Info: Wg der Länge des Text wird die Schrift so klein angeziegt..und ich bin nicht intelligent genug, das zu ändern…da ihr aber alle schrecklich intelligent seid, könnt ihr den Text ja in Word kopieren und größer machen
Montag, der 20.09.2010: Erster offizieller Arbeitstag…oder doch nicht?!
Zunächst scheint es ganz nach einem Arbeitstag auszusehen. Da die Schule hier schon um halb 8 beginnt, müssen wir um halb 6 aufstehen, um halb 7 aus dem Haus gehen, um den Bus zu bekommen (Fahrt:15min) und schließlich im Colegio aleman nicaragüense anzukommen.
Angekommen haut uns erst einmal das wunderschöne Schulgelände um. Da wurde krass Gartenarbeit geleistet. Daneben ist es sehr familiär und liebevoll aufgezogen. Je nachdem, wo man sich im Colegio befindet, kann man sogar die wunderschöne Wildnis Nicaragua’s bestaunen. Krass.
Der Schulleiter, begrüßte uns mit einem „Ihr bleibt 3 Monate oder?“(nicht so ganz), was generell die gesamte Schule vertritt..alle sind etwas, ich würde sagen verpeilt und verplant, aber wahrscheinlich ist das einfach die Art hier vor Ort. Mañana, mañana….tja, und getreu dem Motto hatten wir auf dem Gelände fast die ganze Zeit Freizeit, mal abgesehen von der 6.h(12:10-12:55), in der wir uns mit unserem Mentor und Primaraialeiter und dem Schulleiter zusammengesetzt haben um über unsere Aufgabenbereiche zu besprechen.
So ging der wunderschöne Tag weiter: Ich bin absolut glücklich mit meinem Aufgabenbereich. Morgens werde ich im Kindergarten arbeiten, Di/Mi werde ich mittags die Hausaufgabenbetreuung der 3.Klasse(alleine) und Do/Fr die Hausaufgabenbetreuung der 5.Klasse(zusammen mit Paola) leiten.
Dazu haben wir Freiwilligen uns freiwillig (was für ein Wortspiel^^) dazu gemeldet, eine TheaterAG für die schon was älteren Schüler anzubieten.
Was die morgendlichen Aufgaben angeht, werden wir ohnehin rotieren, sodass man in alle Bereiche (Assistenz im Unterricht, Verwaltung) Einblick bekommt. Muy bien.
Der Bus zur Schule und zurück wird von der Schule bezahlt, so auch das Mittagessen….wieder mal ein Moment, in dem ich, wie so oft in den letzten Monaten(gerade beim Vorbereitungsseminar) denke: „Krass, bist du privilegiert.“ o.o
Allein die Tatsache, an so einer schönen Schule arbeiten zu dürfen, ist ein Privileg…wie gerne wäre ich an solch einer Schule Schülerin gewesen.
Leider erkennen die Schüler aber nicht, was für Privilegien sie genießen…mal abgesehen von den Stipendiaten, die sehr fleißig und lernbereit sind.
Diejenigen, deren Eltern aber das Geld haben, die Schule zu bezahlen, sind auch entsprechend aufgewachsen und wurden meist rundum von der Nanny verwöhnt. Eigenständigkeit ist ihnen somit ein Fremdwort, sodass viele in der Schule auch nicht gut klar kommen, wo solche Werte doch vermittelt werden.
Es kommt vor, dass 10-Jährige sich immer noch nicht die Schuhe binden können.
Vielleicht schaffe ich es in meiner Zeit an der Schule ja ein paar Schüler davon zu überzeugen zu erkennen, welche Privilegien sie eigentlich genießen…man darf ja noch träumen.
Übrigens…an der Schule gibt es ziemlich viel Wache…allerdings nicht einfach nur so…nein! Tatsächlich geht die Enkelin des nicaraguanischen Präsidenten Daniel Ortega auf die Schule, an der ich Arbeite. Schon ein bisschen cool^^
So ging der erste „Arbeitstag“ der hauptsächlich geprägt war vom Internet, ganz viel Regen(zum Glück) und einem sehr schönen Flair.
Zurück ging es mit dem Bus…normalerweise müssten Anna und ich noch ein ganzes Stück zu Fuß zu unserem Haus gehen, doch eine Professora, die auch mit dem Bus fuhr und in der Nähe wohnt, wurde von ihrem Mann gefahren und hat uns von sich aus mitgenommen…wieder der Gedanke, wie krass herzlich viele Nicaraguaner doch sind.
Doch es gibt natürlich auch andere Seiten.
An diesem Mittag gab es ein ziemlich krasses Gewitter…eigentlich sehr schön, denn so „kühlt“ es sich zumindest ein bisschen ab…soweit man das denn sagen kann, denn 5 Minuten später knallt die Sonne wieder gnadenlos auf einen herab. So wurde auf einem Vulkan in der Nähe von Managua(ich hab vergessen, wie der Ort heißt) ein Mensch von einem Blitz getroffen und starb.
Das Fernsehen berichtete fast nur davon. Was mich schockierte, war, dass die Leiche absolut würdelos von der Kamera gezeigt wurde…während in DL zumeist die Gesichter verpixelt wird und ohnehin ich mich nicht erinnere, im Fernsehen eine Leiche gesehen zu haben, wurde die Leiche hier von allen Winkeln gefilmt…selbst die Wiederbelebungsversuche wurden aufgezeichnet…das fand ich doch sehr schockierend…Auch später kam ein Bericht über einen anderen Toten in Nicaragua(iwas wg Drogen), dessen Leiche auch absolut würdelos präsentiert wurde…vielleicht bin ich vom deutschen Fernsehen auch einfach nur verwöhnt, doch das hat mich schon ziemlich getroffen.
Ansonsten ist es immer wieder krass, durch Managua zu fahren. Reichtum habe ich, mal abgesehen von der Schule, noch gar nicht gesehen, höchstens guter Mittelstand, was hier aber schon sehr, sehr hoch anzusehen ist, für mich als verwöhnte Deutsche aber ärmlich wirkt…neben solchen Häusern tummeln sich plötzlich die Slums, leider sieht es größtenteils genauso aus, wie man es sich vorstellt…Schräg aufgestellte Wellbleche bilden die Wände von zig „Häusern“(wenn man das denn so nennen kann)…man fürchtet, dass diese Wände jeden Moment ineinander fallen könnten. Auch die Menschen zu sehen, tut weh. Es ist traurig, dass, obwohl Daniel Ortega, der Präsident sich bereits für Sozialwohnungen stark gemacht hat, unzählig viele Menschen noch so leben müssen.
Gerade die Kinder müssen unter der harten Kinderarbeit leiden, wobei es bei Schuhe putzen anfängt und bei Kinderprostitution aufhört.
Auch ansonsten ist Managua nicht die schönste Stadt Nicaraguas. Es gibt viel Müll, der ManaguaSee ist seit den 60er Jahren(glaub ich) biologisch tot und wird erst in 30 Jahren(dank einer von DL gestifteten Kläranlage) wieder leben und auch sonst riecht es in Managua enorm nach Abgasen.
Dafür hat man alles, was man braucht und gerade das Nachtleben soll herrlich sein.
Die richtig schönen Städte und vor allem der Strand(ayayay) liegen auch nur 60Min entfernt. Me gustalo mucho.
Auch mit dem Spanisch merke ich Besserung…wenn man die Sprachbarriere erst einmal akzeptiert, funktioniert auf einmal alles viel besser. Heute Abend habe ich mich mit meiner Gastmutter sehr lange über ihren Adoptivsohn Renato unterhalten, der eine psychische Krankheit mit autistischen Zügen hat…Jaaa, so komplexe Themen auf Spanisch^^ Es wird xD
Alles in allem ein sehr schöner Tag, der mir Hoffnung für die verbleibende Zeit in Nicaragua macht.
Dienstag, der 21.09.10: Un día con los leones y el Club Alemán
Der erste richtige Arbeitstag. Ab geht’s in den Kindergarten. Da allein der Kindergarten ein wunderschönes Gebäude, das auch sehr gut belüftet ist, ist, freute ich mich von vorne Herein auf meine Arbeit…und es ist tatsächlich absolut himmlisch.
Ich bin der Gruppe Leones(Löwen) zugeteilt: ca. 16 Kinder von 3-6 Jahre, die bereits relativ gut Deutsch können. So ist es ziemlich wichtig, dass ich die Kleinen auf Deutsch anspreche, was aber auch ab und zu ziemlich schwer ist, weil viele der Jüngeren einfach kein Deutsch verstehen WOLLEN.
Auch untereinander unterhalten sie sich auf Spanisch, weil es einfach die einfachere Sprache für die Kleinen ist. Mir gefällt das allerdings ganz gut, denn durch escuchar versuche ich mein Spanisch zu verbessern.
Da ich schon mal ein Praktikum im Kindergarten gemacht hab, hatte ich ja bereits ein wenig Erfahrung in dem Bereich…doch ich muss sagen, dass sich die nicaraguanischen Kinder von den deutschen (ups, wenn das der Workshop „How to write about…“lesen würde…okay, sagen wir meine erste Gruppe und meine jetzige Gruppe) unterscheiden.
Hier scheinen die Kinder viel überdrehter, leidenschaftlicher zu sein und sie hängen viel krasser an einem. Auch in Deutschland fiel es mir schwer, meine Aufmerksamkeit gerecht zu verteilen, doch hier ist das schier unmöglich.
Selbst bei so Kleinigkeiten wie wer neben mir sitzen darf, tritt das totale Chaos auf…Tja, warum gibt es auch nur zwei Plätze neben mir?
So hab ich prinzipiell immer einen Knäuel Kinder um mich rum und hach, sie sind sooooo süß. Also die Arbeit gefällt mir sehr doll. Schade, das wir alle 4 Wochen rotieren o.o
Außerdem arbeitet noch ein anderer Praktikant vor einem anderen Hintergrund in der Leones-Gruppe, und so bekam ich gleich mal das Angebot, mit an den Strand oder nach Costa Rica zu fahren. Ja, es läuft muy bien.
Um 13 Uhr ist der Kindergarten dann zu Ende und ich bin zum Mittagessen gestürzt, damit ich vor Beginn der Hausaufgabenbetreuung der 3.Klasse (13:25) noch was essen konnte…Wie befürchtet hatte sich schon eine riesige Schlange an Schülern gebildet. Da ich schließlich nur noch 5 min hatte, musste ich das Essen regelrecht runter schlingen, nur um kurz darauf in der Administración zu erfahren, dass diese Woche noch keine Hausaufgabenbetreuung ist.
Yeaaaah^^
Also hab ich schön das Internet der Schule genutzt, gelesen und gechillt, da wir heute bis abends in der Schule geblieben sind. Denn ab 6 Uhr fand der „Club alemán“ statt…ab nächste Woche werden wir die Zeit zwischen Arbeit und dem Club Alemán wohl mit Schwimmen verbringen…den riesen Pool der Schule können wir nämlich ständig nutzen. Sehr geil.
Auch der Abend war super. Es gab typisch deutsches Essen und wir haben eine Deutsche kennengelernt, die seit 7 Monaten in Zentralamerika rumreist und jetzt noch mal zu ihrem Mit-Lieblingsort Nicaragua zurückgekehrt ist, da sie nächste Woche nach Hause fliegt.
Entsprechend gute Tipps konnte die Gute uns geben. Dann haben wir noch ein Ehepaar(Schweiz/Thailand) kennen gelernt, dass ebenfalls seit einigen Jahren in Managua lebt und uns auch schon zu sich nach Hause eingeladen hat.
Es ist himmlisch, wie offen die Menschen hier sind, sodass mir der Tag dahingehend viel gebracht hat
Mittwoch, der 22.09.10: A mi, no me guste el machismo.
Der Tag, an dem wir das erste Mal von der Bushaltestelle aus zu Fuß zu unserer Gastfamilie gehen müssen. Eine krasse Erfahrungen. Fühlt man sich in der Schule doch immer sehr wohl behütet, wird man mit Schulende ohnehin immer in das pure Chaos Managuas rein geworfen. Normalerweise sollten wir 15 Minuten für den Weg brauchen, Anna und ich brauchten jedoch mehr als 30 Minuten, weil wir uns natürlich verlaufen hatten…kein Wunder, denn es gibt in Managua einfach keine Orientierungspunkte. Alles sieht hier gleich aus: Egal wo man hinschaut, Häuser die dem meinem ähneln oder ganz krasse Slums.
Hinzu kam das Verhalten der nicaraguanischen Männer. War ich zuvor mit der Gastfamilie unterwegs, kamen hier und da einige Kommentare à la „guapa“, „mi amor“, „Chele“ (so werden wir Weißen genannt) y todo eso…Da dachte ich schon, wie harmlos nach den ganzen Warnungen^^
Kaum gingen Anna und ich alleine durch das Barrio nach Hause, kam von jeder männlichen Person, die wir passierten, ein Gepfeife oder Kommentare in jene Richtung…das war echt unangenehm. Klar, wir fallen auf, damit kann ich auch leben. Aber an das Gepfeife und Gegröle werde ich mich wohl nicht gewöhnen…too much.
An diesem Punkt wurde mir auch bewusst, dass ich noch Hemmungen habe, alleine durch Managua zu laufen…zu zweit ist’s okay, aber alleine kann ich mir das noch nicht vorstellen.
Was mir auch aufgefallen war: Die Stadt wimmelt nur so von einem Auto-Chaos…insbesondere, weil zwischen den Autos immer mal wieder so Holzwagen, gezogen von Pferden aufkreuzen…wie gesagt: Hier trifft arm auf „reich“.
Ansonsten haben wir an diesem Tag nur noch Geld abgeholt (die Währung ist sooo ätzend. Ein Beispiel: 400 Cordoba sind ca. 15 Euro…wtf!?) und sind mal wieder totmüde ins Bett gefallen.
Donnerstag, der 23.09.10: Mañana, mañana…
Ein sehr gechillter Tag. Da der jetzige Tag ein pädagogischer Tag war, war der Unterricht und auch der Kindergarten verkürzt. So ging der Kindergarten nur bis 11 Uhr. Ich musste meine Süßen aber schon um viertel vor 10 verlassen, da ich mit den anderen Freiwilligen in der 9. und 10. Klasse unser Theaterprojekt vorgestellt habe…und man glaubt es kaum: 16 Leute sind interessiert. Muy bien
Übernächste Woche geht also auch unsere Theater-AG los. Das Ziel ist es, dass die Schüler sich selber und ihre Ideen einbringen können. Wir werden wohl kein Stück machen, da 5 Monate einfach zu wenig für was großes ist. Vor allem, da zwischen Dezember und Januar noch 7 Wochen Ferien sind.
Daher sind wir momentan für Sketche, die die Schüler, natürlich auf Deutsch, selbst entwickeln können, und die dann ganz spontan, wie die Schüler wollen, anderen Schülern präsentiert werden können…es soll keinen Zwang oder ähnliches geben, sondern ganz freiwillig sein und Spaß machen.
Umso schöner, dass ich aus 2 Klassen immerhin 16 Leute gemeldet haben.
Ansonsten wurde an dem Tag mehr oder weniger gechillt. Es gab einen Vortrag der Schulpsychologin über ADHS, den ich allerdings verpasst hatte. Danach waren noch die Fachkonferenzen, wo wir kurz den Märchenwettbewerb des Auswärtigen Amts vorgestellt haben und dann wieder relaxt haben.
Während ich gewartet habe, habe ich übrigens einen Spanischlehrer einer anderen Schule kennen gelernt, der zu Besuch am Colegio Alemán war….era tan bueno. Er hat mir viel über’s nicaraguanische Spanisch beigebracht, wir haben uns bestimmt 45 Minuten auf SPANISCH unterhalten…war gut für’s Selbstbewusstsein.
In der Familie sinkt das dann immer ein wenig, so ein Spanischlehrer hat es schon besser drauf, schön klares Spanisch zu sprechen.
A propos Gastfamilie: Momentan denk ich doch drüber nach, sie zu wechseln. 200 Dollar sind mir für die Leistungen, die ich hier habe, doch zu viel, besonders im Vergleich zu den anderen Freiwilligen, die wirklich gute Leistungen erhalten und nur 150 Dollar bezahlen müssen.
Ich werde in den nächsten Tagen mit meinem Mentor sprechen und mich beraten lassen…
By the way, nächste Woche sind Ferien, in denen wir Freiwillige Seiteneinsteigern in dieser einen Woche für die 1. 3. und 4. Klasse Deutsch beibringen sollen…innerhalb einer Woche sollen die Schüler ohne Vorkenntnisse also auf dem Level dieser Klassen sein (die Deutsch schon seit dem Kindergarten lernen).
UTOPIE?!
Naja, es wird bestimmt interessant.
Freitag, der 24.09.10: Herzschmerz.
Tja, Kindergarten, wie so oft. Die einzige Neuigkeit, die ich habe, ist, das Marco, der Erzieher meiner Kindergartengruppe, mir angeboten hat, nach den Ferien(nächste Woche) selber einen Stuhlkreis zu leiten…coole Sache. Heißt, dass ich mit den Kleinen den Guten-Morgen begrüße, Spiele spiele, über das Thema der Woche (diese Woche waren es prähistorische Tiere) spreche und mit den Süßen singe. Wird bestimmt nicht leicht, aber ich freue mich drauf. Wie ich in dem Brief über meine Ziele beim Vorbereitungsseminar geschrieben habe, will ich an meinen Grenzen gehen, sie kennen lernen, und das tu ich hier absolut.
Ansonsten konnte ich endlich mal vernünftig mit meiner Family skypen, da ich das letze Mal von 1-3 frei hatte und somit das Internet der Bibliothek benutzen konnte.
Dann ging es wieder zur Gastfamilie, wo ich eher wieder was down war…es ist so schwer sich zurückzuziehen, ständig sind Leute um dich rum, fragen dich, wie’s dir geht und so weiter und sofort…ich bin mehr so der Mensch, der auch einfach mal seine Ruhe braucht, um Kraft zu tanken. Das kann ich hier nur leider nicht. Davon abgesehen habe ich ja schon erläutert, dass mir die „Miete“ hier zu teuer ist.
Immerhin muss ich jetzt noch eine neue Kamera kaufen, ich muss den Flug nach México vorstrecken, ich muss den Sprachkurs vorstrecken, ich will möglichst viel von Nicaragua sehen und da ich vom 18.12. an 4 Wochen frei haben werde, will ich möglichst viel reisen und habe immer noch das Ziel vor Augen, mich mit mit meiner Lina (Schmarn…wünschte du wärst hier) in der Mitte von Chile und Nicaragua zu treffen.
Wechseln werde ich aber nun doch nicht. Es ist schon praktisch, mit Anna zusammen hier zu wohnen, da man sich so doch sicherer fühlt, als wenn man alleine lebt. Davon abgesehen leben wir ziemlich zentral, wenn man das denn so nenen kann, denn eigentlich gibt es hier sowas wie ein Zentrum nicht.
Ich werde mal mit meinem Mentor reden und schauen, was er meint, wenn ich versuche, mit der Familie über den Preis zu handeln.
Da ich den JetLag immer noch nicht ganz raus hab, mich nach Ruhe gesehnt hab und was down war, ging’s dann schon um 8 Uhr ins Bett. Hab dann auf meinem Laptop noch in Gedanken an meine allerliebste Lieblingshanna Eclipse geschaut und bin dann schlafen gegangen.
Samstag, der 25.09.10: Let’s party…
Der Tag des absoluten Schocks.
Der Tag fing nicht so gut an…ich war nach wie vor down, auch das Telefonat mit meiner Mum und das kurze Sykpen mit meiner Lieblingsjenny hat’s nicht wirklich besser gemacht. Doch der Tag sollte eine ungeahnte Wendung nehmen. Schon seit Mitte der Woche wusste ich, dass die Familie an diesem Samstag auf dem einjährigen Geburtstag von Yoann Andri (Si, Schweizer), der Sohn einer bekannten Familie eingeladen war…ich war ohnehin froh mal raus zu kommen, doch meine Erwartungen waren nicht sonderlich hoch…ich mein, was erwartet man von einem Geburtstag, auf dem das Kind ein Jahr alt wird?
NCIHT DAS!!!!
Wir kommen da an und Anna und ich bekommen erst mal einen Schock. WTF?!
Die PARTY steigt auf der riesen Terrasse einer krass schönen Villa (nur wenige Meter entfernt befinden sich die Slums Managuas). Unter 2 riesigen Zelten findet das ganze statt. Als wir gerade angekommen sind, zieht ein Clown (die sind hier ohnehin sehr beliebt), die übelste Show ab…anscheinend war’s lustig, ich hab nix verstanden^^ Wie sich später herausstellte, war der Clown aus dem TV und überall bekannt in Zentralamerika….nicht schlecht. Natürlich gab es während der Show Gallo Pinto (das Nationalgericht, dass man hier morgens, mittags und abends essen kann: Bestehend aus so komisch dunklem Reis+Bohnen und versch. Beilagen, z.B. Hühnchen oder Tortillas etc.).
Dann konnten wir unserer ersten Piñata zuschauen. Schade nur, dass der einjährige Yoann das Spiel nicht so ganz verstand^^ Dafür haben die anderen Kinder die Piñata schön zerstört, sodass nach 10 Minuten ein Schauer an Süßigkeiten hervor kam. (Die Piñata war soooo schön-.-)
Natürlich wurd man auch ständig mit Getränken versorgt. Dann wurden die riesigen Geburtstagskuchen angeschnitten, eine Band, die in Nicaragua gut bekannt ist, spielte den ganzen Abend lang, dann gab es ein riesiges Buffet und natürlich ganz viel Flor de Caña, der beste Rum, den ich je getrunken habe und der berühmt für Nicaragua ist.
Natürlich wurde auch den ganzen Abend getanzt…und kaum getanzt, ging es mir richtig gut. Natürlich nur zu lateinamerikanischer Musik, wobei ich einige Lieder sogar vom Zumba kannte…wie cool.
Tanzen ist hier sowieso genial: Hier tanzt alles. Jung und alt. Und bei allen, wirklich bei allen, bei JEDEM, sieht es wunderschön aus…Wir Europäer können im Vergleich dazu einfach nicht tanzen. Tragischerweise nicht. Wie gern würde ich mich so bewegen können…aber immerhin kam dann der Kommentar, dass ich für eine Chele (so werden wir Weißen hier genannt) ziemlich gut tanzen könnte….allerdings bin ich durch den Zumba-Unterricht natürlich auch im Vorteil.
Was mir noch sehr gut gefällt…die Männer fordern dich zum Tanzen auf. Jung und alt versteht sich von selbst. Man kann gegen den Machismus hier sagen was man will, mich selber nervt der Machismus teilweise enorm, vermutlich, weil ich einfach zu emanzipiert bin, aber zum Tanzen aufgefordert zu werden ist schon eine schöne Sache.
Das Tanzen selber mit den Männern ist dann sehr…gewöhnungsbedürftig. Anna und ich haben wohl voll das prüde Deutschland repräsentiert. Denn beim Tanzen ist hier der Körperkontakt ziemlich intensiv, wobei das in Deutschland auf diese krasse Art und Weise nur vorkommt, wenn alle besoffen sind und man sich im Nachhinein ohnehin nicht mehr wirklich dran erinnern konnten.
So war mir dieser Körperkontakt doch ziemlich unangenehm…ich will nicht wissen, wie es Anna ging, deren novio doch in Deutschland auf sie wartet…so sind wir doch ziemlich schnell vor den Männern geflüchtet.
Als Eigentherapie werden wir uns jetzt wohl definitiv nach einem Tanzkurs, wohl Salsa, umsehen, um die deutschen Hemmungen zu verlieren und uns vielleicht auch in Ansätzen so schön bewegen zu können, wie die Einheimischen.
Selbstverständlich haben die Eltern des kleinen Yoann dann auch noch Busse organisiert, die alle Gäste, die nicht mit dem Auto da waren, nach Hause fuhren.
Zum Glück, denn eigentlich sollten wir mit dem Taxi-Fahrer, der auch unser Nachbar ist, nach Hause fahren…nur war der komplett betrunken. Alkohol und Auto fahren ist hier kein No-Go, leider….generell habe ich ja schon erwähnt, dass die Kinder im Auto dann schon mal auf dem Schoss der Erwachsenen sitzen, ohne Gurt usw. Also Auto fahren gefällt mir hier gar nicht.
Doch alles in allem war das ein genialer Abend und ich habe gemerkt, wie gut es mir tat, einfach mal raus zu kommen. Und unser Fazit des Abends: In 17 Jahren müssen wir wieder nach Nicaragua kommen, um den 18. Geburtstag des kleinen Yoann Andri feiern zu können…ich will nicht wissen, wie der Geburtstag zur Volljährigkeit ausfallen wird, wenn man so ein übertriebenes TraTra zum 1. Geburtstag macht.
Bueno…feiern können die Nicas
Sonntag, der 26.09.10: Freiheit ist Luxus.
…fing wie ein ganz normaler Sonntag an…naja, in meinem Fall nicht, denn normalerweise schlafe ich Sonntags aus, doch hier muss ich gegen 8 aufstehen, weil ich durch die Löcher in den Wänden, die Fenster simulieren sollen, obwohl da ein Bild vor hängt, alles mithöre….und entsprechend wach werde…hört sich echt so an, als wären die in meinem Zimmer. Dann wurde ’ne Runde geskypt und nach dem Mittagessen haben Anna, Paola und ich uns dann im Metro Centro, einem riesigen Einkaufszentrum, dass endlich auch was europäischen/amerikanischen Flair hatte, also sehr modern war, getroffen.
Dann sind wir zuerst ein bisschen Bus gefahren durch Managua. Bus fahren kostet hier nämlich nur 2,50 Cordobas…sprich ca. 10 Cent. Leider ist Managua halt nicht die schönste Stadt und die Orte, wo wir waren, kamen uns ziemlich ausgestorben vor, sodass unsere kleine Reise dann an der (geschlossenen) deutschen Botschaft beendet war.
Dann ging’s zurück zum Metro Centro, wo wir dann ganz gemütlich in einem sehr schönen Café geplaudert haben. Übrigens ging im Zentrum des Metro Centro so ein Wettbewerb, natürlich mit lauter Musik und schrecklich vielen Menschen, die darauf krass abgingen…sowas findet man in Deutschland nicht.
Und zwar saßen 5 Leute in einem Auto, was es schließlich auch zu gewinnen gibt…Fünf Tage müssen die in diesem Auto sitzen, dürfen nur kurz zur Toilette raus und müssen halt auch essen und trinken im Auto…und jeden Tag wird jemand aus dem Auto raus geholt anhand von Mini-Wettbewerben (z.B. müssen die ganz viel trinken und wer zuerst auf Toilette muss fliegt raus). War schon heftig und absurd und krass.
Ohnehin ist Lautstärke hier so ein Thema…Die Menschen schreien regelrecht, wenn sie sich unterhalten, die Musik ist immer abartig laut, dass kann man nicht mit Clubs in Deutschland vergleichen. Und inmitten dieser Lautstärke sind dann natürlich Babys und kleine Kinder….Das war’s dann wohl mit gutem Hören.
Mit dem Taxi gings dann nach Hause, wobei wir natürlich wieder mal total abgezockt wurden…wir haben hier halt noch nicht so das Gefühl für Geld…ist auch eine ganz blöde Währung.
Dann wurd sich abends noch unterhalten…momentan ist es noch was schwer, da man abends einfach so fertig von den neuen Eindrücken ist, dass man an Konversation auch nicht mehr interessiert ist…Das ist leider für die Familie etwas schwer zu verstehen.
Kirche…ein anderes Thema, mit dem ich auf Kriegsfuß bin. Denn in unserem Gespräch ging es auch um Homosexualität. Und obwohl meine Gastmutter immer meinte, dass sie da nix gegen habe, waren ihre Sätze doch immer irgendwie negativ connotiert. Vor allem Kommentare wie „Ich bete zu Gott, das Renato(Adoptivsohn) nicht homosexuell wird“ sind teils ziemlich krass…Ich weiß, Kirche, konservativ, so ist hier der Großteil der Menschen. Aber mir fällt es trotzdem schwer bei solchen Ausdrücken ruhig zu bleiben.
Aber ansonsten ein schöner Abend…es tat gut, aus dem Haus raus zu kommen und seine Freiheiten zu genießen.
Wie ihr seht, eine Woche geprägt vom Gefühlschaos, von Gefühlen der ganz intensiven Art und Weise. Raro…Muy raro.
Ich vermisse euch, vermisse Deutschland, vermisse das Training…aber mittlerweile kann ich auch anfangen zu genießen und mir erstmals vorstellen, die nächsten 5 Monate hier zu leben…und alles mit zu nehmen, was geht.
.-*