[Katha im Land der Nicas.]

Abenteuer im Land der Seen und Vulkane.

Viva Nicaragua. 25. Oktober 2010

Filed under: Allgemein — strawberryfee @ 05:54

Die 5. Woche ist vorbei. Es ist unglaublich irreal, wie schnell die Zeit rast. Ich habe keine Zeit, Luft zu schnappen. Ich habe keine Zeit, runter zu kommen. Ich bin mehr oder weniger ständig auf Achse, ständig unter Strom. Das ist gar nicht mal negativ gemeint, momentan gefällt mir das ziemlich gut. Denn wenn es mal wieder schwer werden sollte, bin ich so beschäftigt, das ich mich damit gar nicht auseinandersetzen konnte.
Und somit zu dieser Woche.

Tja, da habe ich letzen Sonntag in meinem Blog noch großtönig von „Alltagskultur“ gesprochen…Schwupps, musste man mir meinen Alltag klauen. Da ab morgen in der Schule vom PAD („Pädagogischer Austauschdienst“, meiner Entsendeorganisation) eine Inspektion an unserer Schule durchgeführt wird, war gerade in der Verwaltung Stress angesagt. Ergo: Katharin (wie ich hier oft genannt werde) musste ihre kleinen Lieben im Kindergarten zurücklassen und die GAAAAANZE Woche in der Verwaltung helfen. Tja, eines weiß ich jetzt: Ich werde in Zukunft keinen Job machen, der sich in der Verwaltung abspielt. Es waren tierisch stupide und langweilige Aufgaben. Lediglich das Übersetzen von Spanisch ins Deutsch war noch ganz gut, so hatte auch der Kopf etwas zu tun.
Wenigstens war unsere Hilfe in der Verwaltung aber relativ effektiv, sodass dann doch noch am Ende der Woche alles fertig vorbereitet war.
Nachmittags habe ich schon mehr Action. Die TheaterAG, die jeden Montag stattfindet, nimmt hinsichtlich Zukunftsplänen Form an, und auch in der Hausaufgabenbetreuung mache ich Fortschritte.

Dienstag, 14:20 Uhr, Hausaufgabenbetreuung der 3. Klasse: Fernando, eines meiner Sorgenkinder, erzählt mir, das er eine Actividad Especial (AG) in der 2. Stunde der Hausaufgabenbetreuung hat. Ich lasse ihn gehen, wolhwissend, das sowas tatsächlich nötig ist. Dank einer anderen Lehrerin finde ich aber heraus, das Fernando mich angelogen hat und in der Bibiliothek spielte. Tja, als richtige „Profe“ (wie ich hier immer genannt werde, ich weiß, schon ein bisschen cool…), habe ich Fernando zurück geholt und richtig streng belehrt. Eigentlich wollte ich den Vorfall melden, denn wäre was passiert, wäre das meine Schuld gewesen, wo ich doch die Aufsichtspflicht habe. Womit ich nicht gerechnet hätte: Die ganzen 45 Minuten der 2. Stunde weit Fernando durch. „Por favor, por favor…“, immer wieder. Er verspricht, sowas nicht mehr zu tun. Ich sage ihm, dass er mich aufs übelste angelogen hat, das man das nicht macht. Das ich keine Wahl habe. Ich übe mit den Kinder schriftliches dividieren (Hey, ich kanns noch!). Fernando weint weiter. Die Stunde ist vorbei. Ich räume die Klasse auf. Fernando hilft mir. Und wieder „Por favor, por favor“….mein Herz wird weich. Vielleicht war es die falsche Entscheidung, aber ich habe mich dazu entschieden, noch nicht mit dem Schulleiter zu sprechen, auch wenn Fernando schon seit Beginn negativ aufgefallen ist. Natürlich kann es sein, dass Fernando ein kleiner Schauspieler ist….Doch selbst wenn. Ich habe jetzt etwas gegen ihn in der Hand und ich denke, da er es weiß, wird er sich bemühen, sowas erst recht nicht mehr zu machen, aber auch nicht mehr so sehr zu stören.

Donnerstag, 13:35-15:10, Hausaufgabenbetreuung der 3. Klasse: WOW! Mehr kann ich nicht sagen. Ich glaube, meine ernsten Worte am Dienstag haben tatsächlich Eindruck gemacht. Die Schüler arbeiten. Sind fleißig. Klar, ich muss sie immer noch ständig ermahnen, aber es hat schwer nachgelassen. Mir wurden sogar ein paar Bilder gemalt. Gegenseitiger Respekt. Coole Sache. Super bestätigendes Gefühl.
Hatte ich anfangs noch Angst, dass, auf Grund meines nicht perfekten Spanisch, meiner Autorität untergraben wird, mache ich mir darum keine Sorgen mehr. Jaaa, es läuft.

Auch der Sprachkurs ist weiterhin wunderbar. Weiterhin darf mein Spanischlehrer den von mir vergebenen Titel „Bester Lehrer ever“ tragen. Beeindruckend. Für Mittwoch Abend hat er uns Karten für ein Cubanisches Konzert im Nationaltheater geschenkt. War alles sehr schick.
Das Theater ist, im Kontrast zum Rest von Nicaragua, sehr elegant, sehr prunkvoll. Das Konzert war super. Die erste Hälfte war geprägt von klassischer Musik, die zweite Hälfte von Latin. Und wow, es standen ziemlich viele Menschen auf und fingen an zu tanzen. Und wieder einmal die Bestätigung: Die Menschen können hier, meiner bisherigen Ansicht nach, besser feiern als in Deutschland.
Viva Cuba. Viva Nicaragua.

Wochenende: Schon am Anfang meines FSJ habe ich beim Busfahren Cynthia, eine 17-jährige Oberstufenschülerin kennen gelernt. Da wir in der Oberstufe nicht unterrichten, gibt es auch keine Probleme mit dem Lehrer-Schüler-Verhältnis. Letztes Wochenende waren Anna und ich mit ihr und ihrer Mutter schon ein Kleid für ihre Promoción kaufen.
Dieses Wochenende bin ich mit Cynthia und ihrer Mum durch wundervolle Dörfer um Managua gefahren.
Also um 10 gings los. Cynthia und ihre Mum haben mich an meiner Bushaltestelle abgeholt. Natürlich 20 Minuten zu spät, wie das hier leider wirklich immer typisch ist. Ein Vorurteil, dass sich fast immer bestätigt. Zuerst ging es nach Masaya, einem Dörfchen hier in der Nähe, das besonders für seine Märkte bekannt ist. Und wow….die Märkte sind der Hammer. Wir waren auf einem Handwerks-Markt…alles Handarbeit…viel Holz, auch Leder und so. Und natürlich auch preiswert…überlegt mal, wie teuer Sachen aus Holz in Europa sind. Also da muss ich spätestens im Februar nochmal hin um gaaanz viele Souvenirs zu kaufen…Oh nein, mein armes Gepäck o.o
Ich hab da dann auch gleich was für mich und für Mexiko(da wird gewichtelt) gekauft. Zwei mal das gleiche in unterschiedl. Farben. Ist ein Konzentrationsspiel, sehr schwer zu beschreiben. Müsst ihr leider warten, bis ich zurück komm^^ Soll auch gegen Depressionen helfen, so hier die süße Theorie…ich vermute mal als Ablenkung =)
Dann gings nach Catarina…Jaaa, Katharina geht nach Catarina^^ Die haben da eine wunderschöne Lagune, sehr beeindruckend.
Leider war das Wetter nicht soooo optimal..Klimatisch zum Glück, so war das echt mal ausnahmsweise angenehm, nur hatte man so nicht die beste Sicht. Aber es war schon geil. Danach noch in weitere Dörfer, wo Familie von Cynthia lebt. Dann abends zu Cynthia, fertig machen fürs Oktoberfest und hin zur Schule…
Riesige aufgeblasene Bierflaschen die beleuchtet waren, zig Zelte, ein Großes zum Tanzen, andere zum Trinken/Essen…deutsches Essen und Trinken, auch mal europäische Musik (super!…kann die ganze latinomusik nicht mehr hören….ab und zu gerne, aber ständig ist böse 😀 ).
Da auf dem Fest haben wir dann 2 Freiwillige kennengelernt, die in einem Vorort von Managua einen Freiwilligendienst von „weltwärts“ aus machen und Herrn Bohé, meinen Mentor, irgendwie kennen und deswegen vorbei gekommen sind. War ganz interessant, sich mit denen zu unterhalten. Vor allem waren die ziemlich geschockt von unserer Schule. Da merkt man erst wieder, in was für einer luxus-Schule man arbeitet, wenn man sieht, wie beeindruckt die Anderen sind.
Man gewöhnt sich halt an alles. Alles wird Normalität.
Und die Atmosphäre war super. Hier wird halt sehr gut gefeiert. Alle sind gut drauf, es sind Kinder und Großeltern das..Alles. Es ist irgendwie immer eine super angenehme Atmosphäre.

Heute war ich mit meiner Gastschwester Eliuth und der Tochter im Metro Centro was essen, für die Kleine Sachen einkaufen und dann noch in einer „Kathedrale“, die eigentlich keine ist…einfach, weil die absolut nicht wie eine aussieht. Ist sehr, sehr simpel. Eine schwierige Erfahrung, denn auf den Grünflächen um die Kathedrale schlafen viele Obdachlose. Es war ein sehr unangenehmes Gefühl, mit der Digitalkamera an den Menschen, die nicht mal ein Haus aus Wellblech ihr eigen nennen können, vorbei zugehen.

Zurück zur Kirche: Obwohl es nicht viel her macht, finde ich es gut. Klar, hier haben die wohl auch nie viel Geld gehabt, eine prunkvolle Kathedrale zu bauen..vor allem ist die erst 12 Jahre alt…aber ich finde diese Schätze der Kirchen ohnehin immer etwas grenzwertig…Da sprechen die in der Bibel von teilen, bescheiden sein etc. und dann gibt es Kirchen und Kathedralen die prunkvoller nicht sein könnten…Klar, es ist schön und beeindruckend, sich das anzuschauen, aber idealistisch gesehen….Naja, Kirche. Ein Thema, mit dem ich ohnehin auf Kriegsfuß bin…was mich hier übrigens schon hin und wieder in Schwierigkeiten gebracht hat.

In der kommenden Woche werde ich nur von Montag – Mittwoch, dann aber wieder im Kindergarten, arbeiten. Denn am Donnerstag geht es los noch México. Genauer gesagt nach Agua Blanca, das etwa 3 Stunden von La ciudad de México entfernt liegt.
Das heißt der nächste Blogeintrag kommt mit Verspätung, dafür dann aber hoffentlich mit super Erlebnissen aus México.

Viva México.

 

Alltagskultur. 18. Oktober 2010

Filed under: Allgemein — strawberryfee @ 05:00

Wikipedia sagt über den „Alltag“ folgendes:

Unter Alltag versteht man routinemäßige Abläufe bei zivilisierten Menschen im Tages- und Wochenzyklus.
Der Alltag ist durch sich wiederholende Muster von Arbeit und Arbeitswegen, Konsum (Einkauf und Essen),
Freizeit, sozialer sowie kultureller Betätigung und Schlaf geprägt. Der Alltag wird unter anderem als Gegensatz zum Feiertag oder Festtag bzw. zum Urlaub gesehen.

Wenn man annimmt, dass auch ich ein zivilisierter Mensch bin, kann auch ich einen routinemäßigen Ablauf im Tages- und Wochenzyklus vorweisen.

Arbeit und Arbeitsweg:  Um viertel nach 6 fährt uns unser Gastvater zur Bushaltestelle. Der Bus kommt um viertel vor 7, gegen kurz nach 7 kommen wir in der Schule an. Da die Arbeit erst um halb 8 beginnt nutzen wir Freiwilligen die freie Zeit zum Plaudern. Um halb 8 mache ich mich auf den Weg in den Kindergarten, der ca. 125m von der Schule entfernt ist. Von halb 8 bis halb 1 spiele ich nun mit den „Leones“, helfe beim Frühstücken, leite Stuhlkreise, versuche für Ordnung zu sorgen, bringe etwas Ruhe in die Gruppe. Nach einer Pause von halb 1 bis halb 2, in der ich den Rest des Tages vorbereite und zu Mittag esse, arbeite ich von halb 2 bis 3 Montags in der TheaterAg, die wir Freiwilligen selber leiten, Di&Do in der Hausaufgabenbetreuung der 3. Klässler, Mi&Fr in der Hausaufgabenbetreuung der 5.Klässler. Die Hausaufgabenbetreuung ist hauptsächlich an Problemkinder gerichtet, sodass diese Betreuung auch als ziemlich anspruchsvoll anzusehen ist. Drei bzw. Zwei mal die Woche habe ich dann von 3 bis 5 Uhr noch Einzelunterricht im Spanischen bei dem wohl besten Lehrer der Schule. Der Spanischunterricht besteht hauptsächlich aus Konversation, wobei die Themen bei kulturellen Grenzen beginnen und bei Toleranz von Homosexualität enden. Immer sehr interessant. Ab und zu gibt es einige Gramatikübungen, da wieder aber immer wieder ins diskutieren verfallen, muss, darf ich die Übungen dann immer noch zu Hause machen.
Je nachdem, ob ich Sprachkurs habe, oder nicht, fahre ich entweder um 20 nach 3 mit dem Schulbus nach Hause oder werde nach Ende des Sprachkurs von meinem Spanischlehrer zu Hause abgesetzt. Zu Hause bereite ich dann noch Kleinigkeiten für den nächsten Tag vor.

Konsum (Einkauf und Essen):  Morgens frühstücke ich gegen 05:45 für gewöhnlich, zum Missempfinden meiner Gastfamilie, Cornflakes mit Milch. Die Gastfamilie tut sich schwer damit zu verstehen, dass ich als verwöhnte Deutsche morgens kein warmes Gallo Pinto (Reis mit Bohnen, auch Abendessen) essen mag. Um halb 1 gibt es in der Schule Mittagessen, was wir Praktikanten/Freiwilligen kostenlos erhalten. Abends, gegen 6/7 Uhr gibt es Abendessen in der Familie, meistens Gallo Pinto.
Zum Einkaufen komme ich aus Zeitgründen nicht.

Freizeit: Spielt sich zumeist am Wochenende ab und besteht aus a) reisen, b) Schwimmen, c) einkaufen, d) die Stadt erkunden, e) Party, f)Konversation. Ab nächster Woche wird (hoffentlich) abends von 7-8 Uhr ein Tanzkurs hinzukommen, den ich dann 2 Mal die Woche besuchen werde. Ich würde gerne von Mo-Do gehen, aus Sicherheits-und Kostengründen ist das aber nicht möglich. Denn um die Zeit, zu der der Tanzkurs stattfindet, ist es schon dunkel (hier dunkelt es um 6 Uhr), sodass ich immer mit einem Taxi fahren muss, was aber ziemlich gefährlich ist (Überfälle). Also muss ich mit einem „Taxi des Vertrauens“ fahren, was aber ziemlich teuer ist. Ergo: Mehr als zwei Mal die Woche Tanzen ist leider nicht drin.
a) Granada
b) Im Freibad, ausgerichtet für Ausdauerschwimmen. Das 25m-Becken ist komplett in Bahnen unterteilt. Man muss als Frau Badekappen tragen.
c) Im MetroCentro, in den Galerías, in Pulperías (kann man mit keinem Laden in DL vergleichen, sehr ärmlich, dafür gleich gegenüber), in Supermärkten
d) den Hafen Salvador Alende, Park, Kathedrale, Lagunen, etc.
e) Chamán (Disko in Form einer leuchtenden Pyramide…sehr geile Stimmung, da müsste sich Deutschland mal ein Beispiel dran nehmen), viele Bars und andere diverse Diskos, die ich noch nicht besucht habe.
f) Café mit der Gastfamilie, abends ein Bier/Rum mit Cola in einer Bar mit einheimischen Studenten, auf der „Veranda“ mit der Gastfamilie, im Bus mit Einheimischen, auf dem Nach-Hause-Weg mit Einheimischen, in der Schule mit den Schülern, in der Schule mit den Lehrern.

Soziale und kulturelle Betätigung: Im Auftrag der Deutschen UNESCO Kommission fördere ich durch meine Arbeit im Ausland den interkulturellen Austausch zwischen den Ländern (in dem Fall Nicaragua und Deutschland).

Schlaf: Liegt durchschnittlich bei 6 Stunden. Von 23/24 Uhr bis halb 6.

Feiertage/Festtage/Urlaub: noch nicht vorhanden. In Zukunft -> a) Zwischenseminar+Urlaub in Agua Blanca (in der Nähe von La ciudad de México) vom 28.10. bis zum 07.11.10; b) 28.11 – 06.12. „Celebración de La Purísima“, Höhepunkt am 08.12. mit „la fiesta de María Inmaculada“/ „la Purísima“; c) 20.12. – 16.01. Ferien für mich.

Alle Angaben sind in einem ständigen Änderungsprozess. Nach meinem México-Aufenthalt werden wir Freiwilligen in unseren Aufgabengebieten wahrscheinlich rotieren. Die „Sommerferien“ beginnen am 06.12., von da an werde ich wieder 2 Wochen einen Seiteneinsteiger-Kurs (siehe Artikel „Angekommen“) und auch nochmal in der letzen Ferienwoche vom 17.01. bis zum 21.01.

Tja….Alltagskultur.

 

Und dann sind da diese Momente… 11. Oktober 2010

Filed under: Allgemein — strawberryfee @ 05:21

Und dann sind da diese Momente, in denen ich mich glücklich fühle.

Und dann sind da diese Momente, die alle negativen Gedanken vernichten.

Und dann sind da diese Momente, die dich fliegen lassen.

Und dann sind da diese Momente, die du nicht in Worte fassen kannst.

Und dann sind da diese Momente, die so gewaltig und gleichzeitig so unscheinbar sind.

Und dann sind da diese Momente, in denen du anfängst, dein Leben zu schätzen.

Und dann sind da diese Momente, die dich völlig verändern.

Und dann sind da diese Momente…Momente, die man nicht oft im Leben erlebt. Momente, die für dich alles bedeuten, während Andere sie nicht einmal bemerken. Heute, pünktlich zum Ende der dritten Woche Nicaragua, gab es diesen Momente. Es ist Nachmittag. Katharin (so werde ich hier oft genannt) sitzt mit ihren Gasteltern am Tisch. Sie trinken Café und unterhalten sich. Sprechen über den Adoptivsohn der Familie. Sprechen über Religion. Sprechen über die Kommunikation con el Señor (Gott). Sprechen über das Beten. In diesem Rahmen gab es dann „diesen Moment“. ,, Renato betet viel. Betet dafür, dass er besser in der Schule wird. Betet dafür, dass er sich nicht streiten muss. Betet dafür, dass es seiner Familie gut geht. Betet dafür, dass es DIR gut geht.“

Ich bin kein religiöser Mensch. Ich gehe nicht in die Kirche. Ich glaube auch nicht direkt an Gott. Ich habe nur ganz wenig Bezug zu Religion. Doch dann sagt die Mutter deines Gastbruders, dass der 14-jährige für dich betet. Ich verstehe nicht, warum mich dieser Moment so rührte. Warum ich als unreligiöser Mensch nicht die Augen verdrehe oder peinlich berührt lache. Ich weiß nur, dass ich unglaublich gerührt war zu hören, dass es einen gläubigen Menschen gibt, der für mich betet. Dass ich es wert bin, in seinen Gebeten erwähnt zu werden. Dieser eine kleine Satz, dieser kaum erkennbare Moment, hat den ganzen Sonntag über ein angenehmes Glücksgefühl in mir verursacht. Und eines habe ich hier jetzt schon gelernt: Je glücklicher man durch die Welt geht, desto glücklicher sieht die Welt auch aus. War ich in der ersten Woche Nicaragua noch eher unzufrieden und traurig, sah auch alles irgendwie traurig aus. Managua machte einen unschönen Eindruck auf mich. Das Haus meiner Gastfamilie machte einen unschönen Eindruck auf mich. Die Menschen machten einen unschönen Eindruck auf mich. Zwei Wochen später gehe ich durch Managua und denke mir, dass es in ihrer Simplizität wunderschöne Ecken in Managua gibt. Ich denke mir, dass die Menschen durch ihre Freundlichkeit eine wunderschöne Austrahlung habe. Ich erkenne, wie wunderschön das Haus meiner Gastfamilie ist. Ich brauchte zwei Wochen um zu erkennen, wie schön es hier ist. Sah ich anfangs nur den tödlichen Verkehr, die Slums, die Wasser – und Stromausfälle, den Beton, die Insekten, den Stacheldrahtzaun, die hohen Mauern und die Armut, so sehe ich nun die Palmen, die Menschen, das Wasser und den Strom, die Farben, die Fröhlichkeit, die Leichtigkeit des Seins, die Schmetterlinge, die Herausforderung und die Glückseeligkeit. Schönes Nicaragua.Es ist beeindruckend zu realisieren, wie schnell sich die eigene Einstellung zum Leben ändern kann. Und ich bin glücklich, das schon so früh realisieren zu können. Denn eines meiner Ziele war es, durch den Aufenthalt in einem der ärmsten Länder der Welt eine andere Sicht auf das Leben zu bekommen und es mehr zu schätzen. Und es ist tatsächlich passiert.

Doch nun genug von der schweren Kost und zu den Berichten der Woche (04-11.10.). Nach wie vor arbeite ich von halb 8 bis halb 1 im Kindergarten. Ab halb 2 bieten wir Freiwilligen jetzt montags unsere TheaterAg für die 9. und 10. Klasse an. Und es lief ziemlich gut. Ganz nach dem Beispiel des genialen Vorbereitungsseminar haben wir viele Spiele und Aufgaben zur Förderung der Gruppendynamik und des Vertrauens durchgeführt. Auch wenn sich die Schüler hier und da etwas geziert haben – was für 15/16-jährige auch nicht untypisch ist – haben wir es doch schlussendlich geschafft, jeden ein wenig aus der Reserve zu locken. Leider haben wir nur noch 6 Mal die TheaterAG, da es in 3 Wochen schon nach Mexiko zum Zwischenseminar geht, somit einmal die AG ausfällt, und nach unserer Rückkehr nur noch 3 Wochen bis zu den großen Ferien sind. Da wir in dieser Zeit keine große Performance auf die Bühne stellen können, geht die Zielsetzung in Richtung Improvisationstheater und Sketche.

Getreu dem Motto „Mañana, mañana“ fand diese Woche die Hausaufgabenbetreuung immer noch nicht statt. Angeblich geht es die kommende Woche endgültig los…ich bin gespannt. Außerdem hat der Sprachkurs endlich angefangen. Ein einheimischer Spanischlehrer des ColegioAlemán wird sich in 30 Stunden in Privatstunden um unser Spanisch kümmern. Zwei bzw. Drei Mal 100-Minuten Spanisch in der Woche. Das heißt 2-3 Mal in der Woche von 7 bis 5 in der Schule verbringen. Und es ist genial. Denn der Spanischkurs ist genial. Selten habe ich einen so gutmütigen, differenzierten und motivierenden Lehrer getroffen. Ich hoffe auch seine Schüler wissen das zu schätzen. Die meiste Zeit sprechen wir im Untericht…Claro que sí, denn Sprechen ist die beste Methode eine Sprache zu lernen. Ab und zu werfen wir Gramatikübungen ein, von denen wir bald darauf wieder auf die Grenzen zwischen verschiedenen Kulturen zu sprechen kommen. Er betont immer wieder, wie gut man schon ist, wie bewundernd wir hier alle für unseren Mut angesehen werden und wie glücklich alle sind, wenn sie uns kennenlernen. Jedes Mal nach dem Sprachkurs strotze ich nur so vor Selbstbewusstsein. Der schönste Moment war beim Kennenlernen. Immer wieder fragte mich Herr XXX, ob ich schon mal in Spanien gelebt hätte oder dort studiert hätte etc…Ich war schon ziemlich verwirrt, weil ich nicht verstand, wie er darauf kam. Schließlich verriet er es mir: Ich habe einen spanischen Akzent. Also einen Akzent des Spanischen aus Spanien. Was für ein schönes Kompliment.

Ebenfalls haben wir einige einheimische Jugendliche kennengelernt. In Gruppengesprächen sinkt das Selbstbewusstsein dann aber ziemlich schnell, denn wenn die Jugendlichen mit ihrem „S-losen-Spanisch“ untereinander sprechen, kriege ich nichts mehr mit.

Außerdem habe ich diese Woche das erste Mal ein Unwetter direkt erlebt.Man achte auf die Palmen... Ich hab schon oft die heftigen Regenfälle, die typisch für die Regenzeit hier sind, miterlebt, doch ich war noch nie in einem drin gewesen. Von der Bushaltestelle aus muss ich ca. 10 Minuten bis zum Haus meiner Gastfamilie gehen. Gerade als ich den Weg antrat, fing es an zu regnen. Ich glaub ich war noch nie so nass. Die Straßen waren binnen wenigen Sekunden Flüsse. Ich konnte nicht weiter gehen. Also stellte ich mich unter einem Dach unter, als mich plötzlich einige Frauen ansprachen, die in einem Laden nebenan saßen und mich einluden, mich auch reinzusetzen, damit ich völlig im Trockenen sei. Gesagt, getan. Eine wudnerschöne Erfahrung. Wasser, wo keines sein sollte.Die Frauen waren unglaublich neugierig, wollten alles wissen. Angefangen mit der Frage, wie es mir gefällt bis zu der Frage, wie ich es ohne meinen Freund aushalte (irgendwie gehen hier alle automatisch davon aus, dass ich vergeben sei). Sie boten mir an, meine Gastfamilie anzurufen, damit diese sich keine Sorgen mache, klar, dass ich die Nummer nicht dabei hatte. Und als es etwas weniger regnete und ich mich auf wieder auf den Weg machen wollte, gaben sie mir noch eine Plastiktüte für meine Stofftasche mit. Sowas würde einem in Deutschland wohl nicht passieren…aber in Deutschland gibt es auch nicht solche Regenfälle.

Der Regen ist hier ohnehin – ohne Worte. In den letzen Wochen ist eine Lagune in der Nähe um 12m!!!!!!!!! gestiegen. Die Überschwemmungen am Lago Managua sind heftig…war ich vor 3 Wochen noch direkt am Ufer, komm ich heute nicht mal in die Nähe, weil alles abgesperrt ist. Viele Menschen verloren hier auch schon ihr Leben, einfach weil die Menschen, die in den Slums leben, alle nicht schwimmen können und das, obwohl es für sie am wichtigsten ist, um zu überleben. Trotz der Regenzeit schien die letzen 4 Tage durchgehend die Sonne, der Himmel war blau und es war tropisch heiß…Vielleicht erste Anzeichen der kommenden Trockenzeit?!

Außerdem erwähnenswert ist der Mercado Oriental, den wir am Samstag besuchten. Gefühlte Millionen Menschen auf einem Fleck. Enge, dunkle, verwinkelte Gassen. Keine Orientierung. Menschen, die dich berühren und wollen, dass du etwas kaufst. Ein lautes Stimmenwirrwarr. Kleider über Kleider(und was für welche), Essen über Essen, Taschen über Taschen, Tiere über Tiere…man kann es sich nicht vorstellen. Leider ist das Überfallrisiko vor Ort ziemlich hoch, sodass ich mich nicht traute Fotos zu machen und euch leider keine präsentieren kann. Generell ist es irgendwie unmöglich von den Dinge, die ich für euch wirklich interessant finde, die Dinge, die Nicaragua ausmachen und den Unterschied zu Deutschland herstellen, Fotos zu machen. Ich hoffe ich werde mich im Laufe der Zeit diesbezüglich sicherer fühlen.

Freitagabends haben wir ein Gitarrenkonzert eines Franzosen (genial !!!! ) besucht, wo wir ebenfalls eine sehr sympathischen Studentin kennen gelernt haben, mit der wir dann was trinken gegangen sind (by the way: Cocktails kosten hier más o menos 2/3 Euro). Auch Kino ist unglaublich Freitag. An einem Freitagabend haben wir gerade mal als Erwachsene 2,30 Euro umgerechnet bezahlt. Neidisch? 😛

Es passiert viel, ich nehme unglaublich viel wahr und versuche alles aufzusaugen, nur leider geht jetzt schon unglaublich viel verloren, weswegen ich euch auch immer nur Bruchstücke berichten kann. Und für heute ist es auch genug mit den Bruchstücken.

Ich vermisse euch, hoffe es geht euch gut, und freue mich immer auf Input aus Deutschland.

Cuidaos, muchachos y muchachas =)

Auszug aus dem Lied „Nicaragua Nicaraguita“ von Luis Enrique Mejía Godoy:

Ay Nicaragua, Nicaraguita,
la flor mas linda de mi querer,
abonada con la bendita,
Nicaraguita, sangre de Diriangé.

 

Angekommen. 4. Oktober 2010

Filed under: Allgemein — strawberryfee @ 06:20

Die 2. Woche neigt sich dem Ende zu. Es ist erstaunlich, dass einerseits die Zeit wie im Flug vergangen ist, aber andererseits ich gleichzeitig das Gefühl habe, schon ewig hier zu sein.
Ganz, ganz komisches Gefühl.
Da in der letzen Woche Ferien im Colegio alemán waren, sah auch mein Alltag der letzen Woche um einiges lockerer aus. Paola, Anna und ich mussten lediglich von 2-4 in der Schule sein, um 9 Seiteneinsteiger (6-11 Jahre alt) in Deutsch zu unterrichten.
Seiteneinsteiger heißt, dass diese Schüler ab dem nächsten Schuljahr (Ende Januar) auch das Colegio alemán besuchen werden, da sie aber noch kein Deutsch können, müssen sie auf das Level der jeweiligen Klassen gebracht werden.
Wie ich schon in meinem letzen Artikel gesagt hatte, etwas utopisch, aber ich muss auch zugeben, dass sie schnell gelernt haben.
Da einige von den Schülern Stipendiaten sind und das Alter auch noch ziemlich gering, waren alle 9 krass motiviert…Hatte ich mir zuvor noch Sorgen gemacht, dass die Kleinen nur rumzappeln oder sich langweilen würden, wurde ich im Nachhinein von einer wissensbegierigen Truppe überrascht, die wirklich gut drauf war, und das obwohl sie vor dem Deutsch-Kurs mit uns auf ihrer noch-jetzigen Schule noch Unterricht hatten.
Es ist unglaublich bestätigend, wenn man im Kreis steht, mit den Schülern ein Wissens-Spiel spielt und fast jeder Schüler sich springend mit einem „Yo, yo, yo“ (Ich, ich, ich) meldet.
So hat der Unterricht auch uns Freiwilligen allen Spaß gemacht. Im Dezember wird es nach Plan einen zweiten Seiteneinsteiger Kurs für die selben Schüler geben. Da freue ich mich jetzt schon drauf.
Auch ansonsten fühle ich mich wohler und wohler in Nicaragua. Zum einen habe ich jetzt endlich eine neue Kamera, die zwar für die Qualität viel zu teuer war, aber gut, besser als gar nix.
Ebenfalls habe ich nun eine neue Matratze, auf der es sich super schlafen lässt.
Auch die Freundlichkeit vieler Menschen hier ist himmlisch. Sei es, dass die Männer dir die Hand reichen, wenn du aus dem Bus aussteigst, oder dass man von Leuten, die man soweit nur einmal gesehen hat, mit dem Auto mitgenommen wird, fahren sie gerade an dir vorbei.
A propos Auto fahren…am vergangenen Dienstag hatte ich wohl die geilste Autofahrt der Welt. Da wir wg der Schulferien immer mit öffentlichen Bussen fahren müssen, und die Verbindung zur Schule nicht die Beste ist, hat uns der Chauffeur von Paolas Familie freundlicherweise mitgenommen.
Allerdings kam er mit dem Geländewagen, in dem es nur eine Sitzbank und hinten eine Ladefläche gab.
Doch kein Problem in Nicaragua. In Nicaragua quetschen Anna und ich mich neben den Fahrer auf die Bank und Paola kam auf meinen Schoß. Aber nach nur wenigen Metern Fahrt steht eine Gruppe von Polizisten vor uns, die wild diskutierte.
Scheiße…normalerweise kann man doch hier sonst fahren, wie man will. Betrunken, mit 10 Leuten in einem Auto, dass für 5 gebaut ist, übermaßig schnell, oder mit Pferdewagen auf einer „Autobahn“.
Doch die Polizisten machten nicht auf sich aufmerksam, um uns anzuhalten, sondern weil sie auf der Ladefläche mitgenommen werden wollten.
So fuhren wir, gequetscht auf der einen Sitzbank mit 10 Polizisten auf der Ladefläche durch Managua.
Ich mag den Fahrstil hier gar nicht, mir gefällt es nicht, dass die Autos, wenn man als Fußgänger die Straßen überquert, draufhalten, dass hier offenbar jede Art Auto zu fahren legitimiert ist…doch diese Autofahrt war trotzdem unglaublich amüsant.
Bus fahren ist dagegen nochmal eine andere Geschichte. Wie schon gesagt fahren hier ausschließlich schon ziemlich mitgenommene typisch amerikansiche Schulbusse oder so Minibusse (ähnlich wie ein Van). Die großen Busse bringen solche Abgase zustande, dass ist wirklich widerlich. Komplett schwarz. Außerdem steht auf jedem Bus vorne etwas à la „Dios es amor“ (Gott ist Liebe). Und die Musik in den Bussen fehlt natürlich auch nicht. Zum Leiden meiner Ohren immer abartig kitschige lateinamerikanische Musik.
Lateinamerikanische Musik..auch ein schwieriges Thema. Prinzipiell mag ich die Musik, doch nicht ständig. Es fängt tierisch an zu nerven, wenn auf Parties hier die ganze Zeit nur diese Musik läuft…Und da ich ja Zumba mache, bin ich die Musik eigentlich gewöhnt…dachte ich. Zum Glück bin ich nicht die Einzige, der das aufgefallen war.
Was das Spanisch angeht, bin ich gerade ziemlich fleißig. Zum einen lese ich grade „Harry Potter y la Orden del Fénix“, zum Anderen schauen Anna und ich fast jeden Abend mit unserem 14-jährigem Gastbruder Renato „los Simpsons“….wenn das nicht cool ist.
Davon abgesehen habe ich diese Woche auch meinen ersten Skorpion gesehen…Gott sei Dank war der schon tot. Da kommt man abends an nichts Böses denkend nach Hause, auf einmal ruft dich die Familie und zeigt dir einen toten Skorpion…Offenbar hatte der sich ins Schlafzimmer meiner Gasteltern geschlichen, was die allerdings mit einem tötenden Spray ganz schnell gelöst haben.
Jetzt habe ich nur ständig ein Skorpion-Trauma und schau immer unter meinem Bett und allen anderen Ecken nach, bevor ich schlafen gehe.

Auf Anfrage einiger Leute nochmal ein paar Worte zum Essen: Das Essen hier ist wirklich super. Das Nationalgericht ist „Gallo Pinto“: Dunkler Reis mit Bohnen und Beilagen jeder Art (Tortillas, Salat, Hühnchen etc.). Während viele Einheimische das morgens, mittags und abends essen, beschränkt sich das bei uns gott sei Dank aufs Abendessen, sodass man genießen kann. Doch auch ansonsten gibt es fast immer irgendwas in Kombinaton mit Reis und Bohnen. Auch Früchte, vor allem Ananas, Melonen, Bananen und Papya stehen immer beim Essen auf den Tisch, was mich ganz glücklich macht. Neben dem Wasser purificada gibt es auch häufig selbstgemachte Fruchtsäfte.
Ein anderes Nationalgericht ist die Yuca-Wurzel…schmeckt so ähnlich wie Kartoffel und wird meistens mit frittierter Schweinehaut oder sowas (klingt schlimmer als es ist, schmeckt wie Chips, Salzstangen, irgendwas in die Richtung) und Salat serviert.
Trotz des Regens, der hier, typisch für die Regenzeit, ab und zu immer wieder in Strömen einsetzt, ehe die Sonne wieder eine unerträgliche Hitze produzieren kann, haben Paola, Marcus und ich es gewagt, nach Granada, einer Kolonialstadt und einer der schönsten Städte Nicaraguas, zu fahren.
So musste ich auch das erste Mal alleine zu Fuß zur Bushaltestelle, habe mich doch erstaunlich sicher gefühlt…wobei ich nicht weiß wie ich das einschätzen soll, weil am Tag zuvor in den Nachrichten kam, dass ein Kubaner am hellichten Tage an einem ziemlich belebten Ort von 3 Einheimischen angequatscht wurde, er solle ihnen sein Handy geben. Daraufhin fragte der Kubaner lediglich „Warum“, was für die Kriminellen Grund genug war, dem Mann 3 Mal ins Bein zu schießen, sodass dieser vor Ort verblutete. Super, so eine Geschichte zu hören, bevor man das erste Mal alleine unterwegs ist.
So hab ich mich erstmal ein weiteres Mal über die Sicherheit in Nicaragua informiert und fand einen ziemlich fundierten Artikel eines Professors, der mich beruhigte.
Bei Interesse : http://www.tropicaldiscovery.com/country_info/nicaragua_safety/urlaub.php
Und tatsächlich schaffte ich es erfolgreich alleine zur Bushaltestelle und in den Bus zur Uni, wo ich mich den anderen traf. Man, war ich stolz und erleichtert 😛
So ging’s dann für 20 Cordoba (ca.70 cent !!!!) nach Granada (die Fahrt dauerte etwas weniger als 60 Minuten!
Angekommen: TRAUM.
Nachdem wir alle etwas Managua entnervt waren, war Granada der Himmel auf Erden. Es gab ein Zentrum. Im Zentrum keine Slums. Eine wunderschöne Kolonialstadt. Eine wunderschöne Kathedrale. Ein riesiger grüner Park. Keine Autos, die draufhalten.Sicheres Gefühl. Kein ständiges Gehupe. Mülleimer. Kein Dreck auf den Straßen.
Man merkte sofort, dass Granada im Gegensatz zu Managua ein touristischer Ort ist. Auch wenn das nicht immer gut ist, war es in dem Moment genau das, was wir brauchten.
Ab ging es auf die Kathedrale. Wunderschöner Ausblick zum Volcan Mombacho, der direkt an Granada grenzt.Katha glücklich in Granada.
Nachdem wir das Hostel, welches auch von meinem Reiseführer empfohlen wurde, gefunden hatten und die Sachen verschlossen hatten, erkundeten wir den ganzen Tag das schöne Granada, trafen andere Freiwillige, trafen auf die Freundlichkeit der Einheimischen.
Und zwar hatte ich mein Geld in den Hosentaschen, da das noch am unauffälligsten ist. Auf dem Weg durch den Park pfiff mir so ein Typ hinter her und meine Standard-Reaktion ist mittlerweile Augen verdrehen und ignorieren, denn das passiert hier ständig. Doch irgendwie war das ein anderes Pfeifen, meine weibliche Intuition hatte mich dazu gebracht, mich doch nach dem Typen umzudrehen. Der deutete dann nickend auf meine Hosentasche, aus dem mein Geld rausschaute. Ich war ihm so unendlich dankbar. Das hätte ganz schön schief gehen können.
Auch wenn ich mich in Granada sehr sicher gefühlt habe, so muss man es ja nicht drauf anlegen.
Dann ging es noch zum Nicaragua-See (wirkt wie ein Meer, weil er so groß ist, dass man das Ende nicht sieht), an dem wir was gechillt haben. Theoretisch kann man auch drin schwimmen, aber da durch die Regenzeit viel zu viel Wasser drin ist, dass den ganzen Schlamm etc. aufgewühlt hat, soll das wohl nicht so ratsam sein.
In dem riesen See gibt es auch „Las Isletas“, kleine Inselchen mit wunderschönen Strand….Zurzeit sind diese allerdings überschwemmt, sodass wir das in der Trockenzeit nachholen müssen.
Ebenfalls wird im Moment davon abgeraten, auf dem Vulkan zu wandern, sodass wir auch das in der Trockenzeit nachholen werden.
Am Abend dann besuchten wir ein Jazz-Konzert von einer Gruppe taiwanischen Jugendlichen in „La casa de los tres mundos“, eine Art kulturelles Zentrum, dass Einheimischen Sorgenkindern Möglichkeiten wie Musizieren, Kunst etc. anbietet. Auch viele Deutsche Freiwillige kommen häufig an diesen Ort. Das Konzert war relativ speziell, aber auch sehr interessant und wir haben den Abend auf jeden Fall genossen.
Allerdings waren wir vom Erkunden alle ziemlich müde und entschlossen uns so, nicht mehr feiern, sondern ab ins Hostel zu gehen.
Mit dem schlafen gehen wurde aber auch nichts, da die restlichen Menschen im Hostel (Studenten aus Holland, Amerika, Deutschland soweit ich weiß) gut am Vorsaufen waren und jedes 2. Wort aus „Fuck you“ bestand. Schließlich haben die Guten noch versucht uns zu überreden mit feiern zu gehen. Doch zum einen waren Paola und ich einfach zu müde, zum anderen hatten wir nicht so wirklich Lust auf zig Besoffene Studenten. Marcus schloss sich der Gruppe aber an und hatte wohl eine ziemlich gute Nacht.
Paola und ich haben dann die Nacht mit ganz viel Quatschen ausklingen lassen.
Sonntag habe ich dann das erste Mal richtig lange geschlafen. Bis halb 11…bisher war ich immer ab halb 9 wach, da die Wände im Haus der Gastfamilie halt sehr dünn sind und man más o menos alles hört.
Auch wenn die Hostel-Betten nicht die bequemsten waren, so war es doch geil, mal auszuschlafen….Vor allem Kollektivschlafen, da alle anderen im Dorm komplett fertig von der Nacht wachen.
Bevor wir gegen 12 auschecken mussten, haben wir noch was mit den netten Holländern gequatscht, die alle eine ziemlich abartig krasse Fahne hatten. Dann gab’s noch was typisch nicaraguanisches zu essen und ab ging’s zurück in das Chaos Managua.
Hier erfuhr ich dann, dass in den nächsten Wochen evtl. noch eine weitere Freiwillige eines anderen Programms aus Spanien hier einziehen wird. Sie ist 22. Wird bestimmt sehr cool. Also Daumen drücken.
Ach übrigens, das Wochenende, zu dem die Nacht, Frühstück, Abendessen, Mittagessen, diverse Flaschen Wasser, Touri-Zeugs, ein Eis, die Fahrt hin und zurück, eine Dusche, Kaffee, ein Handtuch etc. gehört, hat mich gerade mal 515 Córdoba gekostet. Das sind umgerechnet ca. 17, 30 Euro !!!!!!! Hell, yes.
Und das für einen touristischen Ort, genial.
Auch mit dem Wetter hatten wir trotz Regenzeit übelstes Glück. Tagsüber Sonnenschein, nur nachts Regen. Me gustalo mucho<3
Montag geht dann die Arbeit im Kindergarten los, zusätzlich Montags die von uns geleitete TheaterAg (unser Konzept ist genial!) und Di-Fr die Hausaufgabenbetreuung der 3. und 5. Klasse.
Ich bin gespannt.
An alle, die sich meine Texte antun und die ich dafür über alles Liebe ganz viele „Besos“ und „abrazos“.

Und als Geschenk noch ein paar Fotos vom schönen Granada:

Kathedrale von innen. (2)Vulkan Mombacho.Endlich raus aus Managua.

Kathedrale von außen.

Wenn man keinen Stuhl hat, reicht auch mal die Nische eines Hauses aus.

 

 
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