Die 5. Woche ist vorbei. Es ist unglaublich irreal, wie schnell die Zeit rast. Ich habe keine Zeit, Luft zu schnappen. Ich habe keine Zeit, runter zu kommen. Ich bin mehr oder weniger ständig auf Achse, ständig unter Strom. Das ist gar nicht mal negativ gemeint, momentan gefällt mir das ziemlich gut. Denn wenn es mal wieder schwer werden sollte, bin ich so beschäftigt, das ich mich damit gar nicht auseinandersetzen konnte.
Und somit zu dieser Woche.
Tja, da habe ich letzen Sonntag in meinem Blog noch großtönig von „Alltagskultur“ gesprochen…Schwupps, musste man mir meinen Alltag klauen. Da ab morgen in der Schule vom PAD („Pädagogischer Austauschdienst“, meiner Entsendeorganisation) eine Inspektion an unserer Schule durchgeführt wird, war gerade in der Verwaltung Stress angesagt. Ergo: Katharin (wie ich hier oft genannt werde) musste ihre kleinen Lieben im Kindergarten zurücklassen und die GAAAAANZE Woche in der Verwaltung helfen. Tja, eines weiß ich jetzt: Ich werde in Zukunft keinen Job machen, der sich in der Verwaltung abspielt. Es waren tierisch stupide und langweilige Aufgaben. Lediglich das Übersetzen von Spanisch ins Deutsch war noch ganz gut, so hatte auch der Kopf etwas zu tun.
Wenigstens war unsere Hilfe in der Verwaltung aber relativ effektiv, sodass dann doch noch am Ende der Woche alles fertig vorbereitet war.
Nachmittags habe ich schon mehr Action. Die TheaterAG, die jeden Montag stattfindet, nimmt hinsichtlich Zukunftsplänen Form an, und auch in der Hausaufgabenbetreuung mache ich Fortschritte.
Dienstag, 14:20 Uhr, Hausaufgabenbetreuung der 3. Klasse: Fernando, eines meiner Sorgenkinder, erzählt mir, das er eine Actividad Especial (AG) in der 2. Stunde der Hausaufgabenbetreuung hat. Ich lasse ihn gehen, wolhwissend, das sowas tatsächlich nötig ist. Dank einer anderen Lehrerin finde ich aber heraus, das Fernando mich angelogen hat und in der Bibiliothek spielte. Tja, als richtige „Profe“ (wie ich hier immer genannt werde, ich weiß, schon ein bisschen cool…), habe ich Fernando zurück geholt und richtig streng belehrt. Eigentlich wollte ich den Vorfall melden, denn wäre was passiert, wäre das meine Schuld gewesen, wo ich doch die Aufsichtspflicht habe. Womit ich nicht gerechnet hätte: Die ganzen 45 Minuten der 2. Stunde weit Fernando durch. „Por favor, por favor…“, immer wieder. Er verspricht, sowas nicht mehr zu tun. Ich sage ihm, dass er mich aufs übelste angelogen hat, das man das nicht macht. Das ich keine Wahl habe. Ich übe mit den Kinder schriftliches dividieren (Hey, ich kanns noch!). Fernando weint weiter. Die Stunde ist vorbei. Ich räume die Klasse auf. Fernando hilft mir. Und wieder „Por favor, por favor“….mein Herz wird weich. Vielleicht war es die falsche Entscheidung, aber ich habe mich dazu entschieden, noch nicht mit dem Schulleiter zu sprechen, auch wenn Fernando schon seit Beginn negativ aufgefallen ist. Natürlich kann es sein, dass Fernando ein kleiner Schauspieler ist….Doch selbst wenn. Ich habe jetzt etwas gegen ihn in der Hand und ich denke, da er es weiß, wird er sich bemühen, sowas erst recht nicht mehr zu machen, aber auch nicht mehr so sehr zu stören.
Donnerstag, 13:35-15:10, Hausaufgabenbetreuung der 3. Klasse: WOW! Mehr kann ich nicht sagen. Ich glaube, meine ernsten Worte am Dienstag haben tatsächlich Eindruck gemacht. Die Schüler arbeiten. Sind fleißig. Klar, ich muss sie immer noch ständig ermahnen, aber es hat schwer nachgelassen. Mir wurden sogar ein paar Bilder gemalt. Gegenseitiger Respekt. Coole Sache. Super bestätigendes Gefühl.
Hatte ich anfangs noch Angst, dass, auf Grund meines nicht perfekten Spanisch, meiner Autorität untergraben wird, mache ich mir darum keine Sorgen mehr. Jaaa, es läuft.
Auch der Sprachkurs ist weiterhin wunderbar. Weiterhin darf mein Spanischlehrer den von mir vergebenen Titel „Bester Lehrer ever“ tragen. Beeindruckend. Für Mittwoch Abend hat er uns Karten für ein Cubanisches Konzert im Nationaltheater geschenkt. War alles sehr schick.
Das Theater ist, im Kontrast zum Rest von Nicaragua, sehr elegant, sehr prunkvoll. Das Konzert war super. Die erste Hälfte war geprägt von klassischer Musik, die zweite Hälfte von Latin. Und wow, es standen ziemlich viele Menschen auf und fingen an zu tanzen. Und wieder einmal die Bestätigung: Die Menschen können hier, meiner bisherigen Ansicht nach, besser feiern als in Deutschland.
Viva Cuba. Viva Nicaragua.
Wochenende: Schon am Anfang meines FSJ habe ich beim Busfahren Cynthia, eine 17-jährige Oberstufenschülerin kennen gelernt. Da wir in der Oberstufe nicht unterrichten, gibt es auch keine Probleme mit dem Lehrer-Schüler-Verhältnis. Letztes Wochenende waren Anna und ich mit ihr und ihrer Mutter schon ein Kleid für ihre Promoción kaufen.
Dieses Wochenende bin ich mit Cynthia und ihrer Mum durch wundervolle Dörfer um Managua gefahren.
Also um 10 gings los. Cynthia und ihre Mum haben mich an meiner Bushaltestelle abgeholt. Natürlich 20 Minuten zu spät, wie das hier leider wirklich immer typisch ist. Ein Vorurteil, dass sich fast immer bestätigt. Zuerst ging es nach Masaya, einem Dörfchen hier in der Nähe, das besonders für seine Märkte bekannt ist. Und wow….die Märkte sind der Hammer. Wir waren auf einem Handwerks-Markt…alles Handarbeit…viel Holz, auch Leder und so. Und natürlich auch preiswert…überlegt mal, wie teuer Sachen aus Holz in Europa sind. Also da muss ich spätestens im Februar nochmal hin um gaaanz viele Souvenirs zu kaufen…Oh nein, mein armes Gepäck o.o
Ich hab da dann auch gleich was für mich und für Mexiko(da wird gewichtelt) gekauft. Zwei mal das gleiche in unterschiedl. Farben. Ist ein Konzentrationsspiel, sehr schwer zu beschreiben. Müsst ihr leider warten, bis ich zurück komm^^ Soll auch gegen Depressionen helfen, so hier die süße Theorie…ich vermute mal als Ablenkung =)
Dann gings nach Catarina…Jaaa, Katharina geht nach Catarina^^ Die haben da eine wunderschöne Lagune, sehr beeindruckend.Leider war das Wetter nicht soooo optimal..Klimatisch zum Glück, so war das echt mal ausnahmsweise angenehm, nur hatte man so nicht die beste Sicht. Aber es war schon geil. Danach noch in weitere Dörfer, wo Familie von Cynthia lebt. Dann abends zu Cynthia, fertig machen fürs Oktoberfest und hin zur Schule…
Riesige aufgeblasene Bierflaschen die beleuchtet waren, zig Zelte, ein Großes zum Tanzen, andere zum Trinken/Essen…deutsches Essen und Trinken, auch mal europäische Musik (super!…kann die ganze latinomusik nicht mehr hören….ab und zu gerne, aber ständig ist böse ).
Da auf dem Fest haben wir dann 2 Freiwillige kennengelernt, die in einem Vorort von Managua einen Freiwilligendienst von „weltwärts“ aus machen und Herrn Bohé, meinen Mentor, irgendwie kennen und deswegen vorbei gekommen sind. War ganz interessant, sich mit denen zu unterhalten. Vor allem waren die ziemlich geschockt von unserer Schule. Da merkt man erst wieder, in was für einer luxus-Schule man arbeitet, wenn man sieht, wie beeindruckt die Anderen sind.
Man gewöhnt sich halt an alles. Alles wird Normalität.
Und die Atmosphäre war super. Hier wird halt sehr gut gefeiert. Alle sind gut drauf, es sind Kinder und Großeltern das..Alles. Es ist irgendwie immer eine super angenehme Atmosphäre.
Heute war ich mit meiner Gastschwester Eliuth und der Tochter im Metro Centro was essen, für die Kleine Sachen einkaufen und dann noch in einer „Kathedrale“, die eigentlich keine ist…einfach, weil die absolut nicht wie eine aussieht. Ist sehr, sehr simpel. Eine schwierige Erfahrung, denn auf den Grünflächen um die Kathedrale schlafen viele Obdachlose. Es war ein sehr unangenehmes Gefühl, mit der Digitalkamera an den Menschen, die nicht mal ein Haus aus Wellblech ihr eigen nennen können, vorbei zugehen.
Zurück zur Kirche: Obwohl es nicht viel her macht, finde ich es gut. Klar, hier haben die wohl auch nie viel Geld gehabt, eine prunkvolle Kathedrale zu bauen..vor allem ist die erst 12 Jahre alt…aber ich finde diese Schätze der Kirchen ohnehin immer etwas grenzwertig…Da sprechen die in der Bibel von teilen, bescheiden sein etc. und dann gibt es Kirchen und Kathedralen die prunkvoller nicht sein könnten…Klar, es ist schön und beeindruckend, sich das anzuschauen, aber idealistisch gesehen….Naja, Kirche. Ein Thema, mit dem ich ohnehin auf Kriegsfuß bin…was mich hier übrigens schon hin und wieder in Schwierigkeiten gebracht hat.
In der kommenden Woche werde ich nur von Montag – Mittwoch, dann aber wieder im Kindergarten, arbeiten. Denn am Donnerstag geht es los noch México. Genauer gesagt nach Agua Blanca, das etwa 3 Stunden von La ciudad de México entfernt liegt.
Das heißt der nächste Blogeintrag kommt mit Verspätung, dafür dann aber hoffentlich mit super Erlebnissen aus México.
Viva México.