29.09.2012 – Mein erster „eigener“ Unterricht
Mal wieder ein Beitrag, für die Menschen, die einfach an „Was du so tust“ interessiert sind
Heute ging es ans Shili – Schule internationales Lyzeum und Internat – die linguistische Schule der Stadt. Ich war gebeten worden, dort heute den Vertretungsunterricht zu übernehmen, da zwei Deutschlehrer derzeit auf Schüleraustausch in Deutschland unterwegs sind.
Auf ging’s also um 8 Uhr früh – am Samstag – und mithilfe des Stadtplans habe ich es dann auch irgendwie bis zur Schule geschafft, die wirkliche Herausforderung wartete natürlich im Gebäude.
- Dem Pförtner erklären, dass ich kein böser Eindringling bin – und das ohne Russischkenntnisse.
„Я немка“ (Ich bin Deutsche.) reichte ihm aber aus, um mich zumindest ins Gebäude zu lassen. - Schlüssel auftreiben.
Irgendwo nach rechts und dann gibt es ein Schlüsselbrett hatte es mal geheißen. Okay – ab nach rechts – und nun? Drei Türen, alle geschlossen.
Wie gut, dass meine Gastmami immer darauf besteht, dass ich sofort nachdem sie das Haus verlassen hat abschließe – russisches Wort für Schlüssel paar Mal fragend gemurmelt, bis ich zu einer Lehrerin gelotst wurde. Geschafft. - Raum finden.
Wo war der denn bloß? Gleich am Anfang falsch abgebogen, versuchte ich ein Schüler nach dem anderen zu überreden, mir den Weg zu zeigen. Die meisten waren aber im Stress, nicht zu spät zu kommen und riefen mir nur irgendetwas (Unverständliches J ) zu. Als ich dann irgendwelche Schulhilfskräfte gefunden hatte und mal wieder mit dem Schlüssel aus Mission 2 auf dem glücklicherweise die Raumnummer stand rumwedelte, schlossen diese daraus, dass ich den Schlüssel wohl nur gefunden haben könnte und wollten den schnellstmöglich zum Schlüsselkasten bringen. Neeeein, Stopp!Irgendwann habe ich mich dann doch verständlich machen können, und stiefelte an den mittlerweile schon wartenden Schülern in den Unterrichtsraum – auf zu Aufgabe 4. - Den Schülern glaubhaft machen, dass ich Lehrerin bin.
Ich verstehe ja kein Russisch, aber immerhin so viel, dass ich mitbekam, dass die Schüler doch sehr überrascht waren, dass ich am Pult Platz nahm. Das ist eine Lehrerin??? Ja, mir fehlen immer noch drei Pfund Schminke und 10cm Absatz auf dem Weg zur ernstzunehmenden Lehrerin. - Mich durch den Tag wurschteln.
Los ging es mit einer 8. Klasse, die gerade kennenlernen, Monate und Familie wiederholt hatte. Eigentlich wollte ich mich mithilfe von ein paar Fotos vorstellen – aber wie knackt man ein russisches Passwort? Kurzerhand entschied ich mich für ein paar Spiele zum Thema und war begeistert, wie gut und bemüht die Schüler trotz geringer Sprachkenntnisse am Werk waren.
Weiter in der 7. – Deutsch hier aber als 1. Fremdsprache, sodass ich mich sogar ein wenig mit den super motivierten Schülerinnen unterhalten konnte. Beim Besprechen der neuen Wörter kam ich dann nicht umhin, nebenbei selbst Russisch zu lernen. Und wie erbarmungslos die Kinder sind! Selbst die schwierigsten Worte musste ich so oft neu schreiben, bis sie richtig an der Tafel standen – und wehe die Aussprache stimmte nicht… 🙂
Auch die anderen drei Stunden konnte ich mehr oder weniger erfolgreich hinter mich bringen ( naja, wäre dann auch die Klasse gekommen, die eigentlich geplant war, hätten sie auch Deutschbücher dabei gehabt… Aber wir sind ja so spontaaan und flexibel hier in Russland…). - Ausgang finden
Kein Problem dank hilfsbereiter 11. Klässler. - Schlüssel loswerden.
Fast geschafft. Denkste! Da ist dann doch der Schlüsselraum einfach abgeschlossen. Hmm, Klopfklopf – hilft auch nicht. Also ab zum Pförtner.
Bei dem konnte ich meine Russischkenntnisse noch eine Runde bemühen, und aus Mitleid nahm er die Schlüssel auch an – mal sehen, ob Montag der Raum noch zugänglich ist 😉
Hier noch meine überzeugende Argumentation ins Deutsche übersetzt:
Bei mir existiert ein Schlüssel.Ich will nicht, Schlüssel.Es ist abschließen.
Schüssel – nicht gut.
Okay, er muss den Schlüssel aus Mitleid genommen haben. 🙂
Johanna hat mir gezeigt, dass man online an deinem Russlandaufenthalt teilhaben kann. Bin fasziniert, was heutzutage so alles möglich ist. Liebe Grüße, Oma
Herzlichen Glückwunsch zu deinem ersten Arbeitstag! Das hast du doch souverän gemacht. Klasse!