Ostern in Concepcion, Schule und mein neuer Alltag, der mir immer mehr ans Herz wächst!

Und schon wieder sind drei Wochen vergangen, die Zeit hier beginnt zu rennen. So langsam stellt sich ein Alltag ein und ich bin froh, dass ich hier ganz viele tolle Menschen kennen gelernt habe, die ich echt lieb gewonnen hab, denn wenn man jemanden hat, mit dem man seine Erlebnisse teilen kann, sind sie, finde ich, noch viel schöner!

Ein absolutes Highlight meiner bisherigen Zeit war Ostern! Das Oster Wochenende habe ich mit Vroni, Jana, Tonia, Adina und Gabriel in Concepcion verbracht. Da wir über den gesamten Süden von Chile verstreut sind und das gute Wetter nutzen wollten, suchten wir uns eine Stadt am Meer um unsere erste gemeinsame Tour zu unternehmen! Wir buchten uns ein Hostel, die Busfahrt und dann begann die Suche nach Ausflugszielen. Doch egal wen ich fragte, der sich in Chile auskennt, die Antwort war: „Was wollt ihr denn in Concepcion?“ 😀 Doch dank Vronis Spanischkenntnissen und eines sehr netten Menschen in der Touristik Information bekamen wir jede Menge Pläne und Informationen und auch Joana, die auch als Lehrerin an der deutsche Schule arbeitet und bei mir im selben Haus wohnt, konnten wir fleißig Pläne schmieden.

Am Gründonnerstag kam Jana zu mir, da die Fahrt von Puerto Varas im Süden von Chile bis nach Concepcion in einem doch sehr lang ist. Am nächsten Tag waren wir gegen Mittag endlich in Concepcion. Nach unserer erste Busfahrt kann ich sagen, dass ich mich auf die nächsten freue, da die Busse deutlich luxuriöser sind als ich sie aus Deutschland kenne und das sogar in der günstigen Klasse.

Nachdem wir Tonia am Busbahnhof getroffen und das Hostel bezogen hatten, ging es erstmal zu viert los in die Innenstadt von Concepcion. Die sicherlich gar nicht so übel ist, wenn nicht alle Läden geschlossen haben. 😀 Wir waren also nicht die einzigen die auf die Idee gekommen waren am langen Oster Wochenende zu verreisen, doch anscheinend die einzigen, die nach Concepcion wollten. 😀 Nachdem wir zwischen etlichen geschlossenen Geschäften einen kleinen südamerikanischen Bücherflohmarkt gefunden und geplündert hatten, gab es ein Mittagessen in einem der wenigen geöffneten Läden, einem Fastfood Restaurant. Dort stießen dann auch Adina und Gabriel zu uns. Gemeinsam wanderten wir durch Concepcion und ich muss dummerweise zugeben, dass all mit denen ich im Vorfeld geredet hab, Recht hatten, Concepcion besticht mit ähnlicher Schönheit wie Temuco oder Gießen. Doch als wir gemeinsam durch die Stadt schlenderten und auf den Hügel am Rande der Innenstadt liefen fanden wir doch den ein oder anderen schönen Aussichtspunkt und ein Castell. Unser Spaziergang führt uns schließlich noch zum Unicampus, der wirklich schön ist! Und was ich besonders cool fand, war, dass sowohl in einem Stadtpark an dem wir vorbeikamen als auch auf dem Unicampus jede Menge Familien und Studenten gemeinsam das gute Wetter genossen. Den Abend verbrachten wir gemeinsam im Hostel mit einem leckeren Salat, Guacamole, Brot und jeder Menge Lachen!

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Castel Aleman

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Meine liebste Vroni und ich 🙂

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Irgendein Fest im Park im Park

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Ein par Eindrücke von dem Uni Campus, da hab ich ja fast ein wenig sehnsüchtig an meine Studizeit in Gießen gedacht, dass das schon vorbei ist, kommt mir immer noch komisch vor.

Am Samstag ging es dann nach einem gemeinsamen Frühstück mit dem Bus nach Lota.

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Dort besichtigten wir eine ehemalige Mine, die mehrere hundert Meter unters Meer geht. Bevor es in die Mine ging, überbrückten wir die Wartezeit damit uns das nachgebaute Dorf aus Unterkünften für die Bergleute anzuschauen. Die Führung durch das Dorf und in die Mine waren ohne Spanischkenntnisse teilweise recht langwierig. Doch das Gefühl in der Mine, in der man streckenweise nur gebückt voran kam und besonders der Moment als wir alle für eine Minute die Lichter an unserem Helm ausschalten sollten und absolute Stille herrschte war eine krasse Erfahrung. In dem Moment musste ich wieder an die Bergleute denken, über die ich meine Examensarbeit geschrieben habe und die zwei Wochen in Lengede eingeschlossen waren. Ich war schon froh als ich wieder am Tageslicht war.

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Im Anschluss daran ging es zu einem Museum über die damaligen Grubenbesitzer und deren Park. Der Park war wirklich schön! Nach einem gemütlichen Picknick und der Erkundung des Parks sah ich von einer Stelle aus Seelöwen und wollte unbedingt zu ihnen! Doch leider gab es vom Park aus keinen direkten Zugang hinunter. Nachdem wir uns bei einem Polizisten nach dem Weg erkundigten, warnte er uns allerdings, dass es dort nicht ungefährlich sei, weil dort häufig Betrunkene rumlungern. Doch von oben hatte man jede Menge Familien gesehen und da wir mit Catha und Carlos, zwei Straßenhunden, zwei treue Freunde und Beschützer bei uns hatten, wagten wir uns an den Strand. Und unterwegs trafen wir zum Glück außer Familien keinen anderen. Um zu den Seelöwen, die sich nach späterer Recherche allerdings als südamerikanische Seehunde herausstellten, zu gelangen mussten wir allerdings über etliche Steine klettern. Und ich stellte fest, dass es deutlich besser ist die trockenen Steine zu benutzen und nicht die von Algen bewachsenen zu benutzen um ans Ziel zu kommen. Wer mich kennt, kann sich meine Bruchlandung wahrscheinlich bildlich vorstellen. 😀 Doch all die Mühe lohnten sich sehr! Wir gelangten an einen wunderschönen Ort!

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Ein ehemaliges, zerfallenes Gewächshaus im Park, welches einen durch seinen nicht renovierten Zustand einen Einblick in die damalige Zeit gegeben hat.

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Einer von vielen Brunnen mit einer von noch viel mehr Statuen in der Parkanlage, die sich über mehrere Ebenen erstreckte und sich in einem sehr guten und gepflegten Zustand befindet.

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Da waren sie endlich, die Seelöwen, die ja doch keine Seelöwen waren aber trotzdem schön anzusehen waren!

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Es war liebe auf den ersten Blick, und Carlos hat nach einigen Minuten ja sogar auf seinen Namen gehört. Den hätte ich sooo gerne mitgenommen, aber ich glaube die Straßenhunde da haben dank der zahlreichen Touristen und ihres Rudels ein ziemlich gutes Leben.

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Und die kulturweit – Flasche war natürlich wieder dabei

Auf dem Heimweg legten wir noch einen Zwischenstop am Playa Blanca ein und genossen die letzten Sonnenstrahlen des Tages am Strand. Ich habe die Gelegenheit ergriffen und bin ins Meer gesprungen, die anderen konnte ich nicht überzeugen. Der Tag war wunderschön! Doch wie heißt es so schön? Wer nicht hören will, muss fühlen? Ja eine Kopfbedeckung hätte mir wahrscheinlich den Sonnenstich erspart. Den kurierte ich im Bett aus, während die anderen in einem Club feierten.

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Doch die Vernunft zahlte sich aus. Am nächsten Tag ging es mir wesentlich besser. Wir starteten zu unserem letzten Ausflugsziel einem alten Militärschiff nach Talcuhan. Um auf das Militärgelände zu kommen braucht man einen Ausweis, was ich den anderen auch sagte. Leider vergaß ich selbst meinen im Hostel. Da es in Talcuhan nicht viel mehr zu sehen gibt, fuhr ich mit dem Bus zurück ins Hostel während die anderen die Strandpromenade erkundeten und holte ihn. Die 45- minütige Fahrt hin und zurück war gar nicht so übel, doch das Schiff war eher eine Enttäuschung. Ich erwartete ein altes Militärschiff, das mit natürlichem Charme überzeugte, doch das Militärschiff war von vorne bis hinten restauriert und war ein typisches Museum. Wir beendeten unser wirklich legendäres Wochenende mit Fisch essen in einem Imbissstand an der Strandpromenade.

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Ein Foto im Titanic- Stil, der Rest des Bootes war vergleichbar mit den Museen, die man auch bei uns überall besichtigen kann und daher weniger interessant.

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Das ehemalige Militärschiff in seiner ganzen Pracht. Ziemlich cool war, dass man mit einem Floss, dass per Hand von zwei Matrosen befördert wurde, auf das Schiff gelangte.

 

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Das letzte gemeinsame Mittagesse als Abschluss eines grandiosen Wochenendes! 🙂

Gabriel, der seine GoPro stets dabei hatte, hat unser Wochenende in einem kleinen Wochenende festgehalten.

https://www.youtube.com/watch?v=OToxpWgW8Bk

 

Die meiste Zeit verbringe ich natürlich in der Schule. Nicht nur ich gewöhne mich langsam an die Schüler, sondern sie gewöhnen sich, so habe ich zumindest das Gefühl auch langsam an mich. Ich beginne mich sogar daran, dass alle Lehrerinnen hier immer mit „Frau“ angeredet werden. Ich finde die Räume immer schneller, auch wenn ich den Raum „Braunschweig“ immer noch nicht aufgetrieben habe. Die Kommunikation mit dem guten Herren, ich habe dummerweise seinen Namen vergessen, der im Kopierbüro arbeitet hat sich von Handzeichen und Notizen auf Zetteln dank fleißigem spanisch üben auf kurzen, okay sehr kurzen, Smalltalk gesteigert und ich kann ihm inzwischen sogar in einem ganze spanischen Satz mitteilen wie viele Kopien ich benötige und ob sie ein- oder doppelseitig sein sollten. Für manche hört sich das vielleicht lächerlich an, aber für mich ist das ein unglaubliches Erfolgsgefühl. Ich hatte fast vergessen wie mühsam es ist eine neue Sprache zu lernen, aber sich nicht verständigen können ist ein wesentlich größerer Ansporn Vokabeln zu lernen als Schulnoten.

Hier nun auch endlich einige Fotos von meiner Schule. Fotos von meinem Zimmerchen folgen, wenn nicht gerade der Wäscheständer drin steht und es etwas aufgeräumter ist. 😉

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Das Schulgebäude von außen…

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… und von innen, wie ihr seht ein wunderschönes Schulgebäude, in einem super Zustand. Was aber auch daran liegen könnte, dass es hier ein fast zehnköpfiges Hausmeister/innen Team gibt, die sich um alles kümmern!

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das Lehrerzimmer

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die Bibliothek

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Und mein Lieblingsspruch, der hier die Mülleimer verziert, das Sprichwort gibt es wohl so im spanischen und es wurde wortwörtlich ins Deutsche übersetzt.

Die Tage in der Schule sind teilweise sehr lang und anstrengend aber jeder einzelne zeigt mir, dass ich das richtige studiert habe! Mein Mentor und auch die anderen Lehrer geben mir immer wieder die Möglichkeit mich aktiv in den Unterricht einzubringen und so tolle Erfahrungen zu sammeln. Es macht wahnsinnigen Spaß vor einer Klasse zu stehen und mit Ihnen Dinge zu erarbeiten. Und wenn ich mich dann daran erinnere, wie ich als Schülerin in der Schule war, fällt es einem auch gar nicht so schwer, das Quatschen und die teilweise ausbaufähige Motivation, besonders in der ersten Stunde, mit geduldigen und anhaltenden Ermunterungen auf das Thema der Stunde zu lenken. Das gelingt mir momentan noch nicht immer, aber es ist ja noch kein Meister von Himmel gefallen, habe ich mir sagen lassen. 🙂

Mit Vroni habe ich eine ganz tolle neue Freundin gefunden, mit der ich mich wahnsinnig gut verstehe und mit der ich beim quatschen, Filme gucken, shoppen und Temuco erkunden jede Menge Spaß habe! Aber auch mit Hanna, Gunvar und Philipp, zwei weitere Deutschlehrerin und mein Mentor, und mit Franzi, eine weitere Praktikantin, verstehe ich mich super. So liebe Kollegen zu haben, die mich immer mit einbeziehen und mir jederzeit helfen ist echt toll. Und nein ich will nicht schleimen, ich mag die alle echt so gern. 😀

Wie oben schon erwähnt, ist Temuco ähnlich schön wie Gießen. Doch genau wie in Gießen fühle ich mich hier sehr wohl! An der Avenida Aleman gibt es jede Menge Restaurants und Bars, die ich sicherlich noch kennen lernen werde. Eine der Unis bietet jeden Donnerstag einen Film auf englisch mit spanischem Untertitel mit leckerem Popcorn an, was zu meinem großen erstaunen auch noch kostenlos ist. Meine „Mental Map“ von Temuco nimmt so langsam Gestalt an, was dank des schachbrettartigen Aufbaus der Stadt zum Glück nicht besonders schwer ist.

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Auf dem Nijoll, dem Stadtberg von Temuco, gibt es diese schönen Statuen, über deren Bedeutung ich mich noch schlau machen muss.

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Vom Nijoll aus kann man über das so schöne Temuco schauen.

Vor zwei Wochen wurde der Schulalltag durch den Wandertag aufgelockert. Mit insgesamt 6 Klassen aus drei Jahrgangsstufen ging es mit Reisebussen zum Llaima. An diesem Vulkan liegt auch das Landschulheim der Schule, welches bei den Ski Fahrten als Unterkunft dient. Die Wanderung ähnelt wegen der hohen Teilnehmerzahl jedoch eher einem etwas chaotischen Spaziergang über Lava Felder von der Stelle an der uns die Busse absetzte bis hin zu dem Landschulheim. Ab und zu ließ sich auch ein Blick auf den Llaima erhaschen.

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Wie ihr vielleicht merkt, bin ich sehr glücklich hier in Temuco. Aber natürlich gibt es viele Momente in denen mir meine Liebsten zu Hause fehlen. Aber dank Skype, was wegen nicht so guten Internets bei mir teilweise ziemlich viel Geduld erfordert, aber die lernt man hier in Chile, ob gewollt oder ungewollt, kann man ohne Kosten miteinander sprechen. Und ich freue mich schon jetzt tierisch auf den Besuch eines, für mich sehr wichtigen Menschen, im Juli. Aber bis dahin genieße ich mein Leben hier, auch wenn das Wetter allmählich schlechter wird.

Ich versuche für den nächsten Blogeintrag nicht wieder drei Wochen zu brauchen.

Hasta luego! 🙂

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