28.09.2012
Fazit: Ich kann meine Füße nicht mehr spüren, bin klitschnass und sitze nachdem ich alle anderen Aktivitäten heute gecancelt habe mit heißem Tee, dicken Socken und einer riesen Packung Schokokexe ( die mussten einfach sein!) endlich wieder in meiner Unterkunft!
…und wie es dazu kommen konnte:
Man stelle sich ein völlig uninformiertes Marön vor. Es ist halb 10, es regnet und es ist kalt (viel zu kalt!). Wir warten mit dem gesamten Jahrgang auf einen Bus. Wohin? Sarniza. Was das ist? Weiß keiner so genau. Irgendetwas mit Sport und Militär. Aha!
Los ging es um 10, gen nirgendwo, Ausstieg um halb 11, auf einer Schnellstraße – also schnell nach rechts, mitten in den Wald.
Querfeldein durch Schlamm und über Erdwälle erreichten wir dann eine Lichtung. Dort wurden die Schüler dann in mehrere Gruppen aufgeteilt, in denen sie innerhalb einer Stunde ökologische Aufgaben lösen sollten. Ich habe mal versucht, herauszufinden, was genau sie machen sollten – ich glaube Bodentemperatur messen, Pflanzen bestimmen, ein Loch buddeln – aber leider war die Motivation außerhalb des Sprachunterrichtes Fremdsprachen zu nutzen eher gering, und die einzige nicht nur russisch-sprachige Lehrerin meinte nur, es sei nicht so wichtig.
Na super, also zwei Stunden sprachlos zuschauen, wie sie ihre Zettelchen (mehr oder weniger) bearbeiteten und anschließend noch im Einzelgespräch Fragen lösten und einander den Kopf verbanden (sollte irgendein logischer Zusammenhang bestanden haben, dann habe ich ihn einfach nicht verstanden 🙂 ).
Als ich die ganze Geschichte Richtung deutsche Waldjugendspiele einordnen wollte, wurde es aber richtig spannend bis alternativ.
Erst mal war nämlich Mittagspause angesagt.
Mjaaam, Gretschneja und Tee – überm self-made Feuer…
Gestärkt vom Essen (oder auch nicht, die meisten Schüler ekelten sich nämlich davor – aber es war warm, und mir war soooo kalt!) ging es dann an den Ernst des Lebens.
Zunächst Granatenweitwurf – ja, es waren Attrappen. Aber warum kann man nicht einfach Bälle verwenden?!
Dann Gasangriff – was weiß ich, sie mussten um die Wette Gasmasken anziehen und auf dem Boden durch die Gegend robben…
Und dann Schießen – erst mit einer Pistole auf die Wand,
später im „Krieg“ mit Wasserpistolen aufeinander.
Krieg ist … ööh… interessant.
Die Schüler werden in vier Gruppen aufgeteilt und dementsprechend mit farbigen Zetteln markiert. Dann verstecken sie sich im Wald und haben zweieinhalb Stunden Zeit, sich gegenseitig abzuschießen und einander die Zettel zu klauen.
Marön sitzt derweil nass und frierend in der Gegend rum, und bemitleidet die armen Schüler, die sich noch zusätzlich bei 8° von der Seite einsauen – die Wasserpistolen-ersetzenden Wasserflaschen werden nämlich gerne auch mal mit Schlamm aus den Pfützen nachgefüllt.
Irgendwann kam dann auch mal ein weinendes Mädchen an, meine Deutschlehrerin konnte mir nicht übersetzen, was sie hat. „Aber so ist Krieg eben.“ Juchuuuu!
Kurz vor Ende klingelte dann auch das Handy einer Lehrerin, eine Schülerin hatte sich im Wald auf der Flucht vor dem Gegner verirrt und konnte den Weg nicht mehr zur Lichtung finden.
Als die Dame dann wieder heile (und durchnässt) aufgetaucht war, war es dann auch 17 Uhr, und es ging – endlich – zurück zur Schule.
Was ein schöner Tag…
Ups, etwas krass, da fällt mir gar nichts mehr zu ein. Arme Maren!
Ach, heute scheint die Sonne und ich bin wieder aufgetaut.
Rückblickend doch sehr „interessant“, wie das Militär hier sogar im Schulleben Einzug hält. Habe davon ja im Geschichtsunterricht Thema DDR gehört – aber so etwas heutzutage zu erleben – „Hat schon was“ 😉