„Wo ist denn der Kühlschrank?“
„Na auf den Zimmern – oben“
„eeeh, lass die Tür auf – ich will duschen! Ich seh nichts mehr…“
Liebe Grüße vom Deutschcamp an der kurischen Nehrung, wo ich gerade im Hauptraum sitze, ein Lehrer just mit den Einkäufen für die letzten zwei Tage wiedergekommen ist, die in riesigen Viktoria-Tüten
in die eher spärliche Küche geschleppt werden. Ein paar Mädels teilen sich die Dusche (2 Duschen für 36 Teilnehmer!), in der seit heute leider das Licht nicht mehr funktioniert. Gerade steigt mir der Geruch von Käse und Schinken in die Nase – der Tisch wird gedeckt und ich muss nun auch langsam zusammenpacken und Wasser aus dem „Brunnen“ holen (Definiere „Brunnen“: gelber Schlauch ).
Frisch gestärkt vom Mittag (diesmal wirklich gestärkt, da ich heute nicht die Kochaktion betreuen musste. Das kann nämlich ganz schön stressig sein, vier Töpfe mit kochenden Panelli (Nudeltaschen), sowie drei Kannen mit heißem Wasser, daneben zwei Salatschüsseln und dazu noch 5 eifrige Schüler beim Tischdecken zu betreuen) sitze ich jetzt in meinem Zimmer und beobachte die Spinnen, wie sie sich über dem Bett meiner Mitbewohnerin abseilen.
Oooh, das erzähle ich ihr besser nicht. Als HSP („Hochsensible Person“ – Selbstbezeichnung ihrerseits!) kann sie so nämlich wirklich nicht schlafen, weshalb ich gestern mit meinem Zahnputzbecher (meinem Zaaaahnputzbecher!!!) drei dieser possierlichen Tierchen entfernen durfte. Und ja, ich ekel mich auch vor ihnen.
Natürlich habe ich sie lieb in die Freiheit gesetzt – die Toilette herunterspülen wäre auch sicherlich verboten. Schließlich sind wir hier in einem Naturpark, da darf nicht mal das Toilettenpapier in selbige – sondern fein in den Mülleimer daneben, mmmhh….
Wie vielleicht deutlich wird, die Unterkunft ist jetzt nicht sooo bombe… Aber dafür dümpeln wir hier in wirklich wunderschönster Natur durch die Gegend (vgl. Bildergalerie – 10m zum Haff und 300m zum Meer) und flüchteten gestern am Tag der deutschen Einheit nach Kaliningrad.
Kaliningrad – Day
Auf dem Programm standen neben Freizeit, Museum und Stadtführung mit einem „den muss man mal erlebt haben“ – Professor (wirklich! Wie sich jemand so für eine Stadt begeistern kann, und überall Zusammenhänge spannen kann…)
auch ein Balalaika-Konzert mit dem Jugendorchester der Stadt.
Nun gut – irgendwie glaube ich, dass es sich bei den 7 Personen, die dann singend, schreiend oder trötend in traditionellen Kleidern auf die Bühne sprangen eher nicht um die angekündigten Musiker handelte… Alternativ, aber nicht uninteressant schunkelten, drehten und hüpften sie sich durch die 40 Minuten – und für uns ging es dann давай (dawai) weiter zum Empfang anlässlich des Nationalfeiertages im deutsch-russischen Haus.
Tag der deutschen Einheit –Feiertag!
Trotz stau-üblicher Verspätung von 30 Minuten ging es für uns doch erst mal in die Warteschlange – der Botschafter schüttelte tatsächlich allen Gästen ausführlich die Hand, bis wir dann ins überfüllte deutsch-russische Haus vorziehen durften. Zu Riesen-Buffet (aah, immer dieses Essen!)wurde dann noch eine deutsch-russische Mega-Torte (wie war das noch mit Essen?!) eingefahren. Irgendwie krass – da wohnt man 18 Jahre in Deutschland und der 03. Oktober ist nicht viel mehr als ein schulfreier Tag und kaum in Russland, da trifft man sich zu Festbankett und meine russische Familie steht vom Tisch auf, um mir gebührend zu gratulieren.
P.S. Meine Zimmergenossin hat gerade die Spinne entdeckt!