Gute Nachrichten aus Brest!
U menja jest Internet. Ich habe Internet, zudem sind auch anderen Verbesserungen eingetreten.
Aber eigentlich muss ich ja chronologisch an meinen letzten Blogeintrag anschließen. In Brest fand vom 18.10 – 27.10 die Woche der deutschen Sprache und Kultur statt. Es gab viele Seminare und Workshops für Schüler, Studenten und Lehrer, außerdem gab es mehrere Filmvorführungen, die Möglichkeit schwäbisch zu kochen und sich Lesungen anzuhören. Alles in allem war es eine sehr spannende Woche die eben so viel Arbeit, wie Freude brachte. Ursprünglich wollte ich ausführlicher über die Woche berichten, in der ich viele neue Menschen aus Deutschland und Belarus kennengelernt habe, allerdings habe ich noch so viel neues zu berichten, dass ich diesen Teil so kurz halte.
Es gibt viele Leute, die mich hier unterstützen und denen ich dafür sehr dankbar bin. Das sind einerseits die Lehrer an der Schule und meine Ansprechpartnerin, die mich einerseits mit allem verpflegt und viel ungeplante Zeit in mein Wohlergehen steckt, aber dafür anderseits mit ihrer Meinung nicht hinter dem Berg hält, wenn sie was stört. Diese Eigenschaft schätze ich sehr an ihr, allerdings bin ich nicht jederzeit darauf gefasst.
Neben diesen großen Hilfen zur Orientierung hier gibt mir meine Sprachlehrerin eine Einführung in die belorussische Kultur. Nachdem ich von ihr zu einer russischen und belorussischen Lesung eingeladen wurde, stellte sich heraus, dass sie selbst Autorin ist und Märchen schreibt, die zusammen mit Gedichten anderer Künstler in einem Buch mit Namen „Die Stärke der Schwäche“ (frei übersetzt) veröffentlicht wurden. Danach waren wir Pizza essen und je näher der Winter rückt, desto öfter lädt sie mich zum Sprachkurs zu sich zum Kochen ein. Da werden aus eineinhalb auch schnell mal 4 Stunden. So kam es auch das ich meinen ersten russischen Film sah und bewegt Bilder erklären sich eben leichter, vor allem mit toller Unterstützung. Außerdem ist es toll zu wissen, dass es jemanden gibt, den ich anrufen kann, wenn sich mein Handy ordentlich deutsch, auf Winterzeit umstellt und ich mir nicht sicher bin, wie spät es ist.
Außerdem habe ich auf einem Seminar einen Studenten kennengelernt der Sport studiert und deutsch zum Spaß lernt. Er hat mich diese Woche zum Eislaufen mit seinen Freunden eingeladen und wer mich einmal im Leben bei sportlichen Aktivitäten gesehen hat, kann sich meine Bedenken vorstellen. Am Abend davor schrieb ich meiner Freundin noch „Sport ist eine internationale Sprache, leider bin ich Analphabet“ und mich auf Arbeit mit den Worten verabschiedete ich mich mit den Worten: „Hoffentlich bin ich morgen ohne Knochenbrüche zurück“ . Aber wie man sich denken kann, ich habe überlebt, bin nur zwei Mal hingefallen und wurde die ersten 10 Runden fürsorglich an die Hand genommen. Beim anschließenden Pizzaessen überkam mich das wohlige Gefühl, dass junge Menschen in Belarus, ihre Zeit ähnlich verbringen, wie die meisten in Deutschland auch. Ausgehen, Spaß haben, Sport treiben, essen, trinken und rauchen. Ich fühlte mich gleich herzlich aufgenommen, wurde bis nach Hause begleitet und der Mix, der Sprachen, Russisch, Englisch und nicht zuletzt Deutsch, was einige hervorragend sprechen, machte die Kommunikation leicht. Ich fühle mich durch die verbesserten Umstände und die tollen Leute die mich umgeben, sehr wohl hier in Brest.
Auch zwei Schülerinnen, aus der Elften bieten mir immer ihre Hilfe an, und als ich der einen von beiden erzählte, dass ich nicht genau weiß, wie weit ich als Volontär gehen kann, da ich weder Schüler noch ausgebildeter Lehrer bin, lächelte sie mich an und sagte: „Ach egal, du bist eine von uns.“
Ich bin so dankbar für diese kleinen Gesten, die mir den Alltag versüßen und auch wenn ich in der ersten Zeit viele Abstriche machen musste, habe ich bis jetzt keinen Tag bereut, die Stelle in Belarus angenommen zuhaben.
„Spazieren gehen“
Das kann in Belarus alles bedeuten, keineswegs ist damit nur das deutsche hin und hergehen gemeint. Es kann bedeuten in einen Kaffee trinken zugehen, es kann auch bedeuten eine Bar besuchen, sich in den Park setzten oder eben wirklich spazieren gehen. So endet mein Samstagabend im belorussischen McDonald-Verschnitt, der jedoch nicht ganz meinen Geschmack trifft, jedoch tranken, statt zu essen gemütlich zwei Bier und fuhren gegen Mitternacht mit dem Trolleybus nach Hause.
Heute verbrachte ich einen gemütlichen Sonntag mit allem Annehmlichkeiten, die das Internet mit sich bringt und zum krönenden Abschluss sollte der Abend mit einer Bowlingpartie in der Stadt enden. Sollte, denn nur ich war zur angegebenen Zeit am angegebenen Ort. Nach ein paar Telefonaten* stellte sich heraus, dass die Organisatorin verschlafen hatte und auch verpasst hatte den Rest über die geschmiedeten Pläne zu informieren. So kam ich doch noch zu meinem Spaziergang an der frischen Luft.
Außerdem habe ich eine Einladung, zum Neujahrsfest bekommen, die mich meine Pläne im Ausland Silvester zu feiern, überdenken lassen, denn immerhin ist das hier das wichtigste Fest des Jahres.
Soweit von mir, die ich statt des schwer auszusprechenden Namen Katha, seit Neustem liebevoll als Katja bezeichnet werde.
*Telefonate, ersetzten hier in der Regel die lästige Terminabsprache, statt zu sagen wir treffen uns Sonntag um 12, heißt es wir treffen uns Sonntag ich ruf dich dann an. Allgemein wird hier viel telefoniert. Mehr als in Deutschland sagt mir mein Gefühl und der Blick in die Fußgängerzone. Es gibt viele verschiedene Anbieter, doch da innerhalb desselben Netzes anrufe kostenlos sind, wird dieser Vorzug in der Regel genutzt.