So meine Lieben,
eigentlich wollte ich schon längst ein paar Postkarten an euch rausschicken, aber ich finde einfach keine schönen! Und es ist ja eine Schande, hässliche Motive von Sarajevo zu verteilen… das ist nicht die Art Werbung, die ich machen möchte! Deshalb begnügt euch vorerst mit den digitalen Nachrichten und hoffentlich finde ich bald schönere Postkarten. Vielleicht ja in Mostar, dort werden wir nämlich das nächste Wochenende verbringen.
Aber zuerst erzähle ich mal von der letzten Woche:
Mittlerweile haben wir uns also etwas in den Schulbetrieb eingefunden. Die Unterrichtweise der Lehrer ist natürlich sehr unterschiedlich und so können wir uns auch auf verschiedene Weise einbringen – manchmal ist es eher wie eine Hospitation, manchmal halten wir ganze Stunden – diese Woche habe ich zum Beispiel eine Klasse in eine neue Lektüre eingeführt und Eike hat seinen Schülern beigebracht, wie man an das Schreiben eines Aufsatzes herangeht, bzw. wie man einen Einleitungssatz schreibt – und bei manchen Lehrern ist es etwas dazwischen. Meistens bleibt uns aber Raum für unsere eigenen Ideen, wir können kleine Spiele machen usw; damit sind wir also bisher recht zufrieden. Bei den Schülern scheinen wir auch besser anzukommen als gedacht, nun ja, wir sind nun mal eine Abwechslung vom normalen Trott. Für „mein“ Herbstprojekt mit Sanelas 1. Klasse treffen wir uns sogar Samstags und die Schüler machen das (fast) ohne Murren und mit viel Motivation mit.
Ansonsten waren wir am 2.10. zum „Reinfeiern“ in den Nationalfeiertag in die deutsche Botschaft eingeladen (nun ja, ohne richtige Einladung, eher so spontan per Mail) und da wir sonst nichts zu tun hatten, sind wir da mal aufgetaucht. Wie zu erwarten war das Programm nicht so spannend (Rede, wichtige Leute in Anzug), aber wir haben dort eine Improvisations-Theater-Truppe getroffen, die sehr lustig drauf waren. Aus diesem Kontakt heraus entstand dann auch die Möglichkeit, am Freitag am Impro-Theater-Workshop im Goethe-Institut teilzunehmen und außerdem bekamen wir noch Karten für die Aufführung ihres Stückes am Sonntagabend (eigentlich Samstag, aber aufgrund technischer Probleme wurde das verschoben – typisch Bosnien eben). Also hat sich das doch gelohnt, dort zu erscheinen, und pivo und vino gab es schließlich auch.
Mit dem Kulturbeauftragten der dt. Botschaft, Schlaghosenträger Jens, haben wir dort Bekanntschaft gemacht und seitdem auch schon an diversen Gelegenheiten wiedergesehen, außerdem treffen wir einige dieser Leute wohl Ende des Monats in Banja Luka (Hauptstadt der Republika Srpska) bei einer Deutschlehrerkonferenz wieder, zu der wir auch eingeladen sind. Das Programm klingt spannend, spannend, aber zumindest treffen wir dort Leonie und Alina, zwei andere Freiwillige und werden dort sicher unseren Spaß haben 😉
Am Freitag fand dann besagter Impro-Theater-Workshop statt und dort bekamen wir wirklich gute Anregungen für den Unterricht in Form von Gruppenpädagogik-Spielchen, neuen Kennenlernspielen und auch einigen Elementen aus dem Impro-Theater. Das war sehr lustig und lässt sich bestimmt gut mit Schülern ausprobieren.
Außerdem bekamen wir am Wochenende Besuch von Sofia, einer Freiwilligen aus Osjek, Kroatien.
Leider hatten wir gleich nach ihrer Ankunft ein Problem mit unserer Toilette, dessen nähere Details ich euch hier ersparen möchte – jedenfalls hätten wir ohne die Hilfe unserer superlieben Nachbarin nicht gewusst, wie wir das Problem lösen und mit sämtlichen bosnischen Hausmeistern etc. hätten kommunizieren sollen.
Aber am Ende hat alles geklappt und wir konnten losziehen, denn wir waren für den Abend mit einer Amerikanerin aus unserem Sprachkurs verabredet (und noch anderen Menschen, die wir dann trafen). Das war also sozusagen unsere Einführung ins Sarajevoer Nachtleben, denn vorher waren wir dazu noch nicht wirklich gekommen, und so ging es dann auch gleich Sonntag und Montag weiter. Kneipen, Bier und Zigaretten sind hier ja sehr günstig – …
So sieht also unser Freiwilligenleben aus.
Aber wir bilden uns natürlich auch kulturell weiter, und so waren wir Montag auf einer Lesung von einem deutsch-iranischen sowie einem bosnischen Autoren.
Wie immer hänge ich unten ein paar Fotos an, die sind nun größtenteils Sonntag entstanden. Wir haben uns die Festung angesehen, die hoch über Sarajevo thront, den Ausblick auf Stadt und Wälder genossen und sind dann noch einige Kilometer den Fluss hochgelaufen bis zur alten „Eselsbrücke“. Zwischendurch war das etwas anstrengend, weil wir natürlich nicht die normalen Wege nehmen können (wo bleibt da das Abenteuer?) sondern uns durch Wald und Wiesen kämpfen müssen und dem Tod durch Erdrosseln mittels Stromleitung oder einem Genickbruch nur knapp entgehen…
Details über die Volksbefragung, sowie andere Anekdoten entnehmt ihr bitte Eickes Blog (den man jetzt auch oben in meiner Menüleiste findet).
Viele Grüße, eure Juli
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