[Katha im Land der Nicas.]

Abenteuer im Land der Seen und Vulkane.

Luxus ist… 24. Januar 2011

Filed under: Allgemein — strawberryfee @ 04:04

(Anmerkung: Der Artikel war bereits am 17.12. fertig, allerdings fand ich nicht mehr die Zeit, ihn pünktlich hochzuladen.)

Luxus ist…

Luxus ist eine heiße Dusche.
Luxus sind Fenster im Schlafzimmer.
Luxus sind Straßen, die nicht alle 20m durch einen gefährlich hohen Hubbel geprägt sind
Luxus sind Straßen, die nicht überall von Löchern geprägt sind.
Luxus ist die Existenz von Straßen.
Luxus ist ein Fahrrad.
Luxus ist joggen gehen zu können.
Luxus ist ohne Probleme mal eben mit der Kreditkarte zur Bank Geld abholen.
Luxus ist Helligkeit länger als bis 17/18 Uhr.
Luxus ist bei Dunkelheit noch auf die Straße zu können.
Luxus ist ein Bus, der einem das Atmen erlaubt.
Luxus sind Busse, in denen meine Knie sich keine blaue Flecken am gegenüberliegenden Sitz holen.
Luxus ist ständig fließendes Wasser.
Luxus ist ständg fließender Strom.
Luxus ist das Postsystem.
Luxus sind offene Grenzen.
Luxus sind jahrelange Freundschaften.

Luxus ist die Erfahrung, die ich hier machen kann.

Lange habe ich nichts mehr von mir hören lassen, dabei habe ich mir doch so vorbildlich vorngenommen, so oft wie möglich hier zu schreiben. Doch schon an den Möglichkeiten scheiterte es. Meine Alltagskultur hat sich verändert.
Da ich nun weiter weg von der Schule wohne, brauche ich um einiges länger für meinen Schulweg…insbesondere, was den Nach-Hause-Weg angeht…da komme ich in den Genuss von den buses públicos…Wenn man einen unglaublich (wirklich, wer das nocht nicht erlebt hat, kann sich das als Deutscher nicht vorstellen!) vollgestopften, kleinen, engen Bus, in dem ich mich immer unpassend riesig fühle, als Genuss beschreiben kann.
Tatsächlich glaube ich, dass dieses Erlebnis für einige Menschen wirklich ein Genuss ist….,denn viel Körperkontakt ist garantiert.
Seit nun fast 2 Wochen haben meine Schüler Ferien…nun, nicht alle. Da gibt es ja noch die Seiteneinsteiger, die in den Ferien rasch Deutsch lernen müssen, um nach den Ferien auf dem Level der Klassen, die sie besuchen werden, zu sein.
Ich bereite also 3 Schüler auf die 3. Klasse vor….von Freudentränen bis zur puren Verzweiflung ist da alles bei.
Freudentränen, weil meine Schüler auf „Wie heißt du?“ endlich nicht mehr mit „Ich wohne in Managua“ antworten, Verzweiflung, weil schon wieder ein Schüler seine Hausaufgaben vergessen hat.
Doch nicht nur die Schüler müssen unter meiner Obhut „lernen, lernen, lernen“. Auch ich lerne mit jeder Einheit dazu (Ohja, ich kann mittlerweile richtig laut werden.) Ich muss mich unglaublich in Geduld üben…Naja…im Prinzip lehrt mich ganz Nicaragua das Prinzip der Geduld. Wenn mal wieder eine Verabredung 30-60 min zu spät aufkreuzt, wenn es mal wieder kein Wasser gibt, wenn der Strom ausfällt, wenn der Bus eine Panne hat, wenn der Kopier-Mensch nicht in die Schule zum arbeiten kommt, wenn man mir mal wieder sagt „Si, manana, manana…“
Jaa, manana, manana.
Dann gab es da noch meinen Geburtstag, der gar nicht so „manana, manana“ ablief. Die Schüler kreuzten pünktlich in der Schule auf, und auch ich bin ohne Buspanne angekommen. Tja, erst einmal Überraschung: Meine 3 Schützlinge haben Geschenke für mich. Offenbar ist es hier ziemlich üblich, Lehrern Geschenke zu machen (Auch am letzten Schultag haben viele Lehrer Geschenke erhalten). Unsere Seiteneinsteiger, Geschenke, Dounughts und ich.Kleinigkeiten, die mein Herz fast zum explodieren brachten vor Freude. Am schönsten war dabei das Geschenk von meinem fittesten Schüler, der mich ohnehin liebt, was er mir jeden Tag bekundet und am liebsten den ganzen Tag Deutsch lernen würde…mit mir, versteht sich. Sein Geschenk bestand aus einem selbstgebastelten Dinosaurier aus einer Masse, die Knete ähnelt, aber fest ist. Warum mich das so gefreut hat? Nun, selbiger Schüler hat auf die Frage „Was magst du gern?“ immer wieder mich „Ich mache gern Dinosaurier.“ geantwortet. Dinosaurier machen? „Das geht doch gar nicht“, war dann immer meine Antwort. Tja, an meinem Geburtstag wurde ich dann tatsächlich eines Besseren belehrt.
Auch meine lieben Mitfreiwilligen haben mir mit einem wundervollen Geschenk eine super Freunde gemacht und auch den Kindern mit bunt bemalten Dounughts den Tag, im wahrsten Sinne des Wortes, versüßt. Natürlich hat mich meine wundervolle Gastfamilie auch noch mit Geschenken verwöhnt. Die Feier selber war dann schön gemütlich im kleinen Kreis. Schließlich stand die Große Reise bevor und da ich ohnehin kein Fan von eigenen Geburtstagen bin, war das genau das Richtige. Abends kamen meine lieben Mitfreiwilligen und meine allerliebste Nica, meine Besten quasi, vorbei, und mit der ganzen Familien und den Lieben wurde gegrillt….im Garten versteht sich.

Meine wundervolle Gastfamilie.

Meine wundervolle Gastfamilie.

Schon super, an seinem Geburtstag 35°, blauen Himmel und Sonnenschein zu haben, wenn man sich sonst mit quälender Kälte und Regen herumquälen muss. Eine ganz neue Erfahrung.
Eine nicht so schöne Erfahrung war das plötzliche Geschrei meiner Gastschwestern, ausgelöst durch einen Skorpion, der gefährlich nah an meinem Fuß herumlief…Mein Gastpapa hat mich mit einem Tennisschläger zwar rasch vor ärgerlicherem gerettet, doch der Schock saß mir noch ein Weilchen in den Knochen. Bisher hatte ich mit Viehzeugs dieser Art relativ Glück. Ein toter Skorpion in meiner Gastfamilie, eine Vogelspinne im Kindergarten….aber ja, ausgerechnet an meinem Geburtstag muss mich ein lebendiger Skorpion besuchen…Sonderlich giftig sind die nicht, vergleichbar mit einem Wespenstich, doch die Größe und das Aussehen der Tiere ist dann doch eher abschreckend. Und auf eine taube Zunge kann ich an meinem Geburtstag auch verzichten.

Meine Mädels.

Meine Mädels.

Nun gut, schließlich ist alles gut zu Ende gegangen und endlich kann auch ich sagen „Ich hatte im Sommer Geburtstag“.
Ansonsten ist viel passiert, und doch gar nix. Viel ist für mich in den Alltag reingewachsen, viel bemerke ich nicht mehr. Vieles, das ich euch liebend gerne berichten würde, kann ich euch erst berichten, wenn ich zurück komme, weil es mir dann erst wieder auffallen wird.

Tag bei der Familie meines Spanisch-Lehrers.

Tag bei der Familie meines Spanisch-Lehrers.

Und darauf müsst ihr auch gar nicht mehr so lange warten, denn wundervoller, trauriger, erschreckender, verwirrender, merkwürdiger, tragischer, glücklicher, intensiver – WEISE bleiben mir nur noch 8/9 Wochen im schönen Nicaragua.
Von diesen 8 Wochen werde ich allerdings die nächsten 3 Wochen (18.12.-10.01.) in Costa Rica und Panama verbringen, sodass ihr in der Zeit wohl nichts von mir hören werdet.

Somit sage ich „Tschüss, geliebte Heimat, wir hören uns in 3/4 Wochen“.
Ich wünsche allen lieben Mensch, die sich die Zeit nehmen, das hier zu lesen, wundervolle Weihnachten und einen glücklichen Start in das Jahr 2011.

 

 
Zur Werkzeugleiste springen