Wär uns der Himmel immer so nah!

So, mein Lieben, es ist mal wieder an der Zeit, euch zu berichten, wie es mir ergangen ist.

10 Tage, 6 Städte, viele tolle Erlebnisse und das wohlige Gefühl nach Hause zu kommen. Die Fahrt von Brest nach Minsk verlief unspektakulär und nach einer kleinen Stärkung in Gesellschaft ging die Reise los. (Statt wie angenommen Hähnchen mit Pilzen gab es Hähnchen mit Shrimps gefüllt, aber ich hab tapfer aufgegessen, wer lesen kann, ist klar im Vorteil.)

Mit dem Nachtzug ging es dann nach Riga, wo die Freiwillige mich am Bahnhof abholen wollte, doch ohne lettisches Geld und funktionierendes Netz, war es sehr schwierig sich zu finden, da der jeweils andere nicht am vereinbarten Treffpunkt war. Aber mit der Hilfe einer jungen Lettin und erleichterter Kommunikation auf Englisch gelang es schließlich Charlotte zu erreichen, die mir dieselbe Frage stellte wie ich: „Wo bist du??“. Sie antworte am Bahnhof und ich auch… Das Problem: Sie war am Busbahnhof, ich am Zugbahnhof, nachdem das geklärt werden konnte und später auch Cleo (die Freiwillige Valmira) zu uns stieß, erkundeten wir am Abend alle gemeinsam die schöne Altstadt Rigas und ließen uns von den Lichter verzaubern, die anlässlich ,eines Festes an die Häuserwände projiziert wurden .

Am nächsten Morgen ging es mit dem Bus nach Pärnu, der zweitgrößten Stadt Estlands mit 44.000 Einwohnern, das eigentliche Highlight, der Steinweg im Meer, blieb uns aufgrund des hohen Wasserspiegels verwehrt. So verbrachten wir einen gemütlichen Tag im verschlafenen Pärnu, der mit einem 6-km-Marsch zu Mecces endete, da ich Heißhunger auf Salat hatte (ja, ich weiß für diese Spezialität ist das Restaurant zur goldenen Möwe ja bekannt). Außerdem mussten meine Begleiterinnen mal für kleine Travelinnerin. Gute Idee? Auf gar keinen Fall. Hat es sich gelohnt? … Aber immerhin wollte keiner trotz des schweren Trackingrucksackes auf den Schultern, das Vorhaben aufgeben. Naja und irgendwann später saßen wir auch im Bus nach Tallinn, wo wir von Caro abgeholt wurden.

Dort „übernachteten“ wir bis zu Beginn des Seminars, mal zu dritt mal zu fünft. Einen Riesendank an Caro, die uns so gut beherbergt, viel Geduld gehabt hat und uns hervorragend versorgt hat. Natürlich zeigte sie uns mit Vergnügen ihre Wahlheimat auf Zeit: Tallinns wunderbare Altstadt, den Strand, das Meer, das zum Teil geschlossene Freiluftmuseum und noch vieles mehr. Was soll ich sagen, Einigkeit und Recht auf WIFI, denn das ist im Grundgesetz verankert. Zudem dürfen die Einwohner Tallinns kostenlos den öffentlichen Verkehr benutzen – was für eine tolle Stadt, was für ein tolles Land. Allerdings klaffen auch hier wie in den anderen baltischen Ländern, von Belarus ganz zu schweigen das Preisniveau und die Löhne erheblich auseinander. Je mehr ich von der Welt sehe, desto bewusster wird mir, dass für die Vielzahl von globalen Problemen nicht mal ein halbwegs annehmbarer Lösungsansatz existiert. Irgendwie war ich auch von dem unbegrenzten Überangebot etwas überfordert. Ich habe hier in Brest definitiv alles, was ich brauche und volle Regale und bei manchen Produkten auch eine sehr große Auswahl, aber manchmal gibt es etwas Spezielles einfach nicht oder man muss mal ein bisschen weiter fahren und das funktioniert auch super.

An dieser Stelle ein kleines Zitat aus einem Lied von Rolf Zuckowski (da ich zurzeit mit der geballten Ladung deutscher Weihnachtslieder konfrontiert bin): „Wär uns der Himmel immer so nah und unsere Arme immer so offen, fänden viele sicher die Kraft, wieder zu hoffen.“

Eben nicht nur an Weihnachten. Ich kann nicht bestreiten, dass ich aus diesem Jahr viel mitnehmen werde, was ich zwar schon vorher wusste, aber so selbst nicht erlebt habe.

Jetzt bin ich natürlich ziemlich vom Thema Zwischenseminar abgekommen, aber zurecht. Was soll ich sagen? Es war großartig, die anderen zu sehen, zu hören, wie es ihnen ergeht und diese wahnsinnigen Erfahrungen teilen zu dürfen. Natürlich war es auch eine Zeit des Genießens. Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal so viel gelacht und gegessen habe. Es war mein erster man könnte sagen „Urlaub“ hier und ich habe mir viele Kleinigkeiten und eine „Großigkeit“ gegönnt.

Mittlerweile bin ich wieder in Brest und hatte noch keine Gelegenheit, mein Schlafdefizit vom Zwischenseminar auszugleichen. Dafür war ich das erste Mal in einer Bester Disco und musste mich daran erinnern, dass Samstag arbeiten, nach einer Partynacht in keinem Land eine gute Idee ist. Ich lerne immer mehr Leute kennen und es macht Spaß sich auch mal auf Englisch verständigen zu können.

Was den Schulalltag angeht, bin ich voll angekommen und mit vier verschiedenen Themenstunden rund um Weihnachten total ausgebucht bis überbucht. Zum Sprachkurs schaffe ich es vor Weihnachten leider nicht mehr. Allerdings ist es ein tolles Gefühl gebraucht zu werden und die ersten Tage hier hielten, viele kleine, süße Überraschungen für mich bereit. Ein Adventskalender und ein Geschenk zum Nikolaus von meiner Ansprechpartnerin, eine Einladung zum Kaffee bei einer Grundschülerin (es war einfach superschön) und eine Schülerin aus der 11.Klasse die mir um den Hals fällt vorlauter Freude, dass ich wohl auf bin und nicht zu der Zeit des großen Unglücks bei Maxima in Riga war.

Auch persönlich stehen in diesem Monat noch einige Highlights an. Meine liebe Cleo wird mein erster Besuch hier in Belarus sein und wir werden Weihnachten zusammen verbringen. Da meine Einladung zum Neujahrsfest leider abgesagt werden musste, weil meine belorussische Freundin arbeiten muss, habe ich mich kurzerhand entschlossen, mit den anderen Freiwilligen aus Lettland und Estland Silvester in Riga zu verbringen.

Das ist die kurz Variante der letzten Woche und hier noch ein paar Bilder von meinen Reisen:

Orthodoxe Kirche in Tallinn

Orthodoxe Kirche Tallinn

Das verschlafene Pärnu

Der überspülte Weg

Der überspülte Weg

Mit Mütze und Reiserucksack am Strand

Mit Mütze und Reiserucksack am Strand

Über den Dächern von Tallinn

Über den Dächern von Tallinn

Entertainment der etwas anderen Art auf dem Weg nach Stockholm

Entertainment der etwas anderen Art auf dem Weg nach Stockholm

Stockholm und zwei Zipfelmützen, ich sollte unbedingt über ein Karriere als Fotograf nachdenken..ehmm nein

Stockholm und zwei Zipfelmützen, ich sollte unbedingt über ein Karriere als Fotograf nachdenken..ehmm nein

Nachdem jedem Freiwilligen ans Herz gelegt wurde, sich ein Motto für die Reise zu suchen , glaube ich meins mittlerweile gefunden zu haben: „Where ever you go, go with all your heart!“