Schuluniform

Hier an der Kaaga Grils high School tragen alle Schülerinnen eine Schuluniform.
Dazu gehören:
Weiße Kniestrümpfe und Schwarze Schuhe
Ein dunkelgrüner Rock, der mindestens bis über die Kniee gehen muss
Eine hellgrüne Bluse die man in den Rock reinstecken muss und bis oben zugeknüpft haben sollte
Ein dunkelgrüner Pullover oder einen Pullunder, den man über die Bluse ziehen kann, wenn es kalt ist
Eine grüne Jacke
Und ein grüner Schal
Ich war sehr beeindruckt von der Schuluniform, weil wir so etwas in Deutschland nicht so oft an den Schulen haben.
Ich fragte Emmah, ob ich auch so eine Schuluniform tragen dürfte. Sie sagte dass müsse ich die Direktorin fragen. Fand meine Idee aber toll. Also fragte ich die Direktorin, ob es in Ordnung wäre, wenn ich auch solch eine Schuluniform tragen würde.
Sie fand meine Frage ziemlich lustig und bekam sich nicht mehr ein vor lachen. Sie erklärte mir, dass keiner der 5 Freiwilligen vor mir diese Bitte gehabt hätte, dass sie es aber sehr schön fände, wenn ich einmal in der Woche diese Uniform tragen würde, da es den Schülerinnen zeigen würde, dass ich mich mit ihnen und ihrer Schule identifizieren würde.
Ich freute mich sehr. Nun gab es nur noch ein Problem.
An der kaaga high School werden die unterschiedlichen Stufen in unterschiedlichen Farben eingeteilt.
So hat die Form 1 ( Schülerinnen im Alter von 13-14) die Farbe gelb.
Die Form 2 ( Schülerinnen im Alter von 14-15 ) die Farbe blau.
Die Form  3 ( Schülerinnen im Alte von 15-16) die Farbe weiß.
Und dir Form 4 ( Schülerinnen im Alter von 17-18)die Farbe rot.
Als Erkennung befindet sich ein Kleeblatt in der jeweiligen Farbe an der linken Seite angenäht.
Welche Farbe sollte ich nun tragen ?
Ich entschied mich für rot, da dass meine Lieblingsfarbe ist.
In diesem Jahr würde ich zur Form 4 gehören. Im nächsten Jahr zur Form 1, da die Farben immer rotieren.
Ich war so aufgeregt und freute mich auf den Tag, an dem ich sie das erste Mal tragen würde.
Emmah teilte mir mit, dass wir am Dienstag Morgen um 7 Uhr eine Versammlung hätten, bei der sich die ganze Schule in der Schulaula versammeln würde, um neue Klassensprecher und Aufsichtspersonen zu bestimmen.
An diesem Tag solle ich meine Uniform tragen, da sie mich dann noch einmal der ganzen Schule vorstellen wolle.
Oh dachte ich.. 812 Schülerinnen und knapp 40 Lehrer…
Ich war sehr aufgeregt.
Als ich mich am Abend noch mit Winnie( Sie ist meine Nachbarin und sie ist eine ehmalige Schülerin der Kaaga Schule. Sie hat die Möglichkeit bis Januar 2014 auf dem Schulgelände zu wohnen, bis sie ihr Medizinstudium in Nairobi antritt), unterhielt und ich ihr sagte was ich vorhabe, fing sie an zu lachen. Sie sagte es sei so lustig und das bestimmt alle Schülerinnen lachen würden. Das beunruhigte mich etwas.. Und ich hatte auch ein wenig angst, dass mich die Schülerinnen am nächsten Tag alle auslachen würden.
Am Abend schrieb ich mit einem Freund, der gerade in Bulgarien genau wie ich über kulturweit sein Fsj macht. Er bestärke mich indem er sagte, dass mich die Schülerinnen nicht auslachen würden, sie würden lachen weil es tatsächlich für sie etwas neues lustiges wäre, ich solle einfach mitlachen..
Okay.. Ich werde es versuchen sagte ich, schlief jedoch mit einem mulmigen Gefühl ein.
Am nächsten Morgen klingelte mein Wecker um 6.45 Uhr. Ich war Hundemüde, das letzte Mal wann ich zu solch einer Zeit aufgestanden bin, war schon soooo lange her. Zur Schulzeit oder so 😉 was war doch gleich Schule ? Achja man steht morgens auf und lässt sich von Lehrern quälen.
Nein, ich freute mich, denn ich stand ja nun auf der anderen Seite der Schulbank.
Die Freude dauerte wohl zu lang, als ich erneut auf den Wecker sah, erschrack ich. Waaaaas? Schon so spät ? Die Uhr zeigte 6.57.  ich blickte an mir runter. Gut, also Kniestrümpfe und Bluse hatte ich schon an. Weiter ging’s. Das mit dem Rock brauchte ein bisschen, bis ich ihn dann endlich zu hatte. Schnell den Pullover übergeworfen Zähne geputzt und ab ging’s. Ich rannte los. Schloss noch schnell meine Tür ab ( dazu sollte man wissen, dass es ein sehr besonderes Schloss ist. Man muss nämlich durch ein Loch greifen, sodass man einen Riegel von Innen vorschieben kann und dann schiebt man ein Schloss durch das Loch und muss dieses mit einer Hand zudrücken und natürlich mit einer Hand den Schlüssel umdrehen. Äußerst kompliziert ) Nach mehreren Versuchen, ist mir auch das gelungen. Weiter ging’s über das Schulgelände. Da ich rannte und die scharfe Kurve nicht ganz hinbekam, weil mir der Regen von der Nacht einen Strich durch die Rechnung machte, konnte ich mich noch so eben an einem vertrocknetem Busch festhalten. Oh Gott. Schnelle Kontrolle, ob ich auch keinen Fleck auf der Uniform hatte, dann ging’s weiter in Richtung “ Aula „. Von weitem hörte ich Stimmen. Oh Nein… Ich komme zu spät dachte ich. Doch als ich dann die Aula erreichte, kamen mir noch bestimmt 70 Schülerinnen mit Stühlen entgegen. Alle Augen waren auf mich gerichtet. Alle lachten. Es war kein böses lachen, aber sie lachten. Ich blickte etwas bedröppelt zu Boden und sah mich suchend nach Emmah um. Ich konnte sie nicht finden. Stattdessen kamen ein paar Schülerinnen der Form 4 auf mich zugerannt. Sie musterten mich von Kopf bis Fuß und fragten dann anschließend, warum ich diese Schuluniform tragen würde. Ich antwortete dass ich sie freiwillig tragen würde, weil ich das schön fände. Oh nein kicherten sie, Schuluniformen seien doof. Aber ich würde sehr schön darin aussehen.
Das bestärke und freute mich natürlich sehr.
Sie sagten, wenn ich nun die Schuluniform tragen würde, dann wollen sie mir ihre Freundinnen vorstellen. Sie zogen mich einfach mit. Ich war direkt in der Schülermasse mit eingebunden. Das war ein unheimlich tolles Gefühl. Das Gefühl trotz der anderen Hautfarbe dazuzugehören.
Sie fragten mich, ob ich bei Ihnen sitzen möchte.
Ich hätte so gerne ja gesagt, aber ich musste mich mitten auf die Bühne zu den Lehrern setzen.
In dem Augenblick entdeckte ich  Emmah. Ich verabschiedete mich schnell von den Mädels und trappte in einem nun schon etwas selbstbewussteren Gang auf die Bühne.
Die 40 Stühle der Lehrer waren noch nicht mal 1/4 gefüllt. Um 20 nach kam dann auch erst die Schulleiterin und ihre Stellvertreterin.
Die Lehrer kamen alle so nach und nach.. Die letzten irgendwann so gegen 8.15 Uhr.
Ich schmunzelte. Während sich das Gewusel langsam etwas ordnete, erzählte ich Emmah von meinem Frühsprint, den ich hingelegt hatte, um nicht zu spät zu kommen.
 Sie lachte und sagte, ach Johanna weißt du was?
Pünktlichkeit steht bei uns nicht im Wörterbuch.
Unsere Blicke trafen sich und wir grinsten uns an.
Das habe ich gemerkt, war mein kurzer Kommentar bevor sich die Direktorin erhob, um mit dem Gebet zu starten.
Nach dem Gebet folgte die Wahl. Ja die Wahl. Ich war sehr erstaunt darüber, wie das hier so abläuft.
Es gibt verschiedene Aufgaben, die auf die Schülerinnen verteilt werden.
Zum Beispiel jemand der die Aufsicht über die Schlafsäle hat. Jemand der am Wochenende für Sportaktivitäten zuständig ist, jemand der die ganze Schule vertritt, jemand der für das Labor zuständig ist oder auch jemand der dafür sorgt, dass nach dem Essen der Speisesaal sauber hinterlassen wird und noch viele weitere andere Aufgaben.
Um diesen Posten ausführen zu können, wird man vorgeschlagen und alle die, die dies gerne machen wollen, mussten dann an dem besagtenTag eine Rede mit der Begründung warum sie diese Aufgabe ausführen wollen, halten.
Es wurde gejubelt und sogar ausgebuht. Das war echt krass irgendwie.
Dann kam ich ins Spiel.
Emmah trat nach vorne und verdeutlichte mir mit einer Handbewegung , dass ich zu ihr kommen solle. Ich stellte mich etwas verlegen neben sie vor die 812 Schülerinnen. Das lachen der Schülerinnen schalte durch den Raum. Emmah stelle mich vor und merkte an, dass ich nun jeden Dienstag die Schuluniform tragen würde,  daraufhin fingen alle an zu jubeln. Dann erklärte Emmah, warum ich mir ausgerechnet die Uniform der Form 4 ausgesucht habe. Die komplette Form 4 stand schlagartig auf und klatsche. Ich war sehr gerührt und freute mich darüber. Ab diesem Zeitpunkt fühlte ich mich auch von den Schülerinnen angenommen… Ein Grinsen glitt über mein Gesicht…
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6 Antworten zu Schuluniform

  1. Julia Thein sagt:

    Liebe Johanna,

    natürlich kannst du gerne mit mir in Kontakt bleiben. Ich bin ja selbst auch neugierig, was du erlebst, wie es den Schülern geht und was es sonst so neues in und um Meru gibt 🙂 Eine Schuluniform anzuziehen, darauf wäre ich nie gekommen, aber ich bin ja auch schon ein wenig älter als du und der Altersunterschied war dann doch schon ein wenig größer zu den Schülern. Es freut mich zu hören, dass noch viel von mir gesprochen wird, obwohl ich nur 5 Monate an der Schule war. Ich erinnere mich gerne an die Zeit, aber es gibt in Deutschland auch deutliche Vorteile 😉 Ich sag nur „kein Licht, kein Wasser“ ich bin die ersten vier Wochen fast jeden Tag ins Seki und hab mitgeteilt, dass ich kein Wasser habe 🙂 Irgendwann haben sie es dann auf die Reihe bekommen…
    So denn, ich wünsche dir ein schönes Wochenende und setzt dich ab und an mal in ein Matatu und lass dich von Serah mal mit zum Markt nehmen.
    Liebe Grüße und bis bald
    Julia

  2. Ulrike Sommer sagt:

    Ach ja, die Bilder sind wirklich gut geworden und zeigen doch schon einen kleinen Überblick,wo du dich zur Zeit befindest.
    Lass es dir gut gehen,liebe Johanna.
    Mama

  3. Ulrike Sommer sagt:

    Hallo Johanna,
    ja es bleibt und ist spannend,deine Berichte zu lesen. Mach weiter so!!!
    Ich freue mich auf eine Fortsetzung und wünsche dir noch ganz viele beeindruckende
    und bereichernde Erlebnisse an welchen du so viel für dein ganzes Leben wachsen kannst.

    Herzlich,

    Mama

  4. Tabea Pla sagt:

    Ich würde dich sooo gerne in der Uniform sehen, darin siehst du bestimmt bezaubernd aus. Ich hatte am Schluss richtig Gänsehaut!! Du beschreibst das alles so gut, sodass man sich die Situationen richtig gut vorstellen kann und man sich fühlt als wäre man dabei. Freut mich riesig für dich, dass du so erfreulich in der Uniform angenommen wurdest. Bin schon auf die nächsten Berichte gespannt. Liebste Grüße
    Tabea

    • Tabea Pla sagt:

      Ahh habe gerade die Bilder gesehen!! Wie cool, aber ganz so lang habe ich mir den Rock nicht vorgestellt oder nicht vorstellen wollen 😀 Aber es sieht echt süß aus, ist da nun mal so üblich und tragen ja alle so.

    • Dankeschön, es freut mich dass dir mein Bericht gefällt. Ja die sind ziemlich lang.. Und einige Schülerinnen versuchen ihn auch so hochzuziehen dass er kürzer wird, aber das gibt dann stress…
      Ich drücke dich, herzliche Grüße.

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