Meine erste Zeit in der neuen Heimat – Schule, Küste und San Sebastian

Regelmäßig Blog schreiben ist gar nicht sooo einfach wie gedachte, es passiert hier einfach sooo viel! 😀

Die erste Woche an meinem neuen Arbeitsplatz ist schon vorbei. Ich bin an meiner Schule super freundlich aufgenommen worden! Mein Mentor, Philipp, Leiter der Fachschaft Deutsch, hat mich am ersten Tag im Sekretariat abgeholt und mir die Schule gezeigt. Die deutsche Schule von Temuco gibt es seit 1887 und sie wurde von deutschen Auswanderern gegründet. Heute ist sie eine Privatschule, die zu den besten der Region gehört. Das Schulgebäude ist wunderschön! Alles ist aus Holz und die Klassenräume sind nicht nummeriert sondern tragen Städtenamen aus Deutschland. Ich muss mich unbedingt mal auf die Suche nach dem Braunschweig- Raum machen. 😀 Wenn ich den gefunden habe, werde ich auch mal ein par Fotos der Schule hochladen. 🙂

Die erste Woche bestand hauptsächlich darin mir meinen Stundenplan zu basteln, das ist jetzt geschafft. Ich bin in Schulklassen ab der 5. Klasse bis zur 12. Klasse und begleite verschiedene Deutschlehrer in ihren Stunden und unterstütze sie bei ihrer Arbeit. Ich denke zum Schulalltag werde ich zu einem späteren Zeitpunkt mehr schreiben, wenn ich dann so richtig angekommen bin. Im Kollegium sind alle sehr nett, allerdings kann ich mich auch hier nur mit denen unterhalten die deutsch können. Kein Spanisch zu können macht die Kommunikation nicht immer einfach. Auf der anderen Seite sind die Schüler und Schülerinnen dann gezwungen mit mir deutsch zu reden.

Aber da es mich schon sehr nervt mich hier nicht verständigen zu können, fange ich jetzt fleißig an zu üben und hatte auch schon die erste Spanisch- Stunde. Aber es sind die kleinen Dinge, über die ich mich hier total freue. So habe ich es geschafft mit Wörterbuch- App und Hand Zeichen mein Handy aufzuladen, mir bei Subway was zu essen zu besorgen, so lange ich noch kein spanisch kann und allein unterwegs bin wird es oft essen geben, wo ich zeigen kann was ich haben möchte und bisher gab es Obst immer kiloweise, da ich immer un kilo gesagt habe und am Stand auf die Frucht gezeigt habe, die ich haben wollte. 😀 Aber inzwischen weiß ich auch, was ein halbes Kilo heißt.

Aber zurück zum letzten Wochenende, am Samstag den 21.03. hat mich Gerhard, mein Vermieter, mit an die Küste genommen. Mit ihm, Kathi und Lisa, ging es mit dem Auto zwei Stunden von Temuco nach Puerto Saavedra, wo ich zum ersten Mal den Pazifik gesehen habe und von dort aus weiter die Küste entlang in abgelegenere Dörfer.

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An der Küste haben wir dann Menschen besucht, die zu den Gemeinden gehören, die Gerhard und Hanne in den letzten Jahren hier gegründet und aufgebaut haben. Auf den Wegen zu den Dörfern hat sich der Pick-up dann auch bezahlt gemacht. Es war wirklich interessant zu sehen, wie die Menschen dort leben, zumal es sich schon sehr von unserem Leben unterscheidet. Aber es hat mich auch nachdenklich gestimmt. Wieso ist uns in Deutschland der Luxus, in dem wir leben überhaupt nicht bewusst? Wieso jammern wir ständig? Wieso genießen wir unser Leben nicht viel mehr?

Alles in allem war es aber ein wunderschöner Tag, an dem ich aber auch mal wieder bereut habe kein spanisch zu können. Einige der Bauern die wir besuchten, zogen am Nachmittag mit ihren Wagen los nach Temuco um dort getrocknete Algen auf dem Markt zu verkaufen. Für die Strecke, für die wir mit dem Auto zwei Stunden gebraucht haben, sind sie mehrere Tage unterwegs und das mehrfach im Jahr.

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Streckenweise bin ich auf der Lagefläche des Pick-up mitgefahren und habe die Sonne und die Aussicht genossen, auch wenn es teilweise recht holprig war. 😀

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Von links, Lisa, die als Au-Pair bei dem Sohn meiner Vermieter arbeitet und Kathi, die als Freiwillige Hanne und Gerhard bei ihrer täglichen Arbeit hier unterstützt.

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In der Sonne entspannen und das Leben genießen.

Da mein Vermieter leidenschaftlicher Fotograf ist, war er ganz begeistert, dass wir genau an dem Tag da waren, an dem die Bauern nach Temuco los fuhren, da er dieses Motiv schon lange festhalten wollte. Also hieß es erst einmal warten. Aber das ist hier in Chile gar nicht so schlimm, da zumindest die Menschen die ich bisher getroffen habe, deutlich entspannter sind als in Deutschland. Egal ob beim Einkaufen, in Behörden oder beim Warten auf den Bus.

Abends ging es dann zurück nach Puerto Saaverde, wo wir bei Sonnenuntergang Empanadas aßen und wieder einmal die Aussicht genossen.

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Es war ein wunderschöner Samstag und ich war sehr froh, dass Gerhard mich mitgenommen hat! Am Sonntag habe ich dann erst einmal ausgeschlafen, danach mit Matthias geskypt und einiges von meiner To-Do Liste erledigt. Ich weiß nicht warum, aber ich bin hier ständig müde. Ich glaube, dass liegt daran, dass hier einfach ALLES neu ist. Ich kann hier gar nicht alles beschreiben was für mich neu ist!

Die Woche in der Schule verging wie im Flug, ich bin von Montag bis Freitag vormittags und Montag und Mittwoch auch nachmittags in der Schule. Meist bin ich mitgegangen um die Klassen kennen zu lernen und habe mir einfach den Unterricht angeschaut. Da ich bei verschiedenen Lehrern mitgehe, kann ich mir hier im Laufe der Zeit sicher das ein oder andere abschauen, was ich dann später selbst in meine Unterricht mit einbauen kann.

Die coolsten Unterrichtsstunden in dieser Woche war eine Doppelstunde mit Veronika in einer 8ten Klasse, in der wir mit den Schülerinnen ein Rollenspiel zum Thema Umwelt und Ski Tourismus in den Alpen in einem fiktiven Ort namens Schönberg durchführten. Das Rollenspiel hatten wir uns den Tag vorher gemeinsam überlegt und es war ein voller Erfolg! Sowohl die Schülerinnen als auch wir hatten jede Menge Spaß und haben, was ja das wichtigste ist, jede Menge auf Deutsch miteinander geredet. Wobei wirklich jede der Schülerinnen ihren Beitrag geliefert hat. Das ist mir fast am meisten im Gedächtnis geblieben. Die Abende sind durch einkaufen, Sport und Quatschen mit Kathi und einer Shopping Tour mit Veronika auch wie im Flug vergangen!

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Beim Einkaufen habe ich stets mein Handy dabei, denn ohne meine Währungs- App und meiner Wörterbuch- App wäre ich gnadenlos aufgeschmissen. Noch renne ich ziemlich orientierungslos durch den Lider, der chilenische Discounter, und versuche das Konzept des Ladens zu verstehen. Aber das einkaufen klappt immer besser, das Einkaufen hier ist aber teurer als in Deutschland!

Mitte der Woche hatte ich dann meinen ersten Heimwehanfall, war erkältet, mein Internet ging nicht und die ganzen neuen Eindrücke haben mich überfordert. Aber dank der tollen Briefe meiner Homezone, meiner besten Tess, bei der ich mich über WhatsApp ausheulen konnte und die sogar in Vietnam immer ein offenes Ohr für mich hat :-* und Matthias, der mich, da skypen nicht ging, ebenfalls per WhatsApp wieder aufbaute, ging es abends dann auch schon wieder. 🙂

Noch sind es hier 25° bis 30° und strahlender Sonnenschein, was für mich natürlich super ist, für die Jahreszeit aber absolut untypisch! Normalerweise beginnt es hier ab März zu regnen und kälter zu werden. Ich war letzte Woche erst einmal mit Veronika in der Stadt Sommerschuhe und eine lockere Sommerhose kaufen. Ich genieße die Sonne natürlich, aber wenn man dann hört, dass auf dem Land die Bevölkerung mit Wassertanks versorgt wird, da die Brunnen ausgetrocknet sind und das Vieh auf der Weide tot umkippt, weil es verdurstet, wünsche ich mir doch, dass es hier bald anfängt zu regnen. Ein weiterer Nachteil der anhaltenden Hitze und Trockenheit ist, dass hier in der Gegend in den Nationalparks teilweise riesige Waldflächen brennen und dabei bis zu zweitausend Jahre alte Araukarien, ein Baum den es nur in Chile gibt, verbrennen. 🙁

Aber da das Wetter weiterhin so gut ist, ging es gestern mit Veronika und noch zwei weiteren Lehrern meiner Schule mit dem Auto nach Pucon und von dort aus in den Nationalpark. Unser Ziel war der San Sebastian. Der Aufstieg hat mir gezeigt, dass es nun keine Ausreden mehr gibt mich vor dem Sport zu drücken, denn ich war mit Abstand die untrainierteste und die anderen mussten zugegebener Weise doch ziemlich oft auf mich warten. :/ Die Kombination aus mangelnder Kondition, Staub, meinem Asthma und dem zu Hause vergessenen Asthmaspray haben mich teilweise echt an meine Grenze gebracht. Aber je höher wir kamen, umso gigantischer wurde die Aussicht!

Los ging es umgeben von viele Bäumen unter ihnen auch etliche Araukarien, die für mich wie eine Mischung aus unseren Tannen und Kakteen aussehen.

Um uns herum nichts als Stille und die Geräusche von ein par Vögeln und natürlich der stets steile Schotter-Staubweg bergauf.

Und im Nationalpark dürfen dann eben auch die Bäume stehen bleiben, die nicht mehr leben.

Halbzeit...

Die Hälfte war geschafft! Hätte mir auf der Wiese einer gesagt, was noch auf mich zukommt… 😀

Und die Aussicht wurde immer besser!

Da ganz oben waren wir!

Da oben, das war unser Ziel, der Weg hat mir noch einiges ab verlangt! 😀 Die anderen hatten recht lange Pausen, aber sie haben ohne sich zu beschweren auf mich gewartet. 🙂

Und die Aussicht wurde mit jedem Höhenmeter schöner!

Stück des Weges

Und das war dann so der Weg bergauf, ganz oben waren es dann keine Staubwege mehr sondern Felsen über die wir geklettert sind. Das hat super Spaß gemacht, aber ich hatte teilweise schon ziemlich Bammel. 😀 Da ich oben meine Hände zu festhalten brauchte konnte ich leider keine Fotos machen. 😀

Aber Veronika, die vor mir oben war, hat ein wunderschönes Foto von mir auf den letzten Metern gemacht! 😀

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Aber oben angekommen, wusste ich sofort, dass sich die Strapazen gelohnt haben!! Wir haben dann 45 Minuten in der Sonne Pause gemacht un unser Picknick verzehrt und die absolut unbeschreiblich schöne Aussicht genossen!

Es war so unendlich schön!

Aussicht

Geschafft! :)

Geschafft!!!

Ohne Worte!

Oben angekommen!

Im Hintergund der noch rauchende Villarica. Und in Wirklichkeit war es noch viel schöner als auf den Fotos!!!

Unsere super nachhaltige kulturweit Flasche, immer mit dabei! :)

Meine kulturweit- Flasche ist immer mit dabei, Mr. Travi habe ich allerdings, muss ich zu meiner Schande gestehen, zu Hause vergessen. Der darf dann auf die nächste Wanderung mit! 🙂

Insgesamt waren wir 6 Stunden unterwegs und haben ca. 1300 Meter in die Höhe und 12 Kilometer Strecke zurück gelegt. Zum Schluss befanden wir uns auf 2000 Metern Höhe. Wieder unten angekommen, runter ging wesentlich schneller als hoch, ging es in einem See baden! Das war auch dringend nötig, da der Staub überall war, was vielleicht auch daran liegen könnte, dass es streckenweise teils geplant, teils ungeplant auf allen vier Buchstaben runterging… 😀  Das war eine so unheimlich angenehme Abkühlung! Den Tag haben wir dann noch bei einer, wie ich finde wohlverdienten, Pizza ausklingen lassen. Gestern Abend bin ich dann wie ein Stein ins Bett gefallen und habe bis heute Mittag 12 Stunden durch geschlafen und merke heute jeden Muskel in meinem Körper. 😀

Ich habe also in meiner ersten Woche hier meine Schule und tolle Kollegen kennengelernt, war an der Küste und an der argentinischen Grenze auf dem San Sebastian wandern! Ich bin einfach nur glücklich hier zu sein!

 

 

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