Sonntag ist hier ein sehr besonderer Tag.
Wirklich jeder hier in Meru geht am Sonntag in die Kirche.
Letzten Sonntag bin ich auch mitgegangen. Heute bin ich zu Hause geblieben.
Wie die meisten von euch wissen, bin ich weder getauft noch konfirmiert. Was nicht heißt, dass ich nicht an Gott glaube, aber weil ich nicht 100% hinter dem stehe, was in der Bibel steht und was die Kirche vertritt, habe ich mich dazu entschlossen nicht in die Kirche einzutreten.
Ich trete jedem Menschen offen gegenüber und akzeptiere sein Glauben.
Ich bin immer offen für Neues und so fing alles an.
Meine Nachbarin Winnie fragte mich, ob ich sie am Sonntag in die Kirche begleiten würde. Ich sagte natürlich ja klar gerne, weil ich sehr gespannt war ob der Gottesdienst in Kenia anders ist als der in Deutschland.
Mir wurde mitgeteilt es gebe zwei verschiedene Zeiten zum Gottesdienst zu gehen. Von 8 bis 11 und von 11 bis 14 Uhr. Winnie und ich bevorzugten den 2 Termin.
Ich sollte mich jedoch ab halb 10 bereit halten, da wir mit dem Bus dort hinfahren wollten.
Am Sonntag morgen machte auch ich mich schön für die Kirche und stand gestriegelt und fertig um halb 10 vor der Haustür von Winnie. Weit und breit keine Spur von ihr. Ich lief zu Sera, auch eine Nachbarin von mir und klopfte an der Tür. Sie machte mir die Tür auf. Sie hatte sich nur ein Handtuch umgewickelt und sagte Morning Johanna, have a sit. Okaaaay dachte ich mir.. Der Bus ? Naja, vielleicht hatte ich es auch falsch verstanden. ich setzte mich hin und wartete… Um 10 Uhr 10 standen wir dann alle am Straßenrand und warteten auf den Bus. Tatsächlich da kam ein ein Bus. Es war der Bus, der alle Leute von überall abholt, um gemeinsam zur Kirche zu fahren.
Ein kurzer Einwurf zum Begriff Kirche. Hier wird jeder Raum, egal ob groß oder klein, als Kirche bezeichnet. Die Voraussetzung ist natürlich das man dort beten kann.
Weiter geht’s.
Wir fuhren Kreuz und quer durch das ganze Dorf und sammelten die Leute ein. An manchen Stationen warteten wir auch 20 Minuten bis es weiter ging. Wir hörten laute Musik um uns schon auf den Gottesdienst einzustellen das war echt schön. Um 11.15 erreichten wir dann die Kirche. Es sah für mich aus wie ein riesengroßer Pavillon unter dem 500 Plastikstühle standen. Wir wurden von einer freundlichen Dame in eine Reihe verwiesen, wo wir uns schweigend setzten.
Der Gottesdienst war schon in vollem Gange und kaum zu überhören. Es war sehr laut.
Ich hatte das Gefühl alle würden mich anstarren, ich war unter den 500 Leuten natürlich die einzige Weiße.
Ich versuchte zu verstehen worum es geht, das gestaltete sich jedoch sehr schwierig, da der Gottesdienst auf Suaheli war und ich bis auf Karibu – herzlich Willkommen und Asante- Danke, nicht viel verstehen konnte.
Sobald doch ein paar englische Worte fielen, wurde ich ganz aufmerksam..verstand es aber dennoch nicht.
Was das ganze auflockerte waren die musikalischen Einlagen. Sobald ein Redner fertig war, stand die ganze Gemeinde auf.
Drei Frauen und ein Mann sangen mit einem Mikrofon auf der Bühne und die Gemeinde unterstütze vom Platz aus.
Es war so cool.
Ich verstand zwar nichts, aber es war richtig cool.
Alle sangen inbrünstig mit und tanzten zu dem Gesang.
Es war beeindruckend.
Dann wurde wieder eine ganze Zeit lang nur geredet.
Ich guckte auf die Uhr 14.15. Sollte der Gottesdienst nicht nur bis 14 Uhr gehen ? Naja wie ich von Emmah wusste, hieß das nichts. Das kann sich spontan auch mal ändern.
Um 15 Uhr war der Gottesdienst dann vorbei.
Die Gemeinde stieg in die Busse und alle wurden wieder zurückgefahren.
Es war eine tolle Erfahrung den Gottesdienst zu besuchen.
Nur etwas lang..
Na denn. Da sind unsere Gottesdienste ja richtig kurz dagegen. Find ich aber super das du dir alles anschaust und mitmachst. Mach weiter so und sammel die Eindrücke deines Lebens. Ich hab dich lieb. Papa