Mein Alltag, Wanderung Sollipulli, Strandwochenende bei Osorno, Chillwochenende, Zwischenseminar in El Quisco und Valparíso

Das kann doch echt nicht wahr sein, die Zeit rennt hier. Wahrscheinlich liegt das daran, dass ich auch super viel sehe und mache. In letzter Zeit sind Gammel-Wochenenden schon eine wahre Rarität.

Damit man in meinem Blog nicht den Eindruck bekommt, dass ich nur Urlaub mache, schreib ich nun mal ein bisschen was zu meinem Alltag. 😀

Ich bin jeden Tag unter der Woche in der Schule. Bis auf montags, da hab ich zur zweiten Stunde, bin ich immer zur ersten Stunde um 07.45 Uhr in der Schule. Zu Fuß wohne ich 30 Minuten von der Schule weg. In letzter Zeit muss ich allerdings ziemlich häufig die Micro, Mini-Bus, nehmen, da mein Zeitmanagement am Morgen wirklich katastrophal ist. Es ist gar nicht so einfach über etwas zu schreiben, was so sehr zum Alltag geworden ist. Ich begleite die verschiedensten Lehrer, kann mir viel abschauen, egal ob es der Umgang mit SuS oder die Art und Weise der Wissensvermittlung ist, darf immer wieder eigene Unterrichtssequenzen gestalten und werde bei den Koordinationssitzungen mit einbezogen. Ich fühle mich absolut als gleichwertiges Mitglied des Deutschteams und das fühlt sich echt gut an! Mittags ist die Schule von 13.30 Uhr bis um 15.00 Uhr geschlossen, in der Mittagspause werden alle SuS abgeholt und essen zu Hause Mittag. Ich koche dann entweder mit der lieben Vroni oder wir, die Deutschlehrer, essen in der Casa del campo, einer Art Kantine, zu Mittag. Nachmittags ist dann an manchen Tagen noch Deutschunterricht, am Montag sind die Koordinationssitzungen, in denen die jeweiligen Deutschlehrer abstimmt welcher Stoff in der nächsten Woche behandelt werden soll und ggf. werden Tests oder Arbeitsblätter gestaltet, häufig auch gemeinsam. Der Deutschunterricht findet in Kursen statt, hierzu werden die SuS nach Leistungsstand gruppiert, ähnlich dem System in der Oberstufe an deutschen Gymnasien.

Wenn ich am Nachmittag nicht in der Schule bin, bin ich meist entweder beim Spanisch Unterricht oder beim Sport. Ich bin seit einiger Zeit in einem Fitnessstudio angemeldet, welches zwar ziemlich teuer ist, aber dafür monatlich abgeschlossen werden kann und ein riesiges Kursangebot hat!Regelmäßig Sport zu machen tut wirklich verdammt gut! 🙂

Mein Spanisch, jaaa das ist so eine Sache für sich. Es geht voran, ist aber verdammt mühsam. Was das ganze erschwert ist, dass ich sowohl in der Schule als auch in meiner Freizeit beinah ausschließlich deutsch spreche.

Selbst auf der Seite des Ausländers zu stehen hat bei mir dafür gesorgt, dass ich angefangen hab über meine Einstellung gegenüber „Ausländern“, ich weiß das das ein sehr schwammiger und schwieriger Begriff ist, ich meine hier in diesem Kontext die Menschen, die sich nicht auf deutsch verständigen können, in Deutschland zu überdenken. Ich werde bei einem „Ich nichts sprechen deutsch…“ die Menschen nicht mehr so schnell verurteilen. Ich erschrecke mich selbst, wie viele Vorurteile ich doch mit mir rum trage. Es ist wahnsinnig anstrengend ohne wirkliche Sprachkenntnisse in einem anderen Land. Und mir wird hier echt freundlich begegnet! Man versucht deutliches spanisch mit mir zu sprechen, das chilenische Spanisch soll das „schlechteste“ auf der ganzen Welt sein, schreibt mir Zahlen auf, malt mir Dinge auf und kommuniziert mit mir mit Händen und Füßen. Natürlich ist es schon besser geworden seit ich hier bin. Ich kann mich inzwischen ganz gut mit meinem Spanisch durchschlagen. Von richtigem sprechen bin ich zwar noch entfernt und ich kann nur im Präsens reden, aber immerhin. 😀 Ich bleibe weiter dran.

Mir wird hier, in meinem Alltag in der Schule, immer mehr bewusst, dass ich das richtige studiert habe, mir macht die Lehrarbeit einfach wahnsinnig viel Spaß! 🙂

Am 16.05. und 17.05, Freitag und Samstag, war ich gemeinsam mit Franzi, Moritz und Vroni mal wieder in Melipeuco. Nach einem gemütlichen Freitag Abend, an dem wir lecker gekocht haben ging es am Samstag in den Nationalpark zum Sollipulli. Dieses Mal waren wir mit einer ziemlich großen Gruppe unterwegs, wodurch wir auch wesentlich langsamer unterwegs waren. Wir wurden erst mit zwei Vans in den Nationalpark gebracht und stiegen kurz vor dem Ziel auf Pick-Ups um, die uns zum Startpunkt der Wanderung führten. Insgesamt ging es 14 Kilometer und 1300 Höhenmeter durch Araukanienwälder bis zum Gipfel des Sollipullis. Wir sind die ganze Zeit über Vulkangestein geklettert und durch Vulkansand gelaufen. Bergab macht das tierisch Spaß. Man hat danach alerdings auch überall diesen feinen Sand und landet zwischendurch auch mal auf dem Hintern, wenn es zu steil bergab geht. Das Wetter war diesmal perfekt zum Wandern, nicht zu warm und nicht zu kalt, je höher wir kamen, desto windiger wurde es allerdings. Die Wanderung hieß, „Nevados de Sollipulli“ („Schnee vom Sollipulli“). Wir haben weiter oben auch vereinzelte Schneefelde gefunden, die wir dann auf dem Po und Bauch runtergerutscht sind, das war ziemlich cool! 🙂 Da entdecke ich dann immer wieder das kleine Spielkind in mir. 😀 Landschaftlich war es der absolute Traum! Ein Tag absolutes Abschalten und Genießen! Hier ein par Bilder, die vielleicht etwa verdeutlichen, wie schön es war. 🙂

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Herbst in Chile! 🙂

 

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Als Wanderstöcke dienten Bambusstöcke, denn teilweise ging es ziemlich steil bergauf. 

 

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Einmal den Wind um die Nase pusten lassen während auf die Gruppe gewartet wurde. 🙂

 

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Wer braucht schon einen Schlitten? 😀

 

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Oben angekommen war es dann mitten in den Wolken doch recht frisch. 😀 

 

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Bergab war die Aussicht auch nicht schlecht! 🙂

 

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Zurück ging es dann wieder in und auf den Pick-Ups.

 

Die Woche vom 18.05. – 20.05. war durch einen Feiertag anlässlich einer großen Seeschlacht im Norden von Chile, sehr kurz und dementsprechend super schnell um.

Das lange Wochenende vom 21.05. – 24.05. habe ich mit Vroni, Hanna und Roberto in der Nähe von Osorno an der Küste verbracht. Hanna und Roberto sind auch beide Lehrer am Colegio Alemán in Temuco. Wir verbrachten das Wochenende im Haus von Robertos Großeltern. Wie der Ort genau hieß habe ich vergessen, er befindet sich ca. 1 Stunde südlich von Osorno an der Küste. An diesem Wochenende haben wir es endlich einmal sehr entspannt angehen lassen. Wenn wir irgendwann gefrühstückt haben gab es bei den Nachbarn schon Assado (Grillen) als Mittagessen. Wir haben ausgeschlafen, lecker gekocht, gechillt, ich habe spanisch gelernt und wenn es das Wetter zugelassen hat haben wir lange Spaziergänge am Meer entlang gemacht und sind auf Klippen rumgeklettert, die in Deutschland garantiert abgesperrt wären, weil es zu gefährlich ist. In Osorno haben wir noch Robertos Bruder Ignazio eingesammelt. Die beiden kennen sich dort sehr gut aus und haben uns wunderschöne, verlassene Klippen gezeigt. An einem Tag hat es quasi durchgehend geregnet, den haben wir dann mit Muscheln anmalen verbracht, welche wir vorher am Strand gesammelt haben. Als das dann zu langweilig wurde wurde die Farbe kurzerhand als Schminke umfunktioniert. Alles in allem war es ein unglaublich entspanntes Wochenende. Auch hier wieder ein par Fotos für euch:

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Meine liebste Vroni 🙂 <3

 

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Die Aussicht von unserer Terasse mit unserem treuen Wegbegleiter dem Pisco. 🙂

 

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Ein kleiner Teil unserer urigen Unterkunft! 

 

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Das Resultat des Muschelmalens.. 

 

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Heimat! <3

 

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Auch das schönste Wochenende endet irgendwann.

 

Und auch die Woche vom 25.05.-29-05. war mit Schule, Sport und Spanisch gut gefüllt. Am Wochenende vom 29.05.- 31.05. habe ich mit Vroni verbracht. Wir haben gebacken, waren beim Sport, haben lecker gekocht, sind spazieren gegangen, wenn es mal nicht geregnet hat und ich habe Jonglierbälle gehäkelt, weil man die hier nicht kaufen kann und Vroni so gern welche haben wollte. Sie hat nun die schwerere Aufgabe… mir jonglieren beibringen. 😀

Und am Sonntag ging es dann abends mal wieder zum Busbahnhof um mit dem Nachtbus nach Santiago zu fahren. Denn ja ich kann es selbst kaum glauben. Es war schon Zeit für das Zwischenseminar.

Vom 01.06.-05.06. fand unser Zwischenseminar in der Nähe von El Quisco westlich von Santiago am Meer statt. Da hier gerade Winter ist waren wir ziemlich alleine in unserer Unterkunft, was aber traumhaft schön war. Während des Zwischenseminars war dann endlich einmal Zeit um an Projekten zu arbeiten, dazu mehr, wenn meins abgeschlossen ist. Gemeinsam mit allen Freiwilligen aus Chile und einer Trainerin ging es darum unseren Aufenthalt bisher zu reflektieren, Erfahrungen auszutauschen und sich in Workshops u.a. mit Themen wie der Colonia Dignidad und den Mapuche zu beschäftigen. Am Mittwoch haben wir einen Ausflug zur Isla Negra gemacht und das bekannteste Haus von Pablo Neruda besichtigt. Das ist ein sehr bekannter chilenischer Dichter, der u.a. den Literaturnobelpreis bekam. Sein Haus ist wahnsinnig cool eingerichtet und in der Form Chiles, schmal und lang, entlang der Küste errichtet. Er sammelte Schiffsutensilien, Spielzeuge und vieles mehr. Auch hier wieder einige Fotos:

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Am ersten Abend haben wir alle gemeinsam den Abend bei einem Strandspaziergang ausklingen lassen und den Sonnenuntergang und das Meer genossen.

 

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Ausblick vom Haus Pablo Nerudas

 

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Ausblick vom Haus Pablo Nerudas

 

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Eines von vielen Sammelstücken in und um Pablos Haus

 

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Strandspaziergang 🙂

 

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Und Mr. Travi hat mich zur Abwechslung mal nicht nur begleitet, sondern ich habe auch mal wieder daran gedacht ihn mit zu fotografieren. 😀 

 

Am Freitag den 05.06. ging es dann gemeinsam mit Tonia, Jana, Adina, Gabriel und Tim weiter nach Valparíso, die bekannteste Hafenstadt Chiles. Und hier habe ich festgestellt, Chile hat auch eine schöne und faszinierende Stadt. Auch das sind natürlich wieder subjektive Wertungen. 😉 Aber ich habe mich in Valparíso verliebt! Die Stadt erstreckt sich über viele Hügel und erinnert mich mit seinen vielen engen Gassen an Italien. Überall finden sich wunderschöne Graffitis und es gibt viele Orte in der Stadt von denen aus man eine wahnsinnig schöne Aussicht über die Stadt und den Hafen hat. Aber wenn man genauer hinschaut fallen auch große Unterschiede auf! Auf der einen Seite stehen schicke Häuser und wenige Meter daneben finden sich Wellblechhäuser. Bei einigen dieser Häuser hab ich mich gefragt, wie die gebaut wurden und wie die halten. Man merkt aber auch, dass besonders die Innenstadt von Valparíso sehr touristisch ist. Es reiht sich ein Künstlershop neben den anderen. Für mich war es aber definitiv die schönste Stadt in der ich bisher ich jetzt in Chile war.

Als erstes einige Graffitis, die ich persönlich sehr schön finde:

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Wir haben die Stadt zu Fuß erkundet, das Flair genossen, sind durch die kleinen Shops gebummelt und Adina und ich haben noch eine Hafenrundfahrt gemacht, zu der die anderen keine Lust hatten. Wir fanden sie aber sehr schön! Man hatte einen tollen Blick auf Valparíso und das angrenzende Vina del Mar. Mit dem kleinen Boot ging es dann auch ganz nah an den riesigen Frachtern entlang. Aus dieser Perspektive waren sie gleich noch beeindruckender.

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Valparíso 🙂

 

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Die Bootstour, im Hintergrund der Seehund den wir liebevoll Karlchen getauft haben. 

 

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Karlchen beim Posen für die Touri- Fotos 😀

 

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Valparíso vom Boot aus

 

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Die Valparíso- Crew

 

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Abendessen in einer schicken Pizzeria

 

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Mittagessen mit bombastischer Aussicht!

 

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Mr. Travi hat Valparíso auch sehr gut gefallen! 🙂

 

Das Wochenende habe ich dann noch mit Adina und Gabriel in Vina del Mar ausklingen lassen. Aber im Vergleich zu Valparíso fand ich es dort eher enttäuschend. Es reiht sich ein Nobelhotel neben das andere und es ist zur Zeit eher ausgestorben. Wir hatten aber trotzdem einen schönen Tag an dem wir durch die Stadt geschlendert sind und die Sonne und das Meer genossen haben.

Jetzt geht es gerade mit dem Bus zurück nach Santiago. Hier werde ich noch eine Nacht bei Tim schlafen und morgen mit ihm zu seiner Schule, dem Institutio National, gehen. Denn dort läuft der Unterricht wohl deutlich anders ab als an meiner Schule, was daran liegt, dass ich an einer Privatschule bin und das Institution National die größte öffentliche Schule Chiles mit über 4000 Schülern ist. Ob Unterricht stattfindet ist aber noch ungewiss, das es zur Zeit starke Proteste gegen das Bildungssystems Chiles gibt und die Schüler immer wieder die Schule besetzen. So oder so bin ich gespannt auf morgen. Morgen Abend geht es dann endlich wieder zurück in mein geliebtes Temuco. 20150607_165554

Schöne Grüße von Mr. Travi und mir aus dem Belavista in Santiago!

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