Zwischen all den schönen Erlebnissen die ich hier erlebe, werde ich immernoch und immerwieder daran erinnert, dass ich nicht „dazu gehöre.“
Das „Weiß sein“ wird mit Geld gleichgesetzt.
Das finde ich traurig und zum Teil sehr schockierend, dass es den kleinen Kindern schon eingetrichtert wird, dass alle Menschen die Weiß sind, Geld haben.
Ich lief auf der Straße vom Supermarkt zu meiner Schule. Plöztlich stand ein junges Mädchen hinter mir, vielleicht so 14 oder 15 Jahre alt. Sie fragte mich, ob sie mir eine Frage stellen könnte.
Klar, warum nicht?
Also erzählte sie mir, dass sie ihre Bücher verloren hatte und bat mich ihr 300 Schilling zu geben, damit sie keinen Ärger von ihren Eltern bekommen würde.
300 Schilling sind ca 2.80 Euro.
Ich kann bei sowas sehr schwer nein sagen, da ich natürlich weiß, dass Züchtigungen nicht nur in der Schule, sondern auch in den Familien statt finden. Ich weiß auch, dass man das eigentlich nich machen sollte, aber in so einem Moment wird mein Herz dann immer weich.
Ich überlegte einen kurzen Moment. Genau in der Sekunde, in der ich beschloss ihr die 300 Schilling zu geben, sagte sie, dass ich ja schließlich genügend Geld hätte, da ich ja „weiß“ wäre.
Dieser Satz hat mich so traurig gemacht und auch etwas verärgert, sodass ich ihr kein Geld mehr gegeben habe.
„Gib mir Geld, du hast doch genügend, weil du weiß bist.“
Diesen Satz höre ich so oft und mittlerweile bin ich es leid.
Ich mag nicht mehr mit Geld gleichgesetzt werden !
Ein zweites Erlebnis, was mich auch sehr enttäuscht hat, ist das Taxifahren in Meru.
Mittlerweile kenne ich alle Preise. Ich weiß, wann ich verhandeln kann und wann nicht.
Als ich in ein Taxi stieg und fragte wie teuer es sei, fragte mich der Mann was ich geben würde. Ich antwortete selbstverständlich 20 Schilling, denn das ist der normale Preis.
Nein, er wollte 100 Schilling haben. Daraufhin hab ich gesagt, dass er mich rauslassen soll, denn das war ich nicht bereit zu zahlen. Seine Antwort war nur, dass ich ja aus Amerika kommen würde und ich deswegen genügend Geld hätte.
Viele Kenianer (nicht alle) denken, dass man
- aus Amerika kommt und
- dass man Geld hat.
Das ich selber erst 20 Jahre alt bin und ich in Deutschland selber noch nicht arbeite, ist denen völlig fremd.
Dieses Bild ist sehr schwer zu verändern, da die meisten Leute nicht die Wahrheit hören wollen.
Ich möchte dazu sagen, dass ich das keines Falls verallgemeinern kann und will, jedoch bin ich jetzt schon des Öfteren sehr enttäuscht worden. Es macht mich traurig, Hilfe ohne nachzufragen, ob es was kostet, annehmen zu können.
Damit schließe ich nun das Thema ab und hoffe, dass ich in den paar Monaten, die mir noch bleiben, etwas in den Köpfen ein paar Menschen verändern kann.
Liebe Johanna,
deine beschriebene Erfahrung kenne ich nur zu gut. Auch mir ging es häufig so, dass ich um Gelt angebettelt/Preise betrogen wurde. Es gab aber auch immer wieder Momente, wo ich gemerkt habe, dass ich gleich behandelt werde. Mein liebster Gang war der zum Markt, zu meiner Maracujaverkäuferin. Serah hat uns vorgestellt und einen fairen Preis ausgehandelt, bei ihr habe ich nie mehr bezahlt als alle anderen. So etwas lernt man dann wirklich zu schätzen.
Ich wünsche dir für die nächsten Monate noch viel Durchhaltevermögen.
Liebe Grüße
Julia
Liebe Julia,
vielen Dank fuer deine lieben Worte.
Es ist nicht immer einfach mit solchen Situationen umzugehen und ich weiss es auch immer sehr zu schaetzen, wenn man mir das Gefuehl gibt, akzeptiert zu werden und dazuzugehoeren.
Im Moment sind jedoch einfach so viele Dinge passiert, ueber die ich echt sehr enttaeuscht war, dass ich mir nun dachte, einen Bericht darueber zu verfassen.
Was machst du eigentlich im Moment?
Liebe Gruesse aus Meru.
Johanna