Ja, das Ende meiner Zeit in Almaty naht. Nun habe ich noch genau 13 Nächte hier, dann fliege ich zurück nach Deutschland. Das ist wirklich ein seltsamer Gedanke, den ich nicht wirklich realisieren kann. Und doch, egal was ich hier tue, denke ich: Das ist wahrscheinlich das letzte Mal, dass ich das sehe, das ist wahrscheinlich das letzte Mal, dass ich das tue. Ich knipse Fotos wie eine Verrückte von jedem doofen kleinen Ding, das ich hier doch jeden Tag gesehen habe und versuche noch einmal so viel wie es geht mit meinen Freunden zu unternehmen.
Wenn mich jemand fragt, ob ich mich auf Deutschland freue, weiß ich nie so recht, was ich antworten soll. Freue ich mich? Ja, ich freue mich auf meine Familie, auf meine Freunde. Ich freue mich auf einen geregelten Alltag ohne Ärger mit Vermietern (nette Geschichte, erzähle ich auf Anfrage!) und auf ein Leben ohne offensichtliche Sprachbarriere.
Aber ich freue mich auch nicht. Ich lasse so viele tolle, wirklich gute Freunde hier, eine wunderbare Natur, ein neues Zuhause. Ich habe das Land und die Stadt gern gewonnen, bezeichne Almaty als mein Zuhause und weiß wirklich nicht so recht, was ich antworten soll, wenn mich jemand fragt, wo ich herkomme. Im Moment ist das Deutschland, aus dem Süden. Doch was wird in Deutschland sein? Was soll ich da dann sagen? Mein Zuhause ist nicht mehr klar definiert und das bringt mich in Erklärungsnot.
Ich werde die kyrillische Schrift um mich herum vermissen. So wie ich mich jetzt im Moment freue, auf der Straße Englisch oder Deutsch zu hören, freue ich mich wahrscheinlich dann in Deutschland, wenn ich Russisch höre. Das Aufeinanderprallen von Kulturen und Mentalitäten, die Mischung aus europäisch und asiatisch ist hier einmalig. Klar, das stellt mich hier vor Herausforderungen und nicht selten verstehe ich das Handeln einiger Personen nicht, aber genau das ist es auch, was meinen Aufenthalt so besonders macht. So viel also zu dem Thema freuen auf Deutschland, ich weiß es nicht. Es ist ein Mittendrin, wie mein ganzes Jahr hier.
Nun, worauf ich mich definitiv freue, ist irgendwie wieder anzukommen. Seit 2 Wochen lebe ich hier zwischen den Türen, da ich Ende Juni aus meiner Wohnung ausgezogen bin. Dann war ich für 2 Wochen in der Wohnung eines Freundes, der im Urlaub war und bin gestern in ein Hostel gezogen. Eigentlich wollte ich ja ein Einzelzimmer in einem anderen Hostel, das wurde mir dann aber von Seiten des Hostels 1 Tag vor meinem kleinen Umzug storniert. Gründe gab es keine, wahrscheinlich konnten sie das Zimmer teurer vermieten. Also hab ich mir ein anderes Hostel gesucht. Da bin ich seit gestern, es gefällt mir aber nicht. Ich bin eine von drei Gästen, die Tür wird ab 23 Uhr versperrt, Badezimmertür nicht absperrbar. Ich fühle mich dort wie in einem postsovjetischen Studentenwohnheim mit Ausganssperre von 23.00 – 8.00 Uhr. Also bleibe ich dort noch bis Sonntag und ziehe dann in ein anderes Hostel, welches mir empfohlen wurde. Hoffentlich wird es dann wieder besser hier, das ist ja dann auch meine letzte Woche.
Nun aber etwas erfreulicheres. Es gibt nämlich wieder Fotos zu bestaunen. Ich war mit ein paar Freunden vor einer Woche nämlich im Altyn Emel Nationalpark. Dort haben wir die Singende Düne bestiegen, Antilopen und wilde Esel gesehen, riesige Heuschrecken von der Windschutzscheibe kratzen dürfen und ganz in Safarimanier das Gefühl gehabt auf der Piste zu fliegen. Wir haben gezeltet und in einer Yurte geschlafen und sind dann nach Ak Tay gefahren, wo wir bei über 40 Grad die weißen und roten Berge bestaunt haben. Auf dem Hinweg haben wir den 700 Jahre alten Baum an einer Quelle bestaunt und hatten eine wunderbare Zeit. Seht selbst!
















