicht drauf anlegen.
Dann ging es noch zum Nicaragua-See (wirkt wie ein Meer, weil er so groß ist, dass man das Ende nicht sieht), an dem wir was gechillt haben. Theoretisch kann man auch drin schwimmen, aber da durch die Regenzeit viel zu viel Wasser drin ist, dass den ganzen Schlamm etc. aufgewühlt hat, soll das wohl nicht so ratsam sein.
In dem riesen See gibt es auch „Las Isletas“, kleine Inselchen mit wunderschönen Strand….Zurzeit sind diese allerdings überschwemmt, sodass wir das in der Trockenzeit nachholen müssen.
Ebenfalls wird im Moment davon abgeraten, auf dem Vulkan zu wandern, sodass wir auch das in der Trockenzeit nachholen werden.
Am Abend dann besuchten wir ein Jazz-Konzert von einer Gruppe taiwanischen Jugendlichen in „La casa de los tres mundos“, eine Art kulturelles Zentrum, dass Einheimischen Sorgenkindern Möglichkeiten wie Musizieren, Kunst etc. anbietet. Auch viele Deutsche Freiwillige kommen häufig an diesen Ort. Das Konzert war relativ speziell, aber auch sehr interessant und wir haben den Abend auf jeden Fall genossen.
Allerdings waren wir vom Erkunden alle ziemlich müde und entschlossen uns so, nicht mehr feiern, sondern ab ins Hostel zu gehen.
Mit dem schlafen gehen wurde aber auch nichts, da die restlichen Menschen im Hostel (Studenten aus Holland, Amerika, Deutschland soweit ich weiß) gut am Vorsaufen waren und jedes 2. Wort aus „Fuck you“ bestand. Schließlich haben die Guten noch versucht uns zu überreden mit feiern zu gehen. Doch zum einen waren Paola und ich einfach zu müde, zum anderen hatten wir nicht so wirklich Lust auf zig Besoffene Studenten. Marcus schloss sich der Gruppe aber an und hatte wohl eine ziemlich gute Nacht.
Paola und ich haben dann die Nacht mit ganz viel Quatschen ausklingen lassen.
Sonntag habe ich dann das erste Mal richtig lange geschlafen. Bis halb 11…bisher war ich immer ab halb 9 wach, da die Wände im Haus der Gastfamilie halt sehr dünn sind und man más o menos alles hört.
Auch wenn die Hostel-Betten nicht die bequemsten waren, so war es doch geil, mal auszuschlafen….Vor allem Kollektivschlafen, da alle anderen im Dorm komplett fertig von der Nacht wachen.
Bevor wir gegen 12 auschecken mussten, haben wir noch was mit den netten Holländern gequatscht, die alle eine ziemlich abartig krasse Fahne hatten. Dann gab’s noch was typisch nicaraguanisches zu essen und ab ging’s zurück in das Chaos Managua.
Hier erfuhr ich dann, dass in den nächsten Wochen evtl. noch eine weitere Freiwillige eines anderen Programms aus Spanien hier einziehen wird. Sie ist 22. Wird bestimmt sehr cool. Also Daumen drücken.
Ach übrigens, das Wochenende, zu dem die Nacht, Frühstück, Abendessen, Mittagessen, diverse Flaschen Wasser, Touri-Zeugs, ein Eis, die Fahrt hin und zurück, eine Dusche, Kaffee, ein Handtuch etc. gehört, hat mich gerade mal 515 Córdoba gekostet. Das sind umgerechnet ca. 17, 30 Euro !!!!!!! Hell, yes.
Und das für einen touristischen Ort, genial.
Auch mit dem Wetter hatten wir trotz Regenzeit übelstes Glück. Tagsüber Sonnenschein, nur nachts Regen. Me gustalo mucho<3
Montag geht dann die Arbeit im Kindergarten los, zusätzlich Montags die von uns geleitete TheaterAg (unser Konzept ist genial!) und Di-Fr die Hausaufgabenbetreuung der 3. und 5. Klasse.
Ich bin gespannt.
An alle, die sich meine Texte antun und die ich dafür über alles Liebe ganz viele „Besos“ und „abrazos“.

Und als Geschenk noch ein paar Fotos vom schönen Granada:

Kathedrale von innen. (2)Vulkan Mombacho.Endlich raus aus Managua.

Kathedrale von außen.

Wenn man keinen Stuhl hat, reicht auch mal die Nische eines Hauses aus.

 

INTENSITÄT. 27. September 2010

Filed under: Allgemein — strawberryfee @ 05:24

Info: Wg der Länge des Text wird die Schrift so klein angeziegt..und ich bin nicht intelligent genug, das zu ändern…da ihr aber alle schrecklich intelligent seid, könnt ihr den Text ja in Word kopieren und größer machen 😉

Montag, der 20.09.2010: Erster offizieller Arbeitstag…oder doch nicht?!

Zunächst scheint es ganz nach einem Arbeitstag auszusehen. Da die Schule hier schon um halb 8 beginnt, müssen wir um halb 6 aufstehen, um halb 7 aus dem Haus gehen, um den Bus zu bekommen (Fahrt:15min) und schließlich im Colegio aleman nicaragüense anzukommen.

Angekommen haut uns erst einmal das wunderschöne Schulgelände um. Da wurde krass Gartenarbeit geleistet. Daneben ist es sehr familiär und liebevoll aufgezogen. Je nachdem, wo man sich im Colegio befindet, kann man sogar die wunderschöne Wildnis Nicaragua’s bestaunen. Krass.

Der Schulleiter, begrüßte uns mit einem „Ihr bleibt 3 Monate oder?“(nicht so ganz), was generell die gesamte Schule vertritt..alle sind etwas, ich würde sagen verpeilt und verplant, aber wahrscheinlich ist das einfach die Art hier vor Ort. Mañana, mañana….tja, und getreu dem Motto hatten wir auf dem Gelände fast die ganze Zeit Freizeit, mal abgesehen von der 6.h(12:10-12:55), in der wir uns mit unserem Mentor und Primaraialeiter und dem Schulleiter zusammengesetzt haben um über unsere Aufgabenbereiche zu besprechen.

So ging der wunderschöne Tag weiter: Ich bin absolut glücklich mit meinem Aufgabenbereich. Morgens werde ich im Kindergarten arbeiten, Di/Mi werde ich mittags die Hausaufgabenbetreuung der 3.Klasse(alleine) und Do/Fr die Hausaufgabenbetreuung der 5.Klasse(zusammen mit Paola) leiten.

Dazu haben wir Freiwilligen uns freiwillig (was für ein Wortspiel^^) dazu gemeldet, eine TheaterAG für die schon was älteren Schüler anzubieten.

Was die morgendlichen Aufgaben angeht, werden wir ohnehin rotieren, sodass man in alle Bereiche (Assistenz im Unterricht, Verwaltung) Einblick bekommt. Muy bien.

Der Bus zur Schule und zurück wird von der Schule bezahlt, so auch das Mittagessen….wieder mal ein Moment, in dem ich, wie so oft in den letzten Monaten(gerade beim Vorbereitungsseminar) denke: „Krass, bist du privilegiert.“ o.o

Allein die Tatsache, an so einer schönen Schule arbeiten zu dürfen, ist ein Privileg…wie gerne wäre ich an solch einer Schule Schülerin gewesen.

Leider erkennen die Schüler aber nicht, was für Privilegien sie genießen…mal abgesehen von den Stipendiaten, die sehr fleißig und lernbereit sind.

Diejenigen, deren Eltern aber das Geld haben, die Schule zu bezahlen, sind auch entsprechend aufgewachsen und wurden meist rundum von der Nanny verwöhnt. Eigenständigkeit ist ihnen somit ein Fremdwort, sodass viele in der Schule auch nicht gut klar kommen, wo solche Werte doch vermittelt werden.

Es kommt vor, dass 10-Jährige sich immer noch nicht die Schuhe binden können.

Vielleicht schaffe ich es in meiner Zeit an der Schule ja ein paar Schüler davon zu überzeugen zu erkennen, welche Privilegien sie eigentlich genießen…man darf ja noch träumen.

Übrigens…an der Schule gibt es ziemlich viel Wache…allerdings nicht einfach nur so…nein! Tatsächlich geht die Enkelin des nicaraguanischen Präsidenten Daniel Ortega auf die Schule, an der ich Arbeite. Schon ein bisschen cool^^

So ging der erste „Arbeitstag“ der hauptsächlich geprägt war vom Internet, ganz viel Regen(zum Glück) und einem sehr schönen Flair.

Zurück ging es mit dem Bus…normalerweise müssten Anna und ich noch ein ganzes Stück zu Fuß zu unserem Haus gehen, doch eine Professora, die auch mit dem Bus fuhr und in der Nähe wohnt, wurde von ihrem Mann gefahren und hat uns von sich aus mitgenommen…wieder der Gedanke, wie krass herzlich viele Nicaraguaner doch sind.

Doch es gibt natürlich auch andere Seiten.

An diesem Mittag gab es ein ziemlich krasses Gewitter…eigentlich sehr schön, denn so „kühlt“ es sich zumindest ein bisschen ab…soweit man das denn sagen kann, denn 5 Minuten später knallt die Sonne wieder gnadenlos auf einen herab. So wurde auf einem Vulkan in der Nähe von Managua(ich hab vergessen, wie der Ort heißt) ein Mensch von einem Blitz getroffen und starb.

Das Fernsehen berichtete fast nur davon. Was mich schockierte, war, dass die Leiche absolut würdelos von der Kamera gezeigt wurde…während in DL zumeist die Gesichter verpixelt wird und ohnehin ich mich nicht erinnere, im Fernsehen eine Leiche gesehen zu haben, wurde die Leiche hier von allen Winkeln gefilmt…selbst die Wiederbelebungsversuche wurden aufgezeichnet…das fand ich doch sehr schockierend…Auch später kam ein Bericht über einen anderen Toten in Nicaragua(iwas wg Drogen), dessen Leiche auch absolut würdelos präsentiert wurde…vielleicht bin ich vom deutschen Fernsehen auch einfach nur verwöhnt, doch das hat mich schon ziemlich getroffen.

Ansonsten ist es immer wieder krass, durch Managua zu fahren. Reichtum habe ich, mal abgesehen von der Schule, noch gar nicht gesehen, höchstens guter Mittelstand, was hier aber schon sehr, sehr hoch anzusehen ist, für mich als verwöhnte Deutsche aber ärmlich wirkt…neben solchen Häusern tummeln sich plötzlich die Slums, leider sieht es größtenteils genauso aus, wie man es sich vorstellt…Schräg aufgestellte Wellbleche bilden die Wände von zig „Häusern“(wenn man das denn so nennen kann)…man fürchtet, dass diese Wände jeden Moment ineinander fallen könnten. Auch die Menschen zu sehen, tut weh. Es ist traurig, dass, obwohl Daniel Ortega, der Präsident sich bereits für Sozialwohnungen stark gemacht hat, unzählig viele Menschen noch so leben müssen.

Gerade die Kinder müssen unter der harten Kinderarbeit leiden, wobei es bei Schuhe putzen anfängt und bei Kinderprostitution aufhört.

Auch ansonsten ist Managua nicht die schönste Stadt Nicaraguas. Es gibt viel Müll, der ManaguaSee ist seit den 60er Jahren(glaub ich) biologisch tot und wird erst in 30 Jahren(dank einer von DL gestifteten Kläranlage) wieder leben und auch sonst riecht es in Managua enorm nach Abgasen.

Dafür hat man alles, was man braucht und gerade das Nachtleben soll herrlich sein.

Die richtig schönen Städte und vor allem der Strand(ayayay) liegen auch nur 60Min entfernt. Me gustalo mucho.

Auch mit dem Spanisch merke ich Besserung…wenn man die Sprachbarriere erst einmal akzeptiert, funktioniert auf einmal alles viel besser. Heute Abend habe ich mich mit meiner Gastmutter sehr lange über ihren Adoptivsohn Renato unterhalten, der eine psychische Krankheit mit autistischen Zügen hat…Jaaa, so komplexe Themen auf Spanisch^^ Es wird xD 

Alles in allem ein sehr schöner Tag, der mir Hoffnung für die verbleibende Zeit in Nicaragua macht.

Dienstag, der 21.09.10: Un día con los leones y el Club Alemán

Der erste richtige Arbeitstag. Ab geht’s in den Kindergarten. Da allein der Kindergarten ein wunderschönes Gebäude, das auch sehr gut belüftet ist, ist, freute ich mich von vorne Herein auf meine Arbeit…und es ist tatsächlich absolut himmlisch.

Ich bin der Gruppe Leones(Löwen) zugeteilt: ca. 16 Kinder von 3-6 Jahre, die bereits relativ gut Deutsch können. So ist es ziemlich wichtig, dass ich die Kleinen auf Deutsch anspreche, was aber auch ab und zu ziemlich schwer ist, weil viele der Jüngeren einfach kein Deutsch verstehen WOLLEN.

Auch untereinander unterhalten sie sich auf Spanisch, weil es einfach die einfachere Sprache für die Kleinen ist. Mir gefällt das allerdings ganz gut, denn durch escuchar versuche ich mein Spanisch zu verbessern.

Da ich schon mal ein Praktikum im Kindergarten gemacht hab, hatte ich ja bereits ein wenig Erfahrung in dem Bereich…doch ich muss sagen, dass sich die nicaraguanischen Kinder von den deutschen (ups, wenn das der Workshop „How to write about…“lesen würde…okay, sagen wir meine erste Gruppe und meine jetzige Gruppe) unterscheiden.

Hier scheinen die Kinder viel überdrehter, leidenschaftlicher zu sein und sie hängen viel krasser an einem. Auch in Deutschland fiel es mir schwer, meine Aufmerksamkeit gerecht zu verteilen, doch hier ist das schier unmöglich.

Selbst bei so Kleinigkeiten wie wer neben mir sitzen darf, tritt das totale Chaos auf…Tja, warum gibt es auch nur zwei Plätze neben mir?

So hab ich prinzipiell immer einen Knäuel Kinder um mich rum und hach, sie sind sooooo süß. Also die Arbeit gefällt mir sehr doll. Schade, das wir alle 4 Wochen rotieren o.o

Außerdem arbeitet noch ein anderer Praktikant vor einem anderen Hintergrund in der Leones-Gruppe, und so bekam ich gleich mal das Angebot, mit an den Strand oder nach Costa Rica zu fahren. Ja, es läuft muy bien.

Um 13 Uhr ist der Kindergarten dann zu Ende und ich bin zum Mittagessen gestürzt, damit ich vor Beginn der Hausaufgabenbetreuung der 3.Klasse (13:25) noch was essen konnte…Wie befürchtet hatte sich schon eine riesige Schlange an Schülern gebildet. Da ich schließlich nur noch 5 min hatte, musste ich das Essen regelrecht runter schlingen, nur um kurz darauf in der Administración zu erfahren, dass diese Woche noch keine Hausaufgabenbetreuung ist.

Yeaaaah^^

Also hab ich schön das Internet der Schule genutzt, gelesen und gechillt, da wir heute bis abends in der Schule geblieben sind. Denn ab 6 Uhr fand der „Club alemán“ statt…ab nächste Woche werden wir die Zeit zwischen Arbeit und dem Club Alemán wohl mit Schwimmen verbringen…den riesen Pool der Schule können wir nämlich ständig nutzen. Sehr geil.

Auch der Abend war super. Es gab typisch deutsches Essen und wir haben eine Deutsche kennengelernt, die seit 7 Monaten in Zentralamerika rumreist und jetzt noch mal zu ihrem Mit-Lieblingsort Nicaragua zurückgekehrt ist, da sie nächste Woche nach Hause fliegt.

Entsprechend gute Tipps konnte die Gute uns geben. Dann haben wir noch ein Ehepaar(Schweiz/Thailand) kennen gelernt, dass ebenfalls seit einigen Jahren in Managua lebt und uns auch schon zu sich nach Hause eingeladen hat.

Es ist himmlisch, wie offen die Menschen hier sind, sodass mir der Tag dahingehend viel gebracht hat 🙂

Mittwoch, der 22.09.10: A mi, no me guste el machismo.

Der Tag, an dem wir das erste Mal von der Bushaltestelle aus zu Fuß zu unserer Gastfamilie gehen müssen. Eine krasse Erfahrungen. Fühlt man sich in der Schule doch immer sehr wohl behütet, wird man mit Schulende ohnehin immer in das pure Chaos Managuas rein geworfen. Normalerweise sollten wir 15 Minuten für den Weg brauchen, Anna und ich brauchten jedoch mehr als 30 Minuten, weil wir uns natürlich verlaufen hatten…kein Wunder, denn es gibt in Managua einfach keine Orientierungspunkte. Alles sieht hier gleich aus: Egal wo man hinschaut, Häuser die dem meinem ähneln oder ganz krasse Slums.

Hinzu kam das Verhalten der nicaraguanischen Männer. War ich zuvor mit der Gastfamilie unterwegs, kamen hier und da einige Kommentare à la „guapa“, „mi amor“, „Chele“ (so werden wir Weißen genannt) y todo eso…Da dachte ich schon, wie harmlos nach den ganzen Warnungen^^

Kaum gingen Anna und ich alleine durch das Barrio nach Hause, kam von jeder männlichen Person, die wir passierten, ein Gepfeife oder Kommentare in jene Richtung…das war echt unangenehm. Klar, wir fallen auf, damit kann ich auch leben. Aber an das Gepfeife und Gegröle werde ich mich wohl nicht gewöhnen…too much.

An diesem Punkt wurde mir auch bewusst, dass ich noch Hemmungen habe, alleine durch Managua zu laufen…zu zweit ist’s okay, aber alleine kann ich mir das noch nicht vorstellen.

Was mir auch aufgefallen war: Die Stadt wimmelt nur so von einem Auto-Chaos…insbesondere, weil zwischen den Autos immer mal wieder so Holzwagen, gezogen von Pferden aufkreuzen…wie gesagt: Hier trifft arm auf „reich“.

Ansonsten haben wir an diesem Tag nur noch Geld abgeholt (die Währung ist sooo ätzend. Ein Beispiel: 400 Cordoba sind ca. 15 Euro…wtf!?) und sind mal wieder totmüde ins Bett gefallen.

Donnerstag, der 23.09.10: Mañana, mañana…

Ein sehr gechillter Tag. Da der jetzige Tag ein pädagogischer Tag war, war der Unterricht und auch der Kindergarten verkürzt. So ging der Kindergarten nur bis 11 Uhr. Ich musste meine Süßen aber schon um viertel vor 10 verlassen, da ich mit den anderen Freiwilligen in der 9. und 10. Klasse unser Theaterprojekt vorgestellt habe…und man glaubt es kaum: 16 Leute sind interessiert. Muy bien 🙂

Übernächste Woche geht also auch unsere Theater-AG los. Das Ziel ist es, dass die Schüler sich selber und ihre Ideen einbringen können. Wir werden wohl kein Stück machen, da 5 Monate einfach zu wenig für was großes ist. Vor allem, da zwischen Dezember und Januar noch 7 Wochen Ferien sind.

Daher sind wir momentan für Sketche, die die Schüler, natürlich auf Deutsch, selbst entwickeln können, und die dann ganz spontan, wie die Schüler wollen, anderen Schülern präsentiert werden können…es soll keinen Zwang oder ähnliches geben, sondern ganz freiwillig sein und Spaß machen.

Umso schöner, dass ich aus 2 Klassen immerhin 16 Leute gemeldet haben.

Ansonsten wurde an dem Tag mehr oder weniger gechillt. Es gab einen Vortrag der Schulpsychologin über ADHS, den ich allerdings verpasst hatte. Danach waren noch die Fachkonferenzen, wo wir kurz den Märchenwettbewerb des Auswärtigen Amts vorgestellt haben und dann wieder relaxt haben.

Während ich gewartet habe, habe ich übrigens einen Spanischlehrer einer anderen Schule kennen gelernt, der zu Besuch am Colegio Alemán war….era tan bueno. Er hat mir viel über’s nicaraguanische Spanisch beigebracht, wir haben uns bestimmt 45 Minuten auf SPANISCH unterhalten…war gut für’s Selbstbewusstsein.

In der Familie sinkt das dann immer ein wenig, so ein Spanischlehrer hat es schon besser drauf, schön klares Spanisch zu sprechen. 

A propos Gastfamilie: Momentan denk ich doch drüber nach, sie zu wechseln. 200 Dollar sind mir für die Leistungen, die ich hier habe, doch zu viel, besonders im Vergleich zu den anderen Freiwilligen, die wirklich gute Leistungen erhalten und nur 150 Dollar bezahlen müssen.

Ich werde in den nächsten Tagen mit meinem Mentor sprechen und mich beraten lassen…

By the way, nächste Woche sind Ferien, in denen wir Freiwillige Seiteneinsteigern in dieser einen Woche für die 1. 3. und 4. Klasse Deutsch beibringen sollen…innerhalb einer Woche sollen die Schüler ohne Vorkenntnisse also auf dem Level dieser Klassen sein (die Deutsch schon seit dem Kindergarten lernen).

UTOPIE?!

Naja, es wird bestimmt interessant.

Freitag, der 24.09.10: Herzschmerz.

Tja, Kindergarten, wie so oft. Die einzige Neuigkeit, die ich habe, ist, das Marco, der Erzieher meiner Kindergartengruppe, mir angeboten hat, nach den Ferien(nächste Woche) selber einen Stuhlkreis zu leiten…coole Sache. Heißt, dass ich mit den Kleinen den Guten-Morgen begrüße, Spiele spiele, über das Thema der Woche (diese Woche waren es prähistorische Tiere) spreche und mit den Süßen singe. Wird bestimmt nicht leicht, aber ich freue mich drauf. Wie ich in dem Brief über meine Ziele beim Vorbereitungsseminar geschrieben habe, will ich an meinen Grenzen gehen, sie kennen lernen, und das tu ich hier absolut.

Ansonsten konnte ich endlich mal vernünftig mit meiner Family skypen, da ich das letze Mal von 1-3 frei hatte und somit das Internet der Bibliothek benutzen konnte.

Dann ging es wieder zur Gastfamilie, wo ich eher wieder was down war…es ist so schwer sich zurückzuziehen, ständig sind Leute um dich rum, fragen dich, wie’s dir geht und so weiter und sofort…ich bin mehr so der Mensch, der auch einfach mal seine Ruhe braucht, um Kraft zu tanken. Das kann ich hier nur leider nicht. Davon abgesehen habe ich ja schon erläutert, dass mir die „Miete“ hier zu teuer ist.

Immerhin muss ich jetzt noch eine neue Kamera kaufen, ich muss den Flug nach México vorstrecken, ich muss den Sprachkurs vorstrecken, ich will möglichst viel von Nicaragua sehen und da ich vom 18.12. an 4 Wochen frei haben werde, will ich möglichst viel reisen und habe immer noch das Ziel vor Augen, mich mit mit meiner Lina (Schmarn…wünschte du wärst hier) in der Mitte von Chile und Nicaragua zu treffen.

Wechseln werde ich aber nun doch nicht.  Es ist schon praktisch, mit Anna zusammen hier zu wohnen, da man sich so doch sicherer fühlt, als wenn man alleine lebt.  Davon abgesehen leben wir ziemlich zentral, wenn man das denn so nenen kann, denn eigentlich gibt es hier sowas wie ein Zentrum nicht.

Ich werde mal mit meinem Mentor reden und schauen, was er meint, wenn ich versuche, mit der Familie über den Preis zu handeln.

Da ich den JetLag immer noch nicht ganz raus hab, mich nach Ruhe gesehnt hab und was down war, ging’s dann schon um 8 Uhr ins Bett. Hab dann auf meinem Laptop noch in Gedanken an meine allerliebste Lieblingshanna Eclipse geschaut und bin dann schlafen gegangen.

Samstag, der 25.09.10: Let’s party…

Der Tag des absoluten Schocks.

Der Tag fing nicht so gut an…ich war nach wie vor down, auch das Telefonat mit meiner Mum und das kurze Sykpen mit meiner Lieblingsjenny hat’s nicht wirklich besser gemacht. Doch der Tag sollte eine ungeahnte Wendung nehmen. Schon seit Mitte der Woche wusste ich, dass die Familie an diesem Samstag auf dem einjährigen Geburtstag von Yoann Andri (Si, Schweizer), der Sohn einer bekannten Familie eingeladen war…ich war ohnehin froh mal raus zu kommen, doch meine Erwartungen waren nicht sonderlich hoch…ich mein, was erwartet man von einem Geburtstag, auf dem das Kind ein Jahr alt wird?

NCIHT DAS!!!!

Wir kommen da an und Anna und ich bekommen erst mal einen Schock. WTF?!

Die PARTY steigt auf der riesen Terrasse einer krass schönen Villa (nur wenige Meter entfernt befinden sich die Slums Managuas). Unter 2 riesigen Zelten findet das ganze statt. Als wir gerade angekommen sind, zieht ein Clown (die sind hier ohnehin sehr beliebt), die übelste Show ab…anscheinend war’s lustig, ich hab nix verstanden^^ Wie sich später herausstellte, war der Clown aus dem TV und überall bekannt in Zentralamerika….nicht schlecht. Natürlich gab es während der Show Gallo Pinto (das Nationalgericht, dass man hier morgens, mittags und abends essen kann: Bestehend aus so komisch dunklem Reis+Bohnen und versch. Beilagen, z.B. Hühnchen oder Tortillas etc.).

Dann konnten wir unserer ersten Piñata zuschauen. Schade nur, dass der einjährige Yoann das Spiel nicht so ganz verstand^^ Dafür haben die anderen Kinder die Piñata schön zerstört, sodass nach 10 Minuten ein Schauer an Süßigkeiten hervor kam. (Die Piñata war soooo schön-.-)

Natürlich wurd man auch ständig mit Getränken versorgt. Dann wurden die riesigen Geburtstagskuchen angeschnitten, eine Band, die in Nicaragua gut bekannt ist, spielte den ganzen Abend lang, dann gab es ein riesiges Buffet und natürlich ganz viel Flor de Caña, der beste Rum, den ich je getrunken habe und der berühmt für Nicaragua ist.

Natürlich wurde auch den ganzen Abend getanzt…und kaum getanzt, ging es mir richtig gut. Natürlich nur zu lateinamerikanischer Musik, wobei ich einige Lieder sogar vom Zumba kannte…wie cool.

Tanzen ist hier sowieso genial: Hier tanzt alles. Jung und alt. Und bei allen, wirklich bei allen, bei JEDEM, sieht es wunderschön aus…Wir Europäer können im Vergleich dazu einfach nicht tanzen. Tragischerweise nicht. Wie gern würde ich mich so bewegen können…aber immerhin kam dann der Kommentar, dass ich für eine Chele (so werden wir Weißen hier genannt) ziemlich gut tanzen könnte….allerdings bin ich durch den Zumba-Unterricht natürlich auch im Vorteil.

Was mir noch sehr gut gefällt…die Männer fordern dich zum Tanzen auf. Jung und alt versteht sich von selbst. Man kann gegen den Machismus hier sagen was man will, mich selber nervt der Machismus teilweise enorm, vermutlich, weil ich einfach zu emanzipiert bin, aber zum Tanzen aufgefordert zu werden ist schon eine schöne Sache.

Das Tanzen selber mit den Männern ist dann sehr…gewöhnungsbedürftig. Anna und ich haben wohl voll das prüde Deutschland repräsentiert. Denn beim Tanzen ist hier der Körperkontakt ziemlich intensiv, wobei das in Deutschland auf diese krasse Art und Weise nur vorkommt, wenn alle besoffen sind und man sich im Nachhinein ohnehin nicht mehr wirklich dran erinnern konnten.

So war mir dieser Körperkontakt doch ziemlich unangenehm…ich will nicht wissen, wie es Anna ging, deren novio doch in Deutschland auf sie wartet…so sind wir doch ziemlich schnell vor den Männern geflüchtet.

Als Eigentherapie werden wir uns jetzt wohl definitiv nach einem Tanzkurs, wohl Salsa, umsehen, um die deutschen Hemmungen zu verlieren und uns vielleicht auch in Ansätzen so schön bewegen zu können, wie die Einheimischen.

Selbstverständlich haben die Eltern des kleinen Yoann dann auch noch Busse organisiert, die alle Gäste, die nicht mit dem Auto da waren, nach Hause fuhren.

Zum Glück, denn eigentlich sollten wir mit dem Taxi-Fahrer, der auch unser Nachbar ist, nach Hause fahren…nur war der komplett betrunken. Alkohol und Auto fahren ist hier kein No-Go, leider….generell habe ich ja schon erwähnt, dass die Kinder im Auto dann schon mal auf dem Schoss der Erwachsenen sitzen, ohne Gurt usw. Also Auto fahren gefällt mir hier gar nicht.

Doch alles in allem war das ein genialer Abend und ich habe gemerkt, wie gut es mir tat, einfach mal raus zu kommen. Und unser Fazit des Abends: In 17 Jahren müssen wir wieder nach Nicaragua kommen, um den 18. Geburtstag des kleinen Yoann Andri feiern zu können…ich will nicht wissen, wie der Geburtstag zur Volljährigkeit ausfallen wird, wenn man so ein übertriebenes TraTra zum 1. Geburtstag macht.

Bueno…feiern können die Nicas 🙂

Sonntag, der 26.09.10: Freiheit ist Luxus.

…fing wie ein ganz normaler Sonntag an…naja, in meinem Fall nicht, denn normalerweise schlafe ich Sonntags aus, doch hier muss ich gegen 8 aufstehen, weil ich durch die Löcher in den Wänden, die Fenster simulieren sollen, obwohl da ein Bild vor hängt, alles mithöre….und entsprechend wach werde…hört sich echt so an, als wären die in meinem Zimmer. Dann wurde ’ne Runde geskypt und nach dem Mittagessen haben Anna, Paola und ich uns dann im Metro Centro, einem riesigen Einkaufszentrum, dass endlich auch was europäischen/amerikanischen Flair hatte, also sehr modern war, getroffen.

Dann sind wir zuerst ein bisschen Bus gefahren durch Managua. Bus fahren kostet hier nämlich nur 2,50 Cordobas…sprich ca. 10 Cent. Leider ist Managua halt nicht die schönste Stadt und die Orte, wo wir waren, kamen uns ziemlich ausgestorben vor, sodass unsere kleine Reise dann an der (geschlossenen) deutschen Botschaft beendet war.

Dann ging’s zurück zum Metro Centro, wo wir dann ganz gemütlich in einem sehr schönen Café geplaudert haben. Übrigens ging im Zentrum des Metro Centro so ein Wettbewerb, natürlich mit lauter Musik und schrecklich vielen Menschen, die darauf krass abgingen…sowas findet man in Deutschland nicht.

Und zwar saßen 5 Leute in einem Auto, was es schließlich auch zu gewinnen gibt…Fünf Tage müssen die in diesem Auto sitzen, dürfen nur kurz zur Toilette raus und müssen halt auch essen und trinken im Auto…und jeden Tag wird jemand aus dem Auto raus geholt anhand von Mini-Wettbewerben (z.B. müssen die ganz viel trinken und wer zuerst auf Toilette muss fliegt raus). War schon heftig und absurd und krass.

Ohnehin ist Lautstärke hier so ein Thema…Die Menschen schreien regelrecht, wenn sie sich unterhalten, die Musik ist immer abartig laut, dass kann man nicht mit Clubs in Deutschland vergleichen. Und inmitten dieser Lautstärke sind dann natürlich Babys und kleine Kinder….Das war’s dann wohl mit gutem Hören.

Mit dem Taxi gings dann nach Hause, wobei wir natürlich wieder mal total abgezockt wurden…wir haben hier halt noch nicht so das Gefühl für Geld…ist auch eine ganz blöde Währung.

Dann wurd sich abends noch unterhalten…momentan ist es noch was schwer, da man abends einfach so fertig von den neuen Eindrücken ist, dass man an Konversation auch nicht mehr interessiert ist…Das ist leider für die Familie etwas schwer zu verstehen.

Kirche…ein anderes Thema, mit dem ich auf Kriegsfuß bin. Denn in unserem Gespräch ging es auch um Homosexualität. Und obwohl meine Gastmutter immer meinte, dass sie da nix gegen habe, waren ihre Sätze doch immer irgendwie negativ connotiert. Vor allem Kommentare wie „Ich bete zu Gott, das Renato(Adoptivsohn) nicht homosexuell wird“ sind teils ziemlich krass…Ich weiß, Kirche, konservativ, so ist hier der Großteil der Menschen. Aber mir fällt es trotzdem schwer bei solchen Ausdrücken ruhig zu bleiben.

Aber ansonsten ein schöner Abend…es tat gut, aus dem Haus raus zu kommen und seine Freiheiten zu genießen.

Wie ihr seht, eine Woche geprägt vom Gefühlschaos, von Gefühlen der ganz intensiven Art und Weise. Raro…Muy raro.

Ich vermisse euch, vermisse Deutschland, vermisse das Training…aber mittlerweile kann ich auch anfangen zu genießen und mir erstmals vorstellen, die nächsten 5 Monate hier zu leben…und alles mit zu nehmen, was geht.

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