Über den Moment in dem mir das gesagt wurde, kann ich schon wieder lachen. Aber von vorne, von ganz vorne.
Das Wochenende nach meinem letzten Blogartikel fuhr ich nach Minsk, zu anderen Freiwilligen und es tat gut mal ein ganzes Wochenende lang mit Leuten in meiner Altersgruppe zu verbringen. Darüber möchte ich gar nicht so viel schreiben nur so viel: Ich war auf meiner ersten Botschaftsparty, wo der Fisch als ich ans Büfett trat schon längst alle war (es gibt erheblich schlimmeres, aber dem Lachs trauere ich sehr nach), wir haben an einer Brauereiführung teilgenommen, mit anschließender Verkostung (siehe Bild) und uns wagemutig ins Minsker Nachtleben gestürzt. So sehr ich das seichte Leben am Wochenende auch genossen habe, als der Zug nach Brest einfuhr, hatte ich das wohlige Gefühl wieder „Zuhause“ zu sein. Den Zug hätte ich übrigens fast verpasst, wenn mir nicht ein junger, nicht unbedingt unattraktiver Belorusse, den Weg gezeigt hätte oder besser gesagt er ist sogar mit in den Zug gestiegen, um mich im richtigem Abteil zu platzieren.
Ein hartes Wochenende in Minsk.
Nach dem ich an diesem Abend den falschen Bus nahm und zwei Stunden später in die Wohnung kam, erlebte ich auch noch eine Überraschung, aber zu meiner Wohnsituation werde ich mich nicht weiter äußern. Das Wichtigste: dauerhaftes Internet und andere Reparaturen stehen noch aus. Aber wenn mich dieses Land eins lehrt, dann alles hat Vor- und Nachteile. Immerhin macht sich die Waschmaschine beim schleudern nicht mehr selbstständig und dreht mir ihren Rücken zu.
Ein anderes Problem was mir zunehmend sorgen macht sind Bankangelegenheiten, die Gebühren explodieren, aber auch das ist kein Thema fürs Internet.
Deswegen zurück zu meiner Woche am letzten Dienstag war ich gleich noch einmal in Minsk, da dort ein Wettbewerb namens „Lesefuchs“ stattfand. Auf dem Weg dahin, habe ich viel mit den Schülern aus der Elften erzählt, die mich gleich zu ihrem Abschlussball nächstes Jahr im Juni eingeladen haben. Die Mädels sind echt großartig, nicht nur in Deutsch.
An der Schule angekommen überkam mich ein Dejavu, hier war ich schon einmal. Dieser Eindruck bestätigte sich im Inneren, nach einer ausführlichen Recherche, stellte sich raus, dass ich tatsächlich schon hier war, 2005 auf einer Theaterreise durch Minsk. Verrückt, meine kleine Mädchenerinnerung hatte mich nicht getäuscht. Zudem hat meine Ansprechpartnerin in Brest sogar damals an dieser Schule in Minsk gearbeitet. Zufall? Egal, nach einem spannenden Kopf an Kopf rennen, wurde der Titel Lesefuchs an eine Schülerin unserer Schule verliehen, diese darf im März dann am Finale in Sankt Petersburg teilnehmen und dort die Republik Belarus vertreten. Nach einer langen Zugfahrt zurück, bot der Vater einer Schülerin an, mich noch mit ihr, zu meinem Quartier zu fahren, dass fand ich zwar sehr nett, aber es war mir auch unangenehm, da dieses gar nicht auf ihrem Heimweg lag. Nachdem er erfuhr, dass ich für mich alleine koche, folgte gleich eine Einladung, mal zum Abendessen zu ihnen zukommen und die belorussische Küche auszuprobieren. Sollte es irgendwann dazu kommen, werde ich den ganzen Tag vorher nichts essen, um das Mahl in vollen Zügen zu genießen.
Am Mittwoch, durfte ich nach der Arbeit, den Bibliothekarin Deutschunterricht geben, was sehr viel Spaß gemacht hat und dabei lerne ich auch automatisch ein bisschen Russisch (hoffe ich).
Am Donnerstag, gab es beim Sprachkurs sogar Torte, weil eine Büromitarbeiterin Geburtstag hatte, dazu grünen Tee und Schwupps, Zeit vergessen, da wurden aus den 90 Minuten schon mal 2,5 Stunden. Trotz meines übereilten Aufbruchs erreichte ich den Bus nicht mehr pünktlich und ärgerte mich beim Warten das Ambiente fluchtartig zerstört zu haben, indem ich auf die Uhr sah.
Meine Stunden laufen in der Regel sehr gut und auch wenn ich manchmal den Eindruck habe, die Schüler verstehen mich nicht, höre ich immer öfter das sie unbedingt wollen, dass ich wieder komme. Eine Schülerin spricht mich, wenn sie im Redefluss ist immer mit dem Namen einer Vorfreiwilligen an, die besonders viel für die Schule gemacht hat, von daher ein super Kompliment. Besonders viel Spaß macht mir die Museumsgruppe, die Schüler sind sehr interessiert und die Lehrerin, ist mir wirklich sympathisch. Je mehr ich in den Klassen bin, desto weniger beschäftige ich mich mit der Arbeit am Computer was ich als sehr angenehm empfinde. Ab Freitag findet die deutsche Woche statt, mit vielen tollen Projekten, ich bin gespannt, was ich davon berichten darf.
So aber am Ende noch der Bogen zur Überschrift. In letzter Zeit, bin ich regelmäßig total durch den Wind, ich verteile meine Handschuhe quer durchs Land, vergesse Dinge mitzunehmen oder Namen von Straßen, was an sich schon ein bisschen peinlich ist. Der Höhepunkt folgte gestern, als ich mit einer Schülerin, die sehr gut deutsch spricht Tickets für das Zwischenseminar in Tallinn gebucht habe.
So fühl ich mich in letzter Zeit öfter.
Nachdem sich raus stellte, dass die Kartenzahlung vor allem anderen hätte angekündigt werden müssen, musste ich notgedrungen zu bisher noch unbekannten Gebühren einen hohen Betrag in Rubeln abheben, die Frau am Schalter behielt sicherheitshalber gleich meinen Pass, nicht das ich nicht wieder komme.. Gut, ein bisschen stressig. Wichtig hier, alles noch einmal kontrollieren, zwei Augen sehen mehr und fertig, alles erledigt.
Heute sitze ich über der Abrechnung für kulturweit und stelle fest, dass meine Tickets für den heutigen Tag sind und die Anschlusstickets für Ende Oktober. Aufgrund der Summe und der hohen Bankgebühren, schossen mir glatt die Tränen in die Augen, leicht aufgelöst, suche ich meine Ansprechpartnerin, treffe ein Schülerin auf dem Gang, die mir ihre Hilfe anbietet und eh ich mich versehe stehen wir am Bahnhof und meine vermeidlicher Zug würde in knapp 2 Stunden gehen. Das kann ich mir gar nicht leisten, für den Preis zweimal zu kaufen und überhaupt die Gebühren, alles dreht sich.
Meine Helferin erzählt mir dabei ganz lässig wie sie neulich 20 Dollar verloren hat, aber vielleicht musste das so sein und überhaupt vielleicht braucht sie jemand dringender.
Sie hat ja recht und obwohl ich keine Nerven für diese Gedanken habe, toppt sie mit den Worten: „Es könnte schlimmer kommen, stell dir vor du würdest jetzt überfallen werden….“ und sie hat recht, in dem Moment ist es blöd, aber ich hätte es ja merken können und es passieren so viele wirklich schlimme Dinge auf der Welt.
Who cares about four wasted tickets? Trotzdem stehe ich total nervös vor einer schlecht gelaunten Frau am Schalter und bin wieder auf Hilfe angewiesen. Doch meine Begleitung lässt sich nicht beirren und sorgt dafür, dass ich diesmal die richtigen Tickets bekomme, außerdem kann ich gleich mit Karte zahlen, hab ein besseres Abteil und bekomme 90 % der alten Tickets wieder, Puhh : Glück im Unglück.
Allgemein gibt es viele Dinge die ich hier schätzen lerne,mit denen ich in Deutschland nicht konfrontiert bin. Das schönste Gefühl ist im Moment das, wenn kaputte Sachen wieder funktionieren und vermeidlich große Schäden doch noch behoben werden können.

